Heute reiche ich meine Rezension zu dem YA-Roman Poe Dameron: Freier Fall nach, welches im Oktober letzten Jahres bei Panini erschienen ist. Der Roman von Autor Alex Segura erschien im Originalen unter dem Titel Poe Dameron: Free Fall im August letzten Jahres und wurde bereits von meinem Kollegen Florain für euch rezensiert. Die 352 Seiten des Romans wurden in Zusammenarbeit von Andreas Kasprzak und Tobias Toneguzzo ins Deutsche übersetzt.
Die Handlung Poe Dameron: Freier Fall spielt sich im Jahr 18 NSY ab. Wie es der Titel bereits vermuten lässt steht in ihrem Mittelpunkt der junge Poe Dameron, 16 Jahre jung um genau zu sein, und liefert uns einige Antworten auf Fragen, welche Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers aufgeworfen hat, als wir plötzlich erfuhren, dass Poe, Held und Anführer des Widerstands, eine Vergangenheit als Gewürzschmuggler hat.
Diese Offenbarung traf viele Leser:innen aus dem Nichts, war doch die Vorgeschichte von Poe Dameron in der gleichnamige Comic-Reihe weitestgehend ausgeleuchtet worden. Nun wurden aber auf der Leinwand Tatsachen geschaffen und diesen YA-Roman sehe ich als Antwort darauf.
Bei einem YA-Roman nicht anders zu erwarten, treffen wir auf einen Poe, der mitten in der Pupertät steckt. Er lebt mit seinem Vater ein ruhiges Leben auf Yavin 4, doch der Tod seiner Mutter belastet die kleine Familie auch fünf Jahren später noch schwer. Er will weg von diesem Mond, sich selbst verwirklichen und Abenteuer erleben! Und da will es das Schicksal, dass er just in dieser Situation auf Mitglieder des Gewürzschmuggler von Kjimi trifft – und diese Suchen auch gerade nach einem Piloten. Für Poe die Gelegenheit dem Mond endlich den Rücken zu kehren und die Weiten der Galaxis zu erforschen…
An sich hat mir die Handlung gut gefallen. Wir lernen die Vorgeschichte zu Poe selbst, aber auch zu einer weiteren Figur aus Episode IX kennen: Zorii Wynn! Im Kinofilm lernten wir diesen Charakter auf Kijimi kennen und auch eine Vergangenheit zwischen ihr und Poe wurde angedeutet, dabei wurde es aber auch bereits belassen. Der Roman schlägt somit zwei Fliegen mit einer Klappe indem er sowohl Poes Vorgeschichte in geordnete Bahnen lenkt und gleichzeitig dieser behelmten mysteriösen Figur mehr Tiefe einhaucht. Und beides gelingt Alex Segura auch sehr gut. Ich habe erst vor wenigen Monaten Restistance Reborn gelesen, in dem Poe ebenfalls als Protagonist im Mittelpunkt steht, und so gesehen hat sich mir hier der gleiche, nur eben wesentlich jüngere und damit unerfahrenere / naivere Charakter präsentiert.
Mit dem Schmugglering von Kijimi bin ich allerdings das ganze Buch über nie wirklich warm geworden. Das liegt aber vor allem daran, dass es für mein Empfinden dem Autor absolut nicht gelingt hier eine wirklich funktionierende Organisation aufzubauen, die aus mehr als den fünf Figuren besteht, mit denen Poe direkten Kontakt hat. Dabei verwendet er aber auch alle Zutaten, welche ihm für dieses Kapitel in Poes Leben von Episode IX gegeben wurde – mehr aber auch nicht: Zorii ist von Beginn an Teil der Geschichte, der Helm, welchen sie im Kinofilm trägt, kommt ebenfalls vor, dann natürlich Kijimi, wo Poe im Film wieder auf Zorii trifft und natürlich er Fakt, dass es eine Schmugglervergangenheit gibt und schon sind die Gewürzschmuggler von Kijimi geboren! Hier fehlt mir einfach die Tiefe und die Ausschmückung. Der Autor bleibt hier auf der sicheren Seite und will – oder durfte – kein komplexes Konstrukt aufbauen.
Womit ich wirklich zu kämpfen hatte ist die Art und Weiße, wie Alex Segura seine Geschichte erzählt. Er folgt hier nämlich keinem linearen System, sondern ist offensichtlich großer Freund von Rückblenden und das macht es etwas anstrengend das Buch in einem Rutsch zu lesen. So beginnen viele Kapitel direkt mehrere Wochen oder Monate nach dem Ende des vorherigen und nach ein paar Seiten bekommen wir dann erst erzählt, was in der Zwischenzeit passiert ist. Das macht es meiner Meinung nach nicht nur ermüdend, sondern nimmt auch jegliche Spannung. Zumindest empfinde ich es nicht als spannender zu erfahren, wieso Poe die übrigen Schmuggler schon wieder gejagt werden, wenn ich zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal weiß, wer sie überhaupt verfolgt.
Stark konstruiert empfand ich auch die Nebenhandlung um eine Offizierin der Neuen Republik, bzw. genauer dem NRSB (Neues republikanisches Sicherheitsbüro). Die Familie der Sicherheitsoffizierin Sela Trune wurde nämlich bei einem Feuergefecht zwischen Mitgliedern der Gewürzschmuggler von Kijimi und einer rivalisierenden Gang getötet, woraufhin sich Trune auf einer Vendetta gegen den Schmugglering befindet. Die Motivation und das Vorgehen ihrerseits wurde anfangs noch nachvollziehbar und logisch aufgebaut, aber zum Ende hin wirkt es wie wild zusammengeworfen und für mich nicht nachvollziehbar. Und trotz finaler Konfrontation zwischen allen Parteien und klärenden Worten habe ich noch immer nicht verstanden, wieso gewisse Personen ihr Leben lassen mussten – es war ab einem gewissen Punkt einfach zu verworren und ich hatte das Gefühl auch nicht final zu Ende gedacht.
Fazit
Alex Segura kittet mit seinem YA-Roman Poe Dameron: Freier Fall die Risse, welche Episode IX in der Vorgeschichte zu Poe Dameron hat entstehen lassen – mehr aber auch nicht. Als Lektüre für zwischendurch zu empfehlen, der große Beitrag zur Entwicklung des Kanons bleibt aber hinten angestellt. Daher gebe ich dem Roman zwei von fünf möglichen Holocrons!
Wir bedanken uns bei Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!