Marvel-Mittwoch: Ahsoka #2

Der heutige Marvel-Mittwoch bringt nur ein Heft mit sich, das inhaltlich nichts Neues bietet und zu den Comic-Adaptionen der erfolgreichsten Disney+-Serien zählt. Diesmal ist die zweite Episode der Live-Action-Serie Ahsoka an der Reihe, die ursprünglich im Doppelpack mit dem Auftakt ausgestrahlt wurde. Wie schlägt sich die Folge nun im neuen Format und mit eineinhalb Monaten Verzögerung nach der Comic-Verison der ersten?

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Inhalt

Ahsoka #2 (28.08.2024)
Ahsoka #2 (28.08.2024)

Zur Handlung gibt es nicht viel neues zu erfahren, wenn man die zugrunde liegende Serie bereits gesehen hat. Sabine erwacht von der „schweren“ Lichtschwertwunde im Rumpf und erinnert sich, dass die von ihr geöffnete Karte in eine andere Galaxis zeigte. Dass Lichtschwertwunden nicht mehr dieselbe Tödlichkeit zu besitzen scheinen, wie früher, mussten sich die Disney+-Serien der letzten Jahre schon häufiger als Kritikpunkt anhören. Daran kann Autor Rodney Barnes aber nichts ändern, denn ihm liegt nur die von Dave Filoni geschriebene Episode zugrunde. Seine Aufgabe, die Geschichte in einem angemessenen Rahmen zu präsentieren und in ein unbewegtes Medium zu übertragen, gelingt mit der Ausgabe aber recht gut. Im Gegensatz zur ersten Ausgabe, die unglaublich viel Exposition betreiben muss, ist das Erzähltempo der zweiten, die Ahsoka und Hera nach der Untersuchung der Überreste eines von Morgan Elsbeths HK-Droiden auf eine Spur nach Correlia führt, deutlich dankbarer. So gelingt es Barnes, dem Heft eine eigene Seele einzuhauchen, dass es sich gut lesen lässt, obwohl er doch nur bekanntes nacherzählt.

Es bekommt also jede Szene, egal ob Dialog oder Actionszene, ihren eigenen Raum zu entfalten, sodass Barnes den Platz der 30 Comicseiten gut zu nutzen weiß. Auch die Beziehungen der Figuren untereinander und deren Charakterentwicklungen verlieren wenig gegenüber der TV-Darstellung. Das macht das Heft trotz seinem Inhalt zu einer angenehmen Lektüre und siedelt es auf einem höheren Adaptionsniveau an, als vergleichbare Marvel-Reihen des Untergenres.

Bei den Actionszenen auf Correlia, in denen Ahsoka, Hera und Chopper versuchen, den Transport des letzten Hyperantriebs für die Eye of Sion zu verhindern, kommt es zum ersten Lichtschwertduell zwischen der ehemaligen Jedi und dem Inquisitor Marrok. Zeitgleich trifft Sabine auf Lothal ihre Entscheidung, das zwischen ihr und Ahsoka angespannte Meisterin/Schülerin-Verhältnis wieder aufleben zu lassen und sich mit auf die Suche nach Ezra zu begeben. Es folgt die leicht abgeänderte, aus dem Rebels-Finale bekannte Szene, bei der Sabine vor ihrem Gemälde der Ghost-Crew und -Familie steht und in Ahsokas T-6-Shuttle steigt, um das neue Abenteuer endgültig zu beginnen. Dank Choppers Peilsender kennen sie den Zielort, wo die Eye of Sion im Orbit des Planeten Seatos zusammengebaut wird und die Passage nach Peridea auf sie wartet.

Zeichnungen

Die eben erwähnte Zeichnung von Sabines ikonischem Gemälde sieht auch in Comicform in seinem unverkennbaren Stil richtig gut aus. Leider war es das mit optischen Freuden aber schon, denn Georges Jeantys Zeichnungen vor allem bei menschlichen Gesichtern schwanken wieder einmal stark zwischen gruselig und furchtbar. Einzig für Ahsokas – zugegebenermaßen in der Serie ziemlich gleichmäßige – Gesichtszüge scheint er sich mehr Mühe am Zeichenstift gegeben zu haben. In manchen Panels gibt er sogar das Gefühl, die von Rosario Dawson verkörperte erwachsene Ahsoka-Darstellung mit den stilisierten Animationsserien in Einklang zu bringen. Der Eindruck entsteht jedenfalls, dass Jeanty den eher kritischeren Stimmen ihres Castings eine Alternative anbieten wollte, indem er beide Versionen zu einer verschmelzen lässt.

Insgesamt gewöhnt man sich aber nach dem Anfangsschrecken wieder sehr schnell an Jeantys Zeichenstil, der die bekannten Serienereignisse um neue Blickwinkel und Perspektiven bereichert, sodass die Zeichnungen den geschickt übertragenen Erzählfluss der Handlung nicht schmälern. Einzig die Raumschiffszene, in der Chopper am Hyperantrieb einen Peilsender anbringt, funktioniert visuell überhaupt nicht. Es bleibt spannend zu sehen, wie es im nächsten Heft aussehen wird, das durch den Inhalt der Folge vorgegeben aus sehr vielen derartigen Raumschiffszenen bestehen wird.

Fazit

Mit der zweiten Ausgabe erreicht Rodney Barnes beinahe das Maximalmaß dessen, wie sehr man unter derartigen Vorgaben eine Serienfolge von zwischen 30 und 40 Minuten Nettolaufzeit auf 30 Comicseiten wiedergeben kann. Dabei verleiht er dem Comic eine eigene Seele, sodass man wie beim Schauen das Gefühl bekommt, wirklich eine Handlung zu verfolgen, anstatt nur einzelne Ausschnitte in gezeichneter Version zu betrachten. Der Eindruck wird durch die bisweilen grauenvollen Zeichnungen vor allem menschlicher Gesichter geschmälert, wobei immerhin versucht wird, Ahsokas Ursprünge aus dem Animationsbereich zu würdigen.


Mit Ahsoka #3 geht es dann am 25. September weiter. Nächste Woche erwartet uns der One-Shot The Acolyte: Kelnacca #1 von Cavan Scott.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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