Marvel-Mittwoch: Darth Vader #32

Nach Yoda in der letzten Woche erhält diese Woche Darth Vader einen Solo-Aufritt im Marvel-Mittwoch. Warum dieser überraschend interessant ausfällt und zumindest ein verträgliches, wenn auch recht unspektakuläres Ende für den sechsten Handlungsstrang beschert, erfahrt ihr im Folgenden.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Zum Inhalt

Darth Vader #32 (22.03.2023)
Darth Vader #32 (22.03.2023)

Das Heft beginnt mit dem Versuch Vaders, Sabé final auf seine Seite zu ziehen, um Tambor aufhalten zu können. Dieser plant nämlich weiterhin den ultimativen Sieg über Vader und ist dafür auch bereit, Zivilisten zu opfern. Nachdem Sabé die Entscheidung zunächst von ihren Freundinnen abgenommen wird, entscheidet sie sich zurückzubleiben und Vader im Kampf zu helfen. Schön fand ich an dieser Stelle tatsächlich die visuelle Verbindung in den Erinnerungen Vaders zwischen dem Gespräch mit Padmé in Episode III auf Mustafar und der Entscheidung, vor die er Luke in Episode V gestellt hat. Dass diese Parallele existiert, ist zwar kein Geheimnis, aber schön, es direkt so im Zusammenhang zu sehen.

Nachdem Sabé also wie ein Engel zu Vader zurückkehrt (eines der schönsten Panels in dieser Ausgabe), können die Handmaidens nicht fassen, dass Sabé sich so entschieden hat, und auch Ochi – der irgendwie immer losgelöster von allem wird – ist unzufrieden, weil er Sabé ja eigentlich loshaben wollte. Die wiederum übernimmt kurzerhand das Kommando auf der Executor und das ist insofern nicht mehr unrealistisch, als dass wir ja bereits wissen, dass Vader ihr in diesem Handlungsbogen extrem viel Freiheit zugesteht, damit die Handmaidens – beziehungsweise nun nur noch Sabé – eben allein zu der Einsicht kommen.

Mit der Bitte um ein Schiff schneiden wir zu Tambor, der von Sabé darum gebeten wird, seinen Kampf nicht auf Kantiema zu starten, solange dort noch Zivilisten sind. Hier versucht der Comic wieder einen klugen Schachzug zu inszenieren, verlässt sich aber zu sehr auf die Dummheit Tambors. Man kann zwar argumentieren, dass er so von Rache zerfressen ist, dass ihm Rationalität ein Fremdwort zu sein scheint, aber trotzdem klappt Sabés Manöver fast schon zu leicht. Denn natürlich wartet er nicht und feiert kurz darauf seinen Sieg, bis ihm Sabé eröffnet, dass die Zivilisten gerettet wurden und Vader gar nicht vor Ort war. Überraschung!!

Der nun vor seinem Volk in Misskredit geratene Jul Tambor flieht und Sabé verkauft das als Gewinn. In einem finalen Gespräch mit Vader eröffnet sie ihm dann, wie schwer es ihr fiel, das Geheimnis seiner wahren Identität zu behalten, wodurch ihre Freundinnen überhaupt die Chance hatten, zu fliehen. Mit dem Wissen wäre ihnen das nie vergönnt gewesen. Zuletzt nimmt sie darauf Bezug, dass so nur eine von ihnen ihre Seele verlieren musste, indem man sich mit dem Imperium einlässt, woraufhin Vader in Wut und Trauer seinen halben Korridor zerstört und mit der Aussage endet, dass sie nicht die Einzige sei.

Was bleibt von dem Handlungsstrang? Der Großteil der Handlung war einfach zu gewollt undurchsichtig und vor allem zu gewollt clever konstruiert. Weder der NFC-Stick aus Ausgabe #30 noch Sabés Plan in dieser Ausgabe sind große Meilensteine des Storytellings und beschränken sich eher auf den klassischen Werkzeugkasten, der aber schon seit mehreren Jahren überholt gehört. Dadurch wirken all die Figuren und ihre Handlungen unterkomplex, während durch die Laufzeit und Streckung all dieser Handlung eine Komplexität vorgegaukelt wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass man auf einige Wendungen und Doppelagenten-Tropes hätte verzichten können – ganz zu schweigen von dem Bezug zu Crimson Dawn – ohne merklich viel an tatsächlicher Handlung einzubüßen. So steht am Ende zwar ein gewisser Abschluss, aber der Verbleib von Sabé und Vaders Bezugspunkt – wohl auf sich selbst – bleibt dennoch etwas vage. Aber es gibt zum Glück ja noch einen siebten Handlungsstrang und diese Odyssee geht weiter!

Die Zeichnungen

In diesem Heft ist Ibraim Roberson für die Zeichnungen und Federico Blee für die Kolorierung zuständig und insgesamt ist wirklich gute Arbeit geleistet worden. Gerade die Seiten mit Sabés Rückkehr zu Vader oder Vaders Wutanfall am Ende sind tolle Motive. Ansonsten wurde auch gut mit offenen Panels gearbeitet und die Handlung damit etwas dynamischer untermalt. Hintergründe sind insgesamt spärlich eingesetzt, lenken den Fokus damit aber umso besser auf die Hauptfiguren, die durch ihre Charakterreise sowieso im Zentrum stehen sollen und deren Umgebung daher eher unerheblich ist.

Fazit

Darth Vader stolpert halbwegs gelungen zur Ziellinie, was sich aber nicht in einem merklichen Payoff der bisherigen vier Hefte ausdrückt, sondern in einer gelungen Darstellung von Parallelen zwischen dem Beginn und dem Ende diesen einen Heftes. Trotz der zumindest nachvollziehbaren Charakterentwicklung, leidet auch dieses Heft an suggerierter Komplexität bei eigentlicher Unterkomplexität, was sich im Plan Sabés oder in der Dummheit Tambors niederschlägt. Am Ende bleibt ein versöhnlicher letzter Akt dieses Handlungsbogens, der aber keineswegs die bisherige Stolperpartie rechtfertigen oder gar ausbessern kann.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Darth Vader #33: Unbound Force, Part 1 startet dann am 26. April einen neuen Handlungsbogen. In der nächsten Woche geht es mit dem Sonderheft Return of the Jedi: Jabba’s Palace #1 und den beiden The High Republic-Heften The High Republic: The Blade #4 und The High Republic #7: Battle for the Force, Part 2 weiter.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung des digitalen Vorab-Exemplars, ohne das unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

Ein Kommentar

  1. Ein schöner Abschluss zu einem etwas durchwachsenen Handlungsbogen. Ich seh den ganzen zwar nicht ansatzweise so negativ wie Tobias, aber trotzdem hatte er Schwächen die die anderen Sabé Handlungsbögen nicht hatten (ich klammer mal „ins feuer“ und „Krieg der kopfgeldjäger“ aus).

    @Tobias, Ich glaube du siehst die ganze Sabé geschichte immernoch als einen Arc in diesem Comic, ich weiß aber nicht, ob du damit richtig liegst, ich denke Sabé ist sowas wie Aphra in de ersten Vader-reihe war, der dauersidekick, der nur für das sequel-tie-in und das Kopfgeldjäger crossover nicht da war, weils von der handlung nicht gepasst hätte. Ich bin mir recht sicher, dass wir uns an ihr noch bis zum Ende dieser Vader-reihe erfreuen können.

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