Rezension: The High Republic Adventures #4 von Dark Horse

Nachdem das vorige Heft mit dem überraschenden Auftauchen einer beliebten Figur endete, setzen Zeen, Lula, Qort und weitere Jedi im heutigen Heft The High Republic Adventures #4 alles daran, diese Figur aus den Händen der Nihil zu befreien. Daniel José Olders Geschichte, die den Titel „Now or Never, Part 1“ trägt, wird heute von einer komplett neuen Zeichnerin illustriert, nämlich von Elisa Romboli. Für Kontinuität bei den Farben sorgt weiterhin Michael Atiyeh.

Zum Inhalt

Während Zeen noch damit zu kämpfen hat, dass zwischen Lula und ihr noch vieles unausgesprochen geblieben ist, da Lula sich nach dem Wiedererlangen ihres Gedächtnisses erst wieder in ihre Rolle als Jedi einfinden muss, sind die Vorbereitungen für den Angriff auf die Korvix Vorn, das Gefängnisschiff der Nihil, im vollen Gange. Auf dem Gefangenenschiff erfahren wir unterdessen, dass nicht nur Farzala dort überlebt hat, sondern auch Torban „Buckets of Blood“ Buck und Ishnar sowie ein Jüngling namens Bindal bei ihm und wohlauf sind. Sie sind jedoch in Gefahr, da der nur als „The Warden“ vorgestellte Gefängnischef zusammen mit dem jungen Wissenschaftler Niv Drendow Apruk herausfinden will, ob Jedi unter den Gefangenen sind – natürlich mit Hilfe von Nivs Baby-Nameless. Die Gefangenen schaffen es allerdings, Unruhe zu stiften, und gleichzeitig greifen die Jedi das Gefängnisschiff erfolgreich an. Doch der Warden hat einen Trick auf Lager: Er lässt plötzlich die Schilde seines Schiffes senken, sodass Farzala und Co., die sich auf einer nur mit einem Schild abgeschirmten Plattform befinden, plötzlich frei im All schweben…

Zur Umsetzung

Dass nach so langer Zeit, in der die Reihe entweder von Harvey Tolibao oder Toni Bruno gezeichnet wurde, nun plötzlich mit Elisa Romboli eine ganz neue Zeichnerin ins Spiel kommt, hat mich durchaus überrascht. Allerdings hatte ich kaum Schwierigkeiten, mich an den neuen Illustrationsstil zu gewöhnen. Schon direkt auf der ersten Seite habe ich die neuen Zeichnungen liebgewonnen. Elisa Romboli brilliert hier nämlich mit ausdrucksstarken Gesichtern, die die komplexen, unausgesprochenen Emotionen zwischen Lula und Zeen wundervoll zum Ausdruck bringen. Die wunderbar stimmungsvollen Feuerfarben, die davon herrühren, dass Lula ihr Nihil-Outfit verbrennt, tragen ebenfalls einen großen Teil dazu bei. Auch im weiteren Verlauf wissen die Zeichnungen durchaus zu überzeugen. Vor allem die dynamischen Kampfszenen und das gruselige Aussehen des Wardens und der Nameless sind sehr gelungen.

Nach einem emotionalen Einstieg rund um Lula und Zeen fehlt mir in dieser Ausgabe leider etwas die Charakterarbeit und die Arbeit an den Beziehungen zwischen den Figuren, die The High Republic Adventures sonst so ausmacht. Der starke Fokus auf die Vorbereitung und Durchführung des Angriffs auf das Gefängnisschiff hat mich emotional nicht ganz so mitnehmen können, wie das sonst der Fall ist, wenn Lula und Zeen im Mittelpunkt stehen.

Generell begrüße ich es ja, dass Farzala und auch Buckets of Blood und Ishnar überlebt haben, aber langsam stört mich echt das Phänomen, dass so viele Figuren in dem Jahr zwischen Phase I und III in eine Art „Pause-Zustand“ versetzt wurden, nur um dann pünktlich zu Beginn von Phase III wieder reaktiviert zu werden: Vernestra verbringt ein Sabbatjahr auf dem Planeten Ibbe, Lula verbringt die Zeit als Nihil ohne Gedächtnis und Farzala, Torban und Ishnar werden nun für ein Jahr auf dem Gefängnisschiff kaltgestellt. Die Begründung, warum zwei Jedi und eine Sicherheitsexpertin so lange Zeit nichts unternehmen, obwohl der Warden von Beginn an droht, Jedi ausfindig zu machen, ist die Drohung der Nihil, jeden Tag einen anderen Gefangenen zu töten, wenn jemand fliehen sollte. Und glücklicherweise taucht Niv mit seinen Nameless ja auch erst nach einem Jahr auf, sodass die Tarnung der Jedi erst genau zum Zeitpunkt des Angriffs ihrer Verbündeten auffliegt. Wie praktisch!

Sehr schön fand ich dagegen, dass wir auch in diesem Band mal wieder eine Figur zu sehen bekommen, die wir bisher nur aus einem Roman kennen: Driggit Parse, eine jugendliche Bewohnerin Valos, die zu den Nihil übergelaufen ist, könnten einigen Leser*innen bereits aus Escape from Valo bekannt sein, dem ersten Jugendroman aus Phase III, den Daniel José Older zusammen mit Alyssa Wong verfasst hat. In dieser Comic-Ausgabe bekommt sie noch nicht viel zu tun, außer Niv hinterherzulaufen, aber das kann ja noch kommen.

Auch der Auftritt der Nameless, die extrem gruselig und viel größer, als sie in Wahrheit sind, wirken, hat mir prinzipiell gut gefallen. Wie ich schon in meiner Rezension zu Escape from Valo schrieb, halte ich es für eine brillante Idee, Baby-Nameless in den The High Republic-Werken zu verwenden, die sich an ein jüngeres Publikum wenden. So können auch jüngere Leser*innen dieses wichtige Plot-Element kennenlernen, ohne die Auswirkungen der Nameless gleich katastrophal sein müssen. Hier fehlt mir leider die Information, dass es sich um Babys handelt – man kann es höchstens an der Größe erkennen – und dass deren Auswirkungen schwächer sind. Farzalas Reaktion auf die Nameless ist mir auch zu locker, um den wahren Schrecken dieser Wesen deutlich zu machen: Er schwitzt und stottert ein wenig, hat aber noch immer genügend Kontrolle über sich, um Niv mit einem lustigen Spruch zu provozieren, obwohl er direkt vor der Box mit den Nameless steht. Hier wäre es schon gewesen, wenn wir vielleicht mit Hilfe von Erzähltext-Boxen ein paar Einblicke in Farzalas Gedanken bekommen hätten, um nachvollziehen zu können, was die Nameless mit ihm machen und mit welchen Denkstrategien er es schafft, ihre Wirkung in Grenzen zu halten.

Fazit

Zeichnerisch ist dieses Heft ein starkes Debut von Elisa Romboli. Inhaltlich hakt es aber an einigen Ecken und die Handlung, die diesmal mehr auf den Kampf, statt auf die ansonsten immer so starke Beziehungsarbeit zwischen den Charakteren fokussiert ist, konnte mich nicht ganz so sehr abholen. Daher vergebe ich drei von fünf Holocrons.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir danken Dark Horse Comics für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und der Vorschauseiten.

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

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