Rezension: Tales from the Death Star von Dark Horse

Heute darf ich für euch die Star Wars-Halloween-Ausgabe für dieses Jahr rezensieren, die aus keiner geringeren Feder als der von Cavan Scott stammt. Für Tales from the Death Star versammelt sich wieder eine Riege an Künstlern, um Scotts Gruselgeschichten zeichnerisch umzusetzen. Soo Lee, Fico Ossio, Vincenzo Riccardi, Ingo Römling und Juan Samu tragen hier jeweils ihre Talente bei.

Zum Inhalt

Die Rahmenhandlung ist recht vage gehalten und setzt in der Ära der Sequels an. Auf Kef Bir, wo sich Jannah und weitere Ex-Sturmtruppler niedergelassen haben, will Fry sich den anderen beweisen, da er für zu nervös und ängstlich gehalten wird. Sein Plan ist daher, zum Wrack des zweiten Todessterns zu gelangen. Noch am Ufer wird er jedoch von einer mysteriösen, in schwarze Roben gehüllten, Figur angesprochen, die ihn davor warnt, dass der Todesstern ein gefährlicher Ort sei. Diese Figur mimt für den Rest des Bandes den Erzähler und versucht Fry immer wieder mit Anekdoten von der Gefahr des Todessterns zu überzeugen. Ich werde im Folgenden die Geschichten nur grob beschreiben, um die Spannung nicht komplett vorwegzunehmen.

Vorschauseite aus The Creature from the Trash Compactor

Den Anfang macht The Creature from the Trash Compactor, gezeichnet von Vincenzo Riccardi, bei der eine Gruppe Gefangener einem angeheuerten „Kammerjäger“ dabei helfen soll, eine Plage in den Tiefen des Todessterns zu entfernen. Die vier Gefangenen sind von dem Auftrag wenig begeistert, doch mittels Schockhalsbändern gezwungen, dem Kammerjäger Dremel zu helfen. Scott nutzt hier perfekt die Aufmachung der Gruppe, darunter die furchtlose Whipidin J’rea und der im Gegenzug verängstigte Kricad. Obwohl die Inszenierung des furchteinflößenden Wesens mit Sicherheit altbekannten Mustern narrativ folgt, gibt es hier und da eine nette Überraschung, wie Cavan Scott mit den Erwartungen der Leser*innen spielt. Riccardis Zeichnungen tragen hervorragend zur Stimmung bei und verwandeln die Korridore des Todessterns in ein wahres Horrorlabyrinth.

The Wild Squadron ist, wie der Name schon andeutet, an die Wilde Jagd angelehnt. Was vielen heute vor allem durch die Bücher/Spiele/Serie The Witcher bekannt ist, stammt eigentlich aus Volkssagen, die sich über den gesamten nordeuropäischen Raum erstrecken. Die Wilde Jagd, das Wilde Heer oder auch der Asgardszug, um nur einige der Begriffe zu nennen, hat diverse Interpretationen, ist aber immer ein Zug aus übernatürlichen Jägern, die durch das Land fegen. Manchmal ist bei dem Zug von zu früh Verstorbenen die Rede, manchmal sollen auch Schlafende oder Zuschauende von der Jagd mitgenommen und ihrer Schar hinzugefügt werden. Je nach Variante kann die Wilde Jagd dann positiv oder negativ konnotiert werden, etwa als Vorbote von Krankheiten und Unglück, aber auch in Verbindung mit der Fruchtbarkeit des Bodens. Übrigens, eine der Interpretationen ist auch heute noch vielerorts vertreten, nämlich wenn zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche aufgehängt werden soll. Ob das nun auf einen sich sonst verheddernden Odin oder ein Omen für die weitere Verwendung der Wäsche als Leichentuch für ihren Besitzer zurückgeht, hängt von der jeweiligen Variante ab.

Vorschauseite aus The Wild Squadron

Nach diesem Exkurs nun aber zurück zur eigentlichen Geschichte. In der von Fico Ossio gezeichneten Episode erzählt der TIE-Pilot Rode seiner Kameradin Gatt am Lebenstag von der Wilden Jagd, um sie gewissermaßen auf andere Gedanken zu bringen und sie dabei ein wenig hochzunehmen. Ihr kommandierender Offizier Monne, der wohl der Meinung ist, die zwei arbeiten nicht genug, geht mit ihnen auf eine kurze Patrouille. Sie ahnt was kommt, denn die Star Wars-Version der Wilden Jagd ist nicht planetengebunden, sondern reist auch durch das All. Auch Fico Ossio setzt Cavan Scotts Geschichte hier sehr gut um, gerade die Angst und Verwirrung auf den Gesichtern der Piloten ist sehr gut herausgestellt. Die Handlung war vielleicht ein bisschen zu vorhersehbar, aber bei einem so klingenden Namen ist jetzt auch nicht zu erwarten, dass Cavan Scott auf den wenigen Seiten, die er pro Episode hat, das Rad komplett neu erfinden kann.

Die dritte Geschichte, We Shall Double Our Efforts, dreht sich um das ausführende Personal von Tian Jerjerrods Versprechung an Darth Vader in Star Wars: Episode VI Die Rückkehr der Jedi-Ritter, dass sie ihre Anstrengungen um den Bau des Todessterns verdoppeln werden. Das Ingenieurscorps, geleitet von Jindrax, muss versuchen irgendwie die Arbeitskraft zu verdoppeln, ohne die nötigen Ressourcen – sprich das Personal – dafür zu haben. Dabei kommt gelegen, dass Relikte des Imperators gerade angeliefert werden, von denen Jindrax‘ rechte Hand Param gehört hat, dass sie in der Lage sind, Tote wiederzuerwecken.

Vorschauseite aus We Shall Double Our Efforts

Es kommt, wie es kommen muss, denn Jindrax kann ein solches Artefakt tatsächlich an sich bringen und erweckt damit tote Arbeiter wieder, um die Vorgaben des Baus zu bewältigen. Wer glaubt, dass eine Horde Zombies an Bord des Todessterns unproblematisch sei, wird schnell eines Besseren belehrt, doch wie genau die Geschichte endet, müsst ihr selbst lesen. Ich bin bei der Geschichte, etwas zwiegespalten, einerseits bin ich von Zombies in Star Wars auch nur mittelmäßig begeistert und noch weniger, wenn das durch komische Sith-Artefakte möglich gemacht wird, die mich eher an ein Dungeons & Dragons-Setting erinnern. Auf der anderen Seite ist die Idee, dass es hier nicht um eine Usurpation oder sonstige Machtansprüche geht, sondern um eine eigentlich banalere Sache, nämlich das Einhalten der Deadlines für den Bau des Todessterns, schon wieder echt amüsant. Der Zeichenstil von Juan Samu ist auch einer der wenigen, der einfach gar nicht meinen Geschmack trifft, weil mir die Figuren zu drollig und bisweilen sehr unförmig wirken.

Vorschauseite aus The Haunting of Grand Moff Tarkin

In der letzten Geschichte, The Haunting of Grand Moff Tarkin, ist wenig überraschend Tarkin der Protagonist und wir starten in seiner Vergangenheit, wo der noch junge Wilhuff mit seinem Vater und Bruder auf Eadu angebliche Lommite-Vorkommen prüft. Bereits hier zeigt sich der opportunistische Charakter des späteren Großmoffs, indem er seinen Bruder Gideon einfach wilden Tieren überlässt. Mittels Zeitsprung finden wir uns dann Jahre später auf dem ersten Todesstern wieder, während sich dieser im Anflug auf Yavin 4 befindet. So langsam suchen Tarkin seine Opfer wieder heim, wie als Vorbereitung auf sein baldiges Ableben. Ingo Römlings Zeichnungen möchte ich auch hervorheben, die hier wirklich toll gelungen sind und sowohl Figuren als auch Stimmung fantastisch einfangen.

Den Abschluss des Bandes bildet das Finale um die eigens auferlegte Mutprobe von Fry, bei der auch enthüllt wird, was es mit der verhüllten Figur auf sich hat. Die Identität der Figur hat mich tatsächlich überrascht, was aber auch daran liegt, dass sie ein wenig willkürlich gewählt wirkt. Das ist meiner Meinung nach aber auch dem häufigen Problem geschuldet, dass bei dem Fokus auf die eingewobenen Geschichten die Rahmenhandlung häufig etwas banal oder nachrangig ist. Dennoch war ich aber damit zufrieden, wie sich Frys Mutprobe entwickelt und zu Ende gebracht wird.

Fazit

Cavan Scott zeigt mit diesem Band, dass er extrem gut darin ist, Kurzgeschichten im Horrorgenre zu schreiben. Keine der Geschichten würde ich als schlecht bezeichnen, die meisten von ihnen sogar als sehr gut. Ich war durchweg unterhalten und hätte auch Lust mehr zu Fry, aber auch der mysteriösen Figur zu lesen.

Vielen Dank an Dark Horse Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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