The Mandalorian wartet heute wieder mit einer kürzeren Folge auf, die uns neben der Suche nach einem Findelkind in der Gegenwart auch mehr aus der Vergangenheit zeigt. Wieso das insgesamt verfängt und trotzdem mehr Potenzial gehabt hätte, erfahrt ihr in der dieswöchigen Rezension!
Wie immer werden wir die Folgen in dieser Rezensionsreihe mit Spoilern besprechen. Das schließt sowohl die aktuelle Folge als auch alle bisher erschienen Folgen der Serie mit ein.
Veröffentlichung | Regie | Autoren |
22.03.2023 | Carl Weathers | Dave Filoni & Jon Favreau |
Nachdem sich Din und auch Bo-Katan reingewaschen haben, ist es auf dem Rückzugsplaneten der Kinder der Watch Zeit für Kampftraining. Auch Grogu soll lernen, wie ein Mandalorianer zu kämpfen. Als jedoch Ragnar entführt wird, muss in der Gegenwart und in Grogus Erinnerung je ein Findelkind gerettet werden.
Paintball
Die Folge beginnt auf dem weiterhin unbenannten Rückzugsplaneten der Kinder der Watch und zeigt uns Bo-Katan, die die Reihen abschreitet, während Kampftraining praktiziert wird. Es wirkt so, als würde sie sich langsam damit anfreunden, dass diese Art der Kameradschaft der Schlüssel sein könnte, um Mandalore zurückzuerobern. Nachdem wir ja in Folge 1 erfahren haben, dass sich ihre anderen Verbündeten nach der dunkelschwertlosen Rückkehr in alle Winde verstreuten, scheint sie einer Verbindung, die durch Kodex und Tradition getrieben wird, wohl gar nicht mehr so abgeneigt zu sein. Auch der Zusammenhalt der Watch im weiteren Verlauf der Folge wird diesem Gedanken wohl zuträglich sein. Dass dies freilich nicht meinen Kritikpunkt/meine Bedenken dahingehend entkräftet, dass die Mechanismen eines Kults im Hintergrund brodeln, sollte klar sein.
Während die anderen Findelkinder mit Übungswaffen trainieren, sitzt Grogu derweil am Seeufer (übrigens sehr gefährlich bei den regelmäßig vorbeischauenden Schildkrötenkrokodilen) und genießt die Ruhe und die Aussicht. Auch Steine, die sich plötzlich als Lebewesen entpuppen – und die man vielleicht essen könnte – bringen ihn nicht so wirklich auf andere Gedanken. Wie wir aus der zweiten Staffel wissen, trägt er das Laster seiner Vergangenheit noch mit sich herum und in solchen Momenten kommen diese Gedanken wohl immer wieder in ihm hoch. Doch die wirkliche Erinnerung beginnt erst – ganz der Vater – später bei der Schmiede-Stunde.
Stattdessen kommt Din auf die Idee, Grogu doch mal kämpfen zu lernen und ihn deshalb gegen die anderen Findelkinder antreten zu lassen. Der Glückliche ist dabei Ragnar, der in der ersten Folge der Staffel gerade seinen Schwur leistete, als das Schildkrötenkrokodil angriff. Heute wird mit Pfeilen gelernt, die aber zum Glück nur Farbpatronen verschießen. Nach einer extrem komödiantischen Szene, in der Grogu das Armband mit den Paintball-Patronen angelegt wird, die wie aus dem Kinderheft am Kiosk wirken, beginnt die Lektion. Zweimal getroffen und mit der Ermutigung seines Vaters ausgestattet, nutzt Grogu schließlich all seine Tricks und schafft es, Ragnar zu übertrumpfen. Man merkt, dass Grogu erst lernen muss, seine Macht nicht nur in Notsituationen einzusetzen, so wie er es die Jahre über im Versteck vor dem Imperium getan hat.
Der Bestienflüsterer
Nach Grogus Sieg zieht ein leicht beleidigter Ragnar davon. Das ist insofern verständlich, als dass wir erfahren, dass er der Sohn Paz Vizslas ist und seinen daneben stehenden Vater schließlich stolz machen will. Ob „Vater“ hier wortwörtlich verstanden werden kann oder eher es so wie bei Din und Grogu aus einer Findelkind und Fürsorge-Beziehung hervorgeht, wurde mir dabei nicht eindeutig klar. In Anbetracht des Folgentitels und der doppelten Bedeutung würde ich eher darauf tippen, dass Paz den Jungen angenommen und ihn aufgezogen hat und somit sein (Zieh-)Vater ist.
Jedenfalls hat dieser Ragnar ein ganz besonderes Talent. Während er in der ersten Folge still im Wasser steht und seinen Schwur leistet, greift plötzlich das Schildkrötenkrokodil an. Wenn man nun bedenkt, dass die Mandalorianer zum Beginn dieser Folge am Wasser stehen und dort ins Blaue feuern, um Zielübungen zu machen und keines dieser Wesen angekrochen kommt, scheint es seine besondere Fähigkeit zu sein, solcherlei Getier anzuziehen. Denn kaum enttäuscht weggegangen, kommt auch schon eine weitere gefährliche Kreatur aus dem Himmel gestürzt und greift Ragnar kurzerhand mit ihren Klauen, um ihn zu ihrem Nest zu bringen.
So langsam glaube ich, dass das Imperium die Kinder der Watch auf diesen Planeten gar nicht finden muss, da die Fauna schon selbst dafür sorgt, dass sie dezimiert werden. Andererseits macht die Wahl des Planeten für ein Kriegervolk natürlich auch Sinn. So wäre ein Paradiesplanet mit Milch- und Honigbächen vielleicht etwas unpassend für diese Art der Kultur. Trotzdem lässt man den Jungen Ragnar nicht im Stich und nach einer durch Treibstoffmangel abgebrochenen Verfolgung der Kreatur mit dem Jetpack, macht sich eine von Bo-Katan angeführte Suchmannschaft auf dem Weg zum Nest.
Jedi Temple Challenge
Grogu bleibt dabei zurück und wird stattdessen von der Schmiedin ins Innere geführt und dort beginnt sie, ihm die Rolle der Schmiede zu erklären, während sie ihm einen Teil seiner Rüstung schmiedet. Ganz wie der Papa hat er während des Prozesses plötzlich Erinnerungen an seine damalige Flucht aus dem Jedi-Tempel und wir sehen zunächst eine erweiterte Szene der vier Jedi-Verteidiger, die wir bereits in der zweiten Staffel gesehen haben. Dort wird gegen die hereinströmenden Klontruppen (die übrigens nicht von Martin Keßler, sondern von Sascha Krüger synchronisiert werden – warum auch immer) gekämpft und Grogu unter Anstrengung zum Fahrstuhl eskortiert, wo er zu Kelleran Beq gebracht werden soll.
Zunächst etwas verwirrt von dem Namen, hatte ich trotzdem das Gefühl, ihn schon irgendwo mal gehört zu haben und kaum öffnet sich der Fahrstuhl, war die Erinnerung wieder komplett. Kelleran Beq wird natürlich von Ahmed Best gespielt. Jener Schauspieler, der damals Jar Jar Binks verkörperte und in der Jedi Temple Challenge auf YouTube bereits die Rolle des Kelleran Beq ausfüllte. In dieser Webshow traten jeweils drei Zweierteams gegeneinander an, von denen am Ende eines als Sieger hervorging. Umso passender, dass sein Charakter, der für die Prüfungen von Jünglingen verantwortlich war, nun damit beauftragt ist, Grogu in Sicherheit zu bringen.
Die Beschützerfähigkeiten muss er dann auch gleich unter Beweis stellen, als die Klontruppen ihren Fluchtpunkt erreichen und eine Speederverfolgungsjagd durch die Häuserschluchten von Corsucant beginnt. Auch hier hat es Spaß gemacht, zum einen zu sehen, woher Grogus Vorliebe für schnelle Fahrten wohl kommen könnte, als auch, wie toll Coruscant nun zum zweiten Mal in Folge eingefangen wurde. Nachdem das Kanonenboot den Anschlusszug erreicht hat, nähert sich der Speeder einer Landeplattform mit einer H-Typ-Nubian-Yacht, ebenjenes Modell, dass Padmé und Anakin in Episode II genutzt haben. Befreundete Naboo-Wachen – passend, wenn man Ahmed Bests Rolle als Jar Jar Binks bedenkt – warten bereits und decken den Rückzug als Klontruppen und V-Wings angreifen und die Flucht in den Hyperraum gerade so gelingt. Nun steht also die neue Frage im Raum, was danach mit Kelleran und Grogu geschah. Weiteren Rückblenden steht somit nichts im Wege.
Zurück in der Gegenwart erhält Grogu schließlich sein erstes Rüstungsteil und es war wohl nicht der beste Tag der Schmiedin, denn wirklich passend finde ich das nicht. Das Logo samt Schlammhorn natürlich schon, aber eine Art Schild, welches so unförmig auf seinen Vorderkörper geklatscht wird, wirkt etwas unterkomplex. Gerade im Vergleich zu dem filigran gearbeiteten Kettenhemd aus The Book of Boba Fett. Im Gegensatz dazu habe ich den Rückblick sehr gemocht. Zuerst ist es toll, dass man die Figur des Kelleran Beq nicht nur für die Webserie verwendet, sondern ihn jetzt auch so wirklich kanonisiert. Zudem gönne ich es Ahmed Best, dass er nun auch als Jedi, den er samt Lichtschwert selbst designen durfte, auf die „große Leinwand“ kommt, nachdem er dem Franchise – trotz der Häme infolge seiner Rolle in Episode I – treu geblieben ist. Seine Rolle als Beschützer und Retter eines Fanlieblings hat dabei auch eine gewisse symbolische Wirkung.
Drachenzähmen leicht gemacht
Während Grogu in Erinnerungen weilt, geht die Suche nach Ragnar Lothbrok Vizsla weiter und die Suchmannschaft erreicht das Nest des Drachen. Diesem müssen sie sich jedoch leise nähern, da es sonst aufgeschreckt werden und den Sohn noch weiter verschleppen könnte. Bevor also der Aufstieg auf den Berg ansteht, wird abends noch getrennt am Lagerfeuer gegessen und diese Szene war schon irgendwie absurd. Die Mandalorianer verteilen sich in alle Winde, um getrennt zu essen, da sie sonst ja nicht ihre Helme abnehmen dürften. Nur Bo-Katan darf am Feuer verweilen, da sie ja auch die Suchaktion anführt. Dieser Kult ist wirklich absurd.
Am nächsten Tag verläuft der Aufstieg dann fehlerfreier als ich es erwartet hätte und im Nest wird von Din eine Wärmesignatur erkannt, während der Drache an sich abwesend zu sein scheint. Als sich die Signatur jedoch als Nachwuchs des Drachen entpuppt und dieser dann auftaucht, um seinen Nachwuchs mit Ragnar zu füttern, beginnt der Plan in seine Einzelteile zu zerfallen. Die Jetpack-Verfolgungsjagd beginnt von neuem und nach einer – zugegeben sehr schön inszenierten – Kampfsequenz gegen den Drachen in der Luft, gelingt es den Mandalorianern, ihn flugunfähig zu machen und in den See stürzen zu lassen, wo ein Schildkrötenkrokodil nicht lange wartet und sich einen Snack gönnt. Der von Din aus der Luft gefangene Ragnar wird wieder mit Paz vereint, woraufhin diesem doch glatt ein Dankeschön von den Lippen kommt. Das scheint der Weg zu sein.
Zurück im Lager werden drei neue Findelkinder in Form der Drachenbabies angeschleppt und mal schauen, ob wir in Staffel 4 Mandalorianer auf diesen Wesen reiten sehen werden. Daneben braucht Bo-Katan einen Ersatz für eine ihre Schulterplatten, da sie diese im Kampf verloren hat und wünscht sich das Symbol des Mythosauriers. Zudem entschließt sie sich dazu, sich der Schmiedin anzuvertrauen und ihr von der Sichtung des Wesens zu erzählen. Doch wie dem immer so ist, kommen nur Unglaube oder Kultsprüche als Antwort zurück. Ich frage mich, wieso Bo-Katan sich nun der Schmiedin öffnet, zumal sie es Din vorher ja verheimlicht hat. Klar sieht sie die Kinder der Watch zunehmend als Verbündete und sieht, wie sie füreinander sorgen, aber ist schon dieses Maß an Vertrauen da? Oder will sie es einfach erzählen, weil sie selbst nicht glaubt, ob es real sein kann? Sollte dies der Fall sein, hat das Gespräch jedenfalls nicht wirklich geholfen.
Was ist mit Din?
Das angesprochene Potenzial in meinem Einleitungssatz sollte man nicht als zu großen Kritikpunkt sehen, sondern eher konzeptionell betrachten. Ich empfand Grogus und Dins Geschichte bisher als eine Art Parallele, weshalb die beiden auch so gut miteinander auskommen. Daher wäre in meinen Augen ein Parallelschnitt mit Dins Vergangenheit in dieser Folge noch etwas besser gewesen als die Suche nach Ragnar im Kontrast zu Grogus Erinnerungen. Vielleicht hemmte diesen Schritt, dass wir bereits mehr aus Dins Vergangenheit gesehen haben und es damit zu repetitiv geworden wäre, gerade da seine Rüstung ja vollständig geschmiedet wurde und er somit auch symbolisch mit seinem alten Ich abgeschlossen hat. So bleibt am Ende zwar die Parallele, dass zwei Kinder (fünf, wenn man die Drachenbabies dazuzählt) gerettet wurden, aber mit Dins Hintergrundgeschichte hätte es für mich insgesamt noch etwas mehr verfangen, als mit Ragnar.
Fazit
The Mandalorian bleibt nach dem eher seichten Start in die Staffel weiterhin auf einem Hoch und setzt auch in dieser Woche wieder Charakterdarstellung und ausreichend Action in ein gutes Verhältnis. Endlich mehr von Grogus Hintergrundgeschichte zu erfahren verschmilzt dabei gelungen mit der Rolle von Ahmed Best und spiegelt sich auch gut mit der Rettung Ragnars wider. Lediglich etwas mehr Bezug zwischen Grogu und Din hätte dieser Folge in meinen Augen gut getan, obwohl diese Option durch die bereits abgeschlossene Charakterreise in Form der vollständigen Rüstung vielleicht nicht mehr sinnvoll gewesen wäre. So bleibt am Ende endlich die Antwort, wer Grogu gerettet hat, auch wenn die nächste Frage nun offensteht, was danach mit ihm und Kelleran geschah. Die Möglichkeit für weitere Rückblicke ist damit also gesichert.
Wie gefiel euch dieses Kapitel? Habt ihr Überlegungen wohin es Grogu und Kelleran als nächstes verschlagen hat und gefiel euch die Rahmenhandlung mit der Suche nach Ragnar?
Ich fand die Folge sehr interessant, nur wird mir ewig unverständlich bleiben, warum der erwachsene Flugsaurier den kleinen Ragnar nicht gleich an seine Brut verfüttert hat, sondern fast 24 Stunden damit wartet. Ja, Fleisch will gut abgehangen sein bzw. bleibt lebend länger frisch, aber wenn die Lütten doch so einen Hunger haben. Schick fand ich auch den Helm im Nest, der darauf hindeutet, dass Ragnar nicht der erste Mando ist, der zu Dinofutter wird.
Der Coruscant-Fan in mir war auch wieder begeistert. Das gibt ein paar schöne neue Bildschirmhintergründe.