Rezension: Choose Your Destiny: A Finn & Poe Adventure von Cavan Scott

Schon Anfang Oktober ist das vierte Büchleine aus der Choose your Destiny-Reihe erschienen. Dieses gehört zur Journey to Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers und der Leser muss, wie der Titel schon sagt, diesmal für Finn und Poe die Entscheidungen treffen.

Wie immer bei dieser Reihe gibt es am Ende nur einen richtigen Weg, denn entscheidet sich der Leser mal für eine falsche der zwei oder drei angebotenen Alternativen, endet die Geschichte entweder schnell in der Sackgasse oder er wird über einen kleinen Umweg wieder auf den richtigen Weg zurückgeführt. Anders wäre so ein Buch ja auch gar nicht mit dem Kanon-Status vereinbar. Als kleinen Kunstgriff gibt es diesmal sogar die ein oder andere ehrenhafte Art zu scheitern, bei der man zwar etwas Gutes tut, aber das große Ziel doch nicht erreicht.

Zeitlich zwischen dem Comic Allegiance und dem Jugendroman Spark of Rebellion gelegen, gilt es Finn, Poe und BB-8 bei einem Abenteuer auf dem Planenten Tevel beizustehen, wo die beiden wichtige Vorräte der heilenden Bacta-Flüssigkeit für den Widerstand sichern sollen. Die Erste Ordnung, die die Kontrolle über den Planeten übernommen hat und keine Mühen und Kosten scheut, diesen zu verteidigen, ist dabei eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Geschrieben hat die Geschichte Cavan Scott, die farbenfrohen und gut gelungenen Illustrationen im Buch stammen von Elsa Charretier. Beide sind zumindest den jüngeren Star Wars-Fans von ihren Büchern und Comics aus dem Umfeld der IDW Star Wars Adventures und Adventures in Wild Space und weiteren hinlänglich bekannt.

Während man sich durch das Buch und die zahlreichen Seitenarme der Geschichte arbeitet, merkt man, dass Scott sich mittlerweile tiefer in die Materie dieser Art von Büchern eingearbeitet hat. Die Geschichte ist viel besser und dichter konzipiert, die Handlungsalternativen passen sich besser in den Flow ein und erscheinen tatsächliche Alternativen zu sein. Die Folgen eines Fehler können dabei recht unterschiedlich sein, von der einfachen Gefangennahme bis zur katastrophalen Gefährdung des gesamten Widerstandes ist alles dabei, denn auch die Erste Ordnung hat ein paar Momente, in denen jemand mitgedacht hat. Entsprechend gibt es deutlich weniger Enden der Art „Dumme Entscheidung, nun bist du tot!“. Ich denke, das Frustlevel gerade bei jüngeren Lesern wird dadurch nicht so hoch sein wie beim ersten Band aus dieser Reihe. Zudem ist der Weg, der zum Ziel führt, auch der, der am besten zur Denkweise des Heldengespanns Finn und Poe passt. In diesem Sinne sehe ich das ehrenvolle Scheitern an einigen Stellen durchaus als weiteren Ausdruck der Reifung des Konzeptes.

An wichtigen Stellen, besonders zum Ende hin, wird die Geschichte auch mal ohne Entscheidungen des Lesers über mehrere Seiten geführt, so dass die Geschichte durchaus auch mal zügiger und zielstrebiger vorankommt. Auch das allzu wilde Springen von vorn nach hinten und andersherum in den Büchern hat sich gebessert. Man muss meist nur wenige Seiten nach vorn oder hinten blättern, um zum nächsten Abschnitt der Geschichte zu kommen. Bis auf einmal stehen aufeinander verweisende Abschnitte nicht direkt nebeneinander, weil es natürlich die Entscheidung beeinflusst, wenn man sofort sieht, dass einer der beiden Wege zu einem Ende führt.

Da sich das ganze Geschehen nur über ein paar Stunden erstreckt und die beiden Helden mit dem Überleben in einer sehr dynamischen Szenerie beschäftigt sind, ist eine charakterliche Entwicklung, wie in einem Roman, natürlich nicht zu erwarten. Die Figuren und ihre wichtigsten Wesenszüge sind gut getroffen. Der ein oder andere Hinweis zu ihrer durch die Ereignissen in den Kinofilmen veränderte Einstellung zum Leben und der eigenen Rolle darin sind durchaus passend, wenn auch in der sonst von äußeren Ereignissen geprägten Handlung manchmal etwas überraschend. Positiv überraschend ist auch, dass die Erste Ordnung nicht durchgängig als saudumme Truppe dargestellt wird, die man nur geschickt umlaufen braucht. Poe und Finn haben durchaus einen ernst zu nehmenden Gegner, nicht immer, aber doch an wichtigen Stellen.

In die Geschichte sind, wie bei Cavan Scott üblich und – anders als bei Galaxy’s Edge – wohl-dosiert diverse kleine Anspielungen und Bezüge zu anderen Werken eingebaut, so dass die Geschichte einen gut eingebetteten Eindruck hinterlässt. Und natürlich lässt Scott es auch nicht an Humor fehlen. Ich habe bei einigen Szene und Dialogen breit grinsen müssen. Spoiler oder wichtige Vorleistungen im Hinblick auf den kommenden Kinofilm konnte ich nicht entdecken. Die Handlung fügt sich zudem quasi nahtlos in die Darstellung der Situation der übrigen Werke ein.

Fazit: Eine dichte, aktionsreiche Story mit einem deutlich durchdachterem „Handlungsspielraum“ für den Leser. Ich bin mir sicher, dass an diesem Buch nicht nur jüngere Leser ihren Spaß haben können. Pflichtlektüre zur Vorbereitung des Films ist es nicht, es dient in dieser Hinsicht vielmehr zur Stimmungsverdichtung.

Es ist noch nicht bekannt, ob und wenn ja wann eine deutsche Ausgabe erscheint. Aber man darf sich scheinbar Hoffnungen machen, denn Panini hat ja vor einigen Wochen zumindest von ersten Band der Reihe das entsprechende Büchlein veröffentlicht.

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