Marvel-Mittwoch: Hidden Empire #2

Aufgrund der kurzfristigen Verschiebung von Bounty Hunters #29 auf nächste Woche erscheint heute mit Hidden Empire nur ein Heft. In diesem geht Charles Soules Saga um die scharlachrote Königin und ihr Plan in eine neue Runde und nun gilt es, herauszufinden, in welche Richtung sich die Reihe nach der Debütausgabe bewegt.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Zwing mich nicht, meine Flotte gegen dich einzusetzen.

Imperator Palpatine, Star Wars: Episode IX Der Aufstieg Skywalkers

Inhalt

Hidden Empire #2 (07.12.2022)
Hidden Empire #2 (07.12.2022)

Nur wenige Wochen nach der #1 geht Hidden Empire in die zweite Runde. Schade um die Regelmäßigkeit, dass das dritte Kapitel dann wieder sehr lange auf sich warten lässt, aber sei’s drum. Eines vorneweg: In der langen Geschichte meiner einleitenden (meist Film-)Zitate zu Rezensionen, war Episode IX bisher noch nicht dabei. Das ändert sich heute, denn Soules zweites Kapitel um Qi’ras geheimes Imperium offenbart eine ebenso geheime Flotte an scharlachroten Schiffen, die sie bisher versteckt hielt. Warum? Um dem Titel gerecht zu werden? Um ihr militärisch noch die eine oder andere Option offen zu halten? Um die Wege zu ebnen für eine actionreiche Finalschlacht à la War of the Bounty Hunters #5? Nur Charles weiß, was ihn dazu bewogen hat, doch erinnert mich die Dramaturgie dahinter an eines der, nun ja, kontroverseren Elemente der bereits erwähnten Finalepisode der Star Wars-Saga. Und nun ziehe ich Vergleiche zwischen der Comic-Miniserie, um die es hier geht, und einem Film, der auch einen Sith-Artefakt-McGuffin nach dem anderen – Moment! Genau damit haben wir es hier doch auch zu tun!? Also, Letzte Ordnung vs. Crimson-Dawn-Flotte. Dolch vs. Schlüssel. Wegfinder vs. Fermata-Käfig. Sucht’s euch aus, aber die Parallelen sind meiner Meinung nach spätestens an dieser Stelle sichtbar.

Aber auf welche Art führt die Geschichte zu dieser versteckten Flotte, die sich auf einem geheimen Planeten in der Dawnfall Base (so schön doppeldeutig) befindet? Qi’ra und die Crew und Chanath Cha fliegen nach der Zerstörung der Vermillion dort hin, um sich mit dem Rest von Crimson Dawn neu zu formieren. Erzählt wird dies weiterhin vom Hologramm der Archivarin, deren zwei Zuhörer*innen sich immer mehr als Nutzer der Hellen Seite zuordnen lassen. Jene wiederum befindet sich in der Haupthandlung mit Kho Phon Farrus nach wie vor bei der Aktivierung des Fermata-Käfigs, der einen alten Sith-Lord, jenseits von Raum und Zeit gefangen, befreien und auf Palpatine loslassen soll. Farrus ist nicht begeistert und muss mit dem Mantel von Lady Shaa überzeugt werden, um zu bleiben und zu helfen. Wenn das nicht mal ein starker Charaktermoment ist, dann weiß ich auch nicht.

Apropos Moment, der stärkste des Hefts folgt sogleich. Vader befindet sich an Bord der Executor und erhält von Palpatine detailliertere Anweisungen als am Ende des letzten Hefts. Das Gespräch der beiden um die Möglichkeit eines weiteren Sith, der ihnen im Weg stehen könnte, liest sich recht schön. Es folgt wieder bei der Archivarin und Kho ein bisschen Technik über den Käfig und dass lauter kleine schwarze Löcher zu Raum/Zeit-Krümmung führen und wie sehr eine gewisse Energie der Dunklen Seite dafür kanalisiert werden muss. Ich weiß ja nicht… Soule hat schon in seiner Vader-Reihe gen Ende abgedrehte Ideen über die Natur der Dunklen Seite in Verbindung mit Technik gehabt, aber das ist doch langsam etwas an der Grenze und beinahe so hanebüchen und passt für mich nicht so recht in Star Wars rein, wie es schon bei der Welt zwischen den Welten aus Rebels der Fall war. Der Käfig wird schließlich erfolgreich aktiviert, was in einer schönen Collage der vier mächtigen Machtnutzer in der Galaxis – Vader, Palpatine, Yoda und Luke – direkt als Erschütterung wahrgenommen wird. Kho deaktiviert die Maschine direkt wieder, doch sie war lange genug aktiv, um Vader auf ihre Spur zu schicken.

In der Dawnfall Base geht auch der Handlungsstrang um Cadeliah noch kurz weiter, sei sie doch laut Qi’ra die letzte Hoffnung für ihre Pläne. Unterdessen trifft Vader beim Käfig ein und setzt die beiden Übeltäterinnen fest, wird jedoch von Chanath Cha und ihrer Crew daran gehindert, die beiden zu töten. Hier endet das Heft und wir müssen uns bis Februar gedulden, um zu erfahren, wie diese Konfrontation ausgeht.

So schlecht, wie es sich vielleicht anhören mag, finde ich das Heft letzten Endes gar nicht. Die Anlehnungen an Episode IX haben einen leicht üblen Nachgeschmack und die technischen Details um den Fermata-Käfig sind mir etwas zu weird, nichtsdestotrotz handelt es sich um eine solide Fortführung der ersten Ausgabe. Ich bin sogar recht gespannt, wie die Nummer für welche Protagonist*innen so ausgehen wird und was es mit dem Sith-Lord auf sich hat, sollte er wirklich befreit werden und gegen Vader und Sidious antreten. Die Vader-Szenen emfpinde ich sogar als recht stark und im Gegensatz zu seinem Verhalten in seiner eigenen Serie sehr in-character, aber dass er Vader kann, hat Soule vor ein paar Jahren bereits bewiesen. Hier knüpft er daran an und kann hoffentlich ein großes Finale in den letzten ihm verbliebenen Ausgaben um Crimson Dawn bauen.

Zeichnungen

An den Zeichnungen habe ich außer Steven Cummings‘ leichtem Cartoon-Vader nichts auszusetzen. An diesen habe ich mich allerdings seit Crimson Reign #1 mehr als gewöhnt, insofern kann ich nur den insgesamt sehr cinematischen Look der Ausgabe loben. Guru-eFXs Farben haben sich mit Cummings‘ Zeichnungen inzwischen richtig eingespielt und geben der Reihe den epischen Look, den eine Miniserie von Crossover-Niveau auch braucht. Vor allem Schiffsszenen und jedes Panel mit der Executor sehen sehr gut aus und versprühen Kinoflair.

Einzig die Komposition auf der Doppelseite mit der Enthüllung der Dawn Fleet bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück. Der Wasserfall ist zwar ein schöner Gegensatz zu den kargen Imperialen Handlungsorten, trotzdem hätte eine einzige Splashpage ohne weitere Panel darunter möglicherweise mehr Wirkung und Tiefe entfalten können. Als Nebeneffekt wirkt die Flotte vor allem im Vergleich zu den kraftvollen Executor-Panels noch deutlich mickriger. Insofern passt das auf einer gewissen Ebene schon.

Fazit

Solides Heft mit einigen kleineren Aufregern und seltsamen Momenten. Im direkten Vergleich ein spannenderer zweiter Akt, als es Crimson Reign #2 seinerzeit war, und ein schön Sith-lastiges Heft. Qi’ras letzter Vorhang drittes Kapitel kann also kommen und Vader zeigen, was er mit Comic-Charakteren anstellen kann.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Mit Hidden Empire #3 geht es erst am 8. Februar 2023 weiter. Nächste Woche soll das verschobene Bounty Hunters #29 erscheinen, ebenso wie The Mandalorian #6.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung des digitalen Vorab-Exemplars, ohne das unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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