Rezension: Princess Leia #1 von Mark Waid & Terry Dodson

Die fünfteilige Miniserie Princess Leia ist Marvels dritter Beitrag zum Star Wars-Kanon. Die Geschichte, die direkt an die Siegesfeier am Ende von Star Wars: Episode IV Eine neue Hoffnung anknüpft, stammt von Autor Mark Waid, während Terry Dodson die Zeichnungen beigesteuert hat. Als Inkerin war Rachel Dodson beteiligt, die Farben stammen von Jordie Bellaire. Heute möchte ich für euch die Auftaktausgabe Princess Leia #1 rezensieren.

Hier meine Übersetzung des Lauftexts, der das Heft einleitet:

Bei der Rebellion herrscht eine Zeit der Hoffnung und der Trauer zugleich. Prinzessin Leia Organa wurde auf einer Geheimmission, bei der sie gestohlene Pläne für den Todesstern der Rebellenallianz ausliefern sollte, vom Galaktischen Imperium gefangen genommen, und war gezwungen, Zeugin der Macht der Kampfstation zu werden, als sie ihren Heimatplaneten Alderaan zerstörte.

Mit der Hilfe eines Bauernjungen-Piloten und eines redseligen Schmugglers entkam Leia ihren Fängern und vollendete ihre Mission. Mit den Plänen war die Allianz imstande, die ultimative Waffe des Imperiums zu zerstören.

Da sie sich dem Imperium als formidable Feinde erwiesen haben, schweben die Rebellen nun in mehr Gefahr denn je, was ihnen wenig Zeit lässt, ihren Triumph zu feiern oder ihren Verlust zu bedauern…

Princess Leia #1 (04.03.2015)
Princess Leia #1 (04.03.2015, Terry Dodson Standard-Cover)

Die Handlung knüpft wie gesagt direkt an die Siegesfeier an und zeigt, wie die Rebellen auf Yavin 4 ihre Zelte abbrechen. Diesen Schachzug der Kanonautoren finde ich sehr lobenswert – im Erweiterten Universum bzw. in den Legends haben die Rebellen Yavin 4 noch einige Zeit lang als Basis genutzt, was aber total irrsinnig ist, wenn der Imperator jederzeit seine übermächtige Flotte schicken könnte, um den Planeten und die dort befindlichen Rebellen zu vernichten. Mehr als ein bis zwei Tage nach der Schlacht halten sich die Rebellen im Kanon aber wohl nicht mehr auf dem vierten Mond von Yavin auf.

Ebenfalls auffällig ist, dass der Comic auf sehr subtile und gelungene Weise ein paar der Probleme des Films ausbügelt. In der Menge bei der Siegesfeier sieht man Menschen verschiedener Hautfarben und sobald die Feier vorbei ist, kommt in Form von Admiral Ackbar auch schon der erste Nichtmensch um die Ecke. Das geschieht so, dass es mit dem Film nicht in Konflikt tritt, während es zugleich zeigt, dass die Galaxis nicht nur von weißen Menschen besiedelt ist – besonders nicht bei der Rebellion, bei der ja auch unterdrückte nichtmenschliche Spezies Zuflucht gefunden haben. Außerdem ist es schön, Figuren wie Jan Dodonna in wichtiger Rolle zu sehen, und auch Luke Skywalker darf ein kurzes, aber bedeutungsvolles Gespräch mit Leia führen. Fanliebling Wedge Antilles sowie das berühmteste Mensch/Wookiee-Duo der Galaxis haben auch kurze Auftritte. Und natürlich ist auch R2-D2 mit von der Partie.

Kommen wir zu Prinzessin Leia. Das Imperium hat ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt, weshalb Dodonna sie nicht auf Einsätze schicken möchte. Ihre etwas kaltherzige Rede bei der Siegesfeier, die sich nur auf Leias eigene Verluste bei Alderaan beschränkte, hat sie bei den Rebellenpiloten unpopulär gemacht. Eine der Pilotinnen, Evaan (die mysteriöse Frau auf diversen Princess Leia-Titelbildern), stammt von Alderaan und hat zwar viel Hochachtung für Leias Adoptivmutter Breha, aber nicht so viel für „Prinzessin mit Eis im Blut.“ Doch als Leia von ihr erfährt, dass das Imperium Alderaaner in der gesamten Galaxis verfolgt macht – wie zuvor schon von der Kanon-Kurzgeschichte Anandra in der Unterwelt/One Thousand Levels down gezeigt – beschließt die Prinzessin, sich auf eine unerlaubte Mission zur Rettung der überlebenden Exil-Alderaaner zu begeben. Evaan ist zwar alles andere als begeistert, willigt aber ein…

Princess Leia #1 Vorschauseite 3
Leia und Evaan

Leia war immer eine Frau der Tat. Das kommt hier auch gut zur Geltung. Wenn ihr jemand ein Hindernis in den Weg stellt, reißt sie es ein und schlägt es demjenigen um die Ohren, der es dorthin gestellt hat. Sie zeigt nicht gerne Verletzlichkeit und Emotionen – auch nach der Zerstörung Alderaans hat sie einfach weitergemacht und ihre Trauer unterdrückt. Genau so lernen wir Leia auch in diesem Comic wieder kennen. Man sieht, dass sie innerlich zerrissen ist, doch nach außen hin will sie (mal mehr, mal weniger erfolgreich) Stärke projizieren. Ihre neue Freundin Evaan ist ihr recht ähnlich – auch sie hat ein gewisses Temperament und verkneift sich auch (fast) keinen anstößigen Kommentar und auch sie hat emotionalen Ballast, geht damit aber ein klein wenig offener um. Alles in allem ist Evaan also eine interessante Figur. (Und nein, sie ist kein Verschnitt der Legends-Figur Winter, auch wenn beide von Alderaan stammen und einen Platz in Leias Freundeskreis einnehmen… wobei Evaan wohl noch nicht als Freundin zählt.)

Kommen wir zu den Illustrationen des Ehepaars Dodson samt Farben von Jordie Bellaire. Die zuvor veröffentlichten Vorschauseiten und Dodsons Cover finde ich ja – gelinde gesagt – misslungen. Ich muss allerdings sagen, dass man sich recht schnell an den Stil gewöhnt, und wenn man mal von Leia absieht sind die anderen Filmfiguren (bis auf Wedge) recht gut getroffen. „Stil“ ist das richtige Wort, denn Dodson hat alles sehr stark „stilisiert“, was manchen sicher nicht gefallen wird. Ich kann dazu nur sagen, dass ich kein großer Fan davon bin, aber recht schnell in den Stil hineingefunden habe, sodass er mich am Ende nicht mal mehr so gestört hat. Ich muss allerdings das Illustratorentrio für die Hintergründe loben – die Szenerien auf Yavin 4 wirken alle sehr authentisch und haben hohen Wiedererkennungswert, was mich sehr gefreut hat.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Mark Waids Princess Leia #1 mich zwar positiv überrascht hat (meine Erwartungen waren nicht sehr hoch), mich aber auch nicht maßlos begeistert hat wie Jason Aarons Star Wars und Kieron Gillens Darth Vader. Die Geschichte hat mehr Charakterfokus als Star Wars und mehr Menschlichkeit als Darth Vader und erzählt ein Ereignis, das für Leia persönlich sehr relevant ist. Leias Stimme fand ich nicht immer gut getroffen, aber im akzeptablen Rahmen, und ihre Reaktionen sind glaubwürdig. Die Illustrationen sind, wie zuvor beschrieben, Geschmackssache, aber nicht so ein großes Manko wie ich erwartet hätte. Von daher vergebe ich 4 von 5 Holocrons für eine interessante Einleitungsausgabe, die durchaus Potenzial hat, das künftige Ausgaben hoffentlich nutzen werden.

Princess Leia #1 ist ab heute im Handel erhältlich und kann ab heute Nachmittag hier digital erworben werden. Ausgabe #2 erscheint bereits in zwei Wochen, am 18. März. Der Sammelband erscheint am 15. September und ist derzeit hier¹ auf Amazon gelistet.

Wie hat euch der Comic gefallen? Was sind eure Eindrücke?

4 Kommentare

  1. Hab dem kaum was hinzuzufügen, da ich deine Meinung bis in die Details hinein teile; dachte nur, es wäre für andere Leser interessant, dass schon zwei Leute so denken. 🙂

    Anmerken möchte ich etwas Inhaltliches: Evaan spricht Leia an einer Stelle mit „Queen“ an, was bei mir sofort hängenblieb. Wäre sie das jetzt nicht tatsächlich automatisch? Oder ist sie bei „Princess“ geblieben, weil sie praktisch nicht zur „Queen“ gekrönt werden kann (oder möchte), da die entsprechenden Regalia, Zeremonienplätze usw. mit Alderaan untergegangen sind? Wurde das im EU irgendwann mal thematisiert?

    1. Ja, ich glaube, du hast Leias Kanon-Motivation für den Titel „Prinzessin“ statt „Königin“ ganz gut zusammengefasst. Ob das im SWEU thematisiert wurde, weiß ich gerade ehrlich gesagt nicht… vielleicht aber einer unserer Leser?

  2. Puh, ich glaube es wurde in der Tat mal angesprochen, jedoch soweit ich mich erinnern kann sogar in Richtung „Ich will nicht mal mehr Prinzessin sein und als solche angesprochen werden, mein Heimatplanet und damit auch mein Titel sind zerstört.“ Daraufhin wurde sie aber von ihrem politischen Umfeld umgestimmt…
    Tja, wo kam das vor? Entführung nach Dathomir vielleicht? Aber dass sie statt Prinzessin nun Königin werden würde stand nie zur Debatte

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