Rezension: The Bad Batch 2×12: „Der Außenposten“

Mit Folge zwölf der zweiten Staffel erhalten wir die zweite Folge, die sich komplett um Crosshair dreht und genau daraus auch ihre Stärke ableitet. Wieso die Folge nicht nur ob des Settings an die Eis und Ehre-Folge aus Star Wars Rebels erinnert und wieso sie so mitreißend ist, soll diese Rezension beantworten.

Schwachpunkte

Unter dieser Zwischenüberschrift sollen zwei Schwachpunkte erörtert werden. Einer betrifft die inhaltliche Dimension, die ich bereits auch in der dritten Folge angesprochen habe: Die teils sadistisch und infantilen imperialen Offiziere. Auch wenn der Lieutenant in dieser Folge schon die eher kalte Effizienz statt des trotzigen Kindes darstellt, ist seine Ablehnung der Klone und sein boshafter Blick auf sie trotzdem hinderlich, die Dramatik so ganz auszukosten. Denn er betrachtet die Klone nicht nur als Werkzeug, was die kalte Effizienz bedeuten würde, sondern lehnt sie ab. Diesen zusätzlichen Schritt hätte es gar nicht gebraucht, da die Handlung auch ohne offene Missbilligung funktioniert hätte und Crosshair damit noch deutlich gewesen wäre, dass es ein systemisches und kein personelles Problem ist, was ihn zu seiner Tat bringt.

Loyalität

Wo wir bei der zweiten Schwachstelle wären, die aber keine inhaltliche ist und damit keine Kritik nach sich zieht. Vielmehr ist es ein Lob, dass die Autor*innen der Serie es schaffen, Crosshair über die Serie gestreckt langsam zu brechen und die Schwachpunkte in seiner Argumentation für die Loyalität zum Imperium deutlicher zutage treten. Es wird einfach immer schwerer für ihn sich vor sich selbst zu rechtfertigen und loyal zu bleiben, was sowohl der Anfang der Folge symbolisiert, wenn er Soldaten aus dem Dienst gestellt sieht als auch natürlich am Ende, wo unnötige Beschaffungsmissionen und der Verlust seines Bruders mit einem Schulterzucken abgetan werden. Dass er dann zur Waffe greift und die erste Personifizierung dieser Maschinerie tötet, ist für den Zuschauer befriedigend und nachvollziehbar. Das erinnert in guter Weise an die Erkenntnis von Kallus in Eis und Ehre aus Star Wars Rebels, wenn auch hier noch gekonnter inszeniert und umgesetzt.

Inszenierung

Damit dieser emotionale Sch(l)uss am Ende der Folge zündet, braucht es jedoch auch ein Build-up, das sich nicht nur auf Gedanken der Zuschauenden verlässt. Deshalb hat diese Folge auch eine Handlung, in der sich Mayday und Crosshair anfreunden, als Kameraden in einen aussichtslosen Kampf ziehen, nur um zu merken, dass sie Ausrüstung beschützen, die für ihren Ersatz – die imperialen Sturmtruppen – gebunkert war. Nicht nur das, die Ausrüstung war auch noch besser für die niedrigen Temperaturen von Barton IV geeignet und hätte Maydays Männern wohl den entscheidenden Vorteil gegen die Plünderer verschaffen können. Wir haben also zwar das Stilmittel eines MacGuffin, aber es wird sinnvoll eingesetzt, um die Dramatik zu unterstreichen, dass die Klone – spätestens seit der Rede Palpatines in Folge acht – bereits abgeschrieben sind und sich Crosshair aus Angst vor Veränderung oder der Konfrontation mit seiner Fehleinschätzung, noch an eine längst überkommene Realität klammert.

Zudem schafft die Serie abseits der narrativen Unterstützung der Erkenntnis auch visuell ein Bild, das beeindruckend ist. Die Schneeeffekte, die Landschaftsaufnahmen, die Visualisierung der Kälte und Erfrierungen der Figuren unterstreichen zum einen die Verzweiflung und Aussichtslosigkeit der beiden. Zum anderen zeigen die weiten Landschaften, durch die sie nur zu zweit stapfen, wie alleine sie symbolisch in diesem neuen Imperium noch sind. Die vorherige Crosshair-Folge hieß deshalb ja auch The Solitary Clone und hier sind es nun eben zwei einsame Klone, die scheinbar nur beschäftigt werden müssen, damit sie in der Basis nicht stören, ansonsten aber nicht nur in der Landschaft, sondern im ganzen Imperium alleine sind.

Brüder

Zuletzt unterstützt die Musik von Kevin Kiner all das meisterhaft. Ich bin – wie einige wissen – kein Experte darin, mir Musikstücke namentlich zu merken und diese dann auch in der Folge zu erkennen, aber ich habe definitiv Reminiszenzen an klassische The Clone Wars-Titel gehört, die teilweise leicht verändert wirkten, am Ende aber wieder klassisch erklangen. Die Reise wird also auch hier gezeigt: Die Klone passen sich an und versuchen sich damit zu arrangieren, nun einem Imperium statt einer Republik zu dienen, was aber nicht mit ihrer eigentlichen Rolle zusammenpassen will. Daher die Dissonanzen. Auf der Mikroebene spiegelt das Crosshair wider, der sich ans Imperium klammert, obwohl er weiß, dass es falsch ist und diese konkurrierenden Gedanken vereinen muss. Am Ende findet er aber durch diese Dissonanzen der letzten Monate hindurch und erkennt, dass er nicht beim Imperium zu Hause ist. Während die Musik immer näher an die klassischen Klänge kommt, setzt er schließlich den Schuss und hat nicht nur charakterlich, sondern auch musikalisch wieder zu sich selbst gefunden.

Fazit

Für mich ist diese Folge definitiv die beste der zweiten Staffel und im Kontext der ersten beiden Staffeln definitiv die bis dahin beste der ganzen Serie. Sie nimmt sich eine Figur in den Fokus, baut auf der ersten Fokusfolge mit Crosshair auf und nutzt die 25 Minuten effektiv, um eine nicht nur glaubhafte, sondern auch visuell, musikalisch und metaphorisch ausgefeilte Darstellung der Erkenntnis Crosshairs zu inszenieren. Eine Folge, in der alle Figuren, Setpieces, Musikthemen und Dialoge am Ende diesem kulminierenden Moment der Erkenntnis und ein Stück weit Befreiung zuarbeiten, ist eine große Leistung von Autorin Jennifer Corbett und verdient daher zu Recht auch die Liebe aus dem Fandom!

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