Rezension: Rebellion der Verlorenen von Kristine Kathryn Rusch

„Aber sind Sie okay?“ – „Wenn man Verbrennungen dritten Grades okay nennen will…“

Han Solo & Mara Jade

Es ist ziemlich genau drei Jahre her, seitdem ich mit der Schwarzen Flotte meine letzte Legends-Rezension abgeliefert habe. In den letzten Tagen habe ich dann endlich mal wieder einen Roman aus der Richtung gelesen: Rebellion der Verlorenen von Kristine Kathryn Rusch. Das Werk erschien erstmals im Dezember 1996 bei Bantam Spectra, übrigens derselbe Monat, in dem auch Entscheidung bei Koornacht erschienen ist, die Übersetzung von Heinz Nagel erschien dann im September 1998 zum stolzen Preis von 39,80 DM als Hardcover bei VGS und im Juni 1999 als Taschenbuch bei Heyne. Die aktuellste deutsche Version ist das E-Book, welches 2014 ebenfalls bei Heyne erschienen ist.

Rebellion der Verlorenen spielt im Jahr 17 nach der Schlacht um Yavin und direkt im Anschluss zur eingangs erwähnten Schwarze Flotte-Trilogie. Die neue Republik floriert (erneut) und hat (fast) keine Probleme, abgesehen von Kinderkrankheiten. Bis zu dem Punkt, an dem ehemalige imperiale Welten beitreten wollen. Neben offensichtlichen Bedenken müssen diese sich auch extrem gegen eine ziemlich feindselig eingestellte Staatschefin Organa-Solo verteidigen, die gedanklich offenbar noch im Zeitalter der Rebellion steckt. Noch schlimmer wird es, als die Senatshalle explodiert und diverse Senatoren dabei umkommen.

Etwa gleichzeitig geht eine Erschütterung durch die Macht, welche nicht nur Luke Skywalker auf Yavin 4 spürt, sondern insbesondere auch die drei Solo-Kinder, die später denken, dass sie dafür verantwortlich sind, dass die Senatshalle explodiert ist. Doch können sie zum Glück zeitnah wieder beruhigt werden. Alle beteiligten Parteien nehmen fortan Ermittlungen zu der Erschütterung bzw. der Explosion auf. Luke mithilfe der Macht, Han mithilfe von Schmugglerfreunden, Leia in der Politik.

Rebellion der Verlorenen ist eigentlich ein wirklich spannendes Buch, hat aber ein massives Pacingproblem. Die ersten 150 Seiten enthalten gefühlt eine unglaublich ausführliche Version des Klappentextes, erst danach geht es mit der eigentlichen Geschichte los. Dabei folgen wir mehreren Handlungssträngen von verschiedenen Charakteren, die sich gerne vermischen und dann wieder trennen. Keiner davon scheint als „Hauptfaden“ zu gelten, sondern alle tragen in irgendeiner Form zur Handlung bei, was ich besonders bei den Abenteuern von R2-D2 und C-3PO bemerkenswert finde, denn sie sind eben kein Beiwerk, sondern als wichtige Akteure mit eigenem Handlungsstrang aktiv.

Etwas schwach fand ich die Antagonisten Brakiss, den chronologische Leser bereits aus Der Kampf des Jedi kennen und der hier eher eine Art billiger Handlanger mit gewissen Aggressionsproblemen ist und eine Therapie für ungelöste Mutterkomplexe braucht, und Kueller, der, zwar aus berechtigten Gründen, sauer ist, aber massivst überreagiert und nicht nur die komplette Familie Skywalker, angeheiratete und Nachfahren auslöschen, sondern auch direkt die Neue Republik in ein neues Imperium verwandeln möchte. Beide sind Schüler der Akademie auf Yavin 4 gewesen, jedoch von dort „geflohen“ (Daher Die Verlorenen) und werden permanent mächtiger dargestellt, als sie es eigentlich sind. Brakiss will dabei eigentlich nur in Ruhe gelassen werden, während Kueller einen Gottkomplex entwickelt. Das gleiche Problem hat Nandreeson, der Nebenantagonist aus dem Handlungsstrang mit Han und Lando, der sich eigentlich als recht bedrohlich etabliert, dann aber doch ziemlich fix umnieten lässt.

Schön fand ich unterdessen die „Lösung des Rätsels“, wenn man es denn so nennen kann. Im Gegensatz zu den Superwaffen des Imperiums fand ich den hier beschriebenen Ansatz sogar eher erfrischend, auch wenn ich nicht glaube, dass der gesamte Bedarf der Galaxis aus einer einzelnen Fabrik stammen kann. Aber na ja, Legends der Neunziger…  

Nichtsdestotrotz ist Rebellion der Verlorenen extrem gut in den Legends-Kontext eingeordnet. Wir haben nicht nur Andeutungen zu diversen vorangegangenen Ereignissen, es wird sogar explizit darauf eingegangen. Besonders auf die direkt vorangegangene Geschichte mit Nil Spaar, oder auch Lukes geschwächtes linkes Knie wegen der Geschichte auf Palpatines Auge.  

Enttäuscht war ich dennoch vom Ende. Nicht nur, dass das eingangs beschriebene Pacingproblem sich so weit umgekehrt hat, dass die letzten 100 Seiten gefühlt fast die komplette relevante Handlung enthalten, zwischen „letzter Schlacht“ und Ende des Buches liegen auch nur knapp 15 Seiten. Das Buch endet also mit einem Knall und nicht mit schönen aufgeräumten Verhältnissen, was für einen Einzelroman eher ungewöhnlich ist.

Mit einer Bewertung tue ich mich schwer; wenn ich könnte, würde ich 3,5 Holocrons vergeben. Da es für vier aber leider nun wirklich nicht reicht, muss ich leider auf drei Holocrons abrunden und glaube, dass wir damit einen guten Punkt getroffen haben.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

3 Kommentare

  1. Beim Lesen hatte ich richtige Retro-Star Wars Gefühle bekommen, mich an die Han Solo Trilogie erinnert gefühlt. Das hat beim Lesen wohl die Pacing-Probleme überschattet. (vielleicht war ich aber auch einfach froh, dass eine Geschichte für ein Buch nicht zu einer Trilogie aufgeblasen wurde). Die Antagonisten hätten besser sein können, R2 und 3PO waren spaßig zusammen.
    Ich hätte gern noch mehr von Rusch gelesen, schade dass es nur bei diesem Roman geblieben ist. (neben ihrem diplomatic corps Beitrag)

  2. Ich komme wohl erst in weiter Zukunft zu dem Buch, ich bin erst vor einiger Zeit das lesen als Hobby entdeckt und hab daher in der Legends Timeline noch einiges vor mir. Aber mich freut es sehr, dass es hier noch neue Rezensionen zu Legends-Büchern gibt. Ist da von euch noch mehr geplant oder entstehen diese Rezensionen eher spontan?

    1. Wir bringen immer mal wieder welche, wenn einer unserer Redakteure mal wieder ein Legends-Buch aufschlägt oder jemand spontan Lust dazu hat, eine solche Rezension zu schreiben. Wir haben aber auch konkret etwas in der Mache, ja, aber wann das erscheint, ist noch offen.

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