Rezension: Die Hohe Republik: Mission ins Verderben von Justina Ireland

Avon hat dir etwas Wichtiges gestohlen. Darum solltest du ihr vielleicht lieber nicht helfen. Vielmehr wäre es angebracht, ihr Unbehagen zu genießen!

J-6

Justina Irelands Jugendroman Mission ins Verderben stand nun schon etwas länger bei mir herum, denn er erschien am 24.05.2022 bei Panini, also schon vor über einem Jahr. Das Original erschien am 04.01. desselben Jahres als Mission to Disaster bei Disney-Lucasfilm Press. Neben der Geschichte sind drei Zeichnungen enthalten, die im Original an den passenden Stellen eingefügt wurden, bei Panini aber einfach hinten dranhängen. Diese wurden von Petur Antonsson erstellt. Übersetzt wurde der Jugendroman von Andreas Kasprzak.

Wie die meisten Werke des Projektes Die Hohe Republik baut auch Mission ins Verderben auf den meisten der vorangegangenen Werke auf, bzw. bezieht sich auf Ereignisse daraus. So werden besonders Vernestras und Imris Geschichten wieder aufgegriffen. Das Charakterset ist hier ein ähnliches wie in Die Bewährungsprobe, dem ersten Jugendroman des Projektes, der ebenfalls von Ireland geschrieben wurde. Wir begleiten also im Wesentlichen Vernestra Rwoh, die kurz zuvor 18 geworden sein muss, ihren Padawan Imri Cantaros und die Tochter der Senatorin Starros: Avon. Außerdem mit dabei ist Avons Droide J-6 und auch Honesty Weft taucht wieder mit auf.

Für mich spielt Mission ins Verderben bei der Wahl der besten Bücher aus Phase I leider keine Rolle. Das mache ich an folgenden zwei Faktoren fest.
Punkt 1 ist dabei Avon Starros, die für ihr Alter völlig overpowered ist. Das Medium Jugendroman ist im Allgemeinen so gestaltet, dass die Zielgruppe sich mit den Charakteren identifizieren kann und sich in der Story ähnliche Probleme entwickeln, wie junge Leser haben. Mit Vernestra und Imri als Haupt-Jedi funktioniert dies sehr gut. Vernestra, die weiterhin nicht Vern genannt werden möchte, hat immer noch Zweifel, ob sie mit ihren jungen Jahren überhaupt dazu bereit ist, einen eignen Schüler auszubilden. Imri unterdessen ist sich unsicher, wie er seine Fähigkeiten einsetzen kann und darf, wie er auf andere wirkt. Beide sind aber trotzdem auf ihre Aufgaben fokussiert und unglaublich stolz darauf, miteinander und als Jedi arbeiten zu dürfen.
Avon hingegen ist mit etwa 14 Jahren die jüngste der Gruppe und kommt als Sheldon Cooper Abklatsch daher. Ihre Gefühlswelt ist ebenfalls sehr gut ausgearbeitet und ihre Jugend kommt an den richtigen Stellen raus, aber der Großteil ihrer Handlung wirkt auf mich zu konstruiert, weil sie etablierten Wissenschaftlern um Längen voraus ist. Und das verkauft uns Ireland nicht gut genug. Ja, jedes Kind in diesem Alter fühlt sich Erwachsenen überlegen und so wird sicherlich die Zielgruppe angesprochen, aber das macht es leider nicht glaubhaft.

Auf der anderen Seiten sehe ich Vernestra und Imri subtil wachsen. Ihre Handlung führt sie nach Dalna, wo sie nach verschwundenen Farmern suchen sollen, die von den Nihil verschleppt wurden, ebenso wie es mit Avon passiert ist. Beide haben sich in den letzten Jahren an ihre Rollen gewöhnt und sind ein extrem gutes Team geworden. Sie ergänzen sich und zeigen sich anderen Jedi gegenüber sehr souverän, wie hier im verschlafenen Tempel auf Dalna. Selbiges gilt für Honesty Weft, einem Nebencharakter, den ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte, der sich ebenfalls zu einem fast erwachsenen Mann entwickelt hat.

Punkt 2 meiner Kritik ist das Pacing der Story. Die ersten paar Kapitel sind unglaublich spannend. Avon wird entführt, Vernestra und Imri erhalten ihren Auftrag, wir lernen einen neuen Orkan und seine Orkanläuferin Kara Xoo kennen (oder wurde der schon in Orkanläuferin eingeführt?) und Deva Lompop, die ich bisher nur aus Krieg der Kopfgeldjäger kannte, das so viel später spielt. Warum wird die so alt? Dann passiert eine ganze Zeit lang fast nichts. Es wird viel Handlung vorbereitet, bevor auf den letzten 50 Seiten plötzlich alles passiert: Vulkanausbrüche, Zusammenführungen, Reparaturen, Hyperraumsprünge, die zuvor unmöglich erschienen und bei denen plötzlich gesagt wird: „Das machen wir jetzt so und so“ und dann geht das ohne Probleme. Hier kamen bei mir extreme Ex-Machina Gefühle auf. Die Geschichte selber war nicht einmal langweilig, aber es wurde viel zu viel Fokus auf Nichtigkeiten wie umgekippte Nudelwagen gelegt und die tatsächlich interessanten Dinge wurden dann hintenüberfallen gelassen.

Auch Panini hat sich einen Schnitzer erlaubt, denn der Rückentext passt so gar nicht zum Buch und handelt von Kantam Sy und Cohmac Vitus, die mit ihren Padawanen auf Corellia operieren. Davon steht aber kein Wort in der Handlung des Buches.

Ein Pluspunkt ist der ab und an durchscheinende Humor und die Verknüpfungen innerhalb des Projektes. Trotzdem liegt Mission ins Verderben bei mir nur im Durchschnitt und damit bei drei von fünf Holocrons.

Lest gerne auch Patricias Rezension zur Originalausgabe, sie hatte ein anderes Gefühl.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir danken Panini für das Rezensionsexemplar!

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

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