Am 31.10. erscheint bei Disney-Lucasfilm der neue Jugendroman The Legends of Luke Skywalker von Ken Liu, welcher ein ungewöhnliches Erzählformat ausprobiert. Zusammengehalten von einer Rahmenhandlung, in welcher sich verschiedene Figuren Geschichten erzählen, präsentiert er uns diverse Legenden über das Leben des Luke Skywalker, die man sich in der weit entfernten Galaxie erzählt. Entertainment Weekly beschert uns nun heute neue Infos zu diesem Buch: Zum einen wurde eine Leseprobe aus dem Roman veröffentlicht, zum anderen spricht Autor Ken Liu im Interview mit EW über den Entstehungsprozess des Buches. Die wichtigsten Aussagen aus dem sehr ausführlichen Interview haben wir für euch im Folgenden zusammengefasst:
Als Lucasfilm bei Ken Liu anfragte, ob er ein Buch, das auf Die Letzten Jedi hinarbeitet, schreiben wolle, war ihm sofort klar, dass er über Luke schreiben wollte. Luke ist für uns zwar der Held, den wir durch die Filme gut kennen, doch in der Star Wars-Galaxie ist er für die meisten nur ein Promi, dem man nie begegnet ist und über den man sich Legenden erzählt, ähnlich wie über George Washington oder Abraham Lincoln. Daher fand er es interessant, zu beleuchten, wie Mythos und Legendenbildung in der Star Wars-Galaxie funktionieren und wie gewöhnliche Leute zu Luke Skywalker stehen. Diese gewöhnlichen Leute treffen wir in der Rahmenhandlung an, welche uns sechs Besatzungsmitglieder eines Raumschiffs zeigt, die Geschichten austauschen. Diese haben alle ihre ganz eigenen Interpretationen der Geschichte von Luke Skywalker und ihre eigene Version davon, wer er ist. Diese Konstruktion einer eigenen Realität ist laut Liu eine universelle Eigenschaft aller Menschen und wohl auch aller Wesen im Star Wars-Universum. Da die Realität nur eine Reihe aufeinanderfolgender Ereignisse ist, müssen wir eigene Narrative konstruieren, um Sinn in diesen Ereignissen zu finden. Geschichten sind aber auch dazu da, Kindern (und Erwachsenen) zu zeigen, dass sie die Kontrolle über ihr eigenes Leben haben. Eine Heldenfigur wie Luke kann als Vorbild dienen und inspirieren – sowohl die junge Crew aus der Rahmenhandlung als auch uns als Zuschauer und Leser.
Liu erzählt auch, wie er zu Star Wars kam. Als Kind wuchs er in China auf, wo die Filme in den 70ern und 80ern nicht in den Kinos liefen. Er konnte sie also als Kind nicht sehen. In der zweiten oder dritten Klasse gab es an seiner Schule jedoch immer eine Lesestunde, in der die Lehrerin eine Kiste mit Büchern mitbrachte und jedes Kind sich eines zum Lesen aussuchen durfte. Als die Kiste zu Liu kam, waren in der Kiste noch eine Konfuzius-Biographie für Kinder und ein Buch mit einem Mann mit einem Lichtschwert auf einem wilden Tier auf dem Cover. Er war sofort neugierig und von dem Lichtschwert fasziniert und suchte sich das Buch aus, nur um von der Lehrerin ausgeschimpft zu werden, weil er eine „lächerliche, eskapistische Geschichte“ einem Buch, aus dem man etwas lernen könne, vorgezogen hatte. Doch Liu verteidigte seine Wahl: „Nein, ich möchte lieber das Peng peng peng!“ Das Buch stellte sich als die chinesische Übersetzung der Romanadaption zu Das Imperium schlägt zurück heraus. Da er den Film nicht kannte, musste Liu sich Darth Vader, die Macht und die Jedi komplett in seinem Kopf vorstellen. Erst Jahre später kam er in die USA, sah die Filme und fand sie toll, aber die definitive Version von Star Wars wird für ihn immer der Roman zu Das Imperium schlägt zurück sein, durch den er dieses Universum kennenlernte.
Das Schreiben für das Star Wars-Universum unterscheidet sich für Liu stark vom Schreiben eines eigenen, unabhängigen Romans. Bei Zweiterem hat man viel mehr Freiheiten, ist aber auch irgendwie einsam, weil niemand sonst die Figuren so gut kennt wie der Autor selbst. Für Star Wars zu arbeiten, ist für ihn ziemlich einschüchternd, da die Leute, mit denen er zusammenarbeitet, für ihn selbst auch Legenden sind, da sie Star Wars erschaffen haben. Liu las viele Romane und Sachbücher und hörte sich Interviews mit George Lucas an, um die größere Vision von Star Wars zu verstehen und seine kleine Geschichte in das Mosaik einzupassen. Das alles war sehr herausfordernd, machte aber auch unglaublich viel Spaß.
Ken Lius Lieblingsgeschichte in The Legends of Luke Skywalker ist die, die eine imperiale Ingenieurin erzählt. Sie ist Verschwörungstheoretikerin und glaubt genau zu wissen, dass die bekannten Geschichten über Luke Skywalker ganz anders abgelaufen sind, als man üblicherweise hört, und dass er ganz anders ist, als die Legenden behaupten. Diese Geschichte, die sogar auf Unterschiede zwischen den Kinoversionen und der Special Edition anspielt, wird Fans auf einer Meta-Ebene sehr amüsieren, da es auch im Fandom genau solche Leute gibt, die die absurdesten Theorien aufstellen: „Jar Jar Binks ist der eigentliche Held der Prequels und hier sind meine Beweise!“
Das Buch nimmt auch einen seltsamen Platz im Kanon ein, da es einerseits kanonisch ist, die Geschichtenerzähler aber offensichtlich unzuverlässig sind. Liu findet es jedoch spannend, dass Lucasfilm die Bandbreite der Geschichten erweitert, die erzählt werden können, und die Grenzen verschiebt. Was letztendlich wahr und unwahr ist, weiß er auch nicht, aber, wie immer bei Legenden, sind manche von ihnen vielleicht doch (teilweise) wahr oder basieren auf Fakten. Liu weiß, wie gern Fans darüber streiten, was Kanon ist und was nicht, und ist daher auf die Reaktion der Fans auf dieses ungewöhnliche Buch gespannt.
The Legends of Luke Skywalker kann bei Amazon bereits vorbestellt werden. Auf Deutsch erscheint das Buch unter dem Titel Die Legenden von Luke Skywalker am 4.12. bei Panini. Auch die deutsche Ausgabe ist bei Amazon vorbestellbar.
Was haltet ihr von der Leseprobe und dem kanonisch-unkanonischen Konzept des Buchs?
Jugendroman • Dienstag, 31. Oktober 2017
Mitwirkende
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Cover J.G. Jones |
Veröffentlichung
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Reihe Journey to Star Wars: Die letzten Jedi |
Timeline Aufstieg der Ersten Ordnung |
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Verlagsinfo
As a cargo ship rockets across the galaxy to Canto Bight, the deckhands on board trade stories about legendary Jedi Knight Luke Skywalker. But are the stories of iconic and mysterious Luke Skywalker true, or merely tall tales passed from one corner of the galaxy toanother? Is Skywalker really a famous Jedi hero, an elaborate charlatan,or even part droid? The deckhands will have to decide for themselves when they hear The Legends of Luke Skywalker.
A collection of myths and tall-tales about the legendary Jedi Luke Skywalker, written by Nebula, Hugo, and World Fantasy award-winning author Ken Liu.
Also ich muss sagen, das Konzept hört sich doch recht interessant an.
Ist mal was anderes wie der Durchschnittsroman über einen der Helden der einfach einen Teil seiner Lebensgeschichte runtererzählt.
Ob das Ganze nun kanonisch ist oder nicht ist da für mich eher zweitrangig. Denn wie bereits im Artikel beschrieben ist das mit Legenden die weitererzählt werden natürlich immer so eine Sache, was davon nun wahr ist und was nicht.
Aber ich lass mich einfach mal davon überraschen, was dann am Ende dabei rauskommt. Da das Buch zum Glück noch vor Filmstart auf Deutsch erscheint bekomm ichs vielleicht sogar noch hin es rechtzeitig durchzubekommen. 🙂
Das Buch könnte man auch „Luke Skywalker: From a Certain Point of View“ nennen. 😀