Das Phänomen, dass man den meisten bisherigen The Bad Batch-Folgen in Staffel 3 Gegenstücke aus vorherigen Staffeln oder sogar vor langer Zeit veröffentlichten The Clone Wars-Episoden zuordnen kann, macht auch vor der letzten auf einen Schlag veröffentlichten Doppelfolge der Serie nicht Halt. So kommt es, dass wieder einmal bestimmte Handlungsmuster und auch zu gut bekannte Charaktere ihr Comeback feiern, während die Serie ihrem Finale entgegensteuert und auch die ein oder andere Überraschung parat hat.
Hinweis: Wie immer sind diese Rezensionen nicht spoilerfrei und gehen sehr genau auf die Inhalte ein. Lest sie am besten also erst, nachdem ihr die Folgen gesehen habt.
„Identitätskrise“
Als eigentliche Hauptfigur der ersten neuen Folge, die sich in die Reihe der überzeugenden Folgen der Serie eingliedert, in denen „zufälligerweise“ kein einziges Mitglied der Titeltruppe auftaucht, stellt sich Klontechnikerin Emerie heraus. Sie ist es auch, die die namensgebende Identitätskrise durchmacht, nachdem sie von Doktor Hemlock mehr Verantwortung und mehr Befugnisse im Rahmen von Projekt Nekromant erhält und dabei auf ein weiteres Geheimnis stößt; Um ständigen Zugriff auf Blut mit hohem M-Wert zu haben, werden in einem geheimen Teil von Tantiss machtsensitive Kinder festgehalten. Die im Staffelauftakt als vor allem bei jüngeren Personen moralische und mitfühlende Figur etablierte Forscherin muss diese Tatsache fortan mit ihrem Gewissen vereinbaren und scheint hier als Schlüssel für den im Finale der Serie zwangsweise auftretenden Kampf in der Basis aufgebaut zu werden. Musikkomponist Kevin Kiner nutzt diese Gelegenheit, um mit seinen ganz eigenen, stilistischen Tönen eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen und Emeries Gefühle beim Anblick der drei minderjährigen Machtsensitiven von Tantiss noch greifbarer zu machen.
Es bleibt nämlich nicht nur bei den dreien, denn am Anfang der Folge wird in bester Grogu-Manier ein weiteres, diesmal sehr niedliches Alien-Kind eingeführt, auf das es ein gewisser Klasse-I-Kopfgeldjäger abgesehen hat, dessen Vita mit Jobs wie diesem bereits gut gefüllt ist. Wer erinnert sich denn nicht an einen der denkwürdigsten Mehrteiler in der zweiten Staffel The Clone Wars, als Cad Bane in einem beispiellosen Einbruch in den Jedi-Tempel ein Holocron geraubt und für Darth Sidious schon einmal Jagd auf machtsensitive Kinder gemacht hat? Scheinbar bleibt die eiskalte Entführung von Kindern auch zur Zeit des Imperiums sein Spezialgebiet. Mit Fennec Shand sind damit jetzt schon beide prominente Kopfgeldjäger aus der ersten Staffel und Das Buch von Boba Fett in der aktuellen Staffel zurückgekehrt. Der Sidekick-Droide Todo 360 darf auch nicht fehlen und ist trotz kleinem Auftritt immer wieder ein Highlight mit seinem typischen Droiden-Humor. Herrlich auch, wie sich der manchmal kaltblütige, beinahe sadistische Droide an Kinderpflege die (nicht vorhandenen) Zähne ausbeißt.
Emeries Prozess hin zum Guten nimmt immer weiter Gestalt an, während sie sich mit der inhaftierten Nala Se über Omegas Besonderheiten austauscht, einen Ausbruchsversuch eines der Kinder miterlebt und schließlich von Hemlock damit beauftragt wird, Cad Banes Beute entgegenzunehmen. Als weiterer interessanter Cameo-Charakter, der in den Star Wars-Animationsserien immer wieder vorbeischaut, gibt sich in einem Gespräch mit dem Doktor der gute alte Tarkin die Ehre. Leider trägt er, anders als noch bei seinem letzten Auftritt im zweiten Staffelfinale, sehr deutlich bereits die unverkennbaren Rangabzeichen eines Großmoffs, obwohl er laut Kanon-Roman Tarkin erst im Jahr 14 VSY und damit einige Jahre nach der Serie für seine Verdienste diesen Rang erhält. Einerseits zeigt dieses Detail, dass etwas Zeit vergangen ist und im Imperium und der Galaxis auch abseits der zentralen Serienereignisse Entwicklungen voranschreiten, andererseits werden hier aber wieder einmal literarische Kanon-Geschichten übergangen. Rein inhaltlich ist immerhin die Erkenntnis der Szene, dass nicht einmal einer der engsten Vertrauten des Imperators Bescheid über den Hintergrund und das Ziel von Projekt Nekromant weiß, spannend für dessen Wichtigkeit und Palpatines Absichten. Vielleicht sollte der nun früher zum Großmoff ernannte Wilhuff ja einmal in Timothy Zahns Thrawn-Trilogie reinlesen, um mehr über Tantiss zu erfahren. 😉
Nach dem Gespräch mit dem Großmoff schickt Hemlock seinen ominösen Schattenklon, der der altbekannten Verräterin Cid weitere Informationen über die Schadencharge entlocken konnte, auf die Jagd nach Omega. Deren Puppe aus den ersten Folgen der Staffel hat Emerie vielsagend aufgehoben und damit, dass sie sie heimlich an eines der machtsensitiven Kinder weiterschenkt, sind die gesetzten Schwerpunkte ihrer Persönlichkeit zu diesem Punkt klar und die Folge endet. Doch unmittelbar danach werden unsere Helden leider auch schon…
„Entdeckt“.
Weil die Tantiss-Folgen mit Emerie immer besonders ruhig, dialoglastig, wenn auch oft aber vor allem für ein anspruchsvolleres Publikum deutlich besser zu sein scheinen, genügt es für die wöchentliche Release-Strategie der Serie und die Sehgewohnheiten der Hauptzielgruppe scheinbar nicht. Denn die zweite Folge wechselt den Schauplatz und schließt auch nur bedingt direkt an den Vorgänger an. Es geht nämlich zurück nach Pabu und wie es sich für ein friedliches Versteck zur Zeit des Imperiums gehört, kommt irgendwann der „Point of No Return“ – wie die Folge im Original heißt –, an dem das Versteck gefunden und angegriffen wird. Nach dem niedlichen Alien-Kind in der vorhergehenden Folge, gibt es in dieser direkt das nächste an The Mandalorian erinnernde Ereignis, denn ohne große Vorwarnung wird genau wie einst die Razor Crest auch die Havoc Marauder zerstört. Damit ist das vertraute Zuhause und der Großteil des Hab und Guts der Gruppe verloren, denn sie hatten das Schiff gerade beladen, um Pabu verlassen zu können. Seit der Zerstörung der Crest vor beinahe realen vier Jahren wirkt diese für Star Wars nach wie vor sehr untypische Story-Entscheidung zwar nicht mehr ganz so schockierend, ist aber immer noch ein harter, unerwarteter Schlag, der die volle Macht des Imperiums demonstriert. Das setzt sich auch später fort, wenn die imperialen Kompanien die Stadt auf der Suche nach den Klonen effizient und rücksichtslos auseinandernehmen. Dabei gibt es endlich ein erstes Wiedersehen mit den in Staffel 2 eingeführten Nebencharakteren von Pabu, die noch mehr Emotionen zum düsteren Geschehen aufbauen sollen, was durch ihre lange Abwesenheit und charakterliche Blässe nur bedingt aufgeht.
Ansonsten macht die Folge genau den in der ersten fehlenden Action-Anteil wieder wett, was wahrscheinlich wie schon erwähnt ein Grund für ihre Doppelveröffentlichung ist. Die Art und Weise, wie die Folge aber wieder einmal mit einer Omega-Entführung endet und wie der dramatisch aufgebaute letzte Versuch, das Schiff mit einem Peilsender auszustatten, hoffnungslos schief geht, überrascht nach der Zerstörung der Marauder ein weiteres Mal. Grundsätzlich ist es auch ein erfrischendes Novum, dass die große Frage der Staffel ist, wo sich eine geheime Basis der eigentlich übermächtigen „Bösen“ befindet, nachdem es in den meisten ähnlichen Star Wars-Geschichten um Verstecke und Basen der unterlegenen „Guten“ geht.
Nach den Überraschungen dieser Folgen dürfte sich der Rest der Staffel aber nun mehr oder weniger klassisch entwickeln. Achtung, Spekulationen: Noch ein oder zwei kleine Filler auf der Suche nach Omega, der Emerie nach ihrer Ankunft in der Basis helfen wird, die Klone zu kontaktieren, bis es zur großen Finalschlacht kommt, bei der Tantiss zerstört und Projekt Nekromant verzögert wird. Bis dahin hatten wir es hier aber schon mal mit zwei sehr unterschiedlichen, aber starken Folgen zu tun, die beide auch nicht das klassische Credit-Theme verwendet haben, sondern extra von Kevin Kiner zur düsteren Aussicht passende Musik spendiert bekamen. Schon zu The Clone Wars-Zeiten war dies immer ein ganz besonderes Vergnügen nach besonderen Folgen.