Rezension: Die Hohe Republik: Lexikon der Jedi, ihrer Verbündeten und Widersacher

Ende März 2024 erschien bei DK die deutschsprachige Version der The High Republic Character Encyclopedia, welche verspricht, alle möglichen Haupt- und Nebenfiguren aus dem nun doch schon sehr umfangreichen Literaturprojekt zu berücksichtigen. Ob sie dieses Versprechen halten kann und wenn ja wie, erfahrt ihr in dieser Rezension.

Wer ist Lynela Kabe-Oyu?

Gute Frage! Finden wir es doch zusammen raus:

Meisterin Lynela Kabe-Oyu ist mit Stellan Gios und dessen Schülerin Vernestra Rwoh im Jedi-Außenposten auf Hynestia Prime stationiert. Sie ist beeindruckt von Vernestras Fähigkeiten [und] lädt sie zu einem Bankett ein. Als es zu einem Streit zwischen Hutts und Hynestianern kommt, bringt Kabe-Oyu die königliche Familie von Hynestia in Sicherheit.

Eintrag zu Kabe-Oyu auf Seite 79

Was dieser Einstieg verdeutlichen soll ist, dass das Lexikon sein Hauptargument – eine vollständige Sammlung von Figuren aus dem Projekt bereitzustellen – einhält und zu sehr vielen der genannten Figuren auch den nötigen Kontext gibt. Natürlich variiert der Umfang entsprechend der Relevanz einer Figur. Während also Kabe-Oyu gerade mal eine Viertelseite erhält, erstrecken sich Figuren wie Avar Kriss oder Stellan Gios über zwei Seiten. Trotzdem gibt es hier und da Kritikpunkte im Umfang, wenn zum Beispiel Crashs Team als solches gebündelt abgehakt wird und nur im Fließtext die einzelnen Mitglieder Erwähnung finden.

Aufgebaut ist das Werk in die Abschnitte „Die Jedi“, „Gegner der Jedi“, „Galaktische Republik“ und „Bürger“, wobei die Einteilung in die letzten beiden Kapitel dann doch manchmal willkürlich erscheint. Kitrep Soh beispielsweise ist als Sohn von Lina Soh demnach Teil der Galaktische-Republik-Sektion, während Axel Greylark als Sohn von Kyong Greylark plötzlich den Bürgern zugeordnet wird.

Ansonsten werden alle Comics und Romane berücksichtigt, darunter auch der Yoda-Comic, welcher ja auch teilweise in dieser Ära spielt. Zudem werden auch die Figuren aus Jedi: Survivor bedacht, auch wenn hier deutlich die Selektivität ins Auge sticht. Während Dagan Gera und Santari Khri Erwähnung im Jedi-Segment des Buches finden, kommen ihr Droide ZN-A4 oder auch Rayvis im weiteren Verlauf nicht vor. Hier wäre mir ein vollständigeres Bild lieber gewesen. Ebenfalls eine Doppelseite erhalten dann noch die Jedi aus Young Jedi Adventures inklusive Nash Durango, die kurzerhand im Jedi-Segment mit genannt wird, weil man wohl noch Platz hatte.

Generell bietet das Lexikon auch eher eine Kurzbiografie, wenn man beim Lesen über Namen stolpern sollte und sich diese nochmal in Erinnerung rufen will. Denn auch bei Hauptfiguren wird keineswegs umfangreich berichtet. Bei Reath fehlt beispielsweise die ganze Episode auf Corellia, während manche Infos auch schlicht falsch sind. Auffällig ist das unter anderem bei Ghirra Starros, wo behauptet wird: „Ghirra wünscht sich eine engere Beziehung zum Auge der Nihil, Marchion Ro, und schickt ihm die Pläne der Starlight-Station, was zu deren Zerstörung führt.“ – soweit korrekt, doch dann: „In den Folgemonaten wird Ghirra das Gesicht der Nihil im Senat. Sie behält ihre Nihil-Rivalen im Blick und schmiedet dabei Pläne für die Zukunft“. Ghirra wurde faktisch nie das Gesicht der Nihil im Senat, denn das würde implizieren, dass sie deren Vertreterin im Senat geworden ist, was Lina Soh ja explizit nicht zugelassen hat und Marchion als Vorwand für weitere Taten im neuesten Roman Das Auge der Finsternis dient. Inwieweit werde ich jetzt nicht spoilern. Es ist zwar insgesamt löblich, dass das Werk versucht, bis zu den neuesten (englischsprachigen) Veröffentlichungen aktuell zu sein, aber solche Fehler finden sich für meinen Geschmack zu oft im Werk. Das beginnt schon bei der Timeline, die Barnabas Vims Exkursion mit seiner Schülerin ins gleiche Jahr setzt, wie Azlin Rells Nachforschungen dazu und eben nicht weitere 100 Jahre in die Vergangenheit, wie im Comic genannt, und zieht sich durch, wenn beispielsweise Porter Engle noch vor dem Roman Convergence zur „Blade of Bardotta“ ernannt wird, obwohl er das selbst nach dem Comic The Blade noch nicht ist.

Bildermangel

Was auf den hier gezeigten Vorschaubildern nicht so auffällt, ist, dass das Werk zum einen auf inkohärente Bebilderung setzt und zum anderen leider manchmal gar keine Bilder präsentiert. Manchmal werden Szenen aus einem Comic als Charakterbild genutzt oder Cover ausgeschnitten, hin und wieder wirken Bilder aber auch extra für das Werk angefertigt, wie etwa zu Indeera Stokes und Nib Assek auf Seite 61. Für das ganze Buch neue, gleichmäßige Zeichnungen anzufertigen, wäre wohl zu viel Aufwand gewesen, aber das Gesamtbild leidet schon etwas darunter.

Was aber noch viel schwerer wiegt, ist, dass zu manchen Figuren gar keine Bilder vorhanden sind, und zwar nicht nur zu unwichtigen Nebenfiguren, die mal auf einer Viertelseite erwähnt werden, sondern auch zu expliziten Hauptfiguren aus gewissen Phasen und Romanen. Am meisten schockiert hat mich das bei Phan-tu Zenn und Xiri A’lbaran, die Hauptrollen in den beiden Erwachsenenromanen der zweiten Phase spielen und nicht nur mit einer jeweiligen halben Seite auskommen müssen, sondern auch nicht bebildert sind. Stattdessen werden uns Zitate in Schriftgröße 30 entgegengeschleudert und der Platz des halben Eintrags zu den beiden damit verschwendet.

Dieser Mangel liegt jetzt natürlich nicht nur am Werk selbst, sondern auch an den deutlich weniger umfangreichen Charakterbildern vor allem in der zweiten Phase, aber gestört hat mich das trotzdem, zumal zu anderen Figuren ja scheinbar Bilder angefertigt werden konnten.

Orientierungsschwäche?

Der letzte Kritikpunkt, der aber wohl einfach nicht besser umsetzbar war, sind die Abkürzungen dazu, in welchem Werk die Figur das erste Mal aufgetreten ist. Die Abkürzungen ergeben Sinn, aber eben nur dann, wenn man auch die Legende aus dem vorderen Teil des Buches vor sich sieht. Immerhin ist die Einteilung der Phasen und die Markierung durch die Farben weiß, blau und schwarz kohärent zum jeweiligen Logodesign, sodass man sich zumindest darin als Fan schnell zurechtfindet.

Gut gelöst wiederum ist die Gruppierung bestimmter Figuren. So stehen oftmals Paare (Syl und Jordanna) oder Meister-Schüler-Gespanne (Rooper und Silandra) direkt nebeneinander. Hin und wieder wird dieses Lob zwar etwas konterkartiert, wenn Reath Silas neben Arkoff stehen muss und Cohmac zwei Seiten weiter neben Torban Buck steht. Hier hätte eine logischere Gruppierung sicherlich auch gut getan. Ansonsten wird meist darauf geachtet, dass in jedem Kapitel zunächst die Figuren aus Phase II – passend zur Chronologie – genannt werden, bevor es mit Phase I und III weitergeht.

Gerade beim Kapitel „Gegner der Jedi“ geht das dadurch gut auf, dass die Fraktionen auch vorher kurz erklärt werden. Es wird erläutert, wer der Pfad der Offenen Hand eigentlich ist, bevor man dann die Vertreter der Fraktion beleuchtet, woraufhin die Nihil erklärt werden, bevor Biografien zu Marchion Ro und Co. folgen. Im Kapitel „Galaktische Republik“ rutscht das wieder etwas durcheinander, wenn Lina Soh noch unter dem Unterkapitel „Aufklärerteams“ und damit in Phase II erklärt wird, während auf der Seite darauf dann das Unterkapitel „Starlight-Station“ folgt, wo auch Figuren wie Tia Toon erklärt werden, die bis auf Kritik wohl wenig mit der Starlight-Station zu tun haben, weniger auf jeden Fall als Lina Soh.

Fazit

Das Lexikon ist am Ende also vor allem eine kurze Orientierungsstütze beim Lesen des Projektes, bietet aber keine umfassende – analog zu meiner Kritik zu den Chroniken der Jedi – Enzyklopädie, da viele Charakterschicksale und Handlungstwists noch offen sind. Es handelt sich um ein solides Nachschlagewerk, das aber merklich aus Marketingzwecken in Hinblick auf die dritte Phase konzipiert wurde und daher auch die Liebe zum Detail – seien es nun Kontinuitätsfehler oder fehlende Artworks – vermissen lässt. Während Die Chroniken der Jedi noch mit einer verspielten und einheitlichen Darstellungsform aufwartete, ist dieses Werk merklich simpler gestrickt und würde sein volles Potenzial vielleicht dann in einer Neuauflage nach Phase III entfalten können, bei der auch etwaige Fehler und Fehlplatzierungen ausgebessert wurden.

Wir danken DK für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Gewinnspiel [BEENDET]

Mit freundlicher Unterstützung von DK verlosen wir 3x Die Hohe Republik: Lexikon der Jedi, ihrer Verbündeten und Widersacher.

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  • Einsendeschluss ist Sonntag, 14.04.2024, um 23:59
  • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
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  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 18.04.2024 13:05: Die Auslosung

Das Vorwort stammt von Krystina Arielle! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurde folgende Gewinnies aus dem Lostopf gezogen:

  • Bendix T. aus Hamburg
  • Alexander J. aus Frankfurt
  • Noel S. aus Mosbach

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Buch!

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