Marvel-Mittwoch: Darth Maul: Black, White & Red #2 und Jango Fett #3

Wenn an einem Marvel-Mittwoch Darth Maul und Jango Fett gemeinsam antreten, um die Leserschaft zu unterhalten, wird es wohl nicht auf ein freundliches Kaffeekränzchen hinauslaufen. So auch dieses Mal!

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Eine Lesereihenfolge ist nicht zu beachten.

Darth Maul: Black, White & Red #2 – rezensiert von Lukas

Nach dem überzeugenden Einstieg geht die schwarz-weiß-rote Zabrak-Bestellung an der Pommesbude weiter. Der Aufhänger der Geschichte ist ähnlich: Darth Maul wird im Vorfeld von Episode I von seinem Meister Sidious auf eine Mission geschickt, bei der viel geschnetzelt und so die Überlegenheit eines kampferprobten Sith bewiesen wird. Auf der erzählerischen Ebene wählt der diesmalige Autor Mark Russell statt einem inneren Monolog Mauls den Ansatz, einen seiner Gegner in erster Person erzählen zu lassen und als Setting zunächst die Kolonie Moonbender vorzustellen, auf der – immer noch tödliche – Kopfgeldjäger ihren Ruhestand verbringen. Maul kommt, den Kolinisten unbekannt, erst später dazu und beginnt einen einzigen, wortkargen und erweiterten „Tunnel Run“, bevor wir im Holo-Gespräch mit seinem Meister die Hintergründe der Mission erfahren. Diese Unterschiede heben das zweite Heft trotz ähnlicher Ausgangslage angenehm vom ersten ab und sorgt so jetzt schon für angemessene Abwechslung innerhalb der Miniserie. Das komplette überformatige Heft lang Zeit zu haben, die Kolonie, seine Bewohner*innen und deren Ende im Rot von Mauls Doppelklingen auszuerzählen, tut dem Heft sehr gut und zeigt aufs Neue, dass die Entscheidung für derartige Veränderungen gegenüber Vaders Reihe die richtige war.

Bei den Figuren schafft es Mark Russell in seiner allerersten Star Wars-Geschichte auf nur wenigen Seiten, ihnen Profil zu verleihen und Sympathie mit dem Leser aufzubauen, sodass wir mitfühlen, wenn der Sith-Schüler einen nach dem anderen unrühmlich zur Strecke bringt. Dadurch fällt die emotionale Wirkung des Hefts im Vergleich zu ähnlichen Schnetzel-Geschichten überdurchschnittlich hoch aus, spätestens durch sein hoffnungsvolle Ende. Ein kleiner Lichtschimmer scheint in die Zukunft, damit man als Leser*in nicht vollkommen deprimiert aus der Geschichte geht und sie ein rundes Ende finden darf, statt abrupt aufzuhören.

Diese von Maul und Sidious unbemerkte Hoffnung bedeutet für uns wissende Leserschaft im Umkehrschluss, dass die Titelfigur auch bei Russell nicht von seiner später immer wieder auftretenden Eigenschaft des Scheiterns verschont bleibt. Egal, ob es sein erstes sowie letztes Duell gegen Obi-Wan oder der Kampf gegen Sidious selbst in The Clone Wars ist – Maul macht Fehler und Maul bringt den Job nicht ganz zu Ende. Dazu kommt – auch für die Glaubwürdigkeit der Behauptungen im Heft über Moonbenders Bevölkerung enorm wichtig – dass Maul als Übermacht nicht einfach nur mit der Anlage kurzen Prozess macht, sondern einige Steine in den Weg gelegt bekommt, die durchaus ihre Preise verlangen. Nicht alle Fallen und Angriffe der ehemaligen Kopfgeldjäger verfehlen ihre Wirkung und so trägt er am Ende des Abenteuers offensichtliche Verletzungen, auf die sein Meister zu sprechen kommt. Maul ist eben nicht perfekt und wird selbst in den Comics nicht so übertrieben unfehlbar gezeichnet, wie sein Kollege mit dem schwarzen Helm und Cape. Ein beseitigter Kritikpunkt, der mich einst an der Legends-Miniserie über Mauls Angriff auf die Schwarze Sonne noch störte.

Neben Autor Russell stellt The Remainders ebenso für Zeichner Carlos Nieto das Debüt im Star Wars-Universum dar. Er trifft den unverwechselbaren Black, White & Red-Stil über das offensichtliche Spiel mit den Farben in jedem einzelnen Panel, womit er die Ausgabe atmosphärisch gut in die bisherige Reihe eingliedert, dabei aber gleichzeitig einen eigenen Anspruch zu erfüllen scheint, ihn auch weiterzuentwickeln. Einzig bei schnellen Szenenwechseln und den flotten Gefechten im Mittelteil verliert man manches Mal den Überblick und einzelne Prozesse bleiben bei sprunghaften Wechseln unklar, doch schmälert das die zeichnerisch sehr gute Wirkung des Gezeichneten nur minimal.

Sowohl vom souverän strukturierten Inhalt, als auch über die Optik lässt sich abschließend sagen, dass The Remainders mühelos zu den bis heute stärksten Geschichten des Black, White & Red-Formats zählt. Das bisher noch überzeugendere Auftreten der zweiten Miniserie um Maul gegenüber dem Vader-Erstling darf nur allzu gerne auf diesem Niveau weitergehen, dann wird das ein Kandidat für das literarische Highlight des bisherigen Jahres 2024 aus der Galaxis.


Jango Fett #3 – rezensiert von Matthias

Der Inhalt

Jango Fett #3 (29.05.2024)
Jango Fett #3 (29.05.2024)

Aurra und ihr Partner, der Gerichtsbeamte Huijari, machen sich auf den Weg nach Roxuli, wohin ja gerade auch Jango Fett unterwegs ist. Die Bevölkerung der kleinen Kolonie ist aber nicht ganz so gesetzestreu und friedliebend, wie es ein Droide Jango am Eingang der Stadt glauben machen will. Dort hat ein Grüppchen von Aushilfsganoven, deren Ego sich umgekehrt proportional zu dem auf sie ausgesetztem Kopfgeld verhält, beschlossen, Jango gleich mal zum Duell zu stellen. Die Sache endet wie befürchtet und Jango setzt seine Suche nach den Dieben fort, indem er in der berüchtigtsten Spelunke vor Ort mal ordentlich auf den Busch klopft, was den gewünschten Effekt hat. Soweit alles nach Plan, aber als er dem flüchtigen Nautilaner nachsetzt, der sich als eine sie rausstellt, genau als Nakano Lash – Bounty Hunters-Fan werden aufmerken – ist dann Ende mit „nach Plan“ und es beginnt eine lange Reihe von mehr oder minder überraschenden Wendungen, die am Ende alle in völliger Unklarheit zurücklässt. Nichts ist, wie es schien und wer auf welcher Seite steht, erfahren wir dann wohl erst im nächsten Heft, auch wenn dann noch ein paar Kopfgeldjäger mehr mitmischen möchten. Und damit man den Ursprung der Geschichte bei all den Wendungen nicht ganz aus den Augen verliert, durfte die erfolglose Unterhändlerin der Republik im Orbit um Glee Anselm offenbaren, dass sie gar nichts weiß.

Die Umsetzung

Eine unerwartete Wendung kann einer Story ja noch mal richtig Würze geben, aber wenn man derart viele Wendungen zusammenbraut, wie Ethan Sacks in diesem Heft, dann steigt die Gefahr, dass man die ganze Sache verdirbt. Wenn man nichts mehr in einer Geschichte trauen kann, dann braucht man sie eigentlich auch gar nicht zu lesen, weil dann alles belanglos wird. Insofern hat sich Sacks da mit seinen trickreichen Wendungen selbst ins Aus manövriert. Aber auch sonst war die Geschichte nicht sehr überzeugend. Nur als Jango, Unsympath wie immer, der Kinder zu Waisen macht, von Aurra ordentlich verhauen wird, kommt etwas Freude auf.

Keine Wendung gab es glücklicherweise bei der Qualität der grafischen Umsetzung. Luke Ross hat wieder gute Arbeit geleistet. Bei ein paar Panels sind die durchgezeichneten menschlichen Züge bei den Aliens etwas zu gut erkennbar und der Kopf wirkt bei Nakano Lash in der Seitenansicht in einem Panel etwas sehr schlaff, aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau. Die Köpfe von Aurra und Jango sind gut getroffen und auch Aurras Haarpracht schwingt gut mit. Die Kolorierungen durch Nolan Woodard passen auch wieder, wie auch das Lettering durch Joe Caramagna.

Fazit

Ein Heft voller Wendungen, meiner Meinung nach schon zu vieler Wendungen. Dies entwertet die bisherige Geschichte und ist nicht gerade spannungsfördernd. Aber gut, das letzte Heft der Reihe kriegen wir dann demnächst auch noch durchgelesen.


Mit Darth Maul: Black, White & Red #3 geht es am 26. Juni weiter. Dann wird es aber nicht wieder zum Doppelauftritt mit dem Kopfgeldjäger kommen, denn Jango Fett #4 erscheint schon eine Woche vorher, am 19. Juni. In der nächsten Woche erwarten euch hier das Ende des Prozesses gegen Lando in Star Wars #47 und die Fortsetzung der gefährlichen Mission der Jedi gegen die Nihil in The High Republic #8: The Hunted, Part 3.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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