Rezension: The Old Republic II: Blut des Imperiums

Sonderband #61: The Old Republic II: Blut des Imperiums
Sonderband #61: The Old Republic II: Blut des Imperiums

Der Geburtstagsmonat geht heute mit dem Comic weiter, der ein Grund dafür ist, dass ich die Story des Sith-Inquisitors so gerne in Star Wars: The Old Republic spiele. Im Vergleich zur ersten Comic-Ausgabe gehen wir zwar noch weitere 25 Jahre in die Vergangenheit zurück, erleben aber die Vorgeschichte Darth Thanatons, einem der wichtigsten Figuren in der Handlung der Sith-Inquisitoren! Auch für den Jedi-Botschafter lässt sich aus dieser Handlung ein kleiner Teil extrahieren, also genau zwei der Klassen, die im ersten Comic eher unterrepräsentiert waren.

Der junge Teneb Kel ist im Imperium ein einfacher Attentäter. Einst selbst von seinem Meister Calypho aus den Sklavenpferchen geholt droht nun sein Abstieg, da sein Meister gegenüber dem Dunklen Rat der Sith in Ungnade gefallen ist. Daher wird er entsandt ein Ärgernis für den Imperator zu entsorgen: Seine Schülerin Exal Kressh ist desertiert und versucht den Imperator aufzuhalten. Ohne wirklich ein Bild von der Lage zu haben macht sich Kel also auf, um seinen Namen rein zu waschen und ergreift im richtigen Moment die Chance schnell in den Rängen der Sith aufzusteigen.

Auch dieser Comic wurde zunächst als Webcomic veröffentlich, diesmal jedoch in siebenseitigen Segmenten, was auch der Übersichtlichkeit zugute kommt. Zusätzlich haben wir es hier mit einem wesentlich fokussierteren Cast zu tun, weshalb der Handlung prinzipiell schon mal leichter zu folgen ist. Der deutsche Sammelband erschien dann wieder – nach einer Heftveröffentlichung in drei Teilen bei Dark Horse – am 12. April 2011, also auch noch vor dem Release des Videospiels. Die Web-Veröffentlichung lief vorher von April bis September 2010.

Die Geburt eines Antagonisten

Teneb Kels Geschichte ist perfekt gewählt, weil sie all das umsetzt, was man als Spieler der beiden Sith-Klassen auch erleben wird: Machtspiele, Meister gegen Schüler und Verrat sowie Visionen und Machthunger. Kel ist sogar insoweit identisch mit seinem späteren Konterpart – dem Sith-Inquisitor – dass er auch als Sklave ausgewählt wurde und die Chance eines Aufstiegs in den Rängen der Sith erhielt während sein Meister in Ungnade fiel. Darüber hinaus hilft dieser Comic dabei die Ambitionen des späteren Darth Thanaton zu verstehen, da man förmlich spürt wie nah am Abgrund er wandelt und weiß wie unmittelbar der Absturz in die Irrelevanz erfolgen kann.

Teneb Kel hat sich aber auch sympathischer gemacht. Eben insoweit wie das für einen Sith-Attentäter möglich ist. Seine Verzweiflung dabei seinen Meister „verraten“ zu müssen und die Skepsis, warum gerade die Schülerin des Imperators diesen hintergehen sollte, erschaffen einen spannenden Charakter. Nicht zuletzt seine fast schon freundlich-gruselige Beziehung zu seinem Sklaven/Gehilfen Maggot und die Entwicklung dieser Verbindung der beiden bishin zur finalen Fallhöhe und dem Sturz Kels, zum in der Vision angedeuteten Schicksal, runden das Gesamtbild der Handlung ab.

Die Kinder des Imperators

The Old Republic #5: Blood of the Empire, Part 2
The Old Republic #5: Blood of the Empire, Part 2

Doch nicht nur der Hauptantagonist des Sith-Inquisitors wird in diesem Comic weiter ausgebaut, sondern auch für andere Klassen lässt sich einiges daraus ziehen. Exal Kressh ist als Schülerin des Imperators mehr als man es klassisch gewohnt wäre. Vielmehr versucht er Besitz von ihrem Geist zu ergreifen und sie zu seiner Marionette zu machen. Exakt dies geschieht auch im Videospiel und wird in der Story des Jedi-Ritters zu einer wichtigen Nebenhandlung in Zusammenhang mit einer Begleiterin, als auch in der Story des Jedi-Botschafters im dritten Akt zu einem Problem innerhalb des Jedi-Rates.

Exal Kressh allein ist aber auch ungeachtet der Bedeutung für die Haupthandlung des Spiels 35 Jahre später eine interessante Figur. Sie verrät zwar den Imperator, ist deshalb aber nicht direkt eine Anhängerin der Republik oder gar der Jedi. Sie strebt nach Macht und genau dieses Streben sieht sie dadurch in Gefahr, dass der Imperator Marionetten heranzüchten will, bei denen reine Stärke keine Rolle mehr spielt und man seiner Entscheidungsfähigkeit beraubt wird. Also auch hier gelingt es eine gute Balance zu finden und nicht in zu einfaches schwarz-weiß-Denken abzudriften.

Der Sith-Rat und seine Rolle

Bevor ich das Spiel gespielt habe und nur ein paar Videos dazu sah hat mich das Konzept eines Sith-Rates sehr fasziniert. Auch wenn es anfangs etwas billig klang, dass das nun auch, wie bei den Jedi, genau 12 Mitglieder sein müssen, so fand ich die Idee dahinter in einem Imperium, welches noch zurecht Sith- als Präfix haben darf, durchaus gerechtfertigt. Ein Imperator allein, der alles überwacht und dann delegiert wirkte mir schon immer zu ambitioniert und während Sidious seine Wesire und Großmoffs hatte, fällt ähnliches nun eben machtsensitiven und mächtigen Sith zu.

In diesem Kontext gefällt mir auch die Idee der einfachen Hierarchie. Man kommt nicht in den Sith-Rat weil man immer fleißig seine Hausaufgaben erledigt, sondern weil man sie von seinem Kameraden stielt und diesen umbringt. Es ist das Imperium und genau deshalb ist auch das Ende des Comics sehr gut gelungen. Intrigen, geheimes Wissen und die richtige Verhandlungsbasis sind wichtige Grundpfeiler, um in den Rängen der Sith aufzusteigen. Genau das wird Teneb Kel beim Anblick seines Meisters und seinen Erlebnissen rund um Exal Kressh klar und so beschließt er sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, was am Ende zu einem glaubhaften Karriereschub führt, den er auch 35 Jahre später noch zu verteidigen weiß.

Der Wiedererkennungswert

The Old Republic #6: Blood of the Empire, Part 3
The Old Republic #6: Blood of the Empire, Part 3

Nachdem die vorherige Ausgabe vor allem damit überzeugen konnte viele relevante Persönlichkeiten aus den jeweiligen Klassenstories in den Fokus zu setzen, gelingt das hier eher durch Anspielungen oder Nennung von Namen. Neben Marr tritt nämlich kaum ein Sith aus dem Videospiel auf, aber mit Darth Vowrawn, Lord Ekage und Lord Malichose werden einige Figuren genannt, die man auch später wieder auf Dromund Kaas treffen wird. Auch im Sith-Rat hört man noch die gleichen Namen wie 35 Jahre später, was umso mehr verdeutlicht wie gut sich die Sith darauf verstehen eine Machtbasis aufzubauen und zu halten.

Einen besonderen Moment möchte ich oder muss ich hier einfach ins Rampenlicht setzen, da er mir auch jetzt erst wieder retrospektiv als besonders aufgefallen ist. In einer späteren Erweiterung von Star Wars: The Old Republic stellt einen der Sith-Imperator die Wahl vor ihm zu knien und die Treue zu schwören. Marr widersetzt sich dieser Aufforderungen und ist bereit die Konsequenzen zu tragen, da er erkannt hat was der Imperator wirklich plant. Ein erster Schritt zu dieser Erkenntnis findet sich auch am Ende des Comics und dem Angebot Teneb Kels. In dieser Ausgabe kniet beziehungsweise verbeugt sich Marr jedoch noch vor dem Imperator und ich finde es schön, dass man genau auf diesen Moment indirekt anspielen konnte, als er seine Verweigerung fast 40 Jahre später zum Ausdruck brachte.

Die Zeichnungen

Im Gegensatz zum ersten Handlungsbogen sind hier sowohl die Zeichnungen als auch der Abwechslungsreichtum bei den Panelgestaltungen und -anordnungen deutlich besser. Dave Ross schafft es gerade Teneb Kel und Exal Kressh nahezu perfekte Darstellungen zu geben und achtet auch auf Designs, die später exakt so im Videospiel zu finden waren. Egal ob das nun Kels Rüstung, oder sein Fury Interceptor ist. Auch Nebenfiguren wie Darth Marr sind exakt so dargestellt wie im Videospiel, was umso mehr den Wiedererkennungswert erhöht. Zusätzlich haben wir mit den Gräbern Korribans eine weitere bekannte Umgebung, während große Teile des vorherigen Bandes auf Dantooine, einem bis vor kurzem nicht im Spiel enthaltenen Planeten, stattfanden.

Fazit

Während Bedrohung des Friedens einen generösen Rundumschlag gemacht hat, bleibt Blut des Imperiums einem Hauptcharakter treu und das macht die Verbindung zu dieser Figur und ihrem Wandel innerhalb des Comics umso stärker. Aufgrund dieses Comics ist – wie oben angesprochen – der Sith-Inquisitor meine liebste Klasse, weil mit Thanaton ein sehr vielschichtiger Antagonist im Raum steht, der seine Vielschichtigkeit ebendiesem Comic verdankt. Er agiert wie man es von einem aufstrebenden Sith erwarten würde und nebenbei wird noch Worldbuilding für mindestens zwei weitere Klassenstories betrieben. Alexander Freed – der auch die Story des Agenten zum Spiel beisteuerte – gelingt es also eine spannende und überzeugende Vorgeschichte zu erzählen, die genau das erfüllt was man sich von dem stark Sith-lastigen Werk erhofft.

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