Rezension: Lords of the Sith von Paul S. Kemp

Vor genau einer Woche fand in den Vereinigten Staaten die Celebration Anaheim – das weltweit größte Star Wars-Event – statt. Am Ende dieser Veranstaltung wurde ein Gerücht bestätigt: Im nächsten Jahr findet die Star Wars Celebration in London statt! Mein Ticket für London ist schon gebucht, die Vorfreude steigt ins Unermessliche und ich freue mich vor allem auf eines: Euch! Auf die Gespräche, die neuen und alten Freunde und die Abende in London. Auf der amerikanischen Version der Veranstaltung wurden uns viele tolle Dinge geboten: Ein großartiger Trailer zur kommenden Staffel Rebels, ein ebenso tollen Trailer zu Battlefront und natürlich einen atemberaubenden Teaser zum Film, den wir alle sehnlichst erwarten: Star Wars: Das Erwachen der Macht!

Um die Wartezeit auf diesen Film zu verkürzen, erscheinen einige literarische Werke, die das Star Wars-Universum erweitern sollen. Das neuste Werk unter den Romanen ist Lords of the Sith von Paul S. Kemp, welches am Dienstag erscheinen wird. Wir haben glücklicherweise eine digitale Vorabausgabe erhalten, um euch so unsere ersten Eindrücke schildern zu können. Am Ende dieser Rezension gibt euch auch der Kollege Florian seine Meinung zum Roman ab.

Kommen wir zunächst zu einer kurzen Zusammenfassung vom Verlag Del Rey:

Lords of the Sith (28.04.2015)
Lords of the Sith (28.04.2015)

Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten GalaxisAls der Imperator und sein berüchtigter Schüler Darth Vader plötzlich mitten in einem Aufstand auf einem unwirtlichen Planeten stranden, müssen sie sich auf einander, die Macht und ihre eigene Gnadenlosigkeit verlassen, um zu bestehen.

“Es scheint, es ist so, wie Ihr vermutet habt, Lord Vader. Wir werden tatsächlich gejagt.“

Anakin Skywalker, Jedi Ritter, ist nur eine Erinnerung. Darth Vader, frisch ernannter Sith-Lord, befindet sich auf dem Aufstieg. Der auserwählte Schüler des Imperators hat seine Treue zur dunklen Seite schnell unter Beweis gestellt. Dennoch ist die Geschichte des Sith-Ordens voller Täuschung, Verrat und Schülern, die mit Gewalt die Stelle ihres Meisters an sich reißen – und das wahre Ausmaß von Vaders Treue blieb noch unbekannt. Bis jetzt.

Auf Ryloth – einem Planeten, der dem wachsenden Imperium eine unerlässliche Quelle von Sklavenarbeitern und des als „Spice“ bekannten Rauschmittels ist – ist eine aggressive Widerstandsbewegung entstanden, die von dem idealistischen Freiheitskämpfer Cham Syndula und der rachsüchtigen Ex-Sklavin Isval angeführt wird. Aber Imperator Palpatine ist darauf aus, die umkämpfte Welt und ihre wertvollen Ressourcen zu kontrollieren – egal ob durch politische oder militärische Macht – und er lässt sich weder einschüchtern noch abweisen. In Begleitung seines gnadenlosen Schülers Darth Vader begibt er sich auf eine seltene persönliche Mission, um dafür zu sorgen, dass sein Wille geschiet.

Für Syndulla und Isval ist das die Gelegenheit, direkt das Herz der unbarmherzigen Diktatur zu treffen, die die Galaxis übermannt hat. Und für den Imperator und Darth Vader wird die Sache zu mehr als nur der Niederschlagung eines Aufstands: Als ein Hinterhalt dafür sorgt, dass sie auf der Planetenoberfläche bruchlanden, wo unwirtliches Terrain und eine Armee Widerstandskämpfer auf sie warten, steht ihre Beziehung mehr auf dem Prüfstand als je zuvor. Die beiden Sith, die sich nur noch auf ihre Lichtschwerter, auf die dunkle Seite der Macht und auf einander verlassen können, müssen sich entscheiden, ob das brutale Band, das sie verknüpft, sie zu siegreichen Verbündeten oder tödlichen Gegenspielern machen wird.

Der Roman findet nach den Ereignissen von Star Wars Episode III: Die Rache der Sith statt. Ein paar Jahre sind vergangen. Das Imperium festigt weiterhin seinen Platz im Universum und Darth Vader gewöhnt sich immer noch an seine roboterhaften Prothesen. Während der Ereignisse dieser Geschichte ist Vader jedoch keine Person, die der normale Bürger kennt – er ist eher ein Mythos, ein Gerücht.

Dieses kleine Spiel zwischen Gerücht und Realität ist ein großer Bestandteil der Geschichte. Es wird geschickt genutzt, um die Geschichte anzufeuern. Eine Gruppe von Bürgern auf dem Planeten Ryloth haben sich verbündet, um sich gemeinsam gegen das Imperium aufzulehnen. Darunter findet sich auch der The Clone Wars-Charakter Cham Syndulla, der Vater von Hera aus Rebels. Sie sind jedoch keine Rebellenallianz, lediglich eine von vielen kleinen Zellen, welche eines Tages Teil dieser Allianz werden könnten. Am Anfang der Geschichte eliminiert Vader einige der Twi’lek-Rebellen auf einer seiner Missionen. Einige Anführer dieser Gruppe können jedoch fliehen. Nun planen sie, mehr über Vader in Erfahrung zu bringen – und ihn schlussendlich zu töten.

Letztendlich reisen Vader und der Imperator nach Ryloth. Ich möchte ab hier nicht mehr über die Geschichte verraten. Nur so viel sei gesagt: Es gibt einen Plan der Rebellen, den Sternenzerstörer anzugreifen, mit dem die beiden Köpfe des Imperiums reisen. Der Angriff funktioniert, doch es gibt einige unerwartete Begebenheiten! Nach der Attacke flüchten die Sith-Lords auf die Oberfläche des Planeten. Ihre Fluchtkapsel landet in einem dichten Regenwald, welcher viele gefährliche Wesen beherbergt. Beide – das Imperium und die Rebellen – ordnen nun an, die Absturzstelle zu finden.

Paul S. Kemp benutzt im Verlaufe der Geschichte viele kleine Drehungen und Wendungen. Dabei legt er jedoch großen Wert auf die Charakterausgestaltung. Beispielsweise gibt es auf Ryloth eine imperiale Kommandantin Namens Moff Delian Mors, welche zunächst inkompetent wirkt. Die Belastungen dieser Suche und Rettungsaktion entflammt eine gewaltige Passion in ihr, die sie möglicherweise zu einer sehr kompetenten Anführerin schmieden könnten – sofern sie das Buch überlebt.

Dieser Roman ist eher ein Thriller als eine normale Science-Fiction-Geschichte, passt aber perfekt in das Star Wars-Universum. Die Handlungsstränge aller Charaktere weben sich zu einer reichen Geschichte zusammen. Jede der Hauptpersonen hat ihre eigenen Absichten. Einige können diese auch erfüllen, andere scheitern gnadenlos an ihnen und bei wieder anderen ändert sich der Schwerpunkt ihrer Absichten.

Abschließend vergebe ich dem Roman Lords of the Sith solide vier von fünf Holocrons. Aus meiner Sicht ist der Roman sogar ein Stückchen besser als Tarkin und damit das beste Werk im neuen kanonischen Universum. Er fungiert zum Großteil als Brücke: Wir erleben hier hautnah den Übergang von Anakin Skywalker, wie wir ihn aus Die Rache der Sith kennen, zum Bösewicht Darth Vader aus Eine neue Hoffnung. Er hat zwar seine Vergangenheit auf Mustafar zurückgelassen. Doch im ganzen Roman finden sich seine Gedanken an die vergangene Zeit. Ihr werdet es gerne lesen!

Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!
Florians Anmerkungen

Wir hatten ursprünglich vor, euch zu Lords of the Sith zwei Rezensionen zu liefern, doch nachdem Joshua und ich weitgehend einer Meinung waren, habe ich mich entschlossen, meine Anmerkungen am Ende seiner Rezension kurz zu präsentieren. Ich muss bei Lords of the Sith die Spannungskurve der ersten beiden Akte loben – ich wollte das Buch bisweilen gar nicht mehr weglegen (musste es aber dennoch tun, um meinen Pflichten für die Universität und für die Jedi-Bibliothek nachzukommen). Das Buch an sich ist sehr actionlastig und das trägt auch zur Spannung bei, doch im dritten Akt war es doch etwas zu viel des Guten, als Vader und Palpatine sich eine gefühlte Ewigkeit mit primitiven Raubtieren auseinandersetzen mussten. Da ihre Hauptwidersacher in diesem Buch eigentlich Aufständische und korrupte Imperiale sind hat mich das mit der Zeit ein bisschen aus der Handlung gerissen. Ich kam mir stellenweise ein bisschen vor wie im Roman zu The Force Unleashed. Das wäre bei mir der entscheidende Grund gewesen, 4 von 5 statt 5 von 5 Holocrons zu vergeben.

Weiteres Lob bekommt das Buch von mir für die Figur Isval, eine Twi’lek-Rebellin in Cham Syndullas „Free Ryloth“-Bewegung. Ihre Figur ist neu im Roman, doch ähnlich wie bei Nakari Kelen in Kevin Hearnes Heir to the Jedi bekommt man hier ganz schnell ein Gefühl, sie schon immer gekannt zu haben. Darüber hinaus ist sie auch eine sehr geschädigte Figur, die von ihren inneren Dämonen umgetrieben wird, sodass die Kapitel aus ihrer Perspektive mir besonders Spaß gemacht haben. Die andere weibliche Hauptfigur, Delian Mors, erscheint dafür allerdings sehr blass und ich konnte mit ihr nicht sehr viel anfangen. In ihren letzten Szenen im Buch hat sie allerdings ein paar nette Momente.

Cham Syndulla erhält in diesem Roman viel mehr Charaktertiefe als in The Clone Wars, doch seine Entwicklung und Darstellung ist konsistent mit der Serie. Er ist klug und berechnend und ich bin sicher, irgendjemand wird im Internet einen Thrawn-Vergleich bemühen – den fände ich allerdings dann doch wieder etwas überzogen. Sagen wir einfach, dass er sehr kompetent ist und daher ein würdiger Gegner für Palpatine und Vader ist. Apropos Palpatine und Vader – Lords of the Sith gewährt interessante Einblicke in deren Beziehung. Gewissermaßen sind beide voneinander abhängig, doch da es nun mal Sith sind, können sie einander nicht trauen und niemals ebenbürtige Partner sein – Palpatine wird immer die Oberhand haben. Vader erinnert sich außerdem an seine eigene Beteiligung an der Schlacht von Ryloth in den Klonkriegen…

Zu guter Letzt sei auch gesagt, dass Darth Vader von Kemp mit sehr viel Respekt behandelt wurde. Obwohl seine Vergangenheit als Anakin Skywalker stark spürbar ist, bekommen wir einen mysteriösen, überlebensgroßen Krieger präsentiert. Einerseits geschieht dies dadurch, dass man Vader aus der Perspektive anderer zeigt, andererseits dadurch, dass Kemp auch in den Szenen aus Vaders Sicht nach dem „Weniger ist mehr“-Prinzip verfährt. Eine kurze Erwähnung von Namen wie „Ahsoka“, „Rex“, „Obi-Wan“ oder „Padmé“ genügt, um dem saga-kundigen Leser einen Eindruck zu vermitteln, welch ein Aufruhr tief unter Vaders Maske herrscht, der von dem betont gefühlskalten Erzähltext nur verstärkt wird. Ich schließe mich Joshuas Bewertung mit 4 von 5 Holocrons an – das Buch ist allemal lesenswert und das Ende wird euch vermutlich sehr überraschen.

9 Kommentare

  1. Ich schließe mich den beiden kumulierten Bewertungen an, vier Holocrons gehen absolut in Ordnung, besonders für die erste Hälfte des Buches. Dann schien der Autor irgendwie eine Überdosis der Jurasic Park-Trilogie verarbeitet zu müssen, ehe es mit dem befürchteten Ende ausklang. Die Figuren fand ich allesamt gut, bis auf den Umstand, dass Vaders Fern-Erwürgen etwas überstrapaziert wurde. Im Ganzen etwas schlechter als „Tarkin“, etwa gleichauf mit „A New Dawn“.

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