Rezension: The Old Republic Sammelband 2: Revan/Vernichtung

Mit persönlich bedingter sehr großer Verspätung kommt heute ein weiterer dicker Schinken, der uns von Panini im Zuge der Neuveröffentlichung von Werken aus dem legendisierten Expanded Universe geschenkt worden ist unter die Lupe: The Old Republic Sammelband 2: Revan/Vernichtung.

Im ersten Sammelband hatte Panini die Geschichten um den Angriff Darth Malgus‘ auf Coruscant und den politischen Drahtseilakt zwischen Imperium, Republik und Sith zusammen gefasst. Von zwei Autoren geschrieben hatten beide Werke durchaus ihre Stärken und Schwächen, doch im zweiten Sammelband des Verlages haben wir es mit einer Besonderheit zu tun: Beide Romane – Revan und Vernichtung – wurden vom selben Autor verfasst: Drew Karpyshyn. Der Autor sollte Fans des Expanded Universe, gerade für Veröffentlichungen wie die viel gelobte Darth Bane-Trilogie, ein Begriff sein. Ob Karpyshyn mit diesen beiden Werken überzeugen kann, werden wir uns jetzt mal genauer angucken.

Das Buch

Die erste Geschichte des Sammelbandes – Revan – erschien erstmalig am 15. November 2011 im amerikanischen Del Rey-Verlag. Die deutsche Erstveröffentlichung unter Panini erfolgte am 12. März 2012.
Vernichtung erschien etwas später, genauer am 13. November 2012 für den amerikanischen Markt, die deutsche Veröffentlichung fand am 18. Februar 2013 statt.

Wie schon der erste Sammelband erwartet uns auch hier ein sauber gebundenes Buch im Hardcover-Format, welches von einem Papierumschlag geschützt wird. Vorderseitig präsentiert sich uns das mit dem Legends-Banner versehene Cover von Revan, während auf der Rückseite uns das Cover von Vernichtung unter dem Rückentext erwartet.
Zur zeitlichen Orientierung: Während Revan einen Zeitraum zwischen 3954 VSY bis ungefähr 3950 VSY abdeckt (der Epilog spielt jedoch circa im Jahr 3900 VSY), finden die Ereignisse rund um Theron Shan und Vernichtung im Jahr 3640 VSY, also fast 300 Jahre später statt.

Die Handlung von Revan

Der Jedi-Ritter Revan – Held der Republik, Verräter an der Republik, ihr Eroberer und letztendlich auch ihr Retter – leidet unter den Lücken in seinem Gedächtnis. Immerhin ist er ausgezogen, um die Mandalorianer davon abzuhalten, die Republik zu vernichten, doch am Ende machte er sich selbst daran, sie zu unterwerfen, die Jedi auf seine Seite zu ziehen oder zu vernichten.
Was geschah im Outer Rim? Revan ist sich sicher, dass er seine eigene Vergangenheit ergründen muss, um heraus zu finden, was geschehen ist. Im schlimmsten Falle hat er von einer Bedrohung für die Republik gewusst und hat diese nun vergessen.
So lässt er jene zurück, die er liebt, an deren Seite er gekämpft hat, um sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Währenddessen macht sich der junge Sith Scourge daran, sich in die Wirren des Intrigenspiels im Rat der Sith zu verstricken. Ob er dabei aufsteigen, fallen oder als ein mächtiges Wesen wieder geboren werden wird, liegt allerdings im Verborgenen.

Die Handlung von Vernichtung

Das Sith-Imperium steht an einem Scheideweg. Der Imperator ist verschwunden, vielleicht sogar tot.
Die Rebellion des Thronräubers Malgus endete in einem Disaster, die das Imperium spaltete. Traditionalisten wenden sich gegen Reformer, Ressourcen werden im Kampf gegeneinander verschwendet.
In diesen Zeiten schickt sich die eifrige Sith-Lady Darth Karrid an, die Galaxis unter die Kontrolle des Imperiums zu zwingen – egal zu welchem Preis!
Von diesen Plänen alamiert entsendet die Republik Theron Shan, Sohn der Jedi-Großmeisterin Satele Shan mit dem Auftrag, Karrid aufzuhalten. Unterstützung gibt es offiziell keine, doch findet Theron Freunde und Kampfgefährten dort, wo man es am wenigsten erwartet.
Gefahren gibt es viele, die Chancen stehen gering, kaum Aufsicht auf Erfolg. Genau richtig für jemanden wie Theron.

Zusammenfassung

Revan stellt sich der großen Herausforderung, eine Brücke zwischen den Ereignissen rund um die fast schon legendären Video-Rollenspiele Knights of the Old Republic und Knights of the Old Republic II: The Sith Lords und der Geschichte von The Old Republic zu schlagen.

Alte Lieblinge haben hier sowohl in persona als auch als Erwähnung größere und kleinere Gastauftritte und es gelingt Karpysyhn dabei immer wieder, auf die individuellen Figuren einzugehen, wobei allerdings bemerkenswert ist, dass es ihm gelungen ist, den einen oder anderen durch das Erlebte reifer und charakterlich weiter entwickelt wirken zu lassen. Gerade Revan wurde hier auf eine Art und Weise umgesetzt, die der „kanonischen” Variante der Handlungen rund um Knights of the Old Republic entgegen kommt und ihn als erschöpften und gealterten Kriegshelden darstellt, der auf der Suche nach sich selbst und seiner Vergangenheit ist.

Eben aus diesem Grund erscheint Revan fast schon als Pflichtroman für KotoR-Fans, für wissensdurstige ToR-Spieler und Leute, die von sich behaupten, ein Revan-Fan zu sein. Dass man der Verbannten einen Namen gegeben hat, ist gewiss der Dramatik und dem Schreibfluss geschuldet und die Kritik an der Namenswahl eher subjektiver Natur, weswegen man dies getrost unter den Tisch fallen lassen kann.

Vernichtung hingegen erscheint für jene, die Karpyshyns Arbeitsweise mit Machtnutzern kennen als ungewohnt, ja fast schon als #Neuland.
Gerade weil Theron Shan der Sohn der viel gerühmten Jedi-Meisterin Satele Shan ist, erscheint es umso erfrischender, dass der gute Theron die Machtbegabung eines Ziegelsteins vorweisen kann. Gerade Leuten, die der Ansicht sind, dass es nicht immer eine Machtbegabung, eine machtbegabte Hauptperson oder einen machtbegabten Sidekick braucht, um ein toller Hecht im Star Wars-Universum zu sein, dürften daher die Geschichte um Theron mögen und die Analogie „Geheimagentenstory trifft Star Wars” ist durchaus berechtigt, mindert aber keinesfalls die Qualität von Vernichtung. Viel mehr sorgt die unkonventionelle Vorgehensweise Shans dafür, die Welt von Star Wars auch durch andere Augen zu betrachten und neue Aspekte daran für sich zu entdecken.

Fazit

Puh, was soll man nun dazu groß sagen? Zwei Romane, die von der Thematik her unterschiedlicher nicht sein können, aus der Feder von ein und demselben Autoren. Wo Karpyshyn sich mit Revan auf gewohntem Terrain bewegt und abermals zeigt, dass er ein Händchen für die Inneren Vorgänge von Machtbegabten hat, betritt er mit Vernichtung neues Gelände. Anders als bei Darth Bane hat er zudem die Aufgabe bekommen, eine schon sehr stark im EU präsente Figur zu interpretieren und ihr zwar seine eigene Note zu geben, sie aber dennoch innerhalb des für sie möglichen Rahmens zu belassen. In meinen Augen ist dies dem Autor mehr als nur gelungen und auch wenn Revan alles, aber nicht mein Liebling ist (nicht zuletzt wegen seiner Fanbase), so habe ich diesen Roman doch sehr gerne gelesen und sei es auch nur, um mich angemessen von dem alten Machtseiten-Hopser zu verabschieden, bevor ich ihn in The Old Republic genüsslich auseinander genommen habe.

In Vernichtung hingegen hat Karpyshyn bewiesen, das er zu einer immer seltener werdenden Sorte von Autoren gehört, die sich auch mal aus ihrer Komfort-Zone heraus bewegen und sich an neue Herausforderungen wagen können. Wie viele (wichtigen) Star Wars-Charaktere leidet auch Theron Shan unter dem „Ich trage einen verdammt wichtigen Namen!”-Makel, allerdings gelingt es Karpyshyn, dass Theron fest mit den Beinen auf dem Boden und vor allem für sich stehen kann. Im Grunde hätte er auch Theron Schmitt heißen können und wäre weiterhin eine gut geschrieben und greifbare Romanfigur gewesen.

Sowohl Kenner des Erweiterten Universums, als auch Spieler des MMORPGs werden in diesem Buch bedient, lassen sich in beiden Geschichten doch Querverweise und Erwähnungen von Personen, Planeten und Ereignissen aus Spielen und Comics der Alten Republik finden.
Wer bisher kaum mit Star Wars zu tun hatte, das MMORPG aber gespielt hat, wird mit diesem Sammelband ebenfalls einen guten Start für seine EU-Sammlung erhalten, wird man doch nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern trifft auf Ereignisse und Personen, die man schon kennt und für deren Geschichte man sich zwar interessiert, aber bisher noch nicht genug „Futter“ bekommen hat.

Zum Abschluss kommen wir daher zur Holocron-Vergabe: Wer meine Rezension zum ersten Sammelband gelesen hat, wird wissen, was ich persönlich von so dicken Hardcover-Schinken halte und hier halte ich es ebenso: Ich bin ein großer Freund von dicken Büchern und diesen schönen stofflichen Einbänden, aber gerade zum Mitnehmen ist ein solches Buch mehr als unpraktisch.

Anders als bei Betrogen gingen Revan und Vernichtung runter wie Öl und das Buch war innerhalb von drei Tagen durchkonsumiert, von daher fällt es mir sehr leicht, diesem Sammelband 5 von 5 Holocrons zugeben. Die Kombination stimmt, die Geschichten stimmen, ich mag den Autor und Star Wars-Fans kommen auf ihre Kosten, während ich ein weiteres Mal merken durfte, wofür das Expanded Universe stand: Für sehr sehr gute Geschichten!

Bewertung: 5 von 5 Holocrons
Bewertung: 5 von 5 Holocrons

Vielen Dank an Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Schreibe einen Kommentar