Ende?
Marvels Redaktion
Schnapszahl! Mit der 111. Ausgabe des monatlichen Star Wars-Magazins von Panini erreicht die aktuelle Reihe zum ersten Mal die Karnevalszahl in dreistellig. Leider ist das aber nur bedingt ein Grund zur Freude, denn wie in den letzten Rezensionen bereits angedeutet, handelt es sich bei den hier enthaltenen dritten und vierten Kapiteln der Comic-Adaption des Romans Thrawn: Allianzen um den Abschluss eines Projekts, das kaum eine Daseinsberechtigung hat, vollkommen fehlstrukturiert ist und in dieser Form einfach nicht hätte veröffentlicht werden dürfen. Immerhin erscheint die Ausgabe mit zwei sehr schönen Covern von Rod Reis, die beide Großadmiral Thrawn beeindruckend in Szene setzen. Doch wie heißt es so schön: „Never judge a (comic) book by it’s cover“. Sein Inhalt wird ihm in diesem Fall nicht einmal annähernd gerecht.
Mit Teil 3 und 4 der Comicumsetzung des legendären Romans von Starautor Timothy Zahn, der zudem höchstpersönlich an dieser Adaption mitgearbeitet hat, geht es in das große Finale von Thrawn: Allianzen, der packenden Story um den sagenumwobenen blauhäutigen Großadmiral des Imperiums.
Vor etwa einem halben Jahr hatte ich bereits das „Vergnügen“, zur US-Veröffentlichung bei Marvel die einzelnen Ausgaben der Miniserie zu rezensieren. Damals war ich noch optimistisch, mich auf einen, trotz einer um zwei Ausgaben kürzeren Länge, würdigen Nachfolger von Jody Housers und Luke Ross‘ Adaption des ersten Romans einzulassen. Die Einzigen, die beim nun vorliegenden deutschen Heft noch optimistisch sind, ist dann Panini selbst, wenn sie auf den Redaktionsseiten vom lediglich „vorläufigen“ Abschluss der Reihe sprechen. Was Houser und Thrawn-Schöpfer Timothy Zahn uns nämlich hier als Abschlusskapitel ihrer Adaption präsentieren, ist weit davon entfernt, das Ende der Romanvorlage zu erreichen. Die Handlung bricht einfach unvermittelt ab und spart den letzten Akt sowohl der Vergangenheitshandlung mit Anakin und Padmé, als auch der Gegenwartshandlung mit Darth Vader und dem Imperium vollkommen aus. Da über ein halbes Jahr nach US-Veröffentlichung keine Auflösung dieser Sache in Sicht ist, scheint man das Debakel eher totzuschweigen und vergessen zu wollen, anstatt die vor den Kopf gestoßene Leser*innenschaft in dieser Angelegenheit noch irgendwie noch zufriedenzustellen. Von „vorläufig“ scheint man also weit entfernt zu sein und „endgültig“ ist hier angebrachter.
Wir haben es hier mit einer dermaßen stark und mies gekürzten Fassung der ohnehin nicht allzu überzeugenden Romanhandlung zu tun, die dann noch nicht einmal die wichtigsten Fragen beantwortet und die größten Handlungsstränge zu Ende bringen darf. Stattdessen ist es eine konfuse, schlecht nacherzählte Version, der man nicht folgen kann und die dann noch nicht einmal in welcher Form auch immer beendet werden kann. Das hat zur Folge, dass eventuell an der Fortführung der Geschichte Interessierte nicht einmal zum Roman greifen dürften, da das Gezeigte so gravierend schwer zugänglich und unverständlich erzählt ist, dass man eher noch davon abgeschreckt wird.
Immerhin sind manche der Zeichnungen ganz in Ordnung und der ein oder andere Vader-Auftritt lässt die manchmal grausam illustrierten Szenen aus der sonst im Heft enthaltenen Darth Vader-Reihe als aussehen. Pat Olliffe und Andrea Di Vito als Zeichnerteam kann man also keinen Vorwurf bei der Umsetzung der Vorgaben machen. Sie geben sich in wunderbarem Einklang mit Rachelle Rosenbergs angenehm abwechslungsreichen Farben redlich Mühe, den Roman mit einer arg begrenzten Panel-Anzahl optisch zum Leben zu erwecken. Die Schiffe, Orte und Spezies der Unbekannten Regionen zu designen und so zum Beispiel den in Zahns Kanon-Trilogien eine prominente Rolle spielenden Grysk endlich ein Aussehen zu spendieren, gelingt außerordentlich gut und gibt interessierten Fans ein Bild zu bisher nur in Worten beschriebenem. Die Visualisierung einzelner Elemente ist damit das Einzige, was Fans des Großadmirals oder des Romans für einen Mehrwert erhalten, wenn sie sich die Hefte zulegen. Schade!
Für diesen sonst von seiner Planung bis hin zur Veröffentlichung Totalausfall von Comic mache ich eine Ausnahme und packe zum ersten Mal seit langem wieder Holocrons bei einer Comicheftrezension von mir aus, denn so sollte die Warnung, worauf man sich mit dem Kauf dieser Adaption einlässt, laut genug ausfallen.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Muss man leider so knallhart sagen. In dieser Form ist die Minireihe extrem unnötig.
Kein Vergleich zum Comic des ersten Bandes.
Ich habe neulich den englischen Sammelband gelesen und wusste bis dahin nix von der Umsetzung, sondern erwartete ein ähnliches Ergebnis wie beim ersten Teil. Entsprechend irritiert war ich dann auch über das Ende(?!), und finde es echt traurig, dass es da bis heute keine offizielle Verlautbarung zu gibt…
Naja, die offizielle Verlautbarung am Ende des Heftes ist: Endet erst mal mit Teil 4. Eine weitere Verlautbarung würde es erst geben, wenn man es fortsetzt, aber ich persönlich rechne damit nicht – zumindest nicht bevor Thrawn wieder mehr im Mittelpunkt des Fandom-Geschehens steht.
Ok, so gesehen hast du recht, aber ich meine natürlich, *warum* das mitten in der Story abbricht (wobei mir da auch was inoffizielles reicht, stimmt eigentlich ;)). Mir erscheint es fast, als ob da irgendwer nur mit Blick aufs Geld durchdrückte, dass es nur vier Hefte geben darf, aber keiner der wirklich Beteiligten (also Autoren + Zeichner) das für umsetzbar hielt (oder es nachträglich anpassen wollte). Also hat man bei der Umsetzung wohl auf mehr Ausgaben spekuliert und offenbar verloren. Klar, ist reine Spekulation, aber ’ne bessere Erklärung will mir beim besten Willen nicht einfallen…
Ich glaube aber auch nicht dran, dass das noch korrigiert wird. Und auf eine Umsetzung von Treason braucht man dann wohl auch nicht hoffen… Finde ich selbst echt schade, denn auch wenn das Medium die Geschichte natürlich arg stauchen muss, finde ich es immer eine schöne visuelle Ergänzung zum Buch. Ersetzen kann es das aber nicht, das ist gerade hier auch offensichtlich.