Habt ihr den Eindruck, ich sei gefährlich?
Quinlan Vos
Bereits Anfang Oktober erschien der 105. Band der Star Wars Comic-Kollektion bei Panini.
Die titelgebende Geschichte ist Auf die harte Tour, welche von Matt Kindt geschrieben wurde und zuletzt 2015 in Sonderband #86 veröffentlicht wurde. Zeichner war Marco Castiello. Der Titel im Deutschen ist dabei eher schlecht gewählt, denn Auf die harte Tour hört sich eher an als wäre ein Plan schief gegangen und nun müsste irgendetwas mit Gewalt erledigt werden. Rebel Heist hingegen passt als Originaltitel besser, weil es tatsächlich um einen großen Raubzug der Rebellen geht.
Wir befinden uns irgendwo zwischen Eine neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück und aus irgendeinem Grund brauchte man noch eine Geschichte, wie das Herz der Rebellion, wie sie in der Geschichte genannt werden, ihre Leben riskieren, um den neuen Stützpunkt der Rebellen auszurüsten. Die Rede ist natürlich von Luke, Leia, Han und Chewbacca.
Diese werden in jeweils von anderen Charakteren erzählten Handlungssträngen in eine gemeinsame große Sache gestrickt, die viel zu gut läuft. Das Storytelling ist tatsächlich wunderbar gelungen, man hat zu keiner Zeit das Gefühl, dass es sich wieder „nur“ um eine Geschichte mit den Haupthelden dieser Ära handelt, obwohl im Prinzip genau das der Fall ist.
Leider ist die komplette, viergeteilte Geschichte in jedem der vier Teile komplett gleich aufgebaut: Der Held trifft seinen Erzähler, sie erledigen die Mission und kommen dann zum Team zusammen. Ausnahme ist hier nur Luke, der im Hintergrund agiert.
Obwohl die Missionen vielseitig sind, ist die Wahl der Protagonisten hier in meinen Augen nicht gelungen. Jedes Kommandoteam wäre da besser geeignet gewesen, aber man wollte wohl doch eine weitere Geschichte mit den großen Dreien schreiben. Diese werden hier über alle Maßen glorifiziert und der große Plan hat keinen einzigen Fehler. So gerne man Heldengeschichten liest, auch Hauptcharaktere dürfen nicht so viel Plot-Armour haben, dass sie zu Halbgöttern avancieren. Das tut der Geschichte leider einfach nicht gut.
Hinzu kommt, dass ich den Comic bereits 2015 gelesen habe und mich aufs Verderben nicht daran erinnern konnte, worum es hier denn überhaupt geht. Er bleibt also auch nicht lange im Gedächtnis – das neziehe ich allerdings nicht in meine Bewertung mit ein. Die Zeichnungen hingegen sind wunderbar gelungen. Wir sehen klare Linien, Abstraktionen in den richtigen Momenten und vielseitige Landschaften, sowie passende Farben. Hier kann der Comic wirklich punkten.
Auf die harte Tour kommt auf zwei von fünf Holocrons, weil er, obwohl er sein bestes versucht es nicht zu sein, doch nur eine weitere Geschichte mit den Hauptcharakteren ist.
Wesentlich interessanter finde ich die zweite enthaltene Geschichte Republik: Das ewige Dunkel von John Ostrander und Jan Duursema. Sie setzt in den Einzelheften Republic #32-#35 die Geschichte von Quinlan Vos und Aayla Secura fort, die ja zuletzt ihr Gedächtnis verloren hatten. Auf deutsch erschien die Geschichte zuletzt in der Heftreihe von Dino im Jahr 2002.
Wir befinden uns im Jahr 30 VSY und Quinlan wird von seinen Verwandten aufgefordert zu Hause eine Störung zu untersuchen. Der Rat der Jedi ist nicht begeistert, schickt ihn aber dennoch los. Nicht jedoch ohne zunächst geheime Unterstützung durch Vos alten Meister Tholme, der in den späteren Tagen der Republik-Reihe auch noch große Rollen übernehmen wird. Ebenfalls mit dabei ist die Jedi T‘ra Saa, welche durch den kompletten Dark Horse Run der Star Wars-Comics immer mal wieder vorkommt und noch zu Legacy-Zeiten am Leben ist.
Tholme hilft Quinlan dabei ein wenig über seine Vergangenheit herauszufinden und gemeinsam finden sie ebenfalls heraus, dass die Erinnerungen von Twi’leks ein Backup in den Lekku haben, wodurch Aayla in der Lage sein sollte sich – im Gegensatz zu Vos – an alles zu erinnern, wenn sie denn dann wollte. In einer wichtigen Nebenrolle ist auch wieder der nervige Devaronianer VIllie eingebracht, dieses Mal hat er allerdings tatsächlich einen Mehrwert für die Geschichte. Auch die Zeichnungen von Duursema sind erste Sahne und von gewohnt hoher Qualität, sodass ich hier wirklich nichts auszusetzen habe und Das ewige Dunkel von mir fünf Holorcons bekommt.
Gemeinsam gebe ich dann drei von fünf Holocrons, da die titelgebende Geschichte in meinen Augen höher gewichtet ist und entsprechend die Rundung nach unten statt nach oben begünstigt.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!