Rezension: The High Republic Adventures – The Monster of Temple Peak #4 von IDW

Neben dem Back Together and Away Again-Handlungsbogen aus der monatlichen The High Republic Adventures-Reihe bringt IDW Publishing heute auch noch eine weitere Geschichte aus der High Republic-Ära zum Abschluss, nämlich die Standalone Graphic Novel The Monster of Temple Peak.

Wie bei unseren Rezension zu den verschiedenen High Republic-Comics üblich, enthalten die Rezension und ggf. auch die Kommentare Spoiler. Wer das Heft noch nicht gelesen hat, entscheide bitte selber, ob er hier weiterliest oder erst später zurückkehrt, um mit uns über den Inhalt zu diskutieren.

Der Inhalt

Das Kapitel 4 beginnt mit einem Wechsel des Erzählfokus weg von Ty und dem Monster und hin zu Layton und den übrigen Siedlern. Diese haben sich am Eingang der Höhle zusammengefunden, weil sie entgegen ihren Erwartungen noch nicht wieder von Ty gehört haben. Ein unerwartetes Geräusch versetzt die Siedler dann aber in hektische Bewegung und sie stürzen zu einem abgedeckten Käfig in einer der tiefergelegenen Höhlen. Als sie dessen Schloss prüfen, ist dieses zwar verschlossen, aber dies wird nicht mehr lange so bleiben, vernehmen sie sogleich von Ty, die ihnen nun den Rückweg aus dieser Höhle mit gezogenem Lichtschwert versperrt. Nun kommt es erst zu einer verbalen und dann handgreiflichen Konfrontation, in der Ty den Siedlern vorwirft, dass sie den Angriff des Gretalax auf ihre Siedlung in Wirklichkeit selbst verursacht haben, weil sie den Partner des Monsters in eben diesem Käfig gefangen halten. Aber Ty wird hinterrücks von einem der Siedler niedergeschossen, als sie diesen aus dem Käfig befreit.

Als sich nun die Situation gegen sie zu wenden beginnt, durchlebt Ty in ihrem Kopf noch mal die ebenfalls dramatischen Erlebnisse mit Klias, als dieser von dem Geist, der aus dem von ihm gefundenen Artefakt auf ihn übergegangen ist, übernommen wird und mit Ty auf Leben und Tod zu kämpfen beginnt. Sie versucht ihn zwar noch zu beruhigen und ihm klar zu machen, dass er nicht wirklich besessen ist, sondern dies alles nur ein Psychotrick ist, der der Verteidigung der Anlage und ihrer Inhalte dient, aber Klias gibt sich selber verloren und ihr alle Schuld daran. Sie habe ihn nicht ausreichend daran gehindert, an diesen Ort zu gehen und all die Regeln der Jedi zu brechen. ihre Bemühungen, dies zu verhindern, wären zu schwach gewesen und sie habe versagt. Dabei ist recht deutlich, dass diese Worte wohl weniger die tatsächlichen Äußerungen von Klias sind, als vielmehr die Stimme jener Selbstvorwürfe, die sich Ty dafür macht, dass sie am Ende Klias mit ihrem Lichtschwert im Kampf töten muss. Nun ist also das Geheimnis um die Ursache von Tys ungewöhnlichen Lebenslauf offengelegt.

Und erneut muss sie eine Entscheidung auf Leben und Tod treffen, denn die Siedler wollen sie gefesselt in ein gewaltiges Mahlwerk hinablassen, um sie zu töten. Da sie glauben, dass keine Gefahr mehr von ihr ausgeht, erklären sie ihr auch ihre Beweggründe für die Gefangennahme des anderen Monsters und legen dabei tief abergläubische Theorien offen. Ähnlich wie bei Tys ungewolltem Begleiter Drewen, scheinen auch bei den Siedlern wirre Vorstellungen davon zu existieren, was „die Macht“ ausmache und wie man sich diese aneignen könne. So glauben sie, dass man aus den Hörnern des Monsters einen Trank brauen könne, der ihnen unglaubliche Kräfte verleiht. Da ihnen aber Ty nicht den Kopf des Gretalax gebracht habe, würden sie auf eine andere Rezeptur umstellen, denn aus den Knochen eines Jedi lasse sich ebenfalls ein derart mächtiger Trank brauen. Daher werde man sie nun zerkleinern. Als Leser fühlt man sich hierbei natürlich sofort zu Recht an ähnlichen Aberglauben auf der Erde erinnert, der nicht nur im Mittelalter in vermeintlichen Hexentränken seinen Widerpart findet, sondern auch in den auch heute noch verbreiteten Vorstellungen, dass Stoßzähne von Elefanten oder das Horn des Nashorns allerlei potenzsteigernde oder sonstige Effekte haben sollen, was immer wieder zu deren illegaler und blutiger Bejagung führt.

Aber auf Loreth geht diese Jagd etwa anders aus, denn plötzlich tauchen die Felsweber und Drewen auf, die Ty befreien und mit ihr gemeinsam die Siedler nach kurzem Kampf in die Flucht schlagen. Aber nach kurzer Verfolgung gelingt es Ty Layton, der sich in dem Gängesystem verirrt hatte, zu stellen. Für einen Augenblick kommt es noch mal zu einer Konfrontation mit ihrer Erinnerung an die Situation mit Klias und Ty muss sich entscheiden, ob sie Layton tötet. Aber dann findet sie den Mut, ihre Angst und die Vergangenheit zu überwinden, und tötet ihn nicht. Das Auftauchen des Monsters nimmt ihr die weiteren Entscheidung ab. Layton fleht – sich seinem Ende nah glaubend – das Monster an, ihm zu verzeihen und ihn nicht zu töten. Er wisse, dass es falsch war, dessen Partner gefangen zu nehmen. Dieses Geständnis zeichnen Ty und Drewen auf und senden es mit Hilfe von Tys Borddroiden und eines beim Mädchen aus dem Dorf gefundenen Kommunikators an alle Siedler, so dass diese nun alle die wahren Hintergründe des Angriffes und deren Verursacher kennen.

Der Rest der Geschichte besteht aus dem glückliche Happy End der Wiederzusammenführung der beiden Monster, die eine Verbindung über die Macht zueinander haben. Und auch Pela, das Mädchen aus dem Dorf, welches Ty angegriffen hat, wird von den Felswebern wieder ans Tageslicht zurückgebracht, wo es vom Gretalax mittels der Macht von seinen beim Sturz erlittenen Verletzungen geheilt wird. Kurz darauf bricht Ty von Loreth auf, lässt aber Drewen dort bei Pela zurück. Eine Entscheidung, die KL0, Tys Schiffsdroide und Buchhalter, für ebenso falsch befindet wie den Umstand, dass sie für ihre letzte Mission nun nicht bezahlt wurden. Während Ty gerade ihre Lichtschwertkampfkünste trainiert, beginnt der Droide dies zu korrigieren, indem er Kontakt zu Drewen aufnimmt, um ihn darüber zu informieren, dass er gedenkt, die beiden – rein zufällig natürlich – bei späterer Gelegenheit wieder zusammen zu bringen.

Die Umsetzung

Cavan Scott hatte ja im Laufe der Hefte immer mal wieder gewisse Längen und Schwächephasen in der Geschichte, hat ihr Ende aber doch sehr sauber gestaltet und alle wichtigen Fragen geklärt. Nur das Schicksal von Layton bleibt bewusst offen. Dass die Auflösung für meinen Geschmack etwas zu märchenhaft daherkommt, sehe ich jetzt mal nicht als handwerklichen Fehler, sondern als eine klare Orientierung an der kindlichen Zielgruppe. Aber auch als Erwachsener kann man gut mit dem Ende leben. Die Figuren bleiben trotz ihrer Entwicklung alle in ihrer Rolle. Tys Selbstwahrnehmung scheint sich durch die gelungen umgesetzte Konfrontation mit ihren Erlebnissen mit Klias in der Vergangenheit geklärt zu haben und ihr ein neues Selbstbewusstsein gegeben zu haben, was ja zu der Ty, die wir in Rising Storm kennengelernt haben, passt. Mal ganz abgesehen davon, dass durch diese Hintergrundgeschichte für uns Leser nun ihre Motivation und ungewöhnliche Selbstposition zu den Jedi verständlich wird. Schon allein deswegen hat diese Graphic Novel ihren Wert für die The High Republic-Epoche bewiesen. Dass Scott die Moral von der Geschicht‘ klar gegen Aberglauben und die daraus erwachsenden Folgen formuliert, ist in dieser teils post-faktischen Phase unserer Gesellschaft wohl wieder mal notwendig geworden.

An den Illustrationen, Kolorierungen und Panel-Konstruktionen gab es ja schon die ganze Zeit nichts ernsthaft zu monieren und Rachael Stott, Vita Efremova und Nicola Righi haben da auch im Abschlussheft in ihren Qualitäten nicht nachgelassen. Die farblichen Verläufe, aber auch die Detaillierung der Zeichnungen, besonders der Haare und der Faltenwürfe, sind sehr realistisch getroffen. Ein richtig ikonisches Panel gibt es aber auch in diesem Heft nicht. Dafür hat mir aber das Cover von Rachael Stott recht gut gefallen.

Fazit

Mit dem gelungenen letzten Heft kommt diese Grafic Novel zu einem runden und zum Charakter von Ty passenden und diesen erklärenden Abschluss. Aber weitere Abenteuer von Ty Yorrick und ihren Begleitern sind ja schon angeteasert, da werden wir also wohl noch mehr sehen, dann aber bei einem anderen Verlag.

Einen Erscheinungstermine für den englischen Sammelband oder die deutsche Ausgabe sind noch nicht bekannt. Die Chancen für einen englischen Sammelband sind derzeit ohnehin absolut offen, da IDW ja zum Februar seine Star Wars-Lizenz verliert und es also einer der anderen Comic-Verlage in sein Programm übernehmen müsste. Sollte Panini die Reihe in Deutschland veröffentlichen, würde es für die deutschen Leser etwas besser aussehen, aber auch da ist noch keine Entscheidung getroffen worden bzw. bekannt geworden. Ich hoffe mal das Beste, es wäre sehr schade, wenn ein weiteres Werk irgendwie durch widrige Umstände unter die Räder kommen und nicht in dieser Form für alle Leser verfügbar gemacht werden würde.

Wir danken IDW Publishing für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und der Vorschauseiten.

Logo zu Star Wars: Die Hohe Republik

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

4 Kommentare

    1. Von einer deutschen Veröffentlichung habe ich noch nichts gelesen, aber vielleicht kommt das noch.

      Der Bezug von IDW Star Wars Comics in Deutschland ist ja wegen der etwas zerklüfteten Lizenzrechte etwas kompliziert. Ebay ist eine Variante, aber auch einige der Comic Händler bieten eigene US/UK-Importe an. Etwas einfacher ist es wenn du eBook/Comics lesen magst, da gibt es mittlerweile div. Apps, von IDW Publishing selber bis ComiXology.

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