Rezension: X-Wing 9: Das letzte Gefecht von Aaron Allston

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Wedge Antilles

Kurz nach den Geschehnissen aus Darksaber – Der Todesstern spielt der neunte und vorerst letzte Roman der X-Wing-Reihe: Das letzte Gefecht (im Original Starfighters of Adumar) von Aaron Allston. Neben der Fortsetzung der Geschichte von General Wedge Antilles dient der Roman auch als Brücke zwischen den zuvor erschienenen Reihen der Callista-Trilogie und der Hand von Thrawn-Reihe, indem eine ganz bestimmte Ungereimtheit der Charakterzusammenstellung geklärt wird. Verlegt wurde das Werk am 03.08.1999 bei Bantam Spectra, die deutsche Version satte viereinhalb Jahre später, im Februar 2004 bei Blanvalet. Die Übersetzung wurde von Andreas Brandhorst angefertigt, wobei entweder er oder das Lektorat oder beide eher nicht mit den aktuelleren Übersetzungen der Zeit vertraut waren. Dazu später mehr.

X-Wing: Das letzte Gefecht (2004, Paperback)
X-Wing: Das letzte Gefecht (2004, Taschenbuch)

Wir befinden uns im Jahr 13 NSY, dem Jahr, in dem wir bisher auch unterwegs waren. General Wedge Antilles hat eine folgenschwere Entscheidung getroffen: Er muss seine Freundin verlassen. Doch hier kommt direkt der erste große Plot-Twist: Sie verlässt ihn in genau dem Gespräch, in dem er sie verlassen will. Und schwupsdiwupps ist Qwi Xux von der galaktischen Bildfläche verschwunden und die Freundin, die von Stackpole, Allston und Zahn für Antilles vorgesehen ist, hat wieder freie Bahn: Iella Wessiri! Gut, die kommt erstmal nicht vor, doch wenn man nicht weiß, dass sie in Die Hand von Thrawn offenbar mit Wedge verheiratet ist (so wie ich, weil ich die Reihe noch nicht gelesen habe), und außerdem weiß, dass die Reihe vor Das letzte Gefecht erschienen ist, könnte man hier glatt meinen, dass Allston gesagt hat: „Nö, die Frau gefällt mir nicht, der bekommt die, die wir für ihn vorbereitet haben!“ Mit Hintergrundwissen weiß man natürlich, dass es nicht so war, aber es liest sich immer noch so. Ein bisschen schade ehrlich gesagt, denn die Entwicklung zwischen Wedge und Iella ist wie in den vorangegangenen X-Wing Bänden super ausgearbeitet, wirkt kaum unnatürlich, wenn auch unüberlegt von Wedges Seite.

Von der übrigen Handlung her folgen wir weder der „Sonderstaffel“, dem Renegaten-Geschwader, noch der Gespensterstaffel, sondern lediglich Wedge, Tycho, Janson und Hobbie. Die vier werden als Diplomaten nach Adumar geschickt, einer recht abgelegenen Welt am Rand der unbekannten Regionen, die Piloten eher respektiert als andere Berufsgruppen oder gar Politiker. Dazu wird Wedge allerdings eher gezwungen, denn eigentlich wollte er Urlaub machen. Hier stellt sich mir die Frage, welche Autorität ein General Cracken auf einen General Antilles hat, denn der militärische Rang ist offensichtlich der gleiche. Eventuell gibt es da noch Unterschiede zwischen Sternenjägerkommando und Geheimdienst, aber darauf wird man nicht unbedingt mit der Nase gestoßen.

Die Handlung wirkt leider durch die Prämisse seltsam konstruiert. Eine Welt, die eher mit Piloten über den Beitritt einer Regierung verhandelt als mit Vertretern dieser Regierung, erscheint mir nicht unbedingt plausibel. Davon abgesehen schafft Allston es aber wieder, den Leser an das Buch zu fesseln. Nicht nur Wedge und seine Piloten, sondern auch Iella und die Adumarerin Cheriss, welche sich ebenfalls in unseren General verliebt zu haben scheint, sind Figuren mit unglaublicher Tiefe. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass es zwar immer noch um die für de Reihe typische Fliegerei geht, durch den ausgedünnten Cast kann man es aber schon fast als Wedge-Antilles-Charakterroman bezeichnen. Wer mit ihm oder dem Fliegen nicht klar kommt, braucht X-Wing 9 gar nicht erst zur Hand zu nehmen.

Der Hauptantagonist sollte wohl eine Überraschung für den Leser sein, das ist jedoch in meinen Augen nicht gelungen. Viel zu schnell kommen sowohl der Leser als auch die Charaktere hinter seine Identität, der Leser durch sein generelles Verhalten, welches man einfach nur als auffällig charakterisieren kann, und die Handelnden nicht zuletzt durch die Dokumentarfilmerin Hallis, die ihn in flagranti erwischt.

Wie versprochen noch ein paar Worte zur Übersetzung: Ich weiß nicht, woran es gescheitert ist, aber einige Fachbegriffe sind entweder anders übersetzt worden als in der restlichen Reihe oder gar nicht. Der Schlund ist ein Beispiel für letzteres, da er einfach im Englischen Maw belassen wurde. Die Gespensterstaffel wurde hier teilweise zur Geisterstaffel. Selbst innerhalb des Romans ist man inkonsistent gewesen. So wurde aus den Jägern, die normal mit Klingen übersetzt wurden, an mindestens zwei Stellen Blades.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Nichtsdestotrotz möchte ich vier von fünf Holocrons vergeben. Ich hatte trotz der Kritikpunkte viel Spaß beim Lesen und weiß auch, dass der Roman in seiner Funktion als Brücke viel zum weiteren Verlauf vieler Charaktere beigetragen hat. Selbst Cheriss sehen wir noch mehrmals wieder, wenn auch nur in Gastrollen.

Den zehnten und letzten X-Wing Roman, Gnadentod, der noch nach Das Verhängnis der Jedi-Ritter spielt, hat Joshua bereits zu dessen Release rezensiert. In meiner Rezensionsreihe geht es beim nächsten Mal mit dem dritten Band der Callista-Trilogie weiter: Planet des Zwielichts.

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