Rezension: Das Erwachen der Macht (Jugendroman) von Michael Kogge

Es gab ein Erwachen. Wir schreiben das Jahr 34 nach der Schlacht um Yavin. Die Helden der Rebellion sind in der Galaxis verstreut. Luke Skywalker ist verschollen, Leia Organa Solo kämpft an der Seite des Widerstandes gegen die Erste Ordnung, die wiederum die Neue Republik und den Widerstand bekämpft. Die Neue Republik hält sich aus allem schön raus und Han Solo und Chewbacca gehen wieder ihrem alten Geschäft als Schmuggler nach. Doch wir lernen auch neue Helden kennen. Willkommen zu Michael Kogges Jugendroman zu Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht! Das Original erschien unter dem Titel Star Wars: The Force Awakens – A Junior Novel am 16.02.2016 bei Disney-Lucasfilm-Press (nach einer vorherigen E-Book-Veröffentlichung zum Filmstart), Panini veröffentlichte die Übersetzung von Andreas Kasprzak und Tobias Toneguzzo bereits einen Monat später am 21.03.2016. Das Cover ist einfach das US-Filmplakat mit Rey, Finn und Kylo Ren groß im Hintergrund, davor die Helden des Widerstandes, davor wiederum Captain Phasma mit einer Legion Sturmtruppen in zwei Rüstungsvarianten.

Achtung! In dieser Rezension wird davon ausgegangen, dass ihr den Film bereits gesehen habt, da ich bei der Analyse des Filmromans Vergleiche mit dem Film selbst anstelle. Wenn ihr Das Erwachen der Macht also noch nicht gesehen haben solltet, dann wartet mit dem Lesen der Rezension lieber bis nach dem DVD- und Blu-ray-Start.

Star Wars: Das Erwachen der Macht (21.03.2016)
Star Wars: Das Erwachen der Macht (21.03.2016)

Kogge eröffnet sein Buch mit dem Lauftext, der auch auf der Leinwand zu sehen war. Wenn ich mich nicht irre – es ist immerhin vier Monate her, dass ich den Film gesehen habe – ist er auch eins zu eins übernommen worden. Im Prolog wird die jüngere galaktische Geschichte vom Aufstieg und Niedergang des Imperiums kurz und bündig zusammengefasst, bis wir im ersten Kapitel auf Finn treffen, der an Bord des Sternenzerstörers Finalizer seinen Dienst tut. Übrigens eine geniale Parallele zur klassischen Trilogie. Hier ist die erste Einstellung immer ein Sternenzerstörer. So also auch in dieser siebten Episode. Fun-Fact: Sowohl in Episode III als auch in Timothy Zahns Thrawn-Trilogie (und einigen anderen Werken) wird diese Analogie ebenfalls fortgeführt.

Also, wir treffen den Sturmtruppler Finn, der hier noch gar nicht Finn heißt, sondern nur FN-2187. Er und sein Trupp sind gerade dabei, in einer Simulation den bevorstehenden Angriff auf den Planeten Jakku zu üben. Hier soll ein Mann leben, der einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des letzten Jedi, Luke Skywalker, hat. Die Anführer der Ersten Ordnung wollen diesen Mann unbedingt finden – und so kommt der Krieg nach Jakku.

Auch der Widerstand hat von diesem Mann erfahren, der in vorigen Tagen einmal der Rebellion geholfen hat. Und so ist der Pilot Poe Dameron bereits auf Jakku eingetroffen und trifft sich mir Lor San Tekka, dem alten Mann. Bereits kurz darauf trifft auch die Eingreiftruppe um Finn und Phasma ein, auf die auch Kylo Ren noch folgen soll.

In einer unglücklichen Aneinanderreihung von Ereignissen wird Dameron gefangen, Tekka ermordet und BB-8, Damerons Astromech-Droide, in der Wüste von Jakku ausgesetzt. Hier lebt die Schrottsammlerin Rey, die, als wie sie treffen, gerade einen alten Sternenzerstörer, der in der Schlacht um Jakku abgestürzt ist, ausschlachtet, um die Teile in einer nahe gelegenen Basis gegen Essen zu tauschen. Klar, dass sich das Mädchen und der Droide bald über den Weg laufen, beziehungsweise rollen. Sonst wäre unsere Geschichte ja nicht halb so spannend.

Kogge hält sich teilweise eins zu eins an die Filmszenen und Dialoge, baut diese dann auch nicht weiter aus und schiebt auch kaum Gedankengänge ein. An anderen Stellen sind zusätzliche Szenen mit eingefügt, die so nicht im Film waren, zum Beispiel die Simulation des Scharmützels zu Beginn des Films und Poes Wanderung durch Jakkus Wüste. Diese Szenen sind dann allerdings auch deutlich besser geschrieben. Klar ist auch, dass bei einem Jugendroman, der grade mal 188 Seiten hat, einiges wegfallen muss, aber Kogge hat sich an dieser Stelle gegen viele wichtige Szenen entschieden, die ich sehr vermisst habe. So fehlt beispielsweise fast alles, was mit General Hux zu tun hat, einschließlich seiner doch sehr, ähm, fesselnden Ansprache, kurz bevor die Waffe der Starkiller-Basis abgefeuert wird. Auch C-3PO kommt viel zu kurz, „Sie haben mich bestimmt nicht erkannt, wegen dieses roten Armes“ fehlt komplett und dass er am Ende wieder seinen eigenen Arm hat wird auch nicht erwähnt. Was fehlt noch? „Verräter!“ Selbst Reys und Rens Lichtschwertkampf wird kurz auf zwei Seiten abgehandelt.

Generell kam in dieser Adaption leider gar keine Spannung bei mir auf und das, obwohl ich Kogges Star Wars Rebels-Adaptionen eigentlich für gut lesbar halte. Hier jedoch hat er keine sehr schöne Arbeit hingelegt. Ich gebe daher nur drei von fünf Holocrons für eine Adaption, die nah am Film ist, aber sonst nichts.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!

Wir danken dem Panini-Verlag für das Rezensionsexemplar.

9 Kommentare

    1. Mir geht es ähnlich. Zumal Fosters Adaption jetzt nicht gerade die besten Kritiken geholt hat. Und nun scheint Kogge, der sonst ja eigentlich solide erfährt, auch nicht seinen besten Tag gehabt haben. Was macht man also, wenn beide Bücher mäßig sind?

      Die Antwort eines echten SW-Sammlers lautet natürlich: Beide kaufen und selbst ein Urteil bilden. 🙂

    2. Richtige Einstellung. Ihr dürft bei solchen Rezensionen auch nicht vergessen, dass es sich in der Regel um eine subjektive Meinung des jeweiligen Rezensenten handelt.
      Ich werde Fosters ROman aber auch auf jeden Fall noch kaufen.

  1. Ich hinterlasse hier mal direkt eine kleine Gegenrezension, lieber Maximilian. 😀

    Du hast zwar recht, dass der Roman wenig mehr bietet als der Film, dafür fand ich aber Kogges Sprachstil (zumindest im Englischen; zur Übersetzung kann ich nichts sagen) äußerst angenehm und vielseitig. Zudem gefiel mir die von dir angesprochene Anfangsszene, die den Jugendroman mit Finns Kapitel aus Vor dem Erwachen verknüpft, ein wahres Highlight.

    Der Roman hastet zwar durch manche Szenen bzw. lässt auch einiges weg, aber ich finde, man versteht die Filmhandlung wunderbar und würde ohne Filmkenntnis auch nichts vermissen. Das Poe-Zusatzkapitel mit seiner Rettung von Jakku fand ich etwas seltsam, dafür taucht aber eine Figur auf, die in den MakingStarWars-Spoilerberichten eine Zeit lang eine Rolle spielte, es aber nie in den Film schaffte.

    Mein absolutes Highlight sind aber Prolog und vor allem der Epilog, wo Kogge sein erzählerisches Können nochmal richtig zeigt. Er vereint die bisherige Geschichte der Saga wunderbar mit diesem neuen, noch fremden Kapitel.

    Ich gestehe, ein bisschen ist meine Meinung auch von meinem negativen Eindruck des Erwachsenenromans von Alan Dean Foster geprägt, der zwar viele Bonusszenen hat, aber so unelegant schreibt, dass der alte Ben Kenobi lieber einen Blaster zur Hand nehmen würde als Fosters Manuskript.

    Es ist sicher kein perfekter Jugendroman, aber neben dem Langweiler Foster und der narrativen Katastrophe von Rey’s Story ist es definitiv die beste Verschriftlichung der Filmhandlung, die mir bisweilen auch besser gefällt als der Film (besonders die Starkiller-Base-Szenen fand ich bei Kogge besser).

    Von mir gäbe es daher 4/5 Holocrons.

  2. Wird Timothy Zahn sich eigentlich auch im neuen Kanon verewigen, oder schreibt er keine Bücher mehr, bzw. weiß jemand, an wie vielen Erwachsenenromanen gerade gearbeitet wird? Von den Jugendromanen (ausgenommen den Young-Adult Romanen) war ich bis jetzt eher enttäuscht.

    1. Timothy Zahn ist von sich aus zwar bereit, für den Kanon zu schreiben, wurde von Del Rey aber (soweit bekannt ist) noch nicht dafür verpflichtet.

      Was Romane und YA-Romane angeht, so ist in den USA folgendes zu erwarten…
      – Bloodline von Claudia Gray (Mai, im Oktober auf Deutsch)
      – Aftermath: Life Debt von Chuck Wendig (Juli, im März auf Deutsch)
      – Catalyst: A Rogue One Story – Autor unbekannt (Oktober)
      – Ahsoka von E.K. Johnston (Young Adult, Oktober)
      – Rogue One Young Adult Novel (Dezember)
      – Rogue One: A Star Wars Story – Filmroman, Autor unbekannt (Januar)
      – Aftermath: Empire’s End von Chuck Wendig (Januar)
      – Ein weiterer Roman im April

      Das ist auch alles hier nachzulesen. 🙂

    2. Naja, es bleibt dabei. Im neuen Kanon konnte mich bisher noch kein Roman, speziell im Erwachsenen-Segment, wirklich überzeugen, was meines Erachtens auch an den Autoren liegt. Ein Stover, Zahn, Reaves oder Perry wird da schmerzlich vermisst. Mit Christie Golden werde ich einfach nicht warm, Luceno konnte zuletzt auch nicht mehr an alte Tage anknüpfen, Kemp ist zumindest noch kurzweilig. Ob aber nochmal jemand an die X-Wing-Romane, Crispins Solo-Trilogie oder gar an die Thrawn-Trilogie anknüpfen kann – derzeit siehts nicht danach aus und es macht den Eindruck, als würde man die Freiheiten des Kanons äußerst lieblos füllen – und damit Potenzial verschenken.

      Bei den oben genannten Titeln freue ich mich allenfalls noch auf „Bloodline“ und „Catalyst“. Bei letzterem kann die Bekanntgabe des Autors das allerdings auch wieder ändern.

    3. Goldens Roman fand ich großartig. 😀

      Aber ich denke, Bloodline wird dich nicht enttäuschen. Das ist ein anderes Kaliber als das, was Del Rey bisher geliefert hat! 🙂

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