Claudia Gray im Interview zu Master & Apprentice

Letze Woche erschient Claudia Grays Roman Master & Apprentice, in dem wir Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi als Meister-Padawan-Team in der Krise erleben. Beide haben den Eindruck, dass sie nicht zueinander passen, und die Einladung Qui-Gons, dem Rat der Jedi beizutreten, droht die Meister-Schüler-Beziehung bald zu beenden. In dieser Situation werden die beiden zusammen für einen Auftrag auf den Planeten Pijal geschickt. Meine Einschätzung des Romans könnt ihr in meiner Rezension nachlesen.

Alex Kane vonStarWars.com hat nun mit Claudia Gray ein Interview über ihre Inspirationen für den Roman, die Figuren und die Prequels geführt. Wir haben es für euch im voller Länge übersetzt. Viel Spaß beim Lesen!

StarWars.com: Zu Beginn möchte ich dich gerne zu deiner Kurzgeschichte aus der Anthologie Star Wars: From a Certain Point of View befragen, die auch Master & Apprentice heißt. Als du diese Geschichte schriebst, dachtest du da schon, dass du einen einen ganzen Roman über Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi schreiben würdest?

Claudia Gray: Als From a Certain Point of View in Planung war, wurde ich gefragt, über wen in Eine neue Hoffnung ich gerne schreiben würde. Ich sagte Qui-Gon! Obwohl er natürlich nicht im Film ist, sagte ich, dass ich ihnen zeigen könne, wie es funktionieren würde. Obwohl ich damals noch nicht daran dachte, einen ganzen Roman zu schreiben, hatte ich doch Lucasfilm Publishing immer wieder wieder mitgeteilt, dass ich liebend gerne über Qui-Gin schreiben würde, wenn sich die Chance je ergeben würde. Ich rechnete nicht damit, dass die Chance, eine Geschichte in Buchlänge zu schreiben, sich so schnell ergeben würde.

Qui-Gon Jinn (Quelle: Lucasfilm)

Bis dahin hattest du nur Geschichten in Zeit der klassischen Trilogie und der Sequels geschrieben. Prinzessin Leia war eine zentrale Figur in einigen deiner Geschichten. Jetzt bewegst du dich in der Prequel-Ära mit Qui-Gon. Ist er dein zweitliebster Charakter, gleich nach Leia?

Dieser Titel ist sehr heiß umkämpft! Qui-Gon ist sicher einer meiner Favoriten. Wir bekommen so wenig von ihm in den Filmen. Es schien so, als ob es noch so viel mehr zu erzählen gibt über die Idee eines Jedi, der nicht mit dem Jedi-Rat konform geht. Im Verlauf der Prequels wird uns klar, dass die Jedi irgendwie vom Weg abgekommen sind. Was sagt uns das also über Qui-Gon? Es war ein faszinierender Standpunkt, den man da ausprobieren und darstellen konnte, wenn es denn möglich wäre.

Obi-Wan Kenobi und Qui-Gon Jinn (Quelle: Lucasfilm)

Die Leserinnen und Leser verbringen viel Zeit mit Qui-Gon und Obi-Wan als Team. Wie war es, die Höhen und Tiefen ihrer Beziehung zu erkunden?

Das war eine der Sachen, in die ich mich am meisten vertiefen wollte. Es ist interessant, Obi-Wan zu einem Zeitpunkt zu sehen, an dem er noch nicht alles im Griff hat. In den Filmen ist sehr viel selbstsicherer. Aber wie sieht es aus, wenn man 17 ist? Er und Qui-Gon tun Dinge auf unterschiedliche Art und Weise. Sie passen nicht problemlos zusammen, sondern müssen daran arbeiten. Yoda erinner Qui-Gon daran, dass etwas nicht stimmen würde, falls er keinen Ärger mit seinem Padawan hätte. Einen Jugendlichen durch diese großen Lebensveränderungen zu begleiten, ist immer etwas holperig. Aber die holperige Phase dauert bei Qui-Gon und Obi-Wan schon etwas zu lange an und ihre Beziehung ist in Gefahr.

Wie hat sich dein Verständnis dieser Figuren während deines Schreibprozesses verändert?

Der junge Obi-Wan macht alles nach Vorschrift. Manche Leute interpretieren das als Mangel an Mut oder Originalität. Aber das ist natürlich nicht der Obi-Wan Kenobi, den wir alle kennen. Welche Überzeugungen treiben ihn also an, als er jung ist? Er folgt den Regeln, weil er überzeugt ist, dass sie richtig sind und dass sie echte Weisheit repräsentieren. Sie sind wertvolle Lehren, die sowohl praktisch als auch spirituell sind.

Bei Qui-Gon war ich an seinen Selbstzweifeln interessiert, ob er Obi-Wan enttäuscht. Es ist seine Aufgabe, ihn zu unterrichten. Qui-Gon ist jemand, der diese Verantwortung auf sich nimmt und niemals den Schüler die Schuld geben würde. Er würde erst bei sich selbst nach einer Antwort suchen.

Qui-Gon Jinn (Quelle: Lucasfilm)

Das erinnert mich an den Moment in Die dunkle Bedrohung, als Obi-Wan sich für sein dreistes Verhalten entschuldigt, woraufhin Qui-Gon antwortet, dass sein Padawan „ein viel weiserer Mann“ als er selbst sei.

Dieses Buch war eine Gelegenheit, diesen kurzen Momenten, die wir in Die dunkle Bedrohung sehen, mehr Tiefe zu verleihen.

Das Thema der Sklaverei in der Galaxis spielt eine große Rolle in der Geschichte. Wie kam es, dass dieses Thema Teil des Romans wurde?

In Die dunkle Bedrohung zeigt Qui-Gon einerseits sehr viel Mitgefühl, kann aber auf der anderen Seite auch Shmi Skywalker erklären: „Ich bin nicht hierher gekommen, um Sklaven zu befreien.“ Die Jedi haben ein Mandat, dem sie folgen müssen. Sie arbeiten innerhalb von Parametern. Da sie so viel Macht haben, ist es zu gefährlich, direkt zu herrschen. Deshalb wollten wir Qui-Gon dabei zusehen, wie er mit seinen Gefühlen gegenüber der Sklaverei zurechtkommt. Er stellt die Frage, warum die Republik nicht viel tut, um sie zu verhindern. Das ist eine Frage, die ich mir selbst auch stelle. Zu diesem Zeitpunkt hat die Republik ihren Zenit überschritten und ab Die dunkle Bedrohung werden diese Risse sich auch zeigen.

Natürlich gibt es auch noch Rahara Wick und Pax Maripher, zwei Figuren, die eine frische Dynamik haben in der Form einer entflohenen Sklavin und einer Person, die von Protokoll-Droiden aufgezogen wurde. Woher kam die Inspiration dafür?

Ausgangspunkt war wahrscheinlich die TV-Serie Elementary. Dort haben wir Sherlock Holmes und eine weibliche Watson-Figur, die sich stets auf das Wesentliche konzentriert. Von diesen Figuren ging ich aus, aber dann bekamen Rahara und Pax ihre eigenen Formen. Ich brauchte Sklaverei in ihrer Lebensgeschichte, um zu zeigen, welche Auswirkungen diese Praktiken haben können. Daraus erwuchs Raharas Charakter. Pax war ein Besserwisser, aber dann fragte ich mich, warum er so ist. Als er aufwuchs wurden seine einzigen Verhaltensmuster von Figuren geprägt, die sich wie C-3PO verhielten. Pax zu schreiben, machte mir so viel Spaß und ich hoffe, dass die Leserinnen und Leser ihn lieben werden. Ich mag auch die Idee, dass die beiden Juwelen-„Diebe“ im Weltraum sind (sie sind nicht wirklich Diebe). Man sollte einfach überall glamouröse Juwelendiebe haben.

Rael Averross ist ein weiteres Beispiel eines unabhängig denkenden Jedi. Wir haben andere Beispiele gesehen, von Count Dooku bis Anakin Skywalker und natürlich Qui-Gon. Was macht Rael besonders?

Rael war vor Qui-Gon Dookus Schüler. Nicht lang bevor Dooku Qui-Gon zu seinem neuen Padawan nahm, wurde Rael zum Jedi-Ritter. So wurde Rael zum Freund und informellen Mentor des jungen Mannes. Rael ist auch eine Figur, die einige Probleme andeutet, die Anakin später haben wird. Er war fünf Jahre alt, als er dem Jedi-Orden beitrat, und wurde von einigen als zu alt betrachtet. Rael kann sich nicht vollkommen an das Leben als Jedi gewöhnen, wie es die tun, die keine Erinnerungen vor dem Orden haben. Deshalb versucht er gar nicht, sich anzupassen. Er definiert sich mehr und mehr durch das, was er nicht ist. Dieser Trotz kann auf konstruktive Art funktionieren, aber er führt ihn nahe an die dunkle Seite heran. Er hat eine konträre Mentalität. Natürlich kultiviert Dooku diese so stark wie möglich.

Qui-Gon Jinn und Anakin Skywalker (Quelle: Lucasfilm)

Die dunkle Bedrohung feiert dieses Jahr das 20. Jubiläum. Das Buch ist eine der neuen Geschichten, die sich der Prequel-Ära annehmen. Wie fühlt es sich an, zu dieser Ära etwa beizutragen?

Wenn die Leserinnen und Leser mehr Schichten in Die dunkle Bedrohung sehen können, mehr Tiefe in den Figuren und ihren Interaktionen, dann habe ich meinen Job richtig gemacht. Ich möchte nur Dinge hinzufügen, aber gleichzeitig will ich, dass meine Zusätze sich anfühlen, als könnten sie schon immer dagewesen sein. Hoffentlich fühlt es sich wie ein natürlicher Teil von Qui-Gons Reise an.

Was hat euch in diesem Interview besonders überrascht oder interessiert?

Die deutsche Ausgabe des Romans unter dem Titel Meister und Schüler erscheint am 18.11.2019 bei Blanvalet und kann bei Amazon¹ bereits vorbestellt werden.

Roman • Dienstag, 16. April 2019

Master and Apprentice (16.04.2019)
Mitwirkende
Claudia Gray – Autor*in
Cover
Alice X. Zhang
Veröffentlichung
Timeline
Niedergang der Jedi (40 VSY)
Affiliate-Links ¹

4 Kommentare

  1. Sehr schönes Inerview!

    Ich hätte eine Frage an Alle

    Würdet ihr euch von Claudia Gray eine Kanonische Star Wars Trilogie wünschen und wenn ja welches setting und um welche art von Figuren soll es sich drehen.(zb Jedi oder Kopfgeldjäger)

    Eure Antwort würde mich echt interessieren!

    1. Klar würde ich mir eine Trilogie von ihr wünschen! So viele Bücher von ihr, wie nur möglich – immer her damit! Am liebsten hätte ich von ihr eine Trilogie über Jedi des alten Ordens, am besten keine bekannten Figuren, sondern von Claudia Gray selbst erfundene. Sie könnte ihr eigenes Meister-Padawan-Team erfinden und diese erleben dann eine mehrteilige Geschichte, in der das Leben als Jedi und die Lehren des Ordens auch kritisch betrachtet werden. Oder ich könnte mir auch sehr gut eine Geschichte über das Leben eines Jedi nach Order 66 vorstellen, wie er sich versucht, in die normale Gesellschaft zu integrieren und unauffällig zu leben. Das würde Claudia Gray bestimmt auch super-einfühlsam schreiben. ?

    2. Ja da kann ich mich dir wirklich nur anschließen! Auch ich würde gerne eine Trilogie über Jedi von ihr sehen. Ich habe zwar bisher nur die ersten 3 Kapitel von Master and Apprentice gelesen aber die Beziehung zwischen Obi-Wan und Qui-Gon war super geschrieben und auch sehr einfühlsam. Auch bin ich gespannt in welchem Rahara Wick und Pax Meripher noch Pijal eine Rolle spielen. Auch das es neue Jedi wären würde ich als Idee wirklich gut finden.

      Vielleicht könnte man sogar eine Geschichte über einen Jedi Padawan machen und seine gesamte Geschichte erzählen! Wie er seiner/m Meister/in zugeteilt wird von seinen ersten Schlachten der Klonkriege hin bis zu Order 66 und wie er diese erlebt und auch Überlebt und danach sein Leben neu gestaltenb muss und versuchen muss sich vor dem Imperium zu verstecken.

      In solch einer Geschichte würde extrem viel Potenzial stecken und es wäre bestimmt auch mal cool die Order 66 aus der Sicht eines Padawans mitzuerleben und in Buchform wo man die Gedanken und Gefühle besser darstellen kann als im Comic, Film oder in einer Serie!
      Vorallem Claudia Gray könnte da wirklich viel draus machen da bei ihr wirklich fast jede Figur super interessant ist!

      Würdet ihr euch ein Buch von Claudia Gray mit der Order 66 wünschen?

Schreibe einen Kommentar