Rezension: Star Wars #105: Darth Vader, Dunkle Droiden, Teil 2 & Obi-Wan Kenobi, Teil 1

Ich bin nicht, wer ich einst war.

Obi-Wan Kenobi

Seit dem Start von Disney+ im Jahr 2019 sind schon einige Star Wars-Realserien auf dem Streamingdienst erschienen. Einige kamen besser an, andere weniger, aber selten zogen sie auch über das Fandom hinaus so viel Aufmerksamkeit auf sich, wie mit Ewan McGregors Rückkehr in seiner eigenen Serie Obi-Wan Kenobi. Da wundert es nicht, dass genauso wie für die Erfolgsserie The Mandalorian bei Marvel eine begleitende Comic-Adaption erschien, deren sechs Hefte jeweils einer der 2022 veröffentlichten Episoden entspricht. Anders als beim behelmten Krieger und seinem beliebten Findelkind Grogu entschied sich Panini beginnend mit Star Wars #105 sogar für einen prominenten Erstveröffentlichungsplatz in der Heftreihe statt wie zuvor exklusiv in Sonderbänden. Darüber hinaus dürfen sich durch die tragende Rolle von Obi-Wans ehemaligem Schüler Darth Vader in der Serie vor allem comiclesende Fans des dunklen Lords auf die doppelte Portion Vader-Content in den nächsten Heften freuen.

Phil Notos Cover für Obi-Wan Kenobi #1 ist zum Start der Adaption auf dem Kioskcover abgebildet, während Vader in den Wirren des Events Dunkle Droiden auf dem Comicshop-Cover von Leinil Francis Yu gezeichnet zu sehen ist. Beide Ausführungen erschienen am 23. April, zum Comic Salon Erlangen am 30. Mai erscheint aber noch ein weiteres exklusives, limitiertes Variantcover von Taurin Clarke, das auch in den USA zum Start der Reihe erschien.

Der Start der Comic-Reihe zur Disney+ Erfolgsserie Obi-Wan Kenobi – mit den Abenteuern des großen Jedi-Meisters zwischen Episode III und IV, bei denen er ein wachsames Auge auf Luke, den Sohn Anakin Skywalkers, auf dem Wüstenplaneten Tatooine hat.

Auch als exklusive Comicshop-Ausgabe erhältlich!

Hinweis: Unsere Rezensionen zu Paninis Star Wars-Heftserie spoilern nicht die Handlung der aktuellen oder künftig erscheinenden Ausgaben!

Beginnend mit Obi-Wan Kenobi, Teil 1 hat Adaptionsveteranin Jody Houser für die Comicserie zur Streamingserie ganze 30 statt der üblichen 20 reinen Comicseiten pro enthaltenem US-Heft zur Verfügung, weswegen Paninis Hefte für die Dauer der Reihe nun auch ein angenehm üppiges Überformat haben. Die erweiterte Seitenzahl ist aber nur ein schwacher Konter für die Schwierigkeiten, die sich beim wort- und bildgetreuen Adaptieren vom Medium Live-Action-Bewegtbild ins Medium Comic auftun und Kennern der Serie schon nach wenigen Seiten deutlich werden – es funktioniert nämlich einfach nicht. Die Panels werden nicht annähernd der erzählten Handlung gerecht und so bleibt nichts anderes übrig, als im Schnelldurchlauf und mit der sinnvollsten Kürzung bearbeiteten Dialogzeilen ein Abziehbild der ersten Folge zu erzeugen, das scheinbar nichts weiter will, als in Form eines unrunden „Best Ofs“ an ihre Szenen zu erinnern. Man fragt sich unweigerlich, wie bei jeder gelesenen Star Wars-Adaption der letzten Jahre, wer denn eigentlich genau das Zielpublikum dieser Art Comics sein soll, denn Fans der Serie erhalten rein gar nichts Neues, sondern nur eine leere, schwächere Version des schon Gezeigten und wer die Serie noch nicht kennt, sollte wohl kaum zu einem derartigen Comic greifen, sondern bei Interesse lieber gleich reinschauen. Houser gelingt es zwar, dafür zu sorgen, dass man der Handlung auch bei Nichtkenntnis der Vorlage folgen kann, doch weder kommt Spannung auf, noch überzeugen actionreiche Momente, noch kann man sich auf die Figuren und ihre Emotionen verlassen, da der nächste Szenenwechsel anstehen muss, um die Episode in die vorgegebenen Panels zu quetschen. Ein Skript für eine Serienfolge ist eben keine Grundlage für ein Comicheft, sodass keine Stärke eines der beiden Medien in dieser Version annähernd durchscheinen darf.

Das gilt nicht mal für die sonst viele inhaltlich schwache Comichefte rettende Ebene der optischen Gestaltung. Im Gegenteil, ich frage mich eher, weshalb um alles in der Welt Salvador Larroca hier bitte etwas derartiges verbrochen hat. Zugegebenermaßen war ich ein großer Fan seiner 2015/16 erschienenen Darth Vader-Reihe von Kieron Gillen, die mit ihrem Fotorealismus von allen drei fortlaufenden Serien um den dunklen Lord im Kanon zeichnerisch mit Abstand am meisten meinen Geschmack trifft. Leider hat Larroca schon nach dem gemeinsamen Wechsel mit Gillen zur Star Wars-Hauptreihe seine abgepausten Gesichter und Screenshots der Helden aus den Filmen immer inflationärer eingesetzt und so den ein oder anderen Cringe-Moment erzeugt. Jetzt treibt er aber in Obi-Wan Kenobi dieses „Stilmittel“ wirklich auf die Spitze und zeigt uns hässliche 1:1 Momente aus der Serie, die aussehen, als ob sie nur mit einem digitalen Filter bearbeitet wurden. Die Krone setzen dem noch die Farben vom Koloristen-Studio Guru-eFX auf, die alles tun, nur nicht begeistern. Vor allem Schatten und düstere Szenen wirken viel zu dunkel und schlecht „abgemischt“. In den Event-Miniserien der letzten Jahre hat man aus jenem Hause noch deutlich besseres bestaunen dürfen.

Gegen all dies scheinen Gelegenheitsleser*innen, die zugunsten der Auflagenstärke der Heftreihe als Zielgruppe wichtig sind, immun zu sein. Für sie sind Comics, die mit bekannten Werken verbunden sind und ohne weitergehenden Kontext problemlos konsumiert und verstanden werden können, nämlich durchaus ansprechend. Rein wirtschaftlich hat also die Entscheidung, dieser nichtssagenden und schlecht aussehenden Serie einen derart prominenten Slot zu geben, ihre Berechtigung. Schade nur, dass ich mich für diese und die kommenden Rezensionen auch da durchkämpfen muss, denn sonst würde ich es genauso auslassen, wie Marvels The Mandalorian-Adaption.

Immerhin hatte ich dafür mit Darth Vaders zweitem Tie-In-Kapitel zum Epos Dunkle Droide durchaus wieder meinen Spaß. In Executor Extirpatus gibt es durch die Verbindung zwischen den Admiralen Piett und Corleque und ihre aktuelle Situation sogar mal eine spannende Figurenkonstellation in dieser Reihe. Autor Greg Pak wirft – wenn auch sehr, sehr(!) oberflächlich – interessante moralische Fragen auf und darf dem aus Episode V und VI bekannten Piett sogar etwas mehr Profil und Charakterisierung im Kanon spendieren. Ob Droiden oder Imperiale, es wird wie schon im ersten Kapitel massenhaft gestorben und zerstört, aber tatsächlich schafft es Pak, dass das diesmal mit dem größeren Kontext durch das Event im Rücken mehr Laune macht. Vielleicht kann man nach der sehr ernüchternden Erfahrung mit Obi-Wan Kenobi als Einstieg ins Heft aber auch einfach selbst mit seichter Kost leichter seinen Spaß haben. Sogar Raffaele Ienco überzeugt mit seinen Zeichnungen vor allem bei diversen imperialen Raumschiffmodellen, vom TIE-Turbojäger bis zu – diesmal zum Glück wieder ohne seltsame Umrandung visualisierten! – Sternzerstörern. So dürfen von mir aus Vaders Abenteuer während Dunkle Droiden gern weitergehen, aber erwartet keinen plötzlichen Qualitätssprung in der Reihe, sondern nur etwas mehr Lesevergnügen durch die gegebenen Umstände.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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