Rezension: Die Hohe Republik: Am Rande des Gleichgewichts, Band 3

Am 25. März 2025 erschien bei Panini der dritte Manga-Band der Reihe Am Rande des Gleichgewichts. Nach dem Abstecher in die zweite Phase der Hohen Republik in Präzedenzfall geht nun die Haupthandlung auf Banchii rund um Lily Tora-Asi weiter. Wie bei Band zwei sind für die Story Daniel José Older und Shima Shinya verantwortlich, während Mizuki Sakakibara die Zeichnungen beisteuerte.

Phase 2 lebt

An Präzedenzfall gefiel mir damals, dass die Story eine der wichtigsten Figuren der zweiten Phase beleuchtete: Azlin Rell. Und das umfassender als die YA- oder Erwachsenenromane. Mittlerweile ist er eine der wenigen Figuren, die aus der zweiten Phase bis in die dritte strahlen und dort auch eine wichtige Rolle spielen. Sei es nun in Die Tränen der Namenlosen, in In das Licht oder perspektivisch sogar in Die Prüfungen der Jedi. Seine Vorgeschichte mit den Namenlosen und das Tagebuch versprühen wirkliche Relevanz für die dritte Phase.

Gut also, dass er in diesem Manga eine wichtige Rolle spielt. Doch auch die anderen Figuren wie Lily, Sav oder Shosho zeigen sich von ihrer besten Seite. Lily ist anfangs in Gedanken an den Verlust ihres Padawans gefangen, überwindet dieses Gefühl aber und blickt in die Zukunft. In ihre Verantwortung als Jedi. Währenddessen lockern Sav und Shosho die Handlung etwas auf, indem sie eine Mission gegen die Nihil starten. Doch gegen Ende wird diese lustige Freundschaft auch Treiber einer weiteren Mission im vierten Band. Sie ist also kein Selbstzweck, sondern auch relevant.

Viele Fäden, viele Äste

Der Manga spielt dabei nach Die Tränen der Namenlosen und vor den Audible Originals Seeds of Starlight und Haunted Starlight. Das ist wichtig, da die Drengir hier auch wieder einen Kurzauftritt haben und das mit der Sorge um die Seuche verknüpft wird. Einzig die fragenden Gesichter der Jedi haben sich mir nicht erschlossen, da die Verderbnis ja spätestens bereits seit Die Versuchung der Macht allgemein bekannt sein sollte. Die Furcht der Drengir davor war jedoch eher eine Randnotiz.

Generell bringt der Manga sehr viele Fäden zusammen und lässt sie sodann wieder auseinandertreiben. Da werden Boolans Experimente angesprochen, Niv Drendow spielt eine Rolle, die Drengir sind mit von der Partie, Azlin Rell arbeitet Vergangenheit und Zukunft auf, Yoda kommt vorbei, Reath ist auch noch da. Sehr viele Figuren, die sonst in anderen Werken zu Hause sind, nehmen nun hier Platz ein. Und da es ein sehr visuelles Medium ist, fallen die Blicke auch mehr auf diese „wichtigen“ Figuren, die den Weg von Lily und Co kreuzen.

Zurück auf Werkseinstellung

Das sorgt dafür, dass Lilys spannende Gedanken über Verlust und Verantwortung für Banchii zum Beiwerk statt zum Fokus werden. Zudem sind die Charakterentwicklungen der Figuren aus anderen Werken hier etwas wacklig. Azlin Rell zum Beispiel wird für mich zu schnell zum Lichtversteher und passt damit nur wenig in seine Rolle in Die Tränen der Namenlosen oder auch in In das Licht. Dort beginnt er ja erneut, diesen Weg zu beschreiten. Es fühlt sich daher so an, als würde Azlin in jedem neuen Werk den gleichen Weg von vorne beginnen. Er setzt sich immer auf Werkseinstellungen zurück und wie es dann ausgeht, ist offen. Sicher ist nur, dass die neue Iteration wieder in seiner Zelle im Jedi-Tempel beginnt. Eine etwas stringentere Charakterentwicklung über die ganze Phase hätte ich mir also gewünscht – zumal die Figur eine der wenigen relevanten Phase-2-Beiträge ist.

Was fürs Auge

Visuell gefällt mir der Manga wirklich gut. Das liegt vor allem auch an den passenden Figuren. Arkoff als Wookiee, Shosho als kleiner Vogel mit Göffel als Waffe, der neue Faultier-Hund Zimtok mit Blumen als Kopfschmuck. Es sind diese passenden, abwechslungsreichen Figuren, die dem Medium einen Mehrwert geben. Denn die Handlung wäre an sich auch ohne Bilder greifbar. Aber wenn Azlin den Lichtschalter findet, darüber sinniert, wie er Arkoff sah und sieht. Wenn der Drengir sich windet und schreit, wenn die Holzpuppen aufmarschieren. All das ist eine visuelle Ebene und die wird vollends ausgeschöpft.

Natürlich würde ich hier und da schon gerne auch eine kolorierte Version der Geschichte sehen, aber das ist einfach meinem europäischen Comic-Blick geschuldet und stört das Gesamtbild des Mangas nicht. Die Figuren aus den Comics wiederum wurden verantwortungsvoll in dieses Medium übertragen – sowohl visuell als auch charakterlich- allen voran natürlich Sav.

Fazit

Der dritte und damit vorletzte Band der Am Rande des Gleichgewichts-Reihe bleibt weiterhin stark. Er ist in meinen Augen nicht so fesselnd, wie der Ausflug in die zweite Phase, da er vor allem bei Azlin Rell auf der Stelle tritt, beziehungsweise wieder von vorne beginnt. Das mag aber auch daran liegen, dass der Einäugige unter den Blinden in Phase II mehr hervorstach (pun intended). In der dritten Phase gibt es einfach auch abseits der YA- und Manga-Sphäre viele gute Geschichten, die die Messlatte heben. Ich kann den Manga trotzdem in jedem Fall uneingeschränkt empfehlen, zumal er sich sehr schnell und flüssig liest. Die Ortswechsel machen ihn noch kurzweiliger und die Charakterreisen – seien sie auch im Loop gefangen – machen immerhin durch die Paarung von Meister und Schüler etwas mehr Spaß als ohne.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

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