Rezension: The High Republic Adventures #11 von Dark Horse

Nachdem im letzten Heft der Tarkin-Handlungsstrang ein (offenes) Ende nahm, starten wir heute in The High Republic Adventures #11 in einen neuen Handlungsstrang namens „Return to Valo“, der auch einige neue Figuren in die Comic-Reihe einführt, die Lesern der Jugendromane jedoch schon bekannt sein dürften. In diesem neuen Kapitel bekommt Autor Daniel José Older mit Caìo Filipe auch einen neuen Zeichner an die Seite gestellt. Eine Konstante bleibt allerdings weiter Kolorist Michael Atiyeh.

Zum Inhalt

Der Comic startet damit, dass uns der aus Escape from Valo bekannte Jüngling Gavi vorgestellt wird, welcher auf Valo die Stellung hält. Damit die Nihil nicht merken, dass der Planet befreit ist, und möglicherweise zurückkommen, um ihn wieder einzunehmen, sendet Gavi weiterhin Botschaften als Widerstandskämpfer „Scarlet Skull“ in den Äther, die klingen, als würde Valo weiterhin unter den Nihil leiden. Doch auf einmal kündigt der Warden einen Besuch auf Valo an, bei dem er Nihil-Truppen von Valo nach Eriadu abziehen will. Da diese Truppen jedoch nicht existieren, ruft Gavi seinen Freund Ram Jomaram zur Hilfe, der gerade mit Zyle Keems (ebenfalls aus Escape from Valo) Piratencrew auf der Grim Devourer unterwegs ist. Ram macht jedoch erst einen Abstecher nach Eriadu, um dort Updates ein- und Farzala abzuholen. Derweil gibt sich Gavi beim Besuch des Wardens auf Valo als junger Nihil-Commander aus und tischt ihm allerlei komplex gesponnene Lügengeschichten auf. Der Warden zeigt sich begeistert. Derweil kommen auch Ram und seine Freunde über Valo an und es kommt zu einer Konfrontation zwischen Jedi und Piraten und Nihil…

Zur Umsetzung

Zunächst einmal habe ich mich sehr gefreut, Gavi in The High Republic Adventures zu sehen. Der Jüngling war schon in Escape from Valo meine absolute Lieblingsfigur, da er für eine Kinderfigur über sehr viel Tiefgang verfügt. Um zu glauben, dass er mit seinen 14 Jahren den Warden dermaßen an der Nase herumführt und irgendwer ihm abkauft, Nihil-Commander zu sein, braucht man zwar schon eine extragroße Portion Suspension of Disbelief, aber dann machen Gavis absurd-clevere Lügengeschichten gegenüber dem Warden schon ziemlich Spaß.

Ein zweiter kultiger Charakter, der hier meines Wissens zum ersten Mal visuell dargestellt wird, ist Meister Kunpar! Und was soll ich sagen? Der Ongree ist absolut in character dargestellt, denn er macht das, was er sonst auch immer macht: Im Hintergrund rumstehen, die Padawane bzw. Jünglinge machen lassen und Hauptsache nicht bei seinem Padawan Ram sein! Wobei er Gavi tatsächlich an einer Stelle einen weisen Ratschlag mit auf den Weg gibt. Trotzdem frage ich mich, wie Kunpar eigentlich seit Jahren mit dieser Arbeitsverweigerungshaltung durchkommt und warum er Ram nicht endlich zum Ritter schlägt, damit dieser dann sinnigerweise Gavi als Padawan nehmen kann, der nun ebenfalls schon viel zu lange Jüngling ist, obwohl er so viel Verantwortung übernimmt. Dann könnte Meister Kunpar ja auf das Jedi-Altersheim-Schiff ziehen und dort seinen relaxten Lebensstil fortführen.

Aber genug der Spekulationen und zurück zur Handlung! Abgesehen von Gavis dreisten Lügengeschichten ist das heutige Heft leider etwas sehr angestrengt damit beschäftigt, Figuren in Stellung zu bringen. Ram und die Piratencrew – nein, ich hätte ehrlich keine Rückkehr von Therm Scissorpunch gebraucht – reagieren auf Gavis sehr eindringlichen Hilferuf damit, dass sie erst einmal einen Umweg nach Eriadu machen, um dort Lula, Zeen, Farzala und Qort zu treffen. Es ist zwar schön, dass Ram nun auch weiß, dass Lula und Zeen heiraten wollen, und dass wir nochmals gesagt bekommen, dass die Tarkins sich immer noch nicht entschieden haben, wie sie weiter mit der Nihil-Situation umgehen wollen, aber glaubwürdig ist es nicht, dass Ram Gavi so hängen lässt.

Endlich gibt es bei The High Republic Adventures auch mal etwas Neues und Interessantes zu den Zeichnungen zu sagen, nachdem jahrelang immer nur Harvey Tolibao und Toni Bruno am Werk waren und ich mich hier oft wiederholt habe. Mein Eindruck zum Premierenheft von Caìo Filipe ist nun gemischt. Die Darstellung von Gavi finde ich beispielsweise sehr gelungen. Der Jüngling durchlebt im Heft ein wahres Wechselbad der Gefühle von purer Freude über Häme bis hin zu panischen Schweißausbrüchen. Diese sind immer sehr deutlich dargestellt, sodass es leichfällt, dem neuen Protagonisten mit Sympathie zu folgen. Der Warden wird auf einer beeindruckenden Splash Page erst einmal sehr bedrohlich inszeniert, wird dann aber mit seinen begeisterten Gesichtsausdrücken angesichts Gavis Lügen erfolgreich der Lächerlichkeit preisgegeben. Auch wunderbar in Szene gesetzt ist Gavis kurze Erinnerungssequenz an seine ehemalige Freundin Driggit. Hier tragen auch die warmen Farben einen große Teil zur Stimmung bei.

Was meiner Meinung nach allerdings gar nicht gut gelungen ist, ist die Darstellung der altbekannten Figuren aus Phase I: Lula, Zeen und Farzala. Zeens Kopftentakel, die immer sehr schön und elegant geschwungen fielen, stehen hier unförmig nach allen Seiten ab, als ob sie sich zu sehr über das Kopfkissen gewälzt hätte. Lula trifft es noch schlimmer, denn ihre Haare sehen pixelig aus und ihre Gesichtszüge lassen sie wirken wie eine komplett andere Figur. Am schlimmsten ist aber Farzala, der neben ebenfalls seltsamen Gesichtszügen nun plötzlich eine rote Schnupfnase hat und in einem Panel für mich aussieht wie ein erkälteter Günther Jauch. All das hat mich leider ziemlich aus der Geschichte rausgerissen. Wahrscheinlich ist es aber nur Gewöhnungssache, da mir Filipes Stil ja nur bei bekannten Figuren nicht gefällt, mich bei den neuen Figuren aber durchaus überzeugen konnte.

Auch etwas verwirrend fand ich die Actionszene am Ende, was sowohl an der Erzählweise als auch an den Zeichnungen liegt. Ich nehme an, dass wir zwei verschiedene Schlachtenszenen parallel sehen sollen – einmal auf einem Nihil-Schiff, das die Jedi und Piraten stürmen, und einmal auf den Straßen Valos, wo die Scarlet Skulls und Widerstandskämpfer gegen Nihil kämpfen. Allerdings wurde einerseits nie genug erklärt, was eigentlich der Plan der Scarlet Skulls ist, und andererseits bieten die Zeichnungen kaum Anhaltspunkte, dass es sich hier um zwei Settings handeln sollte (wie verschiedene Hintergründe oder Farbschemata).

Fazit

Das heutige Heft bietet eine tolle Einführung der neuen Figur Gavi, verbiegt sich aber bei der Logistik, die Figuren dahin zu bringen, wo sie offensichtlich für die nächsten Hefte gebraucht werden. Der neue Zeichner weiß teilweise durchaus zu überzeugen, gestaltet aber die altbekannten Figuren sehr gewöhnungsbedürftig. Daher lande ich mal wieder bei drei von fünf Holocrons.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir danken Dark Horse Comics für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und der Vorschauseiten.

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

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