Kurz vor Weihnachten beschert uns das Haus der Ideen an diesem Marvel-Mittwoch einen großen bunten Teller mit Comics. Zum einen Darth Vader #41 und Doctor Aphra #39, die beide für ihre Reihe das Dark Droids-Crossover abschließen, zum anderen für die Fans der Hohen Republik das nächste Heft der dritten Phase, The High Republic #2: Children of the Storm, Part 2. Und schließlich als Blick in die Zukunft bzw. die Comic-Reihen des kommenden Jahres Star Wars: Revelations #1.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Darth Vader #41 – rezensiert von Tobias
Nein!*
Fazit
* Der Rezensent ist in Weihnachtsstimmung und bittet die geneigte Leserschaft, sich seine Meinung aus den 40 vorangegangenen Befassungen mit dieser Reihe selbst zu erschließen. Um jedoch die freudige Stimmung vor Weihnachten nicht zu gefährden, ergeht einfach der Rat, das Heft nicht zu lesen.
Doctor Aphra #39 – rezensiert von Matthias
Der Inhalt
An Bord der Aquisitor tobt der letzte große Kampf zwischen Lady Domina Tagge und den Droiden und Lady Tagge droht, ihn zu verlieren. Dementsprechend beginnt sie, die notwendigen Vorkehrungen zu ergreifen, damit das Familienunternehmen nicht untergeht. Aphra und Sana sind hingegen noch damit beschäftigt, ihre Lage und einen möglichen Ausweg daraus zu bewerten. Aphra geht die Sache wie immer etwas pragmatischer an. Zwischenzeitlich müssen sie aber noch schnell Lucky auf Canto Bight absetzen, wo dieser sich um seine Familie kümmern muss. Wie gut Aphras zusammengebastelte Lösung funktioniert, können sie alsbald praktisch testen, als sie mitten im Kampfgetümmel um und auf der Aquisitor landen. Dort versucht gerade der Droide Scourge, Domina Tagge ein Angebot zu machen, welches diese nicht ablehnen kann, aber dank Aphras Intervention kommt es dann doch anders, wenn auch nicht ganz so, wie es Aphra geplant hatte. Aber wann war das schon mal so? Neue Probleme erfordern also neue Lösungen und so bringen Sana und Aphra Domina Tagge an Bord der Ark Angel IV. Domina Tagge fürchtet allerdings, dass ihr eigenes Abwehrsystem, welches ihr kybernetisches Implantat gegen eine feindliche kybernetische Übernahme – wie der durch Scourge – schützen sollte, sich nun gegen sie selber wenden wird, während gleichzeitig die Gefahr besteht, dass Scourge Zugriff auf all ihre Daten erhält. Um dies zu verhindern, befielt sie Aphra, sie zu töten, sobald sie erste Anzeichen einer Übernahme zeigt. Das violett blinkende Auge ein paar Panels zuvor ist zu ignorieren. Zudem muss die Aquisitor zerstört werden, um sicherzustellen, dass keine Reste des Droiden-Virus überleben können, da dieser in alle Systeme eingedrungen ist. Aphra bleibt aber – von Sana und Domina Tagge zunächst unentdeckt – an Bord der Acquisitor zurück und steuert das Raumschiff zu einem entlegenen Planeten namens Rocedila, in welchen sie das Raumschiff stürzen will. Kurz vor ihrem finalen Hyperraumsprung, der das Raumschiff in diesen Planeten befördern und somit vollständig zerstören soll, sagen sich Aphra und Sana Lebewohl und dass sie sich lieben.
Die Umsetzung
Alyssa Wong bringt die Geschichte sehr zielstrebig zu Ende und klappert nochmal alle Verbündeten der letzten Hefte ab. So tauchen für ein Panel am Rande auch nochmal Detta Yao und Kho Phon Farrus wieder auf. Man merkt deutlich, dass das Crossover-Finale nicht wirklich im Vordergrund steht, sondern das große Finale der Aphra-Reihe selber, welches dann im nächsten Heft ansteht. Daher geht bei aller Dramatik das Ende des Crossovers relativ glatt durch. Aber durch den interessanten Kniff mit der Umprogrammierung der Überträger spielt das Heft immerhin trotzdem eine wichtige Rolle für die Lösung und erklärt einen Punkt in der Gesamtlösung, den ich bislang als wenig ausgegoren empfand, der aber nun passt. Insofern bin ich mit der Handlung sehr zufrieden.
Das Künstlerduo Minkyu Jung (Zeichnungen) und Rachelle Rosenberg (Kolorierungen) liefert wieder sehr solide Arbeit ab. Um dem Leser zu helfen, sich auch rein optisch bei all den wechselnden Lokationen schneller zurechtzufinden, arbeiten sie wieder mit unterschiedlichen Farbstimmen für jeden Ort. Der Detaillierungsgrad ist gut und die Komposition der Panels auf dem gewohnt sehr guten Niveau. Was mir auch sehr positiv aufgefallen ist, ist dass Aphras Minenspiel diesmal, ihrer Entscheidung angemessen, zum Ende des Heftes hin sehr viel ernster ist und in einem Panel das alte „Licht und Schatten“-Motiv wieder aufgenommen wird. Aphra wirkt dadurch sehr viel erwachsener und ernster.
Fazit
Das Heft liefert einen überraschenden und wichtigen Puzzlestein fürs Finale und ich finde es gut gelungen, auch wenn mich der Cliffhanger schon sehr neugierig auf das nächste Heft macht, welches leider – erstmal? – auch das letzte sein wird. Ich vermisse die Reihe jetzt schon.
The High Republic #2 – rezensiert von Patricia
In Kapitel 2 des Handlungsbogens Children of the Storm thematisiert Scott die „Sins of the Past“. Gewohnt spannend geht es weiter mit der Hohen Republik!
Zum Inhalt
Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einem Flashback zu Keeve Trennis‘ Padawan-Prüfungen und hat mich damit direkt abgeholt. Im Gegensatz zum Ritterschlag sind die Momente, in denen Meister ihre Schüler auswählen, meiner Meinung nach noch immer unterrepräsentiert im Kanon. Somit hat es mich umso mehr gefreut, die junge Keeve zu sehen. In dieser Szene spiegeln sich zudem einige ihrer markantesten Charakterzüge beziehungsweise -entwicklungen wider: damals hat sie noch schnell aufgegeben, wenn sie vermeintlich versagt hat, ihre Vorliebe zum Fluchen besteht jedoch nach wie vor. Auch die Gastauftritte von Jora Malli und Arkoff waren eine nette Überraschung. Cavan Scott nutzt diese Erinnerung im Laufe der Ausgabe clever, um Keeves Wachstum hervorzuheben und ihren Handlungen emotionales Gewicht zu verleihen.
Zurück in der Zukunft geht es aber vor allem um den Dreieckskonflikt zwischen Jedi, Nihil und Hutten, der mir in dieser Ausgabe zwar zu schnell gelöst wurde, aber insgesamt eine sehr spannende Dynamik darstellt. Jemanden, der Erinnerungen lesen kann, vor Ort zu haben, ist zugegebenermaßen nicht die gewiefteste Lösung, die man sich hier hätte ausdenken können, dafür ist Skerabdas Loyalitätenwechsel aufgrund Lournas Lüge nachvollziehbar. Lourna handelt ebenfalls konsistent, da sie sich erneut auf die vermeintliche Gewinnerseite stellt, nur um dann doch wieder mit großen Gesten zu fliehen, sobald sich die Lage gegen sie wendet. Ich halte sie noch immer für eine der spannendsten Charaktere und hoffe, dass sie im Verlauf der Reihe vielleicht endlich lernt, unabhängig von größeren Mächten zu existieren.
Ein ebenfalls interessantes Thema, das der Comic eröffnet, ist der Tod eines Nameless durch Hand von Terec, welche*r es zum Glück doch sicher auf den Boden geschafft hat. Rückblickend hätte es den angedeuteten Tod in der vorausgehenden Ausgabe jedoch nicht gebraucht. Auch hier ist mir die Lösung, warum wir noch keine Antwort auf das Geschehen bekommen, etwas zu leicht, und es fühlt sich an, als würden Lesende hingehalten werden. Allerdings wäre es vermutlich auch nicht sinnvoll, die Spannung bereits jetzt verpuffen zu lassen. Die Kombination aus Story und Pacing war in dieser Ausgabe daher eher schwierig für mich. Wenig überraschend, aber definitiv erfreulich ist am Ende noch der Cliffhanger, dass Sskeers Geschichte noch nicht ganz auserzählt zu sein scheint.
Zu den Zeichnungen
Die Zeichnungen in dieser Ausgabe sind gut, aber nicht überragend. Mich enttäuscht leider erneut der Zeichnerwechsel. Immerhin hat man hier wieder auf Jim Towe gesetzt, der ja auch in der ersten Ausgabe schon gut mit Ario Anindoto harmoniert hat. Insgesamt wünsche ich mir von der Hohen Republik jedoch mehr Konsistenz, was die Zeichnungen innerhalb einer Reihe betrifft. Dennoch sind die Zeichnungen qualitativ auf einem guten Level! Besonders die junge Keeve hat mir sehr gut gefallen und es scheint außerdem so, als hätte Towe sich an Aninditos Stil orientiert. Er trifft die Charaktere daher ziemlich gut und adaptiert sogar im Flashback zu einem von Jeantys Ausgaben dessen Zeichenstil. Negativ aufgefallen sind mir einige Schattierungen. Mehrere Panels waren von einem seltsamen grauen Muster überzogen, das die Zeichnungen unfertig aussehen lässt. Ob dies am Zeichner oder der Koloration liegt, kann ich nicht sicher sagen.
Fazit
Insgesamt ist in Heft #2 wieder eine Menge passiert, wodurch das Heft etwas unruhig wirkt. Dies passt zwar gut zur Stimmung, die durch die Geschichte der Ausgabe vermittelt wird, führt aber dazu, dass manche Lösungen nicht ganz zufriedenstellend daherkommen. Dennoch mochte ich, dass Scott einige Seiten nutzt, um der Bindung zwischen Keeve und Sskeer mehr Tiefe zu verleihen und das Ende damit emotional ergreifenderer zu gestalten.
Revelations (2023) #1 – rezensiert von Lukas
Der übersetzte Titel des jüngst auf deutsch veröffentlichten ersten Revelations-Heft lautet Offenbarungen – und in der Tat war das Heft letztes Jahr eine Offenbarung, denn es bewies eindrucksvoll, wie schlecht ein einzelner Star Wars-Comic sein kann. Mit veränderter Prämisse und neuem Aufbau erscheint heute das zweite Heft mit diesem Konzept, welches wie letztes Jahr einen Einblick in aktuell laufende, beziehungsweise bald startende Comicreihen werfen und auf diese neugierig machen möchte.
Schon im Vorfeld war klar, dass es keine verbindende Rahmenhandlung von einem Autoren mehr geben wird, die holprig die ärenübergreifenden Serien zu verbinden versucht. Stattdessen haben wir es mit einer Sammlung wenige Seiten umfassender Geschichten zu tun, die trotz manch geteiltem Figurenauftritt nicht zusammenhängen und von unterschiedlichen, aktuellen Kreativteams der entsprechenden Reihe stammen. Insgesamt wirkt der One-Shot aber so auch noch weniger wie ein geschlossenes Comicheft, als vielmehr wie ein Sammelsurium an Leseproben und Appetithäppchen. Guggenheim versuchte zwar kläglich scheiternd mit dem Vorgänger, eine abgeschlossene Situation zu erzählen, doch hier wird nicht einmal mehr versteckt, dass es um Werbung geht, für die man auch noch Geld bezahlen darf. Als Gratisheft zum Free Comic Book Day könnte man dieses Vorgehen noch entschuldigen, da es in der Natur der originalen Veröffentlichungen zu diesem Tag liegt. Als überformatiges Special-Heft zum Sonderpreis jedoch, dessen kurze Einblicke in die einzelnen Reihen absolut nicht gehaltvoll wirken, sondern plötzlich abbrechen und mit dem Hinweis To be continued in… enden, ist dieses Vorgehen einfach nur frech. Auch wird die Gelegenheit verpasst, trotz redaktioneller Hinweise in die Richtung einsteigerfreundlich auf die Reihen und ihre aktuellen Handlungspunkte neugierig zu machen. Stattdessen wird vielmehr der Stand der Dinge vorausgesetzt, am deutlichsten bei der Geschichte zu The High Republic, in der es Cavan Scott und Marika Cresta versäumen, Neulinge abzuholen. Dann wiederum gibt es Geschichten wie den Anfang der Mace Windu-Reihe, bei dem inklusive Cliffhanger scheinbar die unmittelbare Vorgeschichte zum ersten Heft erzählt wird und den Leser*innen der ersten Ausgabe aber dann gleich diese Ereignisse fehlen. Im Sammelband zumindest wird diese Story dann aller Voraussicht nach wieder enthalten sein. Den Höhepunkt der Dreistigkeit stellt für mich schließlich die Tatsache dar, dass mit Thrawn auf dem Cover geworben wird und man so vielleicht eine kurze Geschichte im Umfeld der Alliances-Adaption erhofft konnte, aber nein. Zwei beigefügte und noch unkolorierte Vorschauseiten, aus der kommenden ersten Ausgabe der Miniserie scheinen heutzutage locker zu reichen, um sich als bekannte und zugkräftige Figur einen Platz auf dem Cover einer Ausgabe zu ergattern.
Es gibt aber auch ein paar kleine positive Dinge anzumerken. Grundsätzlich finde ich es nämlich nicht verkehrt, mit dem stilistischen Mix und den Möglichkeiten eine jährliche Anthologie der aktuellen Kreativteams anzubieten. Wenn die eine Kurzgeschichte weniger zusagt, überzeugt vielleicht die nächste und das Heft wird im Gesamteindruck aufgewertet und dabei für jeden Geschmack etwas angeboten. Es ist ja auch bald Weihnachten und manche Geschenke wünscht man sich dabei mehr, als andere, die man aber trotzdem annimmt. Meine Highlights bilden immerhin Charles Soules Einstiegsstory A Trick of the Mind und die tatsächlich ganz witzige und kreative Abschlussgeschichte Duel of the Reprobates vom letztjährigen alleinigen Autoren Marc Guggenheim. Schön auch, Salvador Larroca, von dessen Darth Vader ich persönlich ein großer Fan bin, den dunklen Lord hier wieder zeichnen zu sehen. Leider reiht sich Greg Paks Tool of the Empire sonst bei allen anderen Kriterien nahtlos in das von ihm gewohnte Niveau seiner Vader-Geschichten ein – siehe oben – aber zum Glück ist es hier ja nach wenigen Seiten schon wieder vorbei.
Fazit
Auch die zweiten Revelations entpuppen sich also leider als Reinfall. Revealed, also offenbart, wird hier leider gar nichts, stattdessen wollen die aus dem Kontext gerissenen leseprobenartigen Superkurz-Geschichten zum Kauf ihrer zugehörigen Reihen und die Auflösung der jeweiligen Situation animieren. Leider gelingt es aber nie so wirklich, in der Kürze der Zeit überhaupt genug auf die Sache neugierig zu machen, um echte Spannung und Interesse für die Fortsetzung zu erzeugen. Für Neulinge, die hier möglicherweise in die Star Wars-Serien reinschnuppern wollen, entsteht ebenfalls wenig Spaß, da man ohne weiteren Kontext wenig mit dem Gezeigten anfangen kann und Komplettist*innen einzelner Heftreihen ärgern sich möglicherweise um die anderen enthaltenen Geschichten, auf die sie sonst verzichtet hätten. Wenigstens sorgt die Abwechslung und zwei bis drei überzeugende einzelne Geschichten dafür, dass das Heft etwas mehr Spaß zu lesen macht, als der Erstling, der aber aufgrund seiner aufgeblasenen und selbstbeigemessener Bedeutung sowie dem ständigen Kopfschütteln bei der Lektüre aber am Ende länger in Erinnerung bleibt, als dieses heutige mit Überteuerung getarnte Free Comic Book Day-Heft.
Keine verlängerte Winterpause für die Sith, Darth Vader #42 erscheint schon am 3. Januar. The High Republic #3 soll am 17. Januar erscheinen und auf das Finale der Doctor Aphra-Reihe müssen wir etwas länger warten, denn Doctor Aphra #40 erscheint erst am 31. Januar.
Den nächsten Marvel-Mittwoch, direkt nach Weihnachten teilen sich dann das offizielle Finale des Crossovers, Dark Droids #5: Scourge of the Droids, Part 5 und The Mandalorian Season Two #7.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Was micht bzgl Revelations interessieren würde, ist, wie gut/schlecht die aphra geschichte ist, bei der reihe bin ich schon ein bisschen komplettionistisch, aber will auch nicht geld ausgeben wenn es sich null lohnen würde wie der letzte revelations comic der zusätzlich noch gespoilert hat
Aphra gibt es im Revelations-Comic nur in einer homöopatischen Dosis. Ich würde mit der Anschaffung des Heftes noch warten, bis abzusehen ist, ob die Geschichte irgendeine Relevanz bekommt.