Rezension: Skeleton Crew 1×08: „Die richtigen Guten“

Am 15. Januar 2025 lief das Finale von Skeleton Crew auf Disney Plus an. Darin kulminieren die Handlungsstränge von Kindern, Piraten und Eltern. Warum das Abenteuer spannend zu Ende geht und dabei das Rad – zumindest für Star Wars – etwas neu erfindet, lest ihr in dieser Rezension.

Hinweis: Diese Rezension enthält Spoiler zu allen Folgen der Serie.

Lehren aus der Reise

Die Kinder sind gelandet, die Piraten auf dem Weg nach At Attin und Jod droht mit Gewalt, wenn sie die Wahrheit sagen. Schon am Ende der letzten Folge hat mir diese Ausgangssituation gefallen. Es wird bewusst mit der Rolle von Kindern in diesem Kontext gespielt. Bedeutet: Ihnen ihre eigene Handlungsfähigkeit entzogen. Genau das, was sie sich die ganze Serie lang erarbeitet haben. Jetzt ist die Frage: Haben sie sie wirklich erlangt oder wurde diese nur durch Jods Hilfe gewährt? Die Antwort darauf liegt in der sechsten Folge, deren Erkenntnisse sich nun in dieser und den Kindern widerspiegeln.

Fern musste lernen, dass sie sich auf andere verlassen kann. Seien es Wim, der die Energie wiederherstellt und Jod ablenkt, Neel, der die Kanone bedient, oder ganz explizit KB, die eigene Initiative zeigt und sich nicht auf Ferns Direktive verlässt.

(L-R) Jobo, Jorka, Tuloo, Nooma (Geneva Carr) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Das ist deshalb auch KBs Erkenntnis – sie kann so viel mehr erreichen, als sie sich selbst zutraut, und muss nur den ersten Schritt wagen. Hier wird das durch die Rettung der Gruppe und dem Hilferuf an die Neue Republik respektive Kh’ymm deutlich.

Wim wiederum nutzt seine Kreativität und seine Courage, um seine Freunde zu retten. Er verlässt sich dabei nicht mehr nur auf Trotz, sondern riskiert auch viel. Doch er geht nicht so weit, dass er den Tod seines Vaters in Kauf nehmen würde.

Neel letztlich lernt, dass der Wunsch, einfach wieder zu Hause zu sein und ein Bad zu nehmen, dann doch zu naiv war. Er wollte die ganze Zeit nach Hause zurück, hat aber auf der Reise so viel mehr gelernt, als er es selbst zugeben würde. Er hat mit anderen Wesen interagiert, unübliche Freundschaften geschlossen und in den richtigen Momenten seine Freunde unterstützt. Das kulminiert nun darin, dass der eher pazifistische Neel, der in Folge vier noch skeptisch auf die Waffensysteme geblickt hat, diese nun selbst betätigt, um Familie und Freunde zu retten.

Kurz und doch emotional

Auch Jods Charakter hat sich über die Staffel spannend entwickelt und wurde in meinen Augen auch glaubhaft zu Ende erzählt. Die Überreaktion und die angedrohte Gewalt gegen die Kinder und ihre Familien machen ihn initial natürlich erstmal unsympathisch. Trotzdem war sein Verrat, weil er so erwartbar war, dann doch auch erfrischend. Denn wie abgedroschen wäre die „Pirat will Geld und Einfluss, trifft dann aber nette Kinder und wird selbst nett“-Story. Diesen Effekt kann selbst Neel nicht erzielen, dafür braucht es schon Baby Yoda.

Zudem erhält er in dieser letzten Folge eine Szene, die seine Charakterisierung absolut nachvollziehbar macht. Die kurze Erinnerung an die Jedi, die ihn aus der Gosse geholt hat und ihm endlich einen Ausweg zeigte, nur um kurz darauf als Verräterin gebrandmarkt und getötet zu werden, schlägt genau in die richtige Kerbe. Er ist eben auch nach so vielen Jahren noch ein Opfer der Order 66. Und dass er nach diesen Erfahrungen nur in die „kalten, handfesten“ Credits vertraut, wird dadurch umso glaubhafter.

Pirate Frigate in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Das erklärt rückwirkend auch seine emotionale Reaktion, als der Supervisor noch das alte Protokoll anwenden wollte, wonach alle Jedi Verräter seien. Nach über zwanzig Jahren voller Trauer und Verdrängung erneut diesem Narrativ ausgesetzt zu sein und dann auch noch Waffen aus diesem Grund auf einen gerichtet zu bekommen, ist nur schwer wegzustecken.

Das alles soll keine Absolution für Jod sein. Denn die Serie macht ja deshalb Spaß, weil sie eben keinen Redemption-Arc ans Ende setzt. Job bleibt zurück und wir wissen vorerst nicht, was mit ihm geschieht. Er ist in keinem Fall eine „gute“ Figur, aber eben eine nachvollziehbare und konsequente und damit ein „guter“ Antagonist.

Zurück in die Galaxis

Kommen wir zu dem Punkt, dem ich in meiner Rezension zu ersten Folge sehr viel Zeit gewidmet habe: dem Leben auf diesem monotonen, erdähnlichen Vorstadtplaneten. Diese Zeit endet nun harsch, als die Barriere zerstört werden muss, um Hilfe der Neuen Republik zu erhalten. Mir jedoch gefällt diese Klimax. Dass es passiert, ist jetzt keine Überraschung. Die Implikationen jedoch gefallen mir mit Rückblick auf die erste Folge.

Die Neue Republik selbst wird sich sicherlich freuen, mindestens 1139 Tresore voller Credits gefunden zu haben. Wie wird damit umgegangen? Sind diese nun automatisch Eigentum der „richtigen Guten“? Oder gehört dieser Reichtum vielmehr den Einwohnern? Werden diese dadurch korrumpiert und bringen die galaktische Finanzordnung ins Wanken? Klar denke ich hier wieder zwei Schritte weiter, als es die Serie getan hat oder noch tun wird, aber mir gefällt diese plötzliche Änderung des Spielfeldes.

Wim (Ravi Cabot-Conyers) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Zuletzt ist das Aufbrechen der Barriere auch ein wenig eine Analogie auf das Erwachsenwerden. Das behütete Leben weicht ein Stück weit der Realität. Hier ist dieses erste Anzeichen die Unsicherheit der Eltern ob der Flucht ihrer Kinder, dann die Pirateninvasion und letztlich die vollständige Rückkehr in die große Galaxis, in der es zwischen den Alten Werken der Republik bereits ein Imperium und nun wieder eine Neue Republik gab.

Viel, mit dem die Gesellschaft klarkommen und sich zurechtfinden muss. Die Einwohner müssen also im Kontext der Galaxis, die um sie herum weiter existiert hat, erwachsen werden. Wie viel davon in eine mögliche zweite Staffel oder dem Dave-Filoni-Film rund um die Zusammenführung von The Mandalorian, Ahsoka und Co einfließt, ist jetzt natürlich nur schwer abzuschätzen. Dass eine Welt mit diesen Reichtümern aber auch für eine aufstrebende Erste Ordnung oder andere Piratencrews interessant sein dürfte, ist naheliegend.

Die kindliche Magie

Insgesamt haben wir mit Action und Sieg der Guten ein eher formelhaftes Finale bekommen. Aber – und dieses aber ist sehr wichtig – es hat genau den richtigen Ton getroffen. Die Serie hat von Beginn an eine kindliche Faszination an Star Wars widergespiegelt und diese dadurch auch in mir als Zuschauer geweckt. Die Kinder träumen von einem Abenteuer, spielen in einer tristen Vorstadt ihre Heldengeschichten nach und warten auf den einen Tag, um dem Trott zu entfliehen. Und tun es dann auf eine sehr ungeplante Weise.

Wir folgen der Handlung durch die Augen der Kinder und haben im Finale noch die kreative Version, dass die Kinder nur deshalb selbst aktiv werden müssen, weil sie nichts sagen dürfen. Vor allem das Ende der Folge und Wims sehnsuchtsvoller Blick als die Tantive-Fregatte über seinen Kopf hinwegfegt, spiegelt seine Sehnsucht nach einer größeren Galaxis vom Beginn der Serie wider. Und in ihm spiegeln wir uns wiederum wider. Ich habe in der ersten Rezension gefragt, wer nicht schon mal mit Lichtschwertern Fantasieduelle ausgetragen oder mit dem Finger eine automatische Schiebetür geöffnet hat. Jetzt kommt hinzu: Wer hat nicht schon mal in den Himmel geschaut und sich vorgestellt, wie es aussehen würde, wenn dort ein Sternzerstörer, X-Wing oder gar Todesstern hängen würde.

(L-R) Jod (Jude Law), Fara (Kerry Condon) and Fern (Ryan Kiera Armstrong) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Das Bild der X-Flügler und der Piratenfregatte über dieser Vorstadtsiedlung ist so unpassend, dass sie genau diese Erdenperspektive darstellen. Und das wollte die Serie ja auch bewusst tun. Das erkennt man allein daran, dass alles, was im täglichen Leben geschieht, geradezu platt und eintönig ist (siehe Folge 1). Doch sobald das Abgesandten-Protokoll aus der vorherigen und dieser Folge abgespult wird, wird auch diese Welt wieder zu Star Wars. Ein Droide/KI als Hive-Mind, moderne Landplattformen, die den typischen Stadtpark ersetzen, und Tausende an hochmodernen Tresoren für die Credits unter der Erde.

Die Welt ist am Ende also gar nicht so un-Star Wars-ig, wie vermutet wurde, und diese Erkenntnis überträgt sich auf die ganze Serie. Die Figuren mussten lernen, sich selbst zu finden, Grenzen erkennen und Hindernisse überwinden. Sie sind die typische Heldenreise angetreten, sahen sich Betrug, Erkenntnis und Freundschaft gegenüber und hatten letztlich ihren Triumph gegen böse Mächte, die ihre Welt angegriffen haben. Mehr Star Wars geht ja kaum. So ist es auch kein Wunder, dass Wims Datapad mit all den legendären Jedi-Geschichten samt Actionfiguren am Ende des Abspanns unbeachtet auf dem Bett liegt. Er braucht diese Geschichten nicht mehr, er lebt ja in einer ebensolchen. Dieser Spiegel wiederum reflektiert nicht bis in unsere reale Welt. Aber immerhin mal wieder bis in unsere Fantasie. Und das ist der größte Verdienst dieser Serie.

7 Kommentare

  1. Mir persönlich ging im Finale vieles zu schnell. Hat auf mich den Eindruck gemacht: Zack, zack, jetzt aber flott zur Action und dann ist Schluss! Die Infos zu Jods Vorgeschichte haben mir zwar gut gefallen, aber der Reveal hat sich recht erzwungen und unorganisch angefühlt: „Ach, Jods Vergangenheit müssen wir ja auch noch aufklären. Na gut, dann erzählt er das halt mal kurz…“

    Insgesamt ist die Serie immer noch nichts, was ich gebraucht hätte. Die Folgen 6 und 7 waren die stärksten, bei denen ich auch emotional mitgegangen bin. Das Finale hat das durch zu viel Action und Überhastung dann leider wieder kaputtgemacht.

    1. Was das Finale angeht, stimme ich dir definitiv zu, hätte auf jeden Fall 10-15 Minuten länger sein und sich nochmal mehr Zeit für die einzelnen Charakterkonstellationen nehmen können.

  2. Insgesamt fand ich die Serie erfrischend eigenständig gegenüber dem Rest des Universums (es wäre so leicht gewesen der Versuchung zum Mandoverse-Crossover nachzugeben, zum Glück sind sie stark geblieben) auch wenn sie natürlich sehr stark von vielen Klassikern „inspiriert“ ist. Das Thema Piraten fand ich toll, SM-33 und Jod sind meine Highlights, Nell is nat auch süß. Die andern Figuren sind leider etwas unterentwickelt.

    Das Finale hat mich etwas enttäuscht. Alles wird nur schnell schnell zu Ende gebracht ohne Rücksicht auf Logik und Figurenzeichnung. Es reicht der KI ins Auge zu stechen und alles bricht zusammen? Leider Episode I Droiden-Kontrollschiff Bullshit-Niveau. Und dann gibt Jod, der sich sonst aus jeder noch so misslichen Lange windet beim Zusammenbruch der Barriere sofort auf? Passt nich.

    Ein neuer Negativrekord was Reisezeitenlogik angeht stellt hier die X-Wing-Staffel auf. Kaum angerufen sind sie auch sofort da und machen in paar Sekunden einen Piratenzerstörer (!) platt wobei sie Kollateralschäden in der Stadt mutwillig in Kauf nehmen. Die „Guten“ soso.

    Und schließlich hat mir dann ein Epilog irgendeine Art „Send-off“ gefehlt. Was wird aus der Stadt, den Kids, den Eltern, den Piraten, der Onyx Cindar, SM-33 und Jod? Wie wirkt sich die Entdeckung der Präge auf die Neue Republik aus? Was ändert sich für die Bewohner? So ist das leider zu wenig.

    Trotzdem eine nette Serie, die mich insgesamt positiv zurücklässt. Sicher kein Andor, will es ja auch nicht sein, aber weit weg von den anderen Serienkatastrophen.

  3. Ich hab mich mit meiner Meinung ja wie üblich bis zum Ende der Serie zurückgehalten. Am Ende bin ich diesmal zufrieden. Die Serie hat alle meine Erwartungen erfüllt. Allerdings waren diese Erwartungen auch nicht super hoch.
    Wer sich eine schöne Abenteuergeschichte mit ein paar Kindern wünscht, der kommt hier jedenfalls voll auf seine Kosten. Die Charaktere passen für mich gut zusammen, hatten ausreichend Zeit für ihre Entwicklung, aber ohne dass es langatmig wurde. Der Soundtrack war auch mal wieder super.
    Leider hat es sich für mich nie zu 100% nach Star Wars angefühlt. Es gab immer ZWEI Dinge, die ich am Star Wars Universum besonders geschätzt habe, die es für mich über andere Fantasy/Science-Fiction Geschichten gestellt haben.
    Das eine sind die Geschichten um die Jedi und die Macht, DAS herausragendste Merkmal von Star Wars. Ohne dieses Element wären viele Star Wars Geschichten „gewöhnliche“ Science-Fiction. Wir hatten zwar einen machtempfänglichen Charakter in dieser Serie, aber allgemein bleibt das eine Randerscheinung.
    Und das zweite wichtige Merkmal an Star Wars ist die Tatsache, dass die Geschichten nicht isoliert voneinander stehen und am Ende noch inhaltliche Widersprüche hervorrufen, wie das bei vielen anderen Franchises passiert, an denen über viele Jahre gearbeitet wird. Stattdessen greifen die Geschichten alle ineinander über, immer wieder kehren einzelne Orte und Charaktere zurück. Deshalb waren The Clone Wars und Rebels auch so genial. Diese Serien haben mich damals von einem, der die Filme kannte und ganz cool fand, zu einem Hardcore-Fan gemacht, der alles sehen wollte, was es von Star Wars gibt.
    Nur leider stand diese Serie im Abseits und nahm quasi gar keinen Bezug auf die Ereignisse in der übrigen Galaxis.
    Ist euch klar, dass Skeleton Crew die erste Film/Serien-Produktion von Star Wars überhaupt ist, in der KEIN EINZIGER Charakter aus einer bereits existierenden Star Wars Produktion vorkommt? Da fehlte definitiv noch etwas.
    Trotzdem bin ich am Ende ganz zufrieden. Die Handlungselemente ergaben (fast) alle Sinn, es wurde in einer angenehmen Geschwindigkeit erzählt und die Geschichte wurde abgeschlossen. Letzteres ist ja heutzutage bei Star Wars Serien leider nicht mehr selbstverständlich.
    Ich würde die Serie am Ende am ehesten mit dem Han Solo Film vergleichen. Ein durchaus spannendes Abenteuer, das aber etwas abseits vom Rest des Universums steht und die leider nicht so stark in der Macht ist.
    Als Fan freue ich mich natürlich über diese Ergänzung zu Star Wars, für mich kommt sie aber nicht an Serien wie Kenobi, Ahsoka oder The Acolyte heran.

    1. Ich bin verwirrt, Mandalorian Staffel 1 hat auch kein Charakter Bezug o_O
      Es sei denn, mir fällt keiner ein, die kamen alle erst Staffel 2 (Bo Katan, Ahsoka, Boba Fett etc.) 🤔

    2. Gerade, dass es eben keine ständigen Memberberries, Cameos und Crossover gibt und die Autoren gezwungen sind Figuren und Geschichten zu entwickeln die auch für sich überzeugen, ist für mich eine Stärke der Serie, vor allem da ein Mandoverse Bezug unangenehm an dessen enttäuschende Serien erinnern würde. Mando Staffel 1 stand auch noch für sich, wie jones110 ja richtig eingeworfen hat, und genau deshalb hat sie für mich auch am besten funktioniert.

      Aber ich wette für den Fall das SC eine 2. Staffel bekommen sollte fällt ihnen sicher nichts mehr ein und es wird nur so mit Mando zugeschissen werden.

  4. Die Folge fand ich soweit gut bis aufs Ende-Ende, das war mir zu kurz und fühlte sich an als bekommen wir nächste Woche noch eine Folge(?) o_O
    Möchte nun gern wissen was mit den Planeten bei der bald vernichtenden neuen Republik wird oder einfach was aus den Kinder wurde, besonders mein Lieblingscharakter KB. Bücher wie bei Acolyte wurden auch noch nicht angekündigt O_o irgendwie auch seltsam 🤔

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