Rezension: Die Hohe Republik – Abenteuer, Band 5: Padawan oder Piratin?

Am 26. September 2023 erschien mit Die Hohe Republik – Abenteuer, Band 5: Padawan oder Piratin? der erste Sonderband zu den Jugendcomics der zweiten Phase der Hohen Republik. Panini setzt im Deutschen die Bandnummern durch die Phasen und Arcs hinweg fort, weshalb dieser bereits – nach den drei Bänden der Hauptgeschichte sowie dem Monster vom Tempelberg aus Phase I – der fünfte Band ist, auch wenn er chronologisch vor den anderen spielt und die junge Sav Malagán zur Hauptfigur macht.

Einfach mal Spaß haben

Genau das hat sich Daniel José Older wohl gedacht, als er die Story für diese Reihe geschrieben hat. Bereits seine Abenteuer-Reihe aus der ersten Phase überzeugte ja dadurch, dass sie einen leichteren Ton anschlug, gleichsam aber auch spannende und vor allem altersgerechte Fragen wie Freundschaft, Zugehörigkeit und Umgang mit Veränderung thematisierte. In diesem Band findet sich das ebenfalls wieder, wenn auch in einem noch weniger ernsten Kontext.

Die geringere Verflechtung der Handlungen in der zweiten Phase erlaubt eine solche Geschichte aber auch ohne große Probleme. Wenn Sav Piratin sein will, dann kann sie das tun und es finden sich auch genug Charaktere, die dabei entweder wieder aufgegriffen werden können – wie Maz Kanata oder Dexter – oder neu hinzukommen. Bei diesen Neuschöpfungen fährt Older wieder alles auf, was er an Kreativität zu bieten hat. Ob das nun ein Pirat ist, der wortwörtlich immer „das Gesetz im Nacken“ hat oder ein Pirat, der in bester Schnulzenmanier in einen Piratenjäger verliebt ist, alles ist möglich und alles wird gemacht.

All das findet in einem doch recht einfachen – der Zielgruppe entsprechenden – Plot statt, der seine Wendungen nimmt, weil es der Autor will und nicht immer unbedingt, weil es logisch oder glaubhaft wäre. Prinzipiell würde mich sowas stören, aber durch die Zersplitterung dieser zweiten Phase und der damit bisher nicht stattfindenden Relativierung anderer, mitunter realistischerer und ernsterer Handlungen aus anderen Werken, kann ich mit dem Band das tun, was Older wohl auch intendierte: Einfach mal Spaß haben!

Das Kuriositätenkabinett

Und Spaß hat man definitiv, wenn man sich darauf einlässt, nicht alles zu ernst nehmen zu dürfen, was in diesem Band geschieht. Das ist aber auch leichter als beispielsweise bei den Ausgaben zur ersten Phase, da die Hauptgegner hier – die Dank Graks – exklusiv für dieses Werk sind und sich keine Dissonanzen in deren Darstellung über das Projekt hinweg ergeben. Wenn beispielsweise die Nihil in den Ausgaben der ersten Phase zu lächerlich gemacht wurden, beeinflusste das auch meine Sichtweise in anderen Werken auf sie. Hier sind die Dank Graks einfach so übertrieben, dass sie nur in diesem Kontext funktionieren und ich somit gut damit leben kann.

Die Dank Graks sind dabei eine Gruppe, die aus leicht machtsensitiven Kultanhängern besteht, die einen Groll auf Maz und die Jedi auf Takodana hegen und den Planeten einnehmen wollen. Als das nicht gelingt, fliehen sie und die Crew rund um Maz und Sav fliegt ihnen natürlich hinterher. Jede der ursprünglichen vier Ausgaben, die in diesem Band gesammelt werden, findet an einem dezidierten Handlungsort statt (Ausgabe #1: Takodana, Ausgabe #2: Raumschiff etc.), weshalb auch das sequenzielle Lesen im Nachhinein möglich ist und damit auch wieder der Zielgruppe zugute kommt.

Ansonsten tummeln sich in beiden Crews herrlich absurde und auch liebenswürdige Figuren, die zumindest gegen Ende der vierten Ausgabe und damit dem Ende dieses ersten Sonderbands zu Savs Story – die noch weitere vier Ausgaben umfasst und damit einen zweiten Sonderband füllen wird – auch deutliche Parallelen zur Hauptfigur aufweisen. Allen voran das Mitglied der Dank Graks namens Saya. Auch an Speziesvielfalt mangelt es nicht und wie immer gehört bei Older auch eine gehörige Portion Repräsentation dazu, die zu keinem Zeitpunkt übertrieben wirkt, sondern im Gegenteil schön mit den Erwartungen der Lesenden spielt und dadurch zu überraschen weiß.

Klare Kante, klare Farben

Die Zeichnungen von Toni Bruno und die Farben von Michael Atiyeh haben mir durchweg sehr gut gefallen. Die Konsistenz des Künstlerteams kommt dem Gesamtbild des Bandes zugute, was ihn aus einem Guss wirken lässt. Die Figuren sind dabei kantig gezeichnet und haben einen eher simplifizierten Detailgrad mit jeweils eindeutigen Merkmalen, wodurch sie jederzeit gut erkennbar sind, selbst wenn es zu turbulenteren Actionszenen kommt.

Die Hintergründe und das Lettering unterstützen dabei erneut den sowieso schon aufgeräumten Look des Bandes, was erneut der Zielgruppe zugute kommt, da es so auch für jüngere Leser leichter ist, das wirklich Wichtige in den Panels zu erfassen. Dafür arbeitet das Team auch mit einer nicht immer realistischen Perspektive auf die Handlungsorte, was dem Gesamtergebnis und der Übersichtlichkeit zuträglich ist.

Zuletzt unterstützt auch die generelle Lichtstimmung der Panels die Orientierung, da beispielsweise sofort klar wird, auf welchem Schiff sich die jeweiligen Crews nun befinden, wenn das Schiff von Maz in hellen, weißen Farben erstrahlt, während das Innere des Graks-Schiffs in sumpfigem Grün leuchtet und damit eher Dunkelheit ausstrahlt. Auch die Klassifizierung der Dank Graks als eindeutig böse – auch wenn das sicherlich noch weiter bröckeln wird, wir kennen ja Older – passt in diese altersgerechte Handlungs- wie Panelstruktur.

Fazit

Ich hatte Spaß mit dem ersten Sonderband rund um Savs Vorgeschichte auf Takodana und genau das ist es auch, was diese Reihe wohl in erster Linie erreichen will. Ja, die Handlung ist insgesamt recht irrelevant und man muss sich schon die richtige Lesebrille aufsetzen, um durch sie die eher kindgerechte Struktur zu akzeptieren. Aber Older sowie das Künstlerteam schaffen es am Ende trotzdem, erneut eine Story rund um moderne Fragen des Erwachsenwerdens zu stricken, die mit positiver Repräsentation untermalt wird und dabei einfach mal Spaß macht, ohne gleich die ganze Galaxis betreffen zu müssen. Für Fans einer eher losgelösteren und untypischen Story in der Hohen Republik also in jedem Fall ein Blick wert!

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Wie sieht es bei euch aus? Wolltet ihr mehr von Sav erfahren oder seid ihr einfach nur an einer typischen Older-Geschichte interessiert, um mal etwas Spaß zu haben? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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