Kleines, ich bin nur ein Kopfgeldjäger.
Jango Fett
Am 18. März erschien die 116. Ausgabe von Paninis Star Wars-Heftreihe mit dem großen Finale von Jango Fett und dem fünftletzten Kapitel von Darth Vader. Auf dem Hauptcover von Leinil Francis Yu und Nolan Woodard ist Jango mit Teilzeitpartnerin Aurra Sing zu sehen, während sich Lord Vader auf dem Comicshop-Cover – ebenfalls von Yu – den Truppen der Sith-Ewigen von Exegol entgegenstellt. Für die Übersetzung der Inhalte ins Deutsche war wie üblich Matthias Wieland zuständig.


Das große Finale der Jango-Fett-Miniserie. Doch wer wird das schockierende Ende der Reihe überleben? Denn jeder Kopfgeldjäger von Rang und Namen ist mittlerweile hinter Jango Fett und Aurra Sing her! Und: Die Fortsetzung der Darth Vader-Comicreihe, in der der dunkle Sith-Lord und das sogenannte Imperiale Schisma einen Angriff auf den Planeten Exegol wagen – die Heimat der größten Geheimnisse und Schätze des Imperators …
Wirft man einen Blick auf aktuelle Star Wars-Miniserien fällt auf, dass sich Marvel seit geraumer Zeit von abgeschlossenen Fünf- oder Sechsteilern gänzlich verabschiedet zu haben scheint. Von Adaptionen und Beiträgen zu Die Hohe Republik abgesehen, ging seit Charles Soules Event-Fünfteilern keine Miniserie mehr über eine vierte Ausgabe hinaus. Vierteiler erzielen im Verkauf scheinbar die beste Wirtschaftlichkeit. Mit Pfad der verlorenen Hoffnung, Teil 4 und damit dem redaktionell vorgegebenen Abschluss der Jango Fett-Miniserie wird besonders deutlich, dass diese Länge für lesenswerte Geschichten aber oft zu kurz ist. Zwar wird die Reihe nicht einfach abgebrochen, sondern vielmehr von Anfang an auf das Format zugeschnitten gewesen sein. Dennoch hinterlässt das Finale das Gefühl, dass sie noch hätte weitergehen und problemlos 1–2 Ausgaben mehr füllen können.
Dadurch wirken die finalen 20 Seiten der Reihe etwas zu hektisch und springen schnell von Punkt zu Punkt, um den Abschluss gelingen zu lassen. Trotzdem gelingt es Kopfgeldjäger-Experte Ethan Sacks, die wichtigsten Handlungspunkte aufzulösen, für jede (Neben-)Figur einen zufriedenstellenden Ausgang zu finden und die wichtigsten offenen Fragen zu klären. Mit einer interessanten kurzen Diskussion, in der Aurra Sing und Jango Fett über Kinder philosophieren, wird die eigentlich unwichtige und beinahe triviale Gesamthandlung der Reihe als wichtiges Kapitel für das Leben der Titelfigur hochstilisiert. Sacks versucht damit, einen kleinen charakterlichen Ursprung dafür zu bauen, dass der Mandalorianer sich nur kurze Zeit darauf mit den Kaminoanern auf die Züchtung seines Klon-Sohns einigen wird. Auch der Schlusstwist mit einem etwas überraschenden Auftritt soll den Auftrag für Jangos Leben als folgenreicher entpuppen lassen, als es den Anschein hatte. Die Art und Weise, der Geschichte damit mehr Relevanz zu verleihen, finde ich für meinen Geschmack dennoch etwas zu plump.
Luke Ross liefert trotz der Dichte an Handlungs- und Ortswechseln wie gewohnt ab und inszeniert die zentralen Kopfgeldjäger auf nach wie vor coole Weise, die ihre Ausstrahlung einwandfrei wiedergibt. Dass es in der zentralen Actionszene, in der es das zentrale Duo mit ihren zahlreichen Gegenspielern zu tun bekommt, fällt insgesamt sehr unübersichtlich aus, was jedoch mehr dem fehlenden Raum in Seitenzahlen zuzuschreiben ist, den sie vielleicht verdient hätte. Wenn Jango dabei seine Waffen kreativ einsetzt, um die Gegner zu überrumpeln und dabei noch einen flotten Spruch hinterher schiebt, nutzt sich das im Abschlussheft leider dennoch allmählich ab. Am Ende bleibt trotzdem ein solides vierteiliges neues Comic-Abenteuer mit der Kombination aus seit dem Kanon sträflich vernachlässigten Ära und Titelfigur.
Etwas, das man von der Konstellation „Darth Vader im Galaktischen Bürgerkrieg“ nicht behaupten kann. Immerhin wird das frei stehende Zeitfenster zu Episode VI und dem opfernden Ende des Dunklen Lords von Heft zu Heft immer kleiner. Mit der enthaltenen Zweitstory Die Zerstörung von Exegol, Teil 1 steht nun das fünftletzte Kapitel von Greg Paks langlebiger Saga zwischen den letzten beiden Filmen der Originaltrilogie an und so nähern wir uns auch hier dem Ende, wie sich das Imperiale Schisma mit Unterstützung des Sith-Schülers der dunklen Welt Exegol nähert. Geschichten um den ominösen Planeten üben – bei aller Ambivalenz zu Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers – seit jeher eine gewisse Faszination auf mich aus, die selbst Greg Pak zu Beginn seines Runs in Ins Feuer bedienen konnte. Daran knöpfen er und Zeichner Raffaele Ienco im erneuten Besuch aber leider überhaupt nicht an. Aus dem Setting wird nichts gemacht, es warten keine neuen Erkenntnisse oder Bereicherungen des Worlbuildings auf uns und nicht einmal die optischen Eigenschaften des Planeten dürfen glänzen. Vielmehr wirkt die karge Welt in Iencos Zeichnungen und Federico Blees Farben plötzlich seltsam generisch und hat rein gar nichts mit der optisch eindrucksvollen, düsteren Version aus dem Kinofilmauftritt und Ins Feuer gemein. Wenn man selbst Exegol vollkommen langweilig darstellt, braucht man sich nicht wundern, dass man die eigene, ebenfalls völlig langweilige Geschichte ihrer unterhaltsamsten Elemente beraubt.
Die dämlichen One-Liner und miesen Dialoge, wie man sie von der Reihe kennt, sind nämlich wieder in „Bestform“. Fremdschämen ist spätestens angesagt, wenn Pryde daneben charakterisiert und auf dieselbe Weise dekonstruiert wird, wie Ochi von Bestoon vor ihm. Vielleicht hasst Pak Episode IX einfach so sehr, dass er in seinem 30 Jahre vorher stattfindenden Comic-„Epos“ jedem Nebencharakter auf der dunklen Seite alles an ohnehin nur bescheiden vorhandener Bedrohung und Charakterisierung nehmen will. Da hilft auch nicht das nette Foreshadowing auf den Film, das Pryde in einer – warum auch immer überhaupt stattfindenden? – Vision durch den Summa-Verminoth erleben muss. Wenigstens darf Lord Vader, wenn er das Schlachtfeld betritt, für kurze Zeit halbwegs glänzen, und die letzte Seite gehört zu den weniger billigen Cliffhangern, die es während der Dauer der Reihe schon gab. Ich wage zu hoffen, dass sie für das nächste Heft vollkommen überzogene, aber dennoch beeindruckende Schauwerte verspricht.
Fazit
Die überdurchschnittliche Jango Fett-Miniserie strauchelt leider auf den letzten Metern, bekommt aber noch eine zufriedenstellende Landung hin. Dass man sich nach dem etwas zu schnellen Ende wünscht, dass es mehr gegeben hätte, spricht sehr für die Qualität der Reihe. Darth Vader bedient, ob absichtlich oder nicht, nach mehreren leicht besseren Beiträgen wieder völlig die Trash-Schiene und bleibt höchstens für die Dekonstruktion von Richard E. Grants Pryde und der Atmosphäre von Exegol in Erinnerung.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Mit dem Sammelband zu Jango Fett kann man noch im zweiten Halbjahr 2025 rechnen, während die Darth Vader-Geschichte Schisma gesammelt bereits im Mai und damit gerade mal einen Monat nach dem Abschluss der Geschichte in der Heftreihe erscheint. Unter anderem bei Panini ist dieser auch schon vorbestellbar.