Rezension: The High Republic: The Edge of Balance Volume 1

Gestern veröffentlichte VIZ Media in den USA den allerersten Manga aus Star Wars: The High Republic, der zugleich auch der erste Star Wars-Manga ist, der keinen Roman, Film oder Ähnliches adaptiert. The Edge of Balance Volume 1 erzählt eine eigenständige Geschichte in der Hohen Republik, für die Autorin Shima Shinya und Zeichnerin Mizuki Sakakibara verantwortlich sind, wobei Justina Ireland als Co-Autorin helfend zur Seite stand, um den Manga mit dem restlichen Literaturprojekt zu koordinieren. Hierzulande ist der Manga zwar noch nicht weitläufig erhältlich (die Lieferungen aus den USA an die Buchhändler stehen noch aus), doch dank VIZ Media konnte ich mir den ersten Band bereits digital zu Gemüte führen und möchte euch meine weitgehend spoilerfreien Eindrücke schildern.

Und darum geht es in The Edge of Balance: Lily Tora-Asi ist Jedi-Ritterin im Tempel-Außenposten Banchii, wo u.a. ihr einstiger Meister Arkoff (ein majestätischer Wookiee), ihr Padawan Keerin und die beiden Jünglinge Viv’nia und Nima stationiert sind. Infolge der Großen Hyperraumkatastrophe werden Siedler des verwüsteten Planeten Tak’lah nach Banchii umgesiedelt und pflanzen unter Aufsicht der Jedi ihr erstes Getreide an. Doch während die dort stationierten Jedi noch davon träumen, den Hinterwäldlerplaneten zu verlassen und stattdessen den Republic Fair auf Valo zu besuchen, regt sich inmitten der Wälder und Felder eine neue Art von Gewächs, die einen ausgeprägten Heißhunger auf Fleisch hat…

Shinya und Ireland schaffen es, ihre neuen Jedi-Figuren sofort sympathisch zu machen. Lily ist zwar keine Padawan mehr, doch da Arkoff immer noch den Tempel leitet, geht er nach wie vor hart mit ihr ins Gericht, um sie über ihre Grenzen zu treiben und dazu zu bringen, ihren Horizont zu erweitern. Dies fällt ihr nicht immer leicht, und zugleich muss sie diese Lektionen auch an ihren eigenen Padawan vererben und auch noch auf die beiden neugierigen Jüngling-Mädchen Viv’nia und Nima aufpassen, was Lily oft überfordert. Der Übergang von Schülerin zu Vorbild für andere spiegelt sich den ganzen Band über in Lilys Charakterentwicklung wider, und ihre Interaktionen mit den anderen Protagonisten sind dadurch gefärbt.

Auch die Einbettung in das weitere Projekt The High Republic ist gelungen. Wir erfahren direkt auf den ersten Seiten, wo Stellan Gios während der Hyperraumkatastrophe war, bevor man es auf Banchii dann mit den Drengir zu tun bekommt und sich parallel der Republic Fair auf Valo ereignet. Und irgendwo im Hintergrund lauern noch andere Bedrohungen, die den Jedi nicht offensichtlich sind – dem Leser aber schon. Apropos Drengir – diese sehen hier etwas gewöhnungsbedürftig aus, was aber durchaus einen Story-Grund hat, denn sie besitzen auch ein paar Fähigkeiten, die wir anderswo noch nicht gesehen haben… Jedenfalls ist The Edge of Balance insbesondere eng mit The Rising Storm verzahnt, liefert uns aber durch das Leben in einem Tempelaußenposten eine interessante neue Perspektive auf diese Ära, die wir bisher nur in Light of the Jedi auf Elphrona bekamen, wo allerdings wieder andere Bedingungen herrschten.

Die Zeichnungen von Mizuki Sakakibara bieten – wie es sich für einen Manga gehört – sehr ausdrucksstarke Gesichter (und auch einen gewissen Niedlichkeitsfaktor, gerade bei den Jedi-Kindern) und klare Linien, was es leicht macht, der Handlung zu folgen. Eine Kritik hätte ich allerdings noch. Ich bin nun beileibe kein Kenner des Manga-Mediums und meine Erfahrung begrenzt sich auf bisherige Star Wars-Manga wie Lost Stars und kurze, lange zurückliegende Ausflüge in Detektiv Conan, aber dass The Edge of Balance von links nach rechts angeordnet ist, anstatt der japanischen Leserichtung von rechts nach links zu folgen, hat mich tatsächlich etwas gestört. Andere Merkmale – die schwarzweißen Zeichnungen, Experimente mit Schriftarten und -platzierungen, der Zeichenstil – sind gegeben, aber ich kann mir vorstellen, dass die „falsche“ Leserichtung einige Manga-Puristen verärgern könnte.

Neben der Hauptgeschichte enthält der Manga-Band auch ein Bonuskapitel, The Banchiians, das von Shima Shinya verfasst, von Mizuki Sakakibara in Storyboards umgesetzt und schließlich von Nezu Usugumo gezeichnet wurde. Darin machen die Jedi auf Banchii die Entdeckung, dass der Planet wohl eine einheimische Bevölkerung ohne Konzept für Privatbesitz vorweist, was zu Problemen mit den Siedlern führt. Wer die Porgs schon süß fand, wird die Banchiianer lieben. Das Bonuskapitel wiederholt auch manche Charakterisierungen aus der Hauptstory und ist eher als nette kleine Nebengeschichte zu The Edge of Balance zu sehen.

Alles in allem finde ich es toll, dass die Ära der Hohen Republik so multimedial erzählt wird: Romane und Comics für alle Altersstufen, Virtual-Reality-Spiele, Hörspiele und nun auch Manga. So ist für jeden etwas dabei und auch wenn ich kein großer Manga-Fan bin, konnte mich Band 1 von The Edge of Balance durch seine Charakterarbeit und das effiziente Worldbuilding überzeugen. Ich freue mich somit auch schon auf Band 2, der für Anfang 2022 angesetzt ist.

Werdet ihr dem Manga eine Chance geben?

Wir danken VIZ Media für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars.

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11 Kommentare

    1. Man kommt wohl wirklich nur pünktlich an das Zeug, wenn man über Jahre einen erfolgreichen SW-Literaturblog aufbaut und das Zeug dann rezensiert… finde es inzwischen auch echt ätzend, die Titel zu bekommen, die ich nicht rezensiere. Fühle mit dir und wünsche gute Jagd.

    2. Wenn es jemandem ein Trost ist. In den USA sind die auch nicht überall und gleich zu bekommen. Dieses Prefered Dealership Network von Disney sorgt auch bei den US Buch- und Comichändlern für Frust. Meist wird erst der zweite oder dritte Druck, also Wochen später, an die freien und Export-Händler ausgeliefert.

  1. Weil ich leider nicht vorbestellt hatte musste ich schlussendlich den Manga aus den USA importieren. Das warten hat sich aber gelohnt. Die Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen, ich freue mich auf den zweiten Band. Von dem Planeten würde ich gerne noch mehr sehen bzw. lesen. Die Umsetzung als Manga hat mir gut gefallen, denke aber das es auch als animierte Serie sehr gut funktionieren würde.

  2. Die für den Vertrieb des Werkes in Europa zuständige britische Tochter des Verlages hat es nun mit rund zwei Monaten Verzögerung geschafft das Büchlein zu veröffentlichen, so dass es ab sofort auch hierzulande über die üblichen Bezugsquellen und zu einem vernünftigen Preis bestellt werden kann. Für den im nächsten Jahr geplanten zweiten Band wird es ähnlich laufen.

  3. Ich bin froh dem Werk seine Chance gegeben zu haben, ich bereue den Kauf nicht. Ich finde die meisten Charaktere sympathisch (Meister Arkoff ist einfach nen cooler Typ!), Die Story ist in meinen Augen jetzt kein Highlight aber ganz in Ordnung. Mir persönlich haben die Drengir hier sogar besser als in den Comics gefallen. Ich war anfangs skeptisch bin aber letztendlich positiv überrascht.

  4. Hm, also ich lese sonst kaum Mangas, von daher ist das vielleicht einfach nichts für mich. Ich fand die Geschichte leider etwas langweilig und vorhersehbar. Die Drengir halt mal wieder. Nicht gerade ein wirklich interessanter Gegner. Jedenfalls nicht so wie er hier und in anderen High Republic Werken auftritt. Die Figuren wirkten oft etwas hölzern, die Dialoge sehr expositionslastig, besonders in Gesprächen mit dem Wookie Jedi-Meister. Das was die Jünglinge da als Weisheit vermittelt bekommen ist dann doch ziemlich platt.

    Die Zeichnungen haben mir hingegen sehr gut gefallen. Klar, ästhetisch und in hitzigeren Momenten mit schönem Bewegungsflow. Einzig ein Detail fand ich ziemlich irritierend. Lilys eigentlich ziemlich coole an japanische Katanas angelehnte Lichtschwertgriffe werden von ihr nicht wie üblich hängend am Gürtel getragen, sondern sind so daran aufgehängt, dass das offene Ende Richtung Bauch zeigend am Gürtel anliegt und die Griffe so im rechten Winkel vom Körper abstehen. Das erscheint mir ziemlich unpraktisch, wenn nicht gar gefährlich. Außerdem sieht es so aus also hätte sie sich zwei Strap-On Dildos umgeschnallt. Eine sehr unglücklich gewählte Optik. O_o

  5. Mir haben die Story und die Zeichnungen sehr gut gefallen, fand aber die Leserichtung für einen Manga gewöhnungsbedürftig. An das Aussehen der Drengir musste ich mich erstmal gewöhnen fand die Darstellung dann aber sehr Gut.

    Ich habe den Manga auf Deutsch gelesen und auf dem Buchrücken ist meines Wissens nach das falsche High Republic Zeichen, nämlich das von Phase III (Schwarz) und nicht das von Phase I (Gold).

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