Rezension: Star Wars #102: Darth Vader VII, Teil 3 & Yoda, Teil 8

Mich nachzumachen üben ihr noch müsst, General Skywalker.

Yoda

Im Comicheft Star Wars #102 von Panini gibt es gleich zwei spannende Team-Ups zwischen Anakin Skywalker/Darth Vader zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit anderen beliebten Figuren. In der Fortsetzung des letzten Yoda-Dreiteilers, dessen US-Cover von Phil Noto auch die reguläre Ausgabe schmückt, geht es während der Klonkriege mit einem seltenen Abenteuer des Auserwählten mit dem grünen Jedi-Großmeister weiter. Die Comicshop-Ausgabe verspricht derweil ein brisantes Wiedersehen zwischen dem dunklen Lord der Sith und seiner zwischen Verbündeten und Feindin wechselnden Doktor Chelli Aphra in der Zweitstory. Das Heft ist seit dem 23. Januar zu haben.

Prominenter Auftritt in der Darth Vader-Comicreihe: Doktor Aphra gibt sich die Ehre. Der dunkle Lord bittet die größte Archäologin der Galaxis um Hilfe. Er hat die Kontrolle über die Macht verloren, und nur Aphra weiß, was seinen Weg der Zerstörung bändigen könnte!
UND: Die Fortsetzung des Klonkriege-Abenteuers Meister Yodas.

Hinweis: Unsere Rezensionen zu Paninis Star Wars-Heftserie spoilern nicht die Handlung der aktuellen oder künftig erscheinenden Ausgaben!

Interaktionen zwischen Anakin und Yoda, vor allem in der Animationsserie The Clone Wars waren selten, doch ein gemeinsames Abenteuer der beiden miteinander als Duo blieb gänzlich verwehrt. Umso schöner ist es, dass Autor Marc Guggenheim der Dynamik der beiden in Größe bedeutet nichts, Teil 2: Die Schmiede noch mehr auf den Grund gehen kann, als im letzten Heft. Ihre Wortgefechte sind amüsant und haben dabei doch eine andere Energie, als die ähnlich unterhaltsamen ewigen Sticheleien zwischen Anakin und seinem Meister Obi-Wan. Auch ist die gemeinsame Abstimmung beim Vorgehen im Krieg und auf der Mission spannend, da ihre Ansätze sich ergänzen und Anakin sogar bereit ist, demütig vom weisen Großmeister zu lernen, wo er Obi-Wans Hinweise vollkommen übergangen hätte. Trotzdem lassen sie es sich nicht nehmen, den anderen an eigene Aussagen in passenden Momenten wieder zu erinnern oder sich sogar gegenseitig zu imitieren. Oben wird ein wunderbares frühes Beispiel zitiert, in dem sich der jüngere Jedi sich an eine Imitation Yodas versucht, die ihn aber nicht überzeugt. Aber so wie Anakin noch üben muss, Yoda nachzumachen, sollte auch Übersetzer Matthias Wieland noch einmal üben, dessen Sätze zu übersetzen. Eine inkohärente Übersetzungsweise bei seiner Grammatik zieht sich ja bereits durch die Hefte, seit die Reihe gestartet ist und es fällt mir auch in den Rezensionen immer aufs Neue auf. In diesem Heft aber wird bei vielen Sätzen nicht einmal mehr versucht, die Worte so zu drehen, wie es auch die deutsche Synchronisation der Star Wars-Filme und -Serien tut. So bleiben viele Sätze grammatikalisch einwandfrei und viele Verben genau dort, wo sie in einem unveränderten Satz jeder anderen Figur als Yoda auch liegen würden. Das ist schade und schmälert als Deutschleser das Vergnügen.

Darüber hinaus haben wir es aber weiterhin mit einer klassischen Klonkriege-Story mit vertrautem Ablauf, Setting und Action zu tun. Dass Zeichner Alessandro Miracolo auch für Die dunkelste Stunde, einer ebenfalls in der Heftreihe – nämlich in Star Wars #90 – erschienen Klonkriegsepisode der Reihe Obi-Wan verantwortlich war, sorgt insbesondere bei den Klontruppen und den Szenen mit ihnen für ein vertrautes Gefühl und den Wiedererkennungswert bei zwei ähnlich gelagerten Geschichten innerhalb eines Jahres. Darüber hinaus sind vor allem einzelne Szenen mit Anakin ein Augenschmaus und die Ästhetik zwischen den beiden ungleich großen Jedi in gemeinsamen Panels und das Farbspiel ihrer beiden unterschiedlichen Lichtschwerter – die Farben sind von Annalisa Leoni – wird wunderbar ausgespielt.

Das zweite Team-Up mit einer Figur, die wir allerdings im Gegensatz zu Yoda häufiger gemeinsam mit dem Auserwählten haben agieren sehen, passiert im bereits vielsagend betitelten neuen Darth Vader-Kapitel Angriffsziel Aphra. Ich schwankte im Vorfeld der Geschichte zwischen leichter Vorfreude ob des ersten Wiedersehens nach Episode V auf der einen Seite, abgesehen vom Kampf auf der Amaxinen-Station am Ende von Hidden Empire – zu dem die Geschichte auf interessante Weise Verknüpfungen auf Lager hat –, bei dem die Doktorin allerdings nicht sie selbst, sondern vom Ewigen Funken besessen war. Auf der anderen Seite lag die Befürchtung, dass Autor Greg Pak es allerdings in seiner unvergleichlichen Reihe schafft, auch diese Beziehung mit einer zum Fremdscham animierenden Darstellung nachhaltig zu versauen.

Man kann aber von Glück reden, dass das zumindest hier nicht der Fall ist. Im Gegenteil, ich bin sogar erstaunt darüber, dass mir das Heft ausnahmsweise insgesamt recht gut gefällt, aber das hat bei der Erwartungshaltung, die die Reihe sich mit der Zeit selbst gesetzt hat, wenig zu sagen. Paks „Stil“ in Form von stümperhaftem Pacing und schlechtem Writing, ist auch im mitunter 35. Beitrag zur Reihe weit davon entfernt, plötzlich auf magische Art und Weise verschwunden zu sein. Nichtsdestotrotz hatte ich Spaß mit dem Wiedersehen zwischen dem Sith-Lord und der Archäologin und für Fachfremde gibt es sogar zunächst einen kleinen Rückblick auf die gemeinsame Vorgeschichte der beiden und ihre wichtigsten Begegnungen. Auf der für den Genuss für Comics wichtigen zeichnerischen Seite ist endlich Raffaele Ienco zurück bei der Serie und sorgt so simultan zum annehmbar Erzählten für einen ebenfalls dringend benötigten Sprung nach oben bei der Optik.

Somit handelt es sich bei Star Wars #102 um ein optisch wie erzählerisches, aber auch keine Bäume ausreißendes Comicheft, dass besonders Fans von Anakin/Vader und interessant gewählten Gegenfiguren nicht verpassen sollten. Der spannende auffallende Gegensatz zwischen dem gesprächigen Anakin und dem seine Worte wohl abwägenden Yoda zu dem später beinahe gar nichts sagenden Vader und den nicht abreißen wollenden Wortschwallen von Aphra sowie Ochi fällt mit beiden Stories in einem Heft noch umso mehr auf und macht die Entwicklungen deutlich, die die Hauptfigur der Star Wars-Saga durchmacht.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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