Rezension: Tarkin von James Luceno [Verlosung beendet]

Tarkin (15.02.2016)
Tarkin (15.02.2016)

Da liegt er vor mir. Dem einen Ring ähnlich. Ein Roman, an den die Erwartungen sehr hoch waren, da der Autor einige großartige Star Wars-Romane verfasste. Werde ich Gefallen an diesem Roman finden – oder muss ich ihn in die erbarmungslosen Flammen des Schicksalsberges werfen? Aber bevor wir nun ins falsche Franchise abschweifen: Vor mir liegt die deutsche Ausgabe des ersten Star Wars-Kanonromans von James Luceno – Tarkin – welche ich schon sehnlichst seit der Veröffentlichung der englischen Originalausgabe erwartete.

James Luceno ist bekannt für seine unglaublich komplexen und detaillierten Romane im Star Wars-Universum. Mein erster Star Wars-Roman war tatsächlich ein Roman, der aus seinen Federn stammt: Labyrinth des Bösen. Ohne Luceno hätte ich wohl nie mit dem Lesen von Star Wars-Literatur begonnen – und so einen tieferen Einblick in dieses großartige Universum zu erhalten. Er beschrieb den Aufstieg Palpatines und seines Meisters in Darth Plagueis, gab uns die Biografie des Millennium Falken und gibt uns mit diesem Roman nun eine Biografie, gar eine Charakterstudie, von Großmoff Wilhuff Tarkin – dem Mann, der den Bau des Todessterns überwachte. Der einzigen Person, die Darth Vader Befehle erteilen konnte, ohne von ihm durch die Macht erwürgt zur werden. Ich meine, mehr Badassdom gibt es doch gar nicht? Wenn Vader die schlagende Faust des Imperators darstellt, ist Tarkin sein Schwert in der Dunkelheit – tödlich, präzise und erbarmungslos.

»Monster? Eine sehr subjektive Anschuldigung, finden Sie nicht?«

Der unverkennbare Peter Cushing verkörperte den Charakter Tarkins in Episode IV: Eine neue Hoffnung. Nicht nur sein markantes Gesicht brannte sich visuell in die Gedächtnisse der Zuschauer – Cushing spielte Tarkin so überzeugend, dass das Publikum mehr über den gefürchteten Großmoff wissen wollte – und das, obwohl er nur wenige Minuten auf der Leinwand zu sehen war. Wer war diese rätselhafte Person? Wo kommt er her? Wie ist er innerhalb des Imperiums so hoch aufgestiegen? Dieser Roman soll all diese Fragen und mehr beantworten.

Kommen wir wie immer zuerst zum Klappentext des Romans, der uns eine Idee des Inhaltes gibt:

Großmoff Wilhuff Tarkin überwacht den Bau einer mobilen Kampfstation, als seine Basis plötzlich von Separatistenschiffen angegriffen wird. Die mysteriösen Angreifer hacken das HoloNet und fliehen, bevor Tarkin ihnen auf die Schliche kommt. Umgehend wird er nach Coruscant beordert, wo er vom Imperator beauftragt wird, gemeinsam mit Darth Vader der Sache auf den Grund zu gehen. Es folgt eine Jagd durch die halbe Galaxis und eine Reise zurück in Tarkins Vergangenheit: zu seinen Jugendjahren auf Eriadu und den Ereignissen auf dem Carrion Plateau, die ihn für immer veränderten …

Wir schreiben das fünfte Jahr nach der Ausrufung der Neuen Ordnung und dem Ende der Klonkriege. Den Großteil dieser Zeit verbrachte Gouverneur Wilhuff Tarkin damit, den Bau einer mobilen Kampfstation über Geonosis zu bewachen, während das Imperium damit beschäftigt war, alte Separatisten und andere Widersacher der neuen Herrschaft Palpatines zu bekämpfen.

Der Großteil von Tarkins Hintergrund wird in einer Reihe von längeren Rückblenden erläutert, die auf Tarkins Kindheit, seinen Aufstieg zur Macht und andere wichtige Ereignisse eingehen, die ihn zu der Person machen, die wir in Eine neue Hoffnung sehen. Diese Rückblenden empfand ich als sehr spannend, da es Auftritte von Personen wie Count Dooku, Palplatine und weiteren namhaften Charakteren gab. Darüber hinaus gibt der Roman Einblicke in die Ereignisse, die zu den Klonkriegen führten, und beleuchtet Tarkins Wissen (oder Unwissen) über die Verschwörung, die letztendlich hinter der Ausrufung der Neuen Ordnung steht.

Daneben gibt es natürlich einen Handlungsstrang, der „gegenwärtig“ stattfindet. In diesem geht Tarkin gegen einige frühe Mitglieder der Rebellion vor. Diese Handlung war aus meiner Sicht hingegen nicht besonders interessant, bringt dem Leser aber die Denkweise und Psyche Tarkins näher sowie dessen Beziehung zu Darth Vader und dem Imperator. Die persönliche Beziehung zwischen Palpatine und Tarkin wird zudem doppelt beleuchtet: einmal zur Zeit der Republik und dann nachdem Palpatine das Imperium ausrief.

Backcover von Tarkin
Backcover von Tarkin

Mit einer unglaublichen Aufmerksamkeit fürs Detail webt Luceno die verschiedenen Handlungsstränge des Romans zusammen. Der Erzählfluss des Romans wirkt definitiv nicht langsam, während wir auf der einen Seite Tarkins und Darth Vaders Verfolgung einer Rebellenzelle erleben und auf der anderen Seite immer mehr über Tarkins Hintergrundgeschichte sowie über die Ereignisse erfahren, die ihn zu der schärfsten Waffe des Imperators schmiedeten. Wer aber eine durchweg spannende Handlung erwartet, wird bei Tarkin nicht unbedingt fündig. Dies ist ein Roman, in dem der Kontext fast schon interessanter ist als der Plot an sich. Der eigentliche Plot ist nicht außergewöhnlich interessant oder episch. Dies liegt vor allem daran, dass die Dissidenten in diesem Roman relativ stereotypisch sind. Auch wenn der Roman einige Zeit mit diesen Charakteren verbringt lernt der Leser diese nicht wirklich näher kennen. Dazu kommt, dass die Motive dieser Figuren wirklich einfach gestrickt sind. Wir alle wissen: Ein großer Held braucht einen großen Bösewicht – oder in diesem Fall: Ein großer Bösewicht braucht einen großen Helden. Dieser ist in Tarkin aber leider nicht zu finden.

Trotzdem macht dieser Roman Spaß. Dieser Spaß rührt vor allem daher, dass Tarkin auch einige Fragen, die Fans schon für einige Zeit in sich tragen, beantwortet. Beispielsweise beantwortet der Roman die Frage, wie sehr Tarkin sich Vaders wahrer Identität bewusst ist. Dies ist übrigens ein wiederkehrendes Thema des Romans. Der Leser lernt außerdem Palpatines Namen kennen – der aus meiner Sicht überhaupt nicht zu ihm passt. Der Name, der an den Namen Steve ausgesprochen von einem „Redneck“ erinnert, war übrigens eine Idee von George Lucas.

Für die Star Wars-Fans, die durch Disneys Neustart des Erweiterten Universums enttäuscht wurden, bringt Luceno Teile einiger Geschichten aus seinen vorherigen Romanen zurück in die Kontinuität. Ich möchte nichts spoilern, aber es gibt einige alte EU-Charaktere, die durch den Roman neu auferstehen. Sie stehen nicht im Fokus der Geschichte, aber es ist ein nettes Zeichen an die Fans, dass einige dieser Geschichten und Charaktere auch in der neuen Kontinuität existieren. Und genau das macht hier den wahren Reiz des Romans für mich aus: Er bietet viele interessante neue Informationen, aber er bereitet bereits bekannte Informationen unglaublich gut auf. Viele dieser Informationen kommen aus Romanen, die sich nun nicht mehr offiziell im Kanon befinden, sondern jetzt Star Wars Legends sind. Diese zu finden macht unglaublich Spaß!

Besonders auffällig ist, dass Luceno sich große Mühe dabei gab, die Befehlsstruktur des Imperiums darzustellen. Dabei fallen Namen wie Sate Pestage, Ars Dangor, Janus Greejatus und andere. Leider sind ihm dort aus meiner Sicht einige Fehler unterlaufen, die auf mich unrealistisch wirkten: Wir treffen im Roman auf Charaktere wie Admiral Motti. Diese halten jedoch oft den gleichen Rang, den sie auch in Eine neue Hoffnung tragen. Dass diese Charaktere ihren Rang über 15 Jahre lang halten, ist einfach nicht plausibel. Gerade für Motti, dessen Charakter in Eine neue Hoffnung relativ jung ist. Aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau.

Interessant sind aber auch die Anspielungen auf Darth Plagueis, die Darth Bane-Trilogie und Schleier der Täuschung. Er haucht diesen Legenden einen „wahren Kern“ ein – klasse! Das lässt auf die Wiedereinführung anderer Dinge aus den Legends hoffen, auch wenn der wahre Kern hier nur über Anspielungen vermittelt wird.

Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!

Luceno ist aus meiner Sicht ein exzellenter Autor – und auch dieser Roman stellt in seinem Schaffen keine Ausnahme dar. Die Dialoge sind ergreifend und bieten einen guten Lesefluss. Dabei sticht vor allem der Dialog Tarkins selbst hervor. Seine Stimme schwirrte beim Lesen oft in meinem Kopf – in einer positiven Weise, da kein Dialog unangebracht wirkte. Alles in allem verdient Tarkin deshalb gute vier von fünf Holocrons, da er zwar kein durchweg spannender Roman ist, jedoch sehr aufschlussreich wirkt, indem er der Person Tarkins mehr Leben einhaucht. Der Leser wird Szenen zwischen Vader und Tarkin in Eine neue Hoffnung nach der Lektüre des Romans nicht mehr mit denselben Augen sehen, da der Roman eine Art Respekt um die Gestalt Tarkins festigt, der seinesgleichen sucht. Jedem Star Wars-Fan, der Interesse an wenig gezeigten Filmcharakteren hegt, wird dieser Roman gefallen. Auch, wenn der Plot eher weniger spannend ist, ist das Buch genau das, was ich erwartet habe: Eine Portraitzeichnung eines der faszinierendsten Star Wars-Bösewichten.

Wir danken dem Blanvalet-Verlag recht herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

Gewinnspiel (BEENDET)

Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet dürfen wir drei Exemplare von Star Wars: Tarkin verlosen. Für die Chance, eines davon zu gewinnen, müsst ihr folgende Frage beantworten:

Was war der erste Star Wars-Roman, den James Luceno geschrieben hat?

Es ist egal, ob ihr uns den deutschen oder englischen Titel schickt. Schickt eine E-Mail mit dem Betreff „Luceno“, der Antwort und eurer Adresse an E-Mail-Adresse nach Gewinnspielende entfernt. Unsere Datenbank hilft euch beim Finden der Antwort. Bitte nur eine Teilnahme pro Person/Familie/Haushalt. Einsendeschluss ist der Dienstag, der 8. März 2016, um 23:59.

Auflösung & Gewinner

Die gesuchte Antwort war Das Erbe der Jedi-Ritter 4: Der Untergang bzw. The New Jedi Order 4: Agents of Chaos I: Hero‘s Trial. Dieser Roman war in beiden Sprachen James Lucenos erstes Star Wars-Werk. Wir haben auch Teile des Titels (z.B. Der Untergang oder The New Jedi Order 4) akzeptiert, solange das Buch klar zu identifizieren war. Interessanterweise haben wir aberdutzende Einsendungen mit der falschen Lösung Schleier der Täuschung enthalten, doch dies war erst Lucenos dritter Star Wars-Roman, wenngleich sein wohl bekanntester. Mehrfach kam auch die Antwort, dass er am Filmroman zu Episode I mitgearbeitet habe, was wohl an diesem Datenbankeintrag liegt. Wer den Eintrag allerdings anklickt und überfliegt, der merkt schnell, dass es sich bei Lucenos Beitrag um eine Kurzgeschichte handelt, die erst seit 2012 in der US-Taschenbuchausgabe des Episode-I-Filmromans drin ist. Bei der Hardcover-Erstausgabe des Filmromans wird Luceno zudem auch gar nicht erwähnt. Besonders schade waren natürlich die zwei bis drei Einsendungen, die Das Erbe der Jedi-Ritter 5 – Lucenos zweiten Star Wars-Roman – genannt haben, denn knapp vorbei ist leider auch daneben. So kam es, dass wir heute von 93 Einsendungen nur 15 in den Lostopf werfen konnten, und davon haben folgende gewonnen:

  • Kasimir S. aus Hanau
  • Rolf W. aus Erlangen
  • Maximilian W. aus Grünwald

Wir haben nicht damit gerechnet, dass diese Frage für unsere Leser so schwer sein wird (v.a. haben wir nicht mit den zahlreichen Schleier der Täuschung-Antworten gerechnet, die wir uns nicht erklären können), allerdings kann man so mit Fug und recht sagen, dass die Gewinner sich ihre Preise redlich verdient haben. Wir wünschen den Gewinnern viel Spaß beim Lesen! Wer nun leer ausgegangen ist: Das nächste Gewinnspiel kommt bestimmt!

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