Kurz vor dem großen Finale von Star Wars: Die Hohe Republik Phase III mit Charles Soules titelgebendem Die Prüfungen der Jedi bringt VIZ Media noch zwei Manga-Bände der Reihe The Edge of Balance auf den Markt, die die Storys jenes Mediums zum Abschluss bringen sollen. Der erste, den wir heute besprechen, ist quasi ein Spin-off der Hauptreihe und trägt den Zusatztitel Premonition. Hierfür bekommt Autor Daniel José Older künstlerische Verstärkung aus Taiwan, nämlich von Haining.

Anders als in den nummerierten Bänden der Manga-Hauptreihe geht es in The Edge of Balance: Premonition so gut wie gar nicht um Lily Tora-Asi und ihre Verbündeten. Stattdessen rückt Meister Yoda in den Fokus, der sein eigenes Stelldichein mit Marchion Ro und dem Leveler bekommt, als die Macht ihn während der Schlacht von Banchii (über die wir in Band 4 wohl noch mehr erfahren werden) wegruft, damit er einem Notsignal aus dem Weltall nachgeht, das ihn zu einer Twi’lek-Familie führt, die von den Nihil bedroht wird.
Erzählerisch liefert dieser Manga in meinen Augen ganz genau das, was eine Yoda-Story in der Hohen Republik bieten sollte: Konflikte mit Nihil und Namenlosen, Yodas eigene Machtphilosophie und seinen hier noch ungebrochenen Idealismus, dass möglichst keinem Lebewesen Schaden zuteil werden solle, selbst wenn es ein Aggressor ist. Hier hat Haining ganze Arbeit geliefert, denn wenn z.B. andere Mitstreiter in Yodas Namen auf Nihil oder sogar den Leveler schießen, wird dies seitens Yoda mit einem tieftraurigen Blick gewürdigt. Yoda bekommt von den Fans der Hohen Republik bzw. der Prequels und The Clone Wars gerne viel Kritik für seine Handlungen (und teils mag sie gerechtfertigt sein), aber hier zeigen Older und Haining, warum Yoda zu Recht der größte Jedi-Meister seiner Zeit – oder gar aller Zeiten – ist.
Hierbei kommt es auch zu mehreren überraschenden Gastauftritten von Figuren aus Yodas Vergangenheit bzw. anderen Werken der Hohen Republik, teils durch Erinnerungen und Rückblenden, teils durch Halluzinationen, die von Haining so gut umgesetzt wurden, dass man auch ohne erklärende Dialoge weiß, wer hier abgebildet werden soll. Besonders die Querverweise auf Path of Deceit und The Eye of Darkness fand ich an dieser Stelle sehr gelungen.
Ich möchte Haining generell für die Arbeit an diesem Band loben. Die Illustrationen in The Edge of Balance: Premonition sind im gängigen Schwarzweiß gehalten, aber durch cleveres Schattenspiel und eine meisterhafte Linienführung wird hier ein visuelles Spektakel geschaffen, das sich sehen lassen kann. Besonders wenn ich Premonition mit Band 3 der The Edge of Balance-Hauptreihe vergleiche, fallen mir hier die besser gezeichneten Hintergründe und die stimmungsvollen Ganzseiter auf.
Wenn man mich jetzt fragen würde, wie essenziell dieser Band für das Projekt insgesamt ist, dann wäre meine Antwort: eher gering. Aber an einer gut erzählten Geschichte, in der es Yoda mit dem (aus der Ferne mit großem Interesse zugeschalteten) Auge der Nihil und dessen Namenlosen zu tun bekommt, dürfte sich doch auch niemand stören, oder? Insbesondere, wenn sie obendrein noch mit wirklich fantastischen Manga-Zeichnungen aufwartet!
In diesem Sinne spreche ich eine Leseempfehlung für alle aus, die jetzt Bock auf diesen Band haben, und danke Older und Haining für die unverkennbare Liebe zu Star Wars und Meister Yoda, die The Edge of Balance: Premonition zu spüren ist. Man merkt, dass die große Story sich langsam ihrem Ende neigt, und gerade zu diesem Zeitpunkt sind Geschichten, in denen man sich nochmal einer Figur in diesem Detail widmet, besonders wertvoll.
Wir danken VIZ Media für die frühzeitige Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars.

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.
Ich freue mich drauf, obwohl ich ja eigentlich kein Manga-Fan bin. Aber die vorherigen Bände haben mir auch schon gut gefallen.
Leider mal wieder nicht so einfach kurzfristig zu bekommen in Deutschland. Vielleicht liegt es beim örtlichen Comicshop vor.
Hab auch mehrere Bestellungen laufen. Das US Material zu bekommen, wird in den kommenden Monaten sicherlich nicht einfacher
Nun, da TFAW den Onlinebetrieb eingestellt hat, wird es insbesondere bei Dark Horse Heften richtig schwierig werden.