Mit den heutigen beiden Heften werden weitere Lücken in der Geschichte nach Episode VI geschlossen. Während die neue Star Wars-Hauptreihe noch am Anfang der Nachkriegszeit steht, schließt das letzte Heft der Comic-Adaption zum letzten Sage-Film die Ära der Ersten Ordnung ab.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Da es keinen inhaltlichen Zusammenhang zwischen den Heften gibt, ist keine Lesereihenfolge zu beachten.
Star Wars #2 – rezensiert von Matthias
Der Inhalt

Luke und Rynn versuchen noch zu verstehen, was sie gerade erlebt haben. Gerade als Luke zu verstehen glaubt, gibt es eine Explosion, die ihn zu Boden schleudert und ihn verletzt, aber er lässt sich nicht beirren und springt in seinen X-Wing, um seiner Idee nachzugehen. Rynn kann nur versuchen, ihm zu folgen, aber er will sie nicht dabeihaben. Ratlos erstattet sie Leia und Mon auf Chandrilla Bericht. Diese nehmen diese Neuigkeit zur Kenntnis, doch die politischen Ereignisse der letzten Stunden erfordern derzeit ihre ganze Aufmerksamkeit.
Luke hingegen fliegt nach Gadrilam, wo er nach einem Sammler sucht, der auch Jedi Artefakte in seinem Besitz hat, unter anderem eine besondere Krone, wie es sie kein zweites Mal gibt. Die Krone der Wahrhaftigkeit, von der er in Obi-Wans Aufzeichnungen gelesen hatte. Ein Jedi-Artefakt, welches seinem Träger erlaubt, alle Lügen zu durchschauen, aber gleichzeitig auch daran hindert, selbst zu lügen.
In der örtlichen Bar versucht er an mehr Informationen über den Sammler zu gelangen, aber gerade als es so scheint, als ob eine in der Nähe sitzende Frau ihm diese geben kann, geschieht das, was der Bartender zu verhindern gesucht hatte: Die lokale Gang rückt an und nimmt Luke in die Mangel, der sich aber zu wehren weiß. Nachdem er das Trüppchen niedergekämpft hat, führt ihn die Frau in ein Stollensystem, wo der Sammler gefangen gehalten wird. Luke, der mittlerweile erfahren hat, dass die Dorfbewohner gegen ihren Willen auf den Planeten gebracht und dort gefangen gehalten werden, verspricht ihr, nach Abschluss seiner Mission ihnen zu helfen. In einem der Gänge trifft er erneut auf die Anführerin und einige ihrer Helfer, gerade als sie den Sammler aus seiner Zelle holen. Die Konfrontation läuft wieder nicht gut, aber Luke kann nicht verhindern, dass sie den Sammler erschießen. Allerdings kann er die Krone retten. Nach einem erneuten Kampf kann er aus den Gängen entkommen und will nun den Dorfbewohnern helfen, muss aber sehen, dass ihr Dorf zwischenzeitlich niedergebrannt worden ist.
Die Umsetzung
Alex Segura erzählt hier eine klare Geschichte, bei der aber doch einige Dinge noch nicht ausgesprochen oder erklärt wurden. Wir Leser müssen uns also noch etwas in Geduld fassen, bis wir verstehen, was Luke in dem Artefakt sieht, sei es Gefahr oder Gelegenheit. Es wird aber sehr klar, dass er den alten Spruch „Wenn du schnell gehen musst, gehe allein, wenn du weit gehen musst, gehe gemeinsam“ im Sinn hatte, denn Luke hat es eilig, fürchtet er doch, dass es schon zu spät ist. Daher hält er sich auch mit keinerlei Erklärungen seines weiteren Handelns auf, weder um Rynn noch uns Leser einzuweihen. Dementsprechend können auch Leia und Mon ihm nur vertrauen und ihn machen lassen. Ansonsten haben die beiden in diesem Heft nicht viel beizutragen und fassen – quasi als Lebenszeichen – nur noch mal zusammen, was bei ihnen im letzten Heft passiert ist. Segura wollte die beiden also in dieser ganz auf Luke ausgerichteten Geschichte nicht völlig übergehen.
Für den Moment müssen auch wir Leser Luke und Alex Segura vertrauen und schauen, wohin uns die Geschichte führt und wann wir die Hintergründe und Zusammenhänge seines Handelns verstehen werden. Es muss ja nicht immer alles selbsterklärend sein. Damit kann ich durchaus mal ganz gut leben.






Phil Noto hat auch in diesem Heft wieder sehr gute Arbeit geleistet. An seinen zeichnerischen Fähigkeiten bestehen keinerlei Zweifel. Die Panels sind klar und auf das Wesentliche konzentriert. Nichts lenkt von dem schnellen Verlauf der Geschichte ab. Selbst die beiden Kämpfe, die in anderen Reihen das halbe Heft ausgemacht hätten, werden in 2-3 Panels abstrakt abgehandelt. Genauso unaufgeregt ist die Kolorierung, die sich meist auf die Figuren konzentriert, aber hier und da auch detaillierte Hintergründe zulässt, wenn diese das Setting „erzählen“ sollen. Andernfalls nutzt er die Hintergründe lieber, um mit den Farben Stimmungen zu transportieren. Die Komposition der Panels ist relativ konservativ, aber einzelne Panels, wie z.B. die Flashbacks zum Gespräch mit dem Piratenpiloten, fallen optisch, z.B. durch runde Ecken oder einen anderen Grundfarbton aus der Reihe und machen so auch ohne großes Lettering klar, dass gerade etwas in einer anderen Zeitebene geschieht. Auch wichtige Wegmarken der Geschichte werden ohne Rahmen um das Panel hervorgehoben, was ich für eine sehr geschickte Art der Leserführung halte. So kann sich Clayton Cowles beim Lettering auf wenige notwendige Lautmalereien beschränken.
Das Hauptcover ist ebenfalls von Phil Noto, der sich dann ganz offensichtlich einen kämpfenden Luke doch nicht wirklich entgehen lassen wollte.
Fazit
Eine klare Geschichte, die inhaltlich und grafisch konzentriert umgesetzt wurde. Man darf auf die Fortsetzung gespannt sein.
The Rise of Skywalker #5 – rezensiert von Lukas
Es war Dienstag, der 12. April 1977, als für 30¢ gut einen Monat vor Kinostart des noch schlicht Star Wars benannten Kinofilms die erste Comic-Ausgabe von Marvels dazugehöriger Adaption erschien. 48 Jahre, zehn weitere Kinofilme, unzählige Lizenzprodukte, Milliardenumsätze und eine Preissteigerung bei Comicheften um mehr als 1.200% später ist es am heutigen Mittwoch, dem 11. Juni 2025 endlich an der Zeit: die Star Wars-Saga liegt nun komplett in offiziellen Comic-Adaptionen vor.

Der Kreis schließt sich und so fackelt Adaptiererin Jody Houser zum großen Finale wieder einmal nicht lange und hält sich auch nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Der Fokus ihrer Version von Episode IX lag von Beginn an auf Rey und Ben, was sie in der Konfrontation mit dem Imperator endlich ausspielt und es wieder einmal schafft, den Film zu bereichern. Kritische Stimmen könnten den alten Leitsatz „Show, don’t tell“ zitieren und die inneren Dialoge als billiges Stilmittel abtun, die nur offensichtliches aussprechen und zum Beispiel den Machttrick mit dem Lichtschwert um keine neuen Erkenntnisse erweitern. Aber durch Housers Aufbau seit der ersten Ausgabe entlädt sich in dieser Szene die gesamte bildsprachliche Spannung, die sie mit den Parallelmontagen und gespiegelten Panels von Beginn an aufgebaut hat. Über alle fünf Hefte stand dieser Aspekt von The Rise of Skywalker im Fokus und erfüllt zum Ende nun seine Bestimmung. Houser orientierte sich an einer klaren Linie, um einen teilweise konfusen Film zwar zusammengestaucht, aber dennoch rund und mit einem Ziel vor Augen sinnvoll nachzuerzählen. Zeichner Will Sliney spannt den Bogen sogar bis zu seiner eigenen Arbeit an Der Aufstieg Kylo Rens zurück und nutzt für Flashbacks einzelne Panels aus besagtem Vierteiler, um die Geschichte der Figur abzuschließen.
Eine weitere, wunderschöne und epische Bereicherung stellt sogar noch davor Lando Calrissians Ansprache an die Bevölkerung der Galaxis dar. Im Film hat man zugunsten des Überraschungseffekts und Wow-Moments noch darauf verzichtet, zu zeigen, wie genau die Rekrutierungsmission in den Kernwelten aussah. Nun dürfen wir als Einstieg in das letzte Comic-Kapitel zur Skywalker Saga – oder unten in der Vorschau – einer Rede „lauschen“, mit der es dem ehemaligen General gelingt, die Massen zu mobilisieren. Verweise in Aufbau und Wortwahl zu Leias legendärer Nachricht an Obi-Wan Kenobi, mit der alles begann, kommen nicht von ungefähr und schließen einen weiteren Kreis im Gesamtkontext der Saga. Mit Will Slineys Bildern und den Momentaufnahmen der einzelnen Schauplätze entsteht so eine wunderbare, fast schon Gänsehaut erzeugende Atmosphäre, die ich dem Ablauf im Film zwar nicht unbedingt vorziehen würde, die aber trotzdem nach sechs Jahren eine neue Perspektive bietet und die Filmhandlung lebendig hält.
Wenn dann der große Moment gekommen ist, an dem die „just people“ der Galaxis eintreffen – in Verbindung mit John Williams‘ Score immerhin einer der gelungensten Momente des gesamten Films – versucht Sliney nicht einmal, die Epik der Szene von der Leinwand aufs Papier zu bringen. Stattdessen füllt sie weniger als eine Splashpage, denn warum sollte eine derart eigenständige Comic-Adaption wie The Rise of Skywalker, die ihren Weg geht und den Film ergänzt, einen funktionierenden Moment einfach bloß kopieren und dem Film nacheifern? Nein, die letzten zwanzig Seiten werden genutzt, um zu machen, was der Film nicht machen wollte oder konnte, anstatt einfach die wenigen Elemente stumpf zu wiederholen, die bereits gut waren. Und das wird in einer ganz besonderen Szene deutlich, die Nachbesserungen nötig hatte.






Ich hatte es beim bisherigen Niveau der ersten vier Ausgaben so sehr gehofft, dass es hier passiert, war aber bis zuletzt nicht sicher. Erst ahnt man zwar, dass die Gelegenheit nach sechs Jahren wieder ungenutzt verstreicht, aber wenn es so weit ist und man umblättert, lassen Houser und Sliney uns nicht hängen. Die Rede ist natürlich von Reys „Be with me“-Moment, in dem sie die Jedi vergangener Zeiten zu Hilfe ruft, um gemeinsam die Sith ein für alle Mal zu besiegen. Im Film leider weit hinter seinen Möglichkeiten geblieben, wird in Comicform das Potenzial des Moments sehr viel besser ausgeschöpft. Allein diese beeindruckende Doppelseite war das lange Warten auf die für Jahre totgesagte Adaption wert und es wäre eine Schande gewesen, wenn uns das erspart geblieben wäre (auch wenn auf YouTube das „How it should have ended“-Video zu Episode IX zwar fast genau das gleiche zeigt, ist es einem offiziellen Werk aber natürlich etwas anderes). Wenn dann Rey die Blitze des Imperators zurückwirft und links und rechts von ihr die Präsenzen von Anakin und Luke Stellung beziehen, möchte ich dem gesamten Team hinter der Adaption meinen Dank aussprechen für diese kleine Wiedergutmachung, trotz den leider unverrückbaren kreativen Entscheidungen des Films.
Was wäre außerdem ein The Rise of Skywalker-Heft von Houser ohne neue Leia-Dialoge? Scheinbar nichts, denn auch für die Siegesfeier auf Ajan Kloss wird eine neuen Perspektive gewählt, ohne auf Williams‘ Musik und die Abfolge der Filmbilder zurückgreifen zu können. Sie lässt die Machtgeister der Skywalker-Zwillinge das Geschehen kommentieren, was zwar erst etwas seltsam anmutet, den Figuren aber so noch eine kleine Interaktion gibt, die für den Film in anderer Form leider nicht mehr entstehen konnte. Danach endet die Saga wie wir es kennen im Sand Tatooines mit den Zwillingssonnen am Horizont.
Fazit
The Rise of Skywalker wurde als Film zwar dem gewaltigen Anspruch nicht gerecht, die von uns allen geliebte Sternenkriegssaga episch abzuschließen, Jody Houser macht aber das beste draus, damit man in einem völlig anderen Medium noch seinen Frieden damit schließen kann. Nicht alle Ergänzungen mögen nötig gewesen sein, man erkennt aber, welche Elemente des Films und seiner von realen Ereignissen geprägten Entstehung der Autorin wichtig waren, um sie hervorzuheben oder zu ergänzen. Sie machte sich über fünf Ausgaben den Erzählfluss so zu eigen, dass wir es hier mit einem beinahe völlig neuen Werk mit einer ganz eigenen Seele zu tun haben. Will Sliney war der perfekte Zeichner, um diese Version zum Leben zu erwecken und uns noch einmal nach Ajan Kloss, Pasaana, Kijimi, Ahch-To und Exegol mitzunehmen und trotz bekannter Story ein tolles Star Wars-Comicerlebnis über vier Monate zu bescheren. Die Sammlung im Regal kann nun endlich ruhen.
Star Wars #3 setzt die Reihe am 16. Juli fort. Am nächsten Marvel-Mittwoch kehrt sie zurück, die Unvergleichliche, die Einmalige, die Chaotische: Doctor Aphra: Chaos Agent #1.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.