Rezension: Ahsoka Teil VIII: „Die Jedi, die Hexe und der Kriegsherr“

Vergesst nicht, die Macht wird mit euch sein. Immer.

Ezra, Star Wars Rebels S04E15: „Familientreffen und Abschied“

Achtung: Unsere Serienreviews zu Ahsoka geben die Handlung wieder und enthalten sowohl im Beitrag als auch in den Kommentaren Spoiler!

Knapp eine Woche nach dem (Staffel?-)Finale von Ahsoka auf Disney+ reichen wir euch selbstverständlich auch noch eine Rezension desselben nach. Die (vorerst?) letzte der acht Episoden dringt schon beim Titel wieder einmal sehr tief in die allgemeine Fantasy-Popkultur ein, denn jener der von Dave Filoni geschriebenen und von Rick Famuyiwa inszenierten Folge lautet „Die Jedi, die Hexe und der Kriegsherr“. Im Original wird die Verbindung sogar noch deutlicher, heißt sie doch dort „The Jedi, the Witch and the Warlord“. Fantasy-Kenner wissen, worauf sich hier bezogen wird: der Titel des ersten veröffentlichten Buchs der von C. S. Lewis verfassten Reihe Die Chroniken von Narnia lautet nämlich The Lion, the Witch and the Wardrobe. Ahsoka die Löwin, geht klar. Morgan die Hexe nach der ersten Szene sowieso. Aber Thrawn der Kleiderschrank? Diesen Vergleich bekommt man vor allem mit der an Lars Mikkelsen unvorteilhaft aussehenden Uniform nicht mehr aus dem Kopf.

Der Großadmiral-Wandschrank schaut in bereits erwähnter erster Szene der Folge übrigens recht teilnahmslos dabei zu, wie die drei Großen Mütter Morgan Elsbeth in eine waschechte Nachtschwester verwandeln, wie wir sie seit The Clone Wars auf dem Bildschirm kennen und überreichen ihr das in Mutter Talzins Duell mit Mace Windu in der sechsten Staffel verwendete Schwert. Damit hat sie ihren Endboss-Status erreicht, den sie am Ende der Folge im ersten Rematch mit Ahsoka seit The Mandalorian Kapitel 13 auch einlöst, doch dazu später mehr. Thrawn lässt zwei TIE-Jäger starten, die die Helden abfangen sollen. Der epische Shot, wie er von den startenden Schiffen flankiert wird, während die Kamera auf ihn zu fährt, gehört eindeutig zu meinen Highlights der Folge. Als nächstes wird dann Ezras frischer Ansatz aus der letzten Folge, kein Lichtschwert mehr zu führen und sich nur auf die Macht zu verlassen, sofort über Bord geworfen. Er baut nämlich – das allererste Mal in Live-Action sichtbar, wohlgemerkt – gemeinsam mit Huyang ein neues Lichtschwert an Bord des Shuttles. Die Farbe ist dabei statt grün wieder blau wie bei seinem allerersten Lichtschwert, während der Transmitter dem Lichtschwert seines verstorbenen Meisters Kanans entspricht. Huyang kommt auch kurz auf Kanan zu sprechen, wobei er leider durchgehend auch den Namen benutzt, anstatt seines eigentlichen Namens Caleb Dume. Ein kleiner und verzeihbarer, vermutlich der Einfachheit halber bewusster, Continuity-Fehler, über den man natürlich stolpert, wenn man sich dessen bewusst ist.

Nach all den Jahren im selben Exil wie Thrawn hat Ezra immer noch nicht genug von der Farbe Blau.

Es folgen noch ein paar Dialoge von Sabine mit Ezra und dann mit Ahsoka, bevor die Action los geht und, genau wie wir es von allen Star Wars-Realserien bisher kennen, den Rest des Staffelfinales dominiert. Die TIEs haben nämlich tatsächlich von einem gewissen Standpunkt aus Erfolg und verhindern, dass das T6-Shuttle weiterfliegen kann. Huyang macht sich zwar an die Reparaturen, aber die drei Jedi müssen sich Heuler nehmen und den Rest des Weges reiten. Thrawn lässt derweil eine Bodenverteidigung vorbereiten und bombardiert auf den letzten Metern die berittenen Helden aus der Luft, mal wieder eine brillante taktische Meisterleistung, wie wir sie aus der Literatur von ihm kennen – nicht. Spätestens jetzt im Staffelfinale wird so auch deutlich, dass Filoni es in drei Folgen nicht geschafft hat, Thrawns Genie vernünftig zu transportieren. Für sehr viele Gelegenheitzuschauer*innen dürfte die Serie den ersten Kontakt überhaupt mit dem Großadmiral darstellen, deswegen ist es nur noch mehr schade, dass es dann nicht gelingt, sein Können auf dem Schlachtfeld sinnvoll zu präsentieren. Das ist selbst in Star Wars Rebels trotz der jüngeren Kernzielgruppe viel besser gelungen.

Mit der Ankunft der Jedi in der Nachtschwester-Festung gibt es auch den ersten von mehreren seltsamen Schnittabfolgen in der Episode. Erst kommen sie mit ihren Heulern gerade rechtzeitig in die Festung rein, dann sehen wir ein paar Sekunden Thrawn Befehle geben, gefolgt von direktem Gefecht mit gezückten Lichtschwertern gegen seine Nachttruppen. Diese Abfolge sollte in einem Staffelfinale eines derartigen Franchises, wie Star Wars es ist, nicht passieren dürfen, da sowas schnell das Pacing einer ganzen Folge ruinieren kann. Die Kampfchoreo selbst lässt auch zu wünschen übrig und lässt die Finesse der Lichtschwertduelle aus anderen Folgen vermissen. Erstaunlich, wie sehr eine einzelne Serie manchmal solche Schwankungen in der Produktionsqualität aufweisen kann. Die Nachttruppen werden jedenfalls allesamt überwältigt, nur um dann von den Großen Müttern mit Magie in weiterkämpfende Zombies verwandelt werden. Diesen Trick kennen wir seit Grievous‘ Invasion von Dathomir in The Clone Wars und Fans von Der Todesskreuzer dürften hier sicher auf ihre Kosten kommen.

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Doch auch sie sind nur eine kurze Bedrohung für die erfahrenen Kämpfer*innen der Rebellion, woraufhin Thrawn Morgan Elsbeth damit beauftragt, sie aufzuhalten. Ihr Bündnis mit dem Imperialen scheint jedenfalls nur zweckmäßig zu sein und ihre wahre Loyalität nur ihrem Volk auf Dathomir zu gelten. Sie stellt sich Ahsoka in den Weg, während Sabine und Ezra auf die oberste Plattform gelangen und auf die mit der Eye of Sion gekoppelte Schimäre gelangen wollen. Dort warten untote Todestruppler auf sie, die ihrem Namen jetzt endgültig alle Ehre machen. Sabine bekommt am Ende dieses Kampfes ihren großen Macht-Moment und kann doch plötzlich ihr Lichtschwert zu sich ziehen in einer Szene, die wie so vieles in der Serie und auch schon in vergangenen Rezensionen immer wieder von mir erwähnt antiklimaktisch inszeniert ist. So dümpeln viele Momente, die wichtig sind und episches Potenzial gehabt hätten, einfach vor sich hin, während wieder andere genau auf den Punkt erzählt werden. Also ein durch und durch ambivalentes Finale zu einer ebenso ambivalenten Staffel, die mir insgesamt viel Spaß und Freude bereitet, aber oft auch ihr Potenzial meterweit hinter sich liegen lässt. Auf Morgan Elsbeths schnellen Tod im Duell mit Ahsoka trifft dies genauso zu und erinnert unangenehm an Cad Banes schwaches Ende in Das Buch von Boba Fett.

Immerhin schließt sich der Kreis insofern, dass Ezra wieder an Bord der Schimäre landet und mit dem selben Schiff, dass er nach Peridea gebracht hat, nun wieder abfliegen darf, während jene, die ihn gesucht haben, zurückbleiben müssen. Huyang hat das Shuttle zwar gerade noch rechtzeitig aktiviert, um Ahsoka und Sabine von der einstürzenden Festung zu retten, doch für mehr reicht es nicht, als der Schimäre hinterher zu fliegen und über Funk eine letzte epische Ansprache von Thrawn an Ahsoka zu hören, bevor sie in den extragalaktischen Hyperraum und damit zurück in die bekannte Galaxis springt. So hat der Großadmiral das Finale gewonnen, ohne irgendwie wirklich etwas dafür getan zu haben. Vielleicht gibt es ja in Zukunft noch die Gelegenheit, dass seine Live-Action-Version strategisch glänzen darf. So beginnt eine letzte Collage an kurzen Szenen, die uns zeigen, wo welche Figur der Serie jetzt steht und wie es in Zukunft für sie weitergehen wird. Ahsoka und Sabine arrangieren sich auf Peridea. Shin schwingt sich zur Anführerin der lokalen Piraten auf. Thrawn und die Großen Mütter erreichen mit ihrer immer noch nicht ganz klaren Fracht Dathomir, Ezra konnte dank altem Stimmverstell- und Verkleidungstrick mit dem republikanischen Shuttle von Bord der Schimäre fliehen und zu Hera gelangen (womit die Eröffnungsszene der ersten Folge mit positivem Ausgang gespiegelt wird) und Baylan erblickt in der Ferne sein Ziel. Vermutlich die Herkunft der großen Macht auf Peridea, die nach ihm ruft. Dabei steht er auf Statuen der drei Götter von Mortis. Ray Stevensons letzter Shot ist nicht weniger als ein Teaser der Fortführung einer der essenziellsten Kerne von George Lucas‘ Star Wars-Verständnis und -Vermächtnis. Ich hoffe so sehr, dass hier eine zufriedenstellende Lösung in Anbetracht der tragischen Umstände gefunden wird, denn wir könnten es hier mit dem Beginn einer der größten Star Wars-Geschichte aller Zeiten zu tun haben. Doch Stevensons Vermächtnis als Darsteller des interessantesten Charakters der Serie bleibt bestehen und das kann keine Umbesetzung oder CGI-Lösung mehr nehmen.

We are Family

In der letzten Szene vor dem musikalisch veränderten Abspann wird es Nacht auf Peridea und man sieht das erste Mal seit 40 Jahren Anakin Skywalker als Machtgeist, der über die kurz vor knapp vom Vogel Morai besuchte Ahsoka wacht. Damit endet eine wie bereits erwähnt äußerst unterhaltsame, aber sehr ambivalente Staffel. Insgesamt bleibt sie stark unter dem Niveau von Dave Filonis Sternstunden wie den starken The Clone Wars-Mehrteilern, den Rebels-Staffelfinalen und natürlich seinem Magnus Opum, Die Belagerung von Mandalore. Die Staffel zehrt sehr von Nostalgie und der in Rebels aufgebauten jahrelangen Verbindung mit den Charakteren und war interessanterweise dann am spannendsten, wenn neue Figuren wie Baylan und Shin im Mittelpunkt standen. Wichtigere Ereignisse werden schnell abgehakt oder sogar achselzuckend übersprungen, während Ahsokas Ausflug in die Nahtoderfahrung und Machtvision mit Anakin beinahe eine ganze Folge kostete. Thrawn bleibt trotz tollem Schauspiel von Mikkelsen blass und weit unter seinen charakterlichen Möglichkeiten, die Effekte waren mal absolut großartig und mal vollkommen bescheiden und es lässt mich der Gedanke einfach nicht los, dass mir eine animierte Fortsetzung unter den offensichtlichen Budget-Grenzen, die eine Real-Serienproduktion nun mal mit sich bringt und der Tatsache, dass alle weitergeführten Handlungsbögen in animierter Form überhaupt eröffnet worden sind, mindestens dreimal so gut gefallen hätte. Alles in allem bin ich sehr gespannt darauf, wie Dave Filoni und Jon Favreau ihren großen Handlungsstrang jetzt fortsetzen, ich hoffe, dass wir schnell eine Lösung für Baylan kommuniziert bekommen, die ohne Änderungen der angedachten Geschichte gelingt, aber ich kann nun auch entspannter darauf warten, als mich das Rebels-Finale im März 2018 ratlos zurückließ. Ich weiß endlich, wo Thrawn und Ezra sind und wie es ihnen nach der Befreiung von Lothal erging. Wie es mit ihnen und allen anderen weitergeht, wird jetzt die Zeit zeigen.

Am kommenden Freitag werden Janina, Julian und Tobias auch im JediCast über die komplette Serie reden!

5 Kommentare

  1. Mir hat die Serie alles in allem sehr gut gefallen. Ich erkenn auch klar die schwächen gerade was die Produktion und Choreografien etc. angeht. Allerdings bin ich generell bei Star Wars mehr an der Mystik und den einzelnen Charakteren interessiert. Und die haben für mich durchweg funktioniert seien es alte Helden wie Ahsoka und Hera die mich von der ersten Folge an tatsächlich überzeugen konnte. Oder auch die Rückkehr von Thrawn und Ezra. Klar ist Thrawns taktisches Talent nicht ganz klargeworden allerdings hat es im Endeffekt sein Ziel erreicht und das ist ja schonmal ein Anfang mit dem ich gut Leben kann. Bei seiner Fracht bin ich erstmal davon ausgegangen, dass es sich um Leichen handelt die er bei Dathomir dann zu seiner neuen Armee untoter machen möchte. Für mich sahen die Kisten a Ende stark aus wie Särge und wir haben ja einen kleinen Vorgeschmack in Form einer einzelnen Legion bekommen. So könnte man auch erklären wie er wieder eine Galaxis weite Bedrohung aufstellen kann. Bestätigt ist das aber natürlich nicht. Und was den verbleib der einzelnen Figuren am ende der Folge angeht so muss ich sagen ist das Setup meiner Meinung nach sehr Gelungen. Wir haben hier in den Kommentaren ja auch schonmal darüber geredet, was denn mit den ganzen Charakteren zu Sequel-Zeiten ist und gerade Ahsoka, Shin, Baylan & Sabine hat man jetzt gut in eine andere Galaxis verfrachtet, wo sie sich vermutlich mit einer anderen großen Bedrohung rumschlagen dürfen, auf welche ich schon sehr gespannt bin ob und wie diese umgesetzt wird. Und Ezra wird sich zusammen mit der Republik jetzt um Thrawn kümmern können. Er ist der einzige der hier jetzt noch so richtig erklärt werden müsste warum er sich nicht mit Rey zusammengetan hat. Aber auch hier bieten der angekündigte Film und vermutlich noch weiterer Content in Form von Serien genug Möglichkeiten das noch weiter zu erklären. I

  2. Nachdem ich anfangs noch hoffnungsvoll und auch positiv gestimmt war von der Serie, hat dies mit Verlauf der Serie stetig abgenommen und ist nach der letzten Folge leider endgültig ins Negative umgeschlagen. Mich hat wie andere auch die Darstellung und Handlungsweise von Thrawn nicht überzeugt. Aber das wurde in den Reviews zu den vorherigen Folgen 6 und 7 genug thematisiert und es wurde in meinen Augen in Folge 8 auch nicht besser. Das ist einfach nicht der Thrawn wie ich ihn aus den Büchern und Rebels-Folgen kenne und mir zu sehen gewünscht hätte.
    Ich frage mich auch ob die vielen Cliffhanger, die die Serie hinterlassen hat, alle in einer Fortsetzung – sei es nun als Film der Mando/Boba Fett/Ahsoka vereint oder sogar in einer 2. Staffel + Film – befriedigend gelöst werden können.
    Was mir aber in Folge 8 wirklich sauer aufgestoßen ist und womit ich überhaupt nicht klar komme: Zombies in Star Wars – echt jetzt? Muss das sein? Und das auch noch als „Geheimwaffe“ für den als genial verschrienen Strategen Thrawn? Ja ich weiß, es gibt die (Legends-)Bücher mit den Zombie-Troopern und auch bei Rebels haben die Dathomir-Schwestern Untote zum Leben erweckt. Bei Rebels hat man das auch irgendwie abgenommen und auch der untote Marrok hat mich nicht weiter gestört. Ich finde es grundsätzlich nicht schlecht, wenn sich die Macher ab und an bei den Legends-Geschichten bedienen und meistens bekommen sie das auch gut hin. Aber dass jetzt in einer Star Wars Live Action Serie einer auf Walking Dead gemacht wird, überspannt bei mir den Bogen. Es passt für mich überhaupt nicht zu Star Wars, dass jetzt von den Toten erweckte Trooper auftreten. Auch wenn man die Herleitung mit den Dathomir Schwestern und ihre Zauberkräfte dafür bemüht. Endgültig an irgendwelche Zombie-Filme erinnert fühlte ich mich, als Ezra mit dem Death-Trooper (im wahrsten Sinne des Wortes „Death“) gekämpft hat und aus dem halboffenen Helm ein grunzendes Zombie-Gesicht heraus schaute! Wo soll das jetzt noch hinführen? Womöglich besteht die geheime Fracht, die Thrawn auf dem Sternzerstörer nach Dathomir transportiert, aus Särgen von Toten die dann in der Fortsetzung wiedererweckt werden und gegen die Republik kämpfen – Armee der Finsternis 2.0 lässt grüßen. Meiner Meinung nach passt das absolut nicht zu Thrawn und schon gar nicht zu Star Wars. Vielleicht bin ich diesbezüglich mit meiner Meinung zu sehr „old school“ und in der Minderheit, aber ich tue mir damit echt schwer. Ich werde jetzt die nächsten Tage nochmals alle Thrawn-Romane lesen, damit ich diese Bilder schnell vergesse und „meine Star Wars-Welt“ wieder zurecht gerückt ist 😉

    1. Du bist mit einer Meinung bestimmt nicht allein. Ich finde Zombies in SW auch nicht erstrebenswert. Bin auch dafür, dass SW sich in gewissen Grenzen bewegt, statt vollkommen beliebig zu werden.

    2. Es gab halt schon vorher Zombies in Star Wars. Die Rakghoul-Seuche und die Zombies im Roman „Death Trooper“, beides Teil von Legends und Rakghoul-Seuche war halt vor allem bei diesen „Old Republic“ bedeutsam (KoToR zB) und gab es da schon sehr lange. Selbst diese Vodoo-Magie von der Nachthexen wurde schon etabliert (TCW und Jedi:Fallen Order zB).

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