Rezension: Star Wars Comic-Kollektion, Band 77: Jedi vs. Sith

Ich habe getötet … um nicht den Verstand zu verlieren. Um das Leben erträglich zu machen.

Rain/Zannah

Vor einiger Zeit haben wir den Roman Darth Bane 1: Schöpfer der Dunkelheit für euch rezensiert. Der Roman von Drew Karpyshyn, der 2006 geschrieben wurde, hat tatsächlich den Comic Jedi vs. Sith zur Vorlage (was ich bisher nicht wusste), der in der Star Wars Comic-Kollektion in Band 77 neu aufgelegt wurde. Dieser wurde von Darko Macan geschrieben und das schon im Jahr 2001. Die Zeichnungen wurden von Ramón F. Bachs angefertigt und die Übersetzung, wie könnte es anders sein, von Michael Nagula.

Wer die Geschichte von Drew Karpyshyn schon kennt, kann sich in diesem Comic auf einen anderen Blickwinkel freuen.

Der Prolog führt Darth Bane ein, der auf einem Schlachtfeld, auf welchem eine Familie Verwertbares sammelt, zunächst die Kinder tötet und zuletzt den Vater, der sich mit seinen letzten Worten darüber beschwert, dass der Sith erst die Kinder und erst danach ihn umgebracht hat. Diese Szene leitet in etwa das letzte Viertel des Darth Bane-Romans ein, der ab dann die Schlacht von Ruusan und damit den Inhalt dieses Comics behandelt.

Die Hauptstory fängt kurz darauf auf Somov Rit an. Hier begegnen wir den Cousins Tomcat und Bug, sowie deren Cousine Rain. Die drei bezeichnen sich zwar als vervettert, aber ich bin mir nicht sicher, ob das tatsächlich wahr ist. Außerdem sind das selbstverständlich nicht die richtigen Namen der Kinder. Allerdings scheint auf ihrem Planeten ein merkwürdiger Aberglaube zu herrschen, dass, sobald man seinen wahren Namen verrät, man vom Sumpfdämon geholt wird.

Die beiden Jungs werden durch den Jedi-Scout Torr geprüft und sollen direkt auf Ruusan an die Front gebracht werden. Eine unübliche Handhabe der Jedi, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ich meine, nicht einmal in den mandalorianischen Kriegen und den Folgekonflikten wurden Kinder an der Front eingesetzt. Jedenfalls nicht von den Jedi und on-screen.

Lord Hoth, der Kommandant der Jedi auf Ruusan, sieht das aber anscheinend anders und hat mehrere Kinder insbesondere im Küchendienst. Ich habe keine Ahnung, warum man unbedingt machtbegabte Kinder in der Küche braucht, aber wenn der Kollege meint, dass das notwendig ist, soll er halt. Seine Armee des Lichts wird immerhin letztlich von Valenthyne Farfalla und 300 Jedi verstärkt, die mit einem wörtlichen Raum-Schiff auf dem Planeten landen. Und dieses Schiff ist das Bescheuertste, was ich jemals gesehen habe. Es hat einen verdammten Schiffsrumpf, Masten, metallene Segel, eine Gallionsfigur in Form eines Einhorns, einen Rammbock, Schießscharten, Fähnchen oben auf den Masten und dicke Hyperantriebe. Und das Schlimmste: Es ist komplett golden! WARUM? Warum hat niemand Bachs gesagt, dass er das Wort „Schiff“ nicht ernst nehmen soll?

Ansonsten sind die Zeichnungen aber super gelungen. Man kann die Charaktere eindeutig voneinander unterscheiden und besonders Rain hat super-emotionale Gesichtsausdrücke bekommen, die von einem kleinen Mädchen auch so zu erwarten sind. Allerdings verhält sie sich insbesondere nach Laas Tod definitiv nicht mehr wie ein solches. Ach so, Laa ist einer der auf Ruusan ansässigen Bouncer, mit dem sich Rain anfreundet. Nebenbei bemerkt: Farfalla hat Ziegenbeine…

Die Charakterentwicklung von Tomcat ist dabei die interessanteste der drei eingangs erwähnten Kinder. Er ist so unglaublich überzeugt von der Legende der Jedi, dass er nach seiner ersten echten Schlacht, in der er eigentlich gar nicht hätte sein sollen und dürfen, so enttäuscht von der Wahrheit ist, dass er zu den Sith überläuft. Bug wirkt unterdessen ein wenig blass, obwohl er in etwa genauso viel Screentime bekommt. Rains Entwicklung wirkt in diesem Comic aber sogar in Teilen nachvollziehbarer als sie es im Bane-Roman war, obwohl ich zugeben muss, dass es länger her ist, dass ich das Buch in den Händen hatte.

Gestört haben mich insbesondere die Anrede „Lord“ für die Jedi-Generäle und die fehlende… Jetzt, wo ich drüber nachdenke: Ich wollte schreiben, fehlende Hintergrundgeschichte der Sith-Bruderschaft, aber diese ist tatsächlich sehr diskret impliziert. Ich bin überrascht, dass ich so lange gebraucht habe, um dahinterzusteigen. Es lohnt sich halt doch ab und an, über die Comics auch nachzudenken. Allerdings wird diese Seite der Handlung im Bane-Roman ja ausführlicher behandelt.

Dieser kommt hier übrigens nur in den wichtigsten Szenen vor, beispielsweise bei der Niederbrennung des Waldes von Ruusan. Ansonsten bleibt er ein Nebencharakter, der sich wichtig fühlt und keine wirkliche Tiefe hat. Wenn man aber genau hinsieht, bemerkt man, dass er letztlich einen Großteil des Geschehens aktiv beeinflusst.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Comic für sich allein stehend unglaublich gut ist. Er hat eine super Storyline, nachvollziehbare Charaktere und Zeichnungen, die abgesehen von dem Schiff, ebenfalls ziemlich gut sind. Wenn man den Darth Bane-Roman jedoch gelesen hat, bringt dieser zusätzliche Blickwinkel herzlich wenig. Die Zeichnungen zur Handlung sind dann doch ganz nett, aber letztlich weiß man bereits über alles Bescheid, was passiert. Das soll aber nicht in die Bewertung mit einfließen, sondern nur eine kleine Info für euch sein. Daher gebe ich fünf Holocrons.

Bewertung: 5 von 5 Holocrons
Bewertung: 5 von 5 Holocrons

Wir danken Panini für das Rezensionsexemplar.

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