Rezension: Star Wars Adventures #6 von IDW

Während der Januar bei IDW Publishing bei den Star Wars-Comics klar von der neuen Forces of Destiny-Reihe dominiert wird, so geht es heute dennoch auch zusätzlich wieder bei Star Wars Adventures weiter.

Die Hauptstory

Die Haupthandlung dieser inzwischen sechsten Ausgabe von Star Wars Adventures ist dabei in sich abgeschlossen und nicht nur die Hälfte eines Zweiteilers. Geschrieben von der bereits mehrfach Star Wars-erfahrenen Delilah S. Dawson und illustriert von Derek Charm, erzählt Rose Knows dabei die erste Geschichte von Rose Tico nach der Veröffentlichung von Die letzten Jedi.

Frisch auf dem MC85-Sternenkreuzer Raddus stationiert, die Evakuierung von D’Qar im Gange, ist Rose dabei die Schaltpläne und das Handbuch des ihr noch unbekannten Schiffes zu studieren. Dabei wird sie jedoch von vielen belächelt, allen voran Chefmechaniker Lazslo, der ihr unterstellt, damit niemandem nützlich zu sein. Als es wenig später jedoch zu Komplikationen kommt und sich in dem Moment, da im System TIE Jäger eingetroffen sind, die Hangartore nicht länger öffnen lassen, ist Rose die Einzige, der es gelingt zu helfen, da sie in den Plänen die Anweisungen für einen Systemneustart, inklusive des benötigten Schlüssels in calamarianischer Sprache, findet.

Grund für die blockierenden Hangartore ist ein Problem bei der Überholung der Automatisierung des Kreuzers, für die ein vollständiger Systemneustart bereits im Vorraus eingeplant wird. Stattfinden soll dieser erst am nächsten Morgen, es ist jedoch bekannt, dass dieser sich als kompliziert erweisen kann. Warum etwas derartiges inmitten der Evakuierung angegangen wird, wird nicht erklärt. Zum Verhängnis des Widerstands wird es, als Poe Dameron Patrouille fliegt und auf die TIE Jäger stößt aber keine Verstärkung von der Raddus aus starten kann. Die restlichen Techniker verschlimmern mit ihrer Herangehensweise die Situation jedoch nur und sorgen dafür, dass kurze Zeit später alle Türen des gesamten Schiffes geschlossen und verriegelt sind, ehe Rose von allen abgeschottet der Systemneustart gelingt. Dies lässt die Besatzung natürlich unnötig inkompetent wirken. Als die Tore wieder offen sind eilen einige X-Flügler verspätet Poe zu Hilfe und kehren nach einem Sieg gemeinsam mit ihm zur Raddus zurück.

Mein persönliches Highlight der Geschichte ist der Auftritt von Fossil, der für die Einheit SternenFestungen zuständigen befehlshabenden Offizierin, die bereits aus Cobalt Squadron von Elizabeth Wein mit Zeichnungen von Phil Noto sowie dem Begleitbuch Bomber Command von Jason Fry mit Zeichnungen von Cyril Nouvel bekannt ist. Ebenso stammt der kindische Spitzname, den Rose für Paige nutzt, aus dem Roman. Während er dort jedoch „Pae-Pae“ geschrieben wird, liest man im Comic „Pai-Pai“, eine Inkonsistenz, die negativ auffällt.

Gleichwohl ich diese Verknüpfungen sehr schätze, bringen sie bei mir im selben Moment einige Fragen auf. Warum befinden sich Fossil und Paige anbord der Raddus? In Cobalt Squadron verabschieden sich die Tico-Schwestern bis nach der Evakuierung und Rose wird zunächst von Amilyn Holdo auf der Ninka und im Anschluss daran von Leia Organa auf der Raddus ausgeliehen. Ein Wiedersehen der beiden vor dem Eintreffen der Finalizer und den sie begleitenden Streitkräften der Ersten Ordnung über D’Qar sowie dem anschließenden Tod von Paige wirkt unwahrscheinlich, auch wenn der Roman das Gespräch über „den Finn“ auslässt. Die Bomberstaffeln scheinen Die letzten Jedi zufolge zumindest nicht auf dem Kreuzer stationiert zu sein.

Besondere Schwierigkeiten habe ich mit der letzten Seite des Comics. Dort sehen wir nach der Rückkehr der X-Flügler in den Hangar, wie Rose von einer Vielzahl Personen bejubelt wird, nur um im Panel darauf Rose allein mit Paige und dem Text „Hiding from the spotlight, huh? They might not know, but I do. I’m proud of you, little sister.“ (zu Deutsch etwa: „Du versteckst dich vor dem Rampenlicht? Sie wissen es vielleicht nicht, aber ich schon. Ich bin sehr stolz auf dich, kleine Schwester.“) zu sehen. Im abschließenden Panel finden wir Rose dann gänzlich allein vor. Ich verstehe es so, dass Rose sich nur vorstellt, den Zuspruch zu bekommen, und niemand wirklich erfährt, wer für die Problemlösung verantwortlich ist. Insbesondere wären in diesem Szenario sowohl Fossil als auch Paige zu keinem Zeitpunkt anwesend sondern lediglich als gewohnte Gesichter Teil ihrer Einbildung während ihres ersten Einsatzes, bei dem sie alleine ist. Sollte etwas derartiges impliziert werden, finde ich dies insbesondere für die junge Zielgruppe unangebracht, da das ganze mehrdeutig erscheint und auch nicht zeichnerisch abgehoben wird.

Derek Charms Zeichnungen sagen mir nicht besonders zu. Zwar sind die meisten Charaktere einigermaßen gut zu erkennen, doch war für mich beispielsweise bei Paige zusätzlich der Kontext der Geschichte notwendig. Schlechter sieht es bei der Darstellung der Kulisse aus. Wenn im Dialog die Evakuierung nicht erwähnt würde, hätte man keinen wirklichen Anhaltspunkt dazu, dass sich das Schiff momentan über D’Qar befindet. Der gezeigte Hangar entspricht nur sehr eingeschränkt dem, was wir auf der großen Leinwand oder in der Begleitliteratur zu sehen bekommen haben. In was für einem Raum muss Rose sich befinden, dass alle den Hangar über diesen Weg betreten und verlassen, sodass schon von regem Durchgangsvergehr gesprochen werden kann? Was Proportionen angeht, so erscheint mir Fossil gegenüber ihrer bisherigen Beschreibung relativ klein, Rose jedoch wirkt geradezu winzig (oder soll dies ihre eigene Wahrnehmung repräsentieren). Ebenfalls schwach finde ich generell die Darstellung von Emotionen. Die Kolorierung emfinde ich als ingesamt ziemlich kühl gehalten. Außerdem gelingt es Charm nicht konsistent die TIE/SF Jäger mit ihrer roten Außenhülle zu versehen, auch wenn sie durchgehend anhand der Deuterium-Energiezellen an der Innenseite der Solarkollektor-Flügel von den regulären TIE/EO Jägern unterscheidbar sind.

Ich hoffe, dass Delilah S. Dawson in ihrem nächsten Comic zu den Tico-Schwestern, Forces of Destiny – Rose & Paige, eine bessere Geschichte erzählt. Die Zeichnungen von Nicoletta Baldari sprechen mich bereits deutlich mehr an, sofern das Cover Rückschlüsse zulässt. Sollte Bezug auf die hier stattgefundenen Ereignisse genommen oder auch nur ein paar der neu eingeführten Charaktere ein erneuter Auftritt gegönnt werden, könnte Rose Knows rückblickend für mich geringfügig aufgewertet werden. Gleiches gilt bezogen auf Rose Tico: My Resistance von Jason Fry. Aus jetziger Sicht konnte ich allerdings leider nicht überzeugt werden.

Die Tale from Wild Space

Mit der Geschichte Podracer’s Rescue geben Autor Shaun Manning und Zeichner Chad Thomas ihr Star Wars-Debüt, unterstützt bei der Kolorierung von Charlie Kirchoff. In gewohnter Weise erfolgt eine Rahmenhandlung anbord der Star Herald im Wilden Raum mit Emil Graf, den beiden Droiden BB-00 und CR-8R sowie dem kowakianischen Echsenaffen Noni. Noni steckt in den Lüftungsschächten des Schiffes fest und die Droiden diskutieren darüber, ob sie ihn dort schmoren lassen oder doch befreien sollen, als Emil ihnen eine Geschichte seiner Großtante Lina erzält, um sie dazu zu animieren, dem Echsenaffen zu helfen, auch wenn dieser sich selbst in die Misere befördert hat.

Die Erzählung handelt von Anakin Skywalkers Zeit als Wattos Sklave in Mos Espa noch vor Die dunkle Bedrohung. In der kurzen Geschichte entwendet Anakin eine Energiezelle aus einem Haufen Schrott, in der Hoffnung, er könne damit seinen eigenen Podrenner zum Laufen bringen, als eine Swoop-Bande ein nahe gelegenes Med-Zentrum angreift und deren Generator beschädigt. Hilfsbereit opfert Anakin daraufhin seine Energiezelle, um diesen wieder zu reparieren, und muss aufgrund dessen bei einem späteren Podrennen eine Niederlage gegen Sebulba einfahren.

Die Zeichnungen von Chad Thomas gefallen mir deutlich besser als die von Derek Charm, auch wenn ich sie bei weitem nicht als herausragend einstufen würde. Ich habe insbesondere meine Schwierigkeiten damit, dass Wattos Laden kaum als dieser erkennbar ist, da scheinbar nicht auf existierendes Referenzmaterial zurückgegriffen wurde.

Fazit

Ich bin von dieser Ausgabe von Star Wars Adventures sehr enttäuscht. Die einigermaßen passable, wenn auch leicht vergessbare Tale from Wild Space schafft es nicht die mir missfallenden Zeichnungen und sonstigen Ungereimtheiten von Rose Knows auszugleichen. Daher kann ich leider nur magere zwei Holocrons vergeben und hoffen, dass die nächsten Comics wieder besser werden.

Am 14. Februar geht es mit der siebten Ausgabe von Star Wars Adventures weiter. Der Sammelband Star Wars Adventures Volume 3: Endangered folgt am 19. Juni und kann bereits auf Amazon¹ vorbestellt werden.

Wir danken IDW Publishing für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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