In Band 114 der Comic-Kollektion findet in Dämon die Story rund um Jaraels Vergangenheit ein überraschendes und wohl überlegtes Ende, während in dem One-Shot Aufopferung Aayla Secura und Quinlan Vos während der Klonkriege im Fokus stehen. Wirkt alles in allem wie eine eher seltsame Mischung, doch schauen wir einmal, was die Geschichten jeweils hergeben.
Dämon
Wie es das ein Finale eines Story-Arcs so an sich hat, ist es sehr schwer spoilerfrei über dieses zu reden, doch ich werde trotzdem mein Bestes versuchen. In dieser Ausgabe erfahren wir endlich mehr über den mysteriösen Demagol, welchen ich bis zum Ende der vorherigen Ausgabe bereits wieder weitgehend vergessen hatte, und erleben eine Reihe gut gesponnener Rückblicke, die Indizien dafür geben konnten, dass schon länger nicht alles so war wie es scheint. In jedem Fall hat mich die Hintergrundgeschichte des Forschers, der schließlich zu Demagol wurde, wirklich überrascht und überzeugt. Man hat sich Zeit genommen und nichts wirkte aus der Luft gegriffen, sondern in der ein oder anderen Weise bereits in früheren Ausgaben etabliert. Auch das Ende diesen großen Spannungsbogens wurde mit der Metapher des Gleichgewichts so schön aufgelöst, wie man es sich nur wünschen konnte. Enden sind ja immer so ein Problem bei vielen Werken, aber hier gelang es beim Handlungsbogen rund um Jarael hervorragend. Gerade die Blindheit einer bestimmten Figur gegenüber dem Offensichtlichen aufgrund der Experimente und falschen Hoffnungen waren fast schon mitleidserregend in Szene gesetzt. Denn am Ende sind nicht mal die absoluten Unsympathen ausschließlich böse Figuren, wenn man beispielsweise an Chantiques traumatische Kindheit denkt.
So kann man eigentlich die ganze Story zusammenfassen. Von Anfang bis Ende wirkten alle Figuren gut konzeptioniert und wurden immer treu ihrem Verhalten und dennoch manchmal überraschend eingesetzt. Ob es nun der „Meisterdenker“ Gryph ist, der immer das große Geld sucht und vermutet und trotzdem das Herz am rechten Fleck hat – und in der letzten Ausgabe diese Weisheiten noch mit Zayne teilt – oder eben Zayne selbst, der den Tod seiner Mitschüler und Freunde überwältigen musste und trotzdem – im Fall von Jarael – nicht resigniert hat und ihr immer helfen wollte. Auch Jarael ist von der mysteriösen Stabkämpferin auf Taris zu einer komplexen Figur mit einer umso tragischeren Vorgeschichte geworden und ich könnte mir nach dem vergleichsweise Happy End noch unzählige Geschichten mit den Figuren ansehen. Stellt sich jetzt die Frage, was im letzten Band 119 mit dem Titel Krieg noch auf uns wartet.
Was diesen äußerst positiven Eindruck des Abschlusses dieses Bogens noch unterstützt, ist die Arbeit von Stammzeichner Brian Ching. Er bringt die Figuren so zur Geltung, wie man sie seit Beginn der Comic-Reihe kennt und das trägt gerade auf den letzten zehn Seiten enorm zu einem fast schon wohligen Gefühl bei. Man sieht, dass diese Figuren trotz eines ganzen Jahres voller Sorgen und Leid doch noch zu etwas Frieden kommen konnten und das ist wunderbar visuell eingefangen. Aber auch beim Kampf vorher – vor allem gegen eine gewisse Chantique – wurde wunderbar mit den Seiten und Panels gearbeitet und so hat mir manche Doppelseite durchaus einen längeren Blick abringen können.
Mit dieser Story und dem ganzen Handlungsbogen ist meines Erachtens ein passendes Ende für die Reihe geschaffen worden. Ich kann noch nicht einschätzen, inwieweit Krieg Dinge fortsetzen oder revidieren wird, aber wenn diese Story das Ende gewesen wäre, dann wäre ich wunschlos glücklich. Es bleiben kaum offene Fragen in Bezug auf die Hauptcrew, aber ein solches Happy End wäre in Anbetracht des Krieges vielleicht zu schön und deshalb könnte Band 119 umso wichtiger sein, um uns wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Wir werden sehen.
Aufopferung
In dieser kurzen Geschichte begleiten wir Quinlan Vos und Aayla Secura dabei, Pläne der Separatisten zu erbeuten, die Informationen zu einem Angriff auf Kamino enthalten. Insgesamt weist die Geschichte nicht viel Charakterarbeit auf, hat aber hier und da einige nette Dialoge zwischen Vos und Secura. Gerade Vos, den ich bisher nur aus Schülerin der dunklen Seite und eben Star Wars: The Clone Wars kenne, passt zu seiner Darstellung aus genannten Medien und stellt insgesamt eine spannende Art Jedi dar. Nicht wirklich resigniert, aber trotzdem nicht unbedingt erpicht darauf, in einem Krieg zu kämpfen.
Gekrönt wird das Ganze dann noch durch die übliche Puppenspieler-Enthüllung von Palpatine und Dooku und von insgesamt sehr soliden Zeichnungen, die die Dunkelheit und den Dreck der Station sehr gut einfangen.
Einzig etwas ungünstig empfand ich die Darstellung des Chadra-Fan und dessen Sprechblasen, die zwar nicht unlesbar, aber doch schwerer lesbar waren und man dies sicherlich auch anders hätte lösen können. Ebenfalls finde ich, dass diese Story nicht wirklich in diesen Kollektionsband gehört. Der Fakt, dass sie enthalten ist, ist wohl eher dessen geschuldet, dass Dämon nur aus vier anstatt den üblichen fünf oder sechs Ausgaben besteht und somit allein nicht genug Inhalt hergibt.
Nichtsdestotrotz ist es eine kurzweilige Geschichte, die auch teilweise das Dilemma der Jedi behandelt, eigentlich Friedenswächter zu sein und eine wichtige Vorgeschichte für den Angriff auf Kamino darstellt.
Fazit
Knights of the Old Republic gehört zurecht zu den beliebtesten Legends Comic-Reihen des Star Wars-Universums und diese Ausgabe hat diesen Eindruck auch für mich wieder bestärkt. Ich freue mich bereits darauf, die Reihe nach Abschluss mit Band 119 noch einmal komplett zu lesen und dann auch auf genau diese Andeutungen und Hinweise in früheren Ausgaben zu achten. Die Geschichte ist nicht von Fall zu Fall geschrieben und bleibt dank einer konstanten Autorenschaft immer auf dem richtigen Weg. Figuren werden wie im Fall von Jarael früh eingeführt, entwickeln sich langsam zu einem Teil der Gruppe und sehen sich dann mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert, weil sie sich ihren Freunden öffnen. Ich bin gespannt, wie die Reihe mit der noch kommenden Geschichte enden wird, weiß aber jetzt schon, dass ich diese Comics gerne wieder in die Hand nehmen werde!
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!