Rezension: Star Wars: Die illustrierte Enzyklopädie der kompletten Saga

Am 19. Februar erschien bei Dorling Kindersley Star Wars: Die illustrierte Enzyklopädie der kompletten Saga auf Deutsch. Die englische Fassung wurde bereits im September vom selben Verlag veröffentlicht. Das Buch ist ein im Layout und Aufbau überarbeiteter Sammelband der bisher erschienenen Enzyklopädien zu den Episoden I-VIII sowie kleineren Auszügen aus denen zu Rogue One und Solo. Die Inhalte wurden jedoch aktualisiert und im Falle der Sachen zu den Episoden I-VI sogar komplett kanonisiert, denn die Vorgänger waren bisher nur als Legends vorhanden. Durch das Sammeln von bereits erschienenem Material, das teilweise bis nach 1998 zurück geht, ist die Liste der Mitwirkenden ziemlich beachtlich. Die Autoren sind David West Reynolds, James Luceno, Jason Fry, Pablo Hidalgo und Ryder Windham. Außerdem gibt es eine Sammlung an Fotografen und weiteren Personen, die in irgendeiner Weise an den Grafiken und ähnlichem mitgewirkt haben. Diese könnt ihr unten im verknüpften Datenbank-Eintrag einsehen. Die Übersetzung stammt hauptsächlich von Marc Winter, enthält aber auch Teile der vorherigen Veröffentlichungen von Ralf Schmitz und Anna-Selina Sander. Das Buch umfasst ganze 352 Seiten und ist für 29,95 € auf Amazon.de¹ erhältlich.

Der Sammelband enthält zum Anfang ein paar Seiten mit einer Einführung zu den wichtigsten Planeten, Fraktionen und der wichtigsten Technologie. Danach gibt es drei Kapitel, jeweils eins zu den drei Trilogien. Hierbei fällt sofort auf, dass die Verteilung etwas unverhältnismäßig ist: Die Prequel- und Sequel-Trilogien erhalten jeweils 130 Seiten, während die klassischen Filme nur mit 72 auskommen müssen. Hierbei muss man natürlich nochmal besonders herausstellen, dass die Sequel-Trilogie ja aktuell nur zwei Filme beinhaltet und noch nicht drei.

Mein persönlicher Hintergrund zu dieser Reihe, den „Illustrierten Enzyklopädien“, möchte ich euch vorab kurz erläutern. Nachdem damals Episode VII in den Kinos lief, bin ich gleich am nächsten Tag zum Buchladen gelaufen und habe geschaut, was es denn so zu dem Film gibt. Da habe ich natürlich die Illustrierte Enzyklopädie entdeckt, sie sofort gekauft und in den nächsten Tagen verschlungen. Die zu Rogue One hat mich dann noch einmal besonders aufgrund des größeren Tiefgangs und des erhöhten Umfangs im Vergleich zum Vorjahr überrascht und ich war hin und weg. Auch das Buch zu Episode VIII hat mir sehr gut gefallen und bei Solo gab es dann ja leider nur eine abgespeckte Version, die eher auf Kinder ausgelegt war. Aber selbst diese hat mein Wissen stark erweitert! Aufgrund dieser Vorgeschichte mit der Reihe habe ich mich auch schon sehr auf den Sammelband gefreut, der nun auch endlich kanonisierte Versionen der Bücher zu I-VI enthält.

Gerade beim Lesen des Prequel-Teils sind mir die vielen Anspielungen auf diverse Comics aus der Ära aufgefallen. Hier bin ich sehr froh, dass sich die Mühe gemacht wurde, solche Bemerkungen nachzupflegen. Auch der Sequel-Teil hat doch nochmal einige Zusatzinformationen im Vergleich zu den Erstveröffentlichungen erhalten, so zum Beispiel die Schicksale von Han und Luke.

Die Inhalte zu Solo und Rogue One mussten natürlich etwas kürzer kommen, da sie nicht dem Fokus des Bandes entsprachen und dieser dann noch länger geworden wäre. So gibt es zu Solo nur eine Doppelseite mit sehr banalen Plot-Details, die jeder kennen müsste, der den Film gesehen hat. Die Inhalte zu Rogue One wurden dynamisch in die sonstigen Inhalte zur klassischen Trilogie eingebunden. So konnten viele der niedrig aufgelösten Bilder in dem Teil durch das neue Material (zum Beispiel Bilder von Sturmtruppen-Helmen) ersetzt werden aber auch Seiten wie die zum Oberkommando der Allianz erhielten neue Inhalte aus dem Spin-Off.

Negativ aufgefallen sind mir die Seiten zu den Hauptcharakteren, da zu denen oft nicht viele Hintergrundinfos erzählt werden können beziehungsweise dürfen. Das fällt besonders im Kapitel zur Sequel-Trilogie auf. Dadurch sind die Informationen zu den Hauptcharakteren oft irrelevant und uninteressant oder schlicht schon bekannt und man möchte sich am Anfang jedes neuen Kapitels schnell zu den kleineren Charakteren durcharbeiten. Denn hier glänzt das Buch und verleiht vielen Charakteren als auch Fahrzeugen und weiterem interessante Hintergrundgeschichten und man erfährt viele kleine interessante Dinge.

Leider gab es sowohl innerhalb als auch zwischen den Kapiteln häufig störende Wiederholungen, die vermutlich zu einem Großteil durch die unabhängigen Erstveröffentlichungen zustande kamen.

Als letztes möchte ich noch über die Sinnhaftigkeit einer Veröffentlichung einer Enzyklopädie zur kompletten Saga kurz vor dem Erscheinen des letzten Teils derselbigen sprechen. Meine eigentlich sehr positiv ausfallende Kaufempfehlung muss ich deshalb leider etwas relativieren. Natürlich ergibt es für einen Verlag absolut Sinn, den Hype vor Episode IX auszunutzen und potentiellen Käufern ein Buch zur bisherigen Vorgeschichte zu liefern. Aber gerade für Komplettisten wäre dieses Buch nach der Veröffentlichung für Episode IX sinnvoller gewesen. Viele werden sich jetzt dieses Buch kaufen und „müssen“ dann in wenigen Jahren wieder Geld für eine neue aktualisierte Version (diesmal mit dem Abschluss der Saga) ausgeben.

Wenn man über diesen Punkt hinwegsieht, kann ich dieses Buch jedem, der mehr Hintergrundinformationen zu den Filmen erhalten möchte, wärmstens ans Herz legen. Selbst wenn man bereits die neueren Bücher zu VII und VIII in seinem Besitz hat, erhält man hier über 200 Seiten neue und neu aufbereitete Inhalte und auch der Teil zu den Sequels enthält ein paar interessante Schnipsel. Den Preis von knapp 30 € für das Buch finde ich ebenfalls gerechtfertigt, da der Umfang nicht zu unterschätzen ist. Ich habe über acht Stunden mit diesem Buch verbracht.

Aufgrund der kleineren Patzer mit den uninteressanten Hauptfiguren-Seiten und den immer wieder auftretenden Wiederholungen, vergebe ich dem Buch vier von fünf Holocrons und wünsche mir nach Episode IX eine komplett neu geschriebene Neuauflage zu allen neuen Filmen, um Altlasten zu beseitigen. Davon werde ich vermutlich aber lange träumen können.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Wir danken Dorling Kindersley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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