Marvel-Mittwoch: Star Wars #47 und The High Republic #8

An diesem Marvel-Mittwoch gibt es in Star Wars #47 die Urteilsverkündung im Prozess gegen Lando Calrissian, während in The High Republic #8: The Hunted, Part 3 Baron Boolan seinen großen Auftritt hat. Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen!

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Eine Lesereihenfolge ist nicht zu beachten.

Star Wars #47 – rezensiert von Flo

Star Wars #47 (05.06.2024)
Star Wars #47 (05.06.2024)

Ruhe im Saal! Es ist Zeit für die finale Verhandlungsrunde im Falle Calrissian, die uns mit dem 47. Heft der Star Wars-Reihe bevorsteht. Doch zunächst befinden wir uns an Board der Home One mit Lando in seiner Zelle, als plötzlich ein Gonk-Droide Giftgas versprüht. Doch schnell – vielleicht sogar verdächtig schnell – ist Sallis Droide zur Stelle, um Lando zu helfen und auch die Wachen der Rebellion stehen schnell in der Zelle des Angeklagten. Genauso schnell finden wir uns kurz darauf im Verhandlungsraum, samt Anführerriege der Rebellen, Zeugen, Verteidigern und natürlich Lando selbst wieder. Salli, Landos Verteidigerin, versucht noch einmal alles für ihren Klienten herauszuholen, bevor sich dann zum Schluss selbst zu Wort meldet und Leia ein verlockendes Angebot macht…

Wenige dürften nach dem Lesen des Hefts überrascht sein, dass Lando nicht aus einer Luftschleuse geworfen wurde. Ebenso wenig realistisch wäre hier ein kompletter Freispruch gewesen, weswegen sich Charles Soule für die erwartbare Mitte entscheidet – einer Geldstrafe, dessen Höhe jedoch von Sieg oder Niederlage der Rebellen über das Imperium abhängt. Mit einem Urteil in dieser Richtung hatte ich persönlich auch gerechnet. Somit bleibt ihnen Lando als wichtige Unterstützung in ihrem Kampf um Freiheit erhalten.

Sehen wir mal von der Vorhersehbarkeit ab, liefert Soule hier, besonders was die Dialoge angeht, richtig ab und überzeugt erneut mit spannenden Auseinandersetzungen zwischen den Charakteren. Zwar fragte ich mich kurz, ob es zu Landos Charakterentwicklung passt, jetzt Leia mit dem Wissen über Hans Ort in Jabbas Palast emotional zu erpressen, doch das kann ich im Zweifelsfall noch hinnehmen. Daran merkt man auch noch einmal deutlich, dass die Reihe nun auf die Ereignisse aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter zusteuert. Natürlich wird am Ende des Heftes vor Sallis Abflug noch einmal deutlich gemacht, dass sie scheinbar diejenige war, welche Mothmas Entführung beauftragt und Landos Giftanschlag zu Beginn dieses Heftes instruiert hat. Auch dies ist sicher wieder keine Überraschung, die Szene zwischen ihr und Lando im Hangar aber ein runder Abschluss.

Das Künstler*innenteam bleibt wieder einmal unverändert und liefert im Großen und Ganzen die gewohnte sehr hohe Qualität. Madibek Musabekov fängt während Landos Abschlussstatement im Saal seine Gesichtszüge und Emotionen gut ein und gibt seinen Worten so auf visueller Ebene Nachdruck. Bei den Kolorierungen habe ich mich diesmal nur etwas an den Hintergrundschattierungen gestört, die in manchen Panels nicht gut zu der farblichen Gestaltung der Charaktere passen. Apropos Charaktergestaltung, weiterhin positiv ist hier die Kleidung von Mon Mothma, aber auch Landos Verteidigerin, hervorzuheben.

I’m Lando Calrissian, dammit.

Lando

Fazit

Star Wars #47, und damit das Finale des Trial of Lando Calrissian, ist ein runder Abschluss, bei dem Soule sein Talent im Schreiben eines realistischen Prozesses im Star Wars-Universum erneut beweist. Das Urteil mag – wie erwartet – vorhersehbar sein, doch Soules charaktertreue Dialog-Schreibe während des Prozesses wusste mich dennoch über die meiste Zeit der Reihe in den Bann zu ziehen, sodass ich schlussendlich den letzten vier Comics nicht mehr als eben diese Vorhersehbarkeit an größerer Kritik vorwerfen kann.

Ich bin nun auf den finalen Handlungsstrang der Reihe gespannt, welcher uns Leser*innen auf der letzten Comicseite mit dem Titel The Dust of Alderaan schon angeteasert wird.


The High Republic #8 – rezensiert von Patricia

The High Republic #8 (05.06.2024)
The High Republic #8 (05.06.2024)

Der Story-Arc The Hunted geht rasant weiter, als wir in Kapitel 4 der Handlung dem berüchtigten Baron Boolan näher begegnen. Zu Beginn des Heftes #8 wird jedoch zunächst heftig diskutiert, wie beim Einbruch auf die Nihil-Station am besten vorzugehen ist. Dieser Teil ist etwas langatmig, andererseits zeigt er auch, dass die Jedi aus ihren Fehlern gelernt haben und nicht unbedacht den gleichen Fehler zweimal begehen.

Besonders irrwitzig ist nach wie vor die Figurenkonstellation. Hätte man in Phase 1 erwähnt, dass Lourna, Sskeer und ein Sephi aus der Vergangenheit gemeinsam auf Mission gehen … nun, das wäre undenkbar gewesen. Doch über die erste Phase sowie den ersten Teil der dritten Phase haben die Autor:innen, insbesondere Cavan Scott, subtile Charakterentwicklungen vorangetrieben, die sich nun auszahlen. Schön ist auch zu sehen, dass Tey noch immer mit seinem kleinen Droiden Scoot arbeitet. Ebenfalls gefallen hat mir wie auch in der vorherigen Ausgabe die Shingcu-Station mit allen seinen Monstrositäten von Innen – wortwörtlich, wenn man es ganz genau nimmt.

Cavan Scott schafft es, durch eine Steigerung des Bösen die Sympathien zu verschieben. Einst waren die Nameless noch das größte Übel, nun tun sie einem schon fast Leid. Und wenn selbst Lourna Dee das so sieht, dann muss die Grausamkeit schon groß sein. Die Children of the Storm finde ich weiterhin ein furchterregendes Konzept, daher freue ich mich, dass der Comic sich Zeit nimmt, uns die Machenschaften der Nihil etwas detaillierter zu zeigen. Ebenso sehr mochte ich die in diesem Heft ersichtliche Wandlung von Lourna. Sie rettet nicht nur das Mädchen, sondern positioniert sich klar gegen Marchion Ro. Kurz glaubt man, sie würde sich doch den Nihil hingeben, nur um dann positiv von ihr überrascht zu werden. Meine Vorfreude auf Tempest Breaker wird immer größer! Und „This is how I repay the Eye. By burning his world too” kommt definitiv auf die Liste der coolsten Lourna-Zitate.

Spannend ist zuletzt noch, dass die modifizierten Nameless nun scheinbar auch von Nicht-Machtnutzenden nähren. Dass Keeve ihre Angst durchsteht und Lourna zur Rettung kommt, rundet das Heft gut ab, allerdings nicht ohne noch einmal die Ironie des Schicksals zu beleuchten – denn nach Starlight Beacon ist der nächste brennende Metallhaufen am Himmel nun „Baron Boolans Schlachthaus“.

Zu den Zeichnungen

Die Zeichnungen punkten in diesem Heft besonders durch die schaurige Atmosphäre. Jime Towes Nameless sind furchterregend und vor allem die durch Experimente entstellten Kreaturen bleiben einem im Gedächtnis. Generell sind die Illustrationen qualitativ hochwertig und deutlich genug, um die Action gut nachvollziehen zu können. Gleichzeitig sind sie detailliert, um eine immersive Stimmung zu erschaffen, wobei mir gefällt, dass der Fokus meist auf den Charakteren und deren Gesichtern liegt. Hin und wieder wiederholt sich jedoch der Hintergrund, besonders wenn bei laufenden Bewegungen der Figuren durch Fluchtlinien Dynamik erzeugt werden soll. Hier hätte man meiner Meinung nach etwas mehr Abwechslung in den Comic bringen können. Dennoch wirken die Zeichnungen stimmig und die kleinen Mängel sind auf einem sehr hohen Niveau.

Fazit

The High Republic #8 ist ein weiteres spannendes Heft aus Cavan Scotts Feder. Die Handlung macht keine großen Sprünge, sodass sie nur langsam voranschreitet, dafür können sich die Figuren entfalten und vor unseren Augen entwickeln. Abschließend hoffe ich, dass die Reihe für die Gesamthandlung der Phase weitreichendere Konsequenzen haben wird als bisher ersichtlich, vertraue dem Autor jedoch, noch den ein oder anderen erzählerischen Kniff für uns parat zu haben.  


Am 3. Juli erscheint The High Republic #9, zwei Wochen später beginnt der finale Handlungsbogen in Star Wars #48.

Den nächsten Marvel-Mittwoch hat dann Darth Vader #47: The Razing of Exegol, Part 2 wieder allein für sich.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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