Zum Start von Ahsoka: Thrawns Vorgeschichte verkommt in Verborgener Feind zur Nebensache

Auf der Seite des Schiffes prangte ein vertrautes Bild: ein Nest kleiner stilisierter Schlangen, eingeschlossen von zwei größeren Schlangen.

Kapitel 2

Wer macht heutzutage nicht alles nach der Schule erst einmal ein Jahr „Pause“, bevor es in die Ausbildung oder das Studium geht? Ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Jahr im Ausland oder einen Bundesfreiwilligendienst? Nun, dank Timothy Zahns zweitem Band der neuen Thrawn-Prequel-Trilogie haben wir jetzt ein passendes Star Wars-, bzw. Chiss-Pendant dazu, von Andreas Kasprzak mit „Wanderjahr“ übersetzt. Ein junger Chiss und seine Verlobte befinden sich nämlich nach den Ereignissen von Drohendes Unheil – den ich vor kurzem rezensiert habe – auf einem solchen Wanderjahr und machen dabei eine für die Zukunft der Chiss-Aszendenz möglicherweise folgenschwere Bekanntschaft. Nicht ohne Grund hat Blanvalet als deutschen Untertitel schließlich Verborgener Feind gewählt. Am 27. April 2021 erschien er im Original als Thrawn Ascendancy: Greater Good und wurde bereits von Florian und Ines rezensiert. Für den brandaktuellen Start von Ahsoka auf Disney+ gibt es nun aber keine bessere Möglichkeit, die Serie literarisch zu begleiten, als mit der am 19. Juli erschienenen deutschen Übersetzung der Fortsetzung von Zahns brillantem Auftakt zur dreiteiligen Vorgeschichte des Großadmirals – oder? Auf der Verlagsseite und in der Leseprobe könnt ihr euch davon einen ersten Eindruck machen.

Wie wurde Großadmiral Thrawn zu einem der brillantesten Star Wars-Bösewichte? Der zweite Band der neuen Thrawn-Trilogie von SPIEGEL-Bestsellerautor Timothy Zahn

Thrawns jüngster Triumph war spektakulär. Seitdem wiegen sich die neun Herrscherfamilien der Chiss-Aszendenz in trügerischer Sicherheit. Denn der Feind im Hintergrund ist auf eine neue Taktik umgestiegen. Er stellt kein Ultimatum, er zieht keine Flotten zusammen. Stattdessen tarnt er seine Waffen mit einem Lächeln und Geschenken. Als Thrawn das Komplott aufdeckt, erkennt er die erschreckende Wahrheit. Anstatt in die Hauptstädte der Chiss einzumarschieren, greift der Feind das Fundament der Aszendenz an. Während das Vertrauen zwischen den Herrscherfamilien zersetzt wird, muss nicht nur Thrawn für sich entscheiden, was ihm wichtiger ist: die Sicherheit seiner Familie oder das Überleben der Aszendenz selbst.

Klappentext

100%…. nein, nur noch ca. 40% Thrawn

Verborgener Feind beginnt kurze Zeit nach dem Ende von Drohendes Unheil, dessen Ereignisse dank nun ziemlich genauer Zeitangaben sehr gut nachzuvollziehen sind. Zu Beginn tritt auch sofort der von mir so bezeichnete „Sequel-Effekt“ ein; man fühlt sich direkt wieder heimisch und findet sich mit vertrauten und lieb gewonnenen Charakteren in bereits bekannten Situationen wieder. So wird sehr gut an den Vorgänger angeknüpft, vor allem, wenn man die Romane direkt nacheinander liest. Auch die äußere Struktur bleibt erhalten, denn neben den 26 „regulären“ Kapiteln der Gegenwartshandlung gibt es auch wieder anders formatierte „Erinnerungen“-Kapitel, wenn auch von dreizehn auf nur noch sieben reduziert. Während sie im ersten Band Thrawns und Ar’alanis bisherige Vorgeschichte beleuchtet haben, dienen sie nun einem neuen Zweck; parallel zur Handlung des ersten Romans und zwischen den beiden Bänden wird uns nämlich der neue Antagonist vorgestellt, der einen sich im Verlauf der Handlung weiter entfaltenden Plan sät. Kurz vor dem finalen Akt wird ähnlich wie in den „Erinnerungen“ aus Band 1 der Kreis zum Beginn der eigentlichen Handlung unmittelbar geschlossen.

Damit bleibt es aber nicht bei den Unterschieden zu Band 1, mit denen die Fortsetzung ihren eigenen Stempel innerhalb der Trilogie hinterlassen und sich vom Vorgänger abheben will – aber interessanterweise im Gesamteindruck dabei stark nachlässt. Denn Thrawn, Thalias, Che’ri und generell die gesamte Besatzung der Springhawk werden nach der Exposition und einer neuen Zielfindung massiv in den Hintergrund gedrängt. Die Kapitel der aus Band 1 lieb gewonnenen Figuren und die Fortführung ihrer Geschichten können nicht einmal die Highlightszenen des Romans stellen, da sie zu losgelöst, trivial und beliebig wirken. Wie in meiner letzten Rezension geschrieben, war der erste Band noch zu 100% Thrawn, hier sind es derweil leider nur noch um die 40%. Symptomatisch, dass es stellenweise 80 Seiten am Stück sind, die der Titelcharakter vollkommen außen vor bleibt und nicht Teil des Geschehens ist. Bis zum Finale, als die Springhawk unvermittelt wieder am eigentlichen Treiben teilnehmen darf, wird der Drohendes Unheil-Cast lediglich beschäftigt gehalten und mit Nebensächlichkeiten abgelenkt. Diese bringen zwar immer wieder auch die Actionszenen und notwendigen Weltraumgefechte einer Geschichte mit Thrawn zustande, wohingegen die Haupthandlung sehr ruhig und mit vielen, vielen Dialogen und Gedanken der jeweiligen POV-Charaktere geführt wird. Verborgener Feind ist so definitiv kein klassisch strukturierter Thrawn-Roman mehr. Natürlich reizt es auch, aus altbewährten Formeln auszusteigen und etwas Neues zu präsentieren, sonst wird es auf Dauer langweilig. Nur hat Zahn seine Erzählformel mit dem direkten Vorgänger im Prinzip perfektioniert, während er sich nun in Band 2 in der Vielzahl der Handlungsstränge und zu wenige bzw. zu späte Berührungspunkte untereinander verliert und den Roman so stellenweise unfassbar zäh werden lässt.

Von Lore zu Längen

Thrawn Ascendancy: Greater Good (Collector's Edition) (10.08.2021)
Thrawn Ascendancy: Greater Good (Collector’s Edition) (10.08.2021)

Zäh wird er des Weiteren durch die Längen, die entstehen, weil Zahn auch die Chiss-Welt und ihre Lore in Band 2 sehr stark ausbaut. Die Aszendenz und ihre darin agierenden Familienfraktionen werden größer, ebenso wie die Intrigen und Probleme, die mit den komplexen Rivalitäten einhergehen. So vergrößern sich auch Gewichtungen und getroffene Entscheidungen. Durch die unmittelbare Nähe vor allem am neuen Antagonisten und den Interaktionen mit anderen Figuren werden darüber hinaus zwar eine starke Spannung und bedrohliche Atmosphäre erzeugt, leider reicht das aber nicht allein, um das Buch über seine volle Seitenzahl zu tragen. Viel zu lang bleibt auch vieles im Unklaren, was den Plan von Thrawns Gegenspielern angeht und ich fand das Setting, zumeist den Planeten Celwis, einfach nicht interessant genug, um einen derartigen Fokus auf diese langsame Entwicklung zu legen.

Dasselbe gilt leider auch für einen Großteil der neuen (Neben-)Charaktere. Wo Thrawn, Thalias, Che’ri und Ar’alani (die nun beinahe völlig vernachlässigt wird!) noch problemlos im Mittelpunkt der Handlung stehen können, funktionieren die neuen Nebencharaktere durchaus – als Nebencharaktere. Aber nicht als die Hauptcharaktere, zu denen Zahn sie allein schon mit ihrer „Pagetime“ hochstilisiert. Das Paradebeispiel gibt für mich das bereits erwähnte junge Chiss-Pärchen auf dem Wanderjahr her, Yoponek und Yomie. Ihre Motivation und in Dialogen geäußerte Persönlichkeiten wirken eher wie einem Young-Adult-Roman entnommen, um den noch ein halber Thrawn-Roman herumgebastelt wurde und damit so ziemlich fehl am Platze. Da die beiden vor allem, aber nicht nur, in den Erinnerungen auftauchen, reißen diese immer wieder aus der Handlung heraus, anstatt sich wie noch in Band 1 organisch einzufügen.

Blue are the people here, that walk around…

Thrawn Ascendancy: Greater Good – B&N Exclusive Edition Poster von Jeremy Wilson

Generell passiert anders als im Vorgänger in der Haupthandlung alles gleichzeitig parallel. Das kann funktionieren, aber Zahn bekommt dabei die sprichwörtliche Spannungskurve nicht. Spätestens das Ende wirkt wahnsinnig antiklimaktisch, wenn man bedenkt, das sich fast der gesamte Roman um den Aufbau eines Szenarios dreht, das schließlich derart schnell auserzählt wird. Ich frage mich wirklich, woran das liegen konnte, denn mit 560 Seiten und somit etwa 40 Seiten mehr als der Vorgänger müsste doch genug Platz sein, um die Geschichte sinnvoll aufzuteilen und ihr Pacing stimmen zu lassen. Aber Mittelteile von Trilogien haben oft mehrere Aufgaben zu erfüllen. Sie müssen einerseits Band 1 fortsetzen und das zumindest gelingt hier beim Worldbuilding um Welten (ha) besser als bei den Figuren. Viele Spezies tauchen wieder auf, ihre Beziehungen zu den Chiss werden vertieft, einige vermeintlich kleine Details aus dem ersten Band spielen plötzlich wieder eine Rolle und es wird sich auf viele einzelne Ereignisse rückbezogen.

Andererseits muss auch das Finale der Trilogie vorbereitet und die Figuren für dieses in Stellung gebracht werden. Und da bekomme ich das Gefühl, dass Zahn schon vor dem Schreiben von Band 2 wusste, wo die Reise mit Band 3 hingehen soll. Denn ja, es wird wirklich viel positioniert und manche Figur sowohl bei ihren Zielen als auch in ihren Ämtern und Titeln beinahe nebenbei angepasst. Aber ansonsten wirkt die Geschichte wie gestreckt als reines Vehikel für die Ausgangssituation für Zahns weitere Pläne in Band 3 und den Übergang zur imperialen Trilogie. Da ich Teurer Sieg aber erst noch lesen werde, handelt es sich dabei um reine Spekulation.

Fazit

Versteht mich nicht falsch, denn Thrawn – Der Aufstieg: Verborgener Feind ist definitiv kein schlechter Roman. Es ist auch kein schlechter Star Wars-Roman. Und auch kein schlechter Thrawn-Roman. Im Gegenteil, viele Stärken des ersten Bandes und von Zahn als Chiss- und Thrawn-Autor kommen hier auch wieder zur Geltung. Es ist nur so, dass dort mich Band 1 noch wirklich begeistern konnte, Band 2 nun abbaut und zu viel Fokus auf zu viele Nebensächlichkeiten legt. Es ist am Ende natürlich auch Geschmacksache, ob einfache Leute wie der Farmer Lakphro und eher niedrig in den Familienhierarchien stehende Chiss wie Ratsherr Lakuviv über diese Dauer und gewaltige Seitenzahl zu unterhalten wissen. Wenn euch das Leben einfacher Leute aus der Aszendenz und die Perspektive der „kleinen Leute“ auf „große Ereignisse“ oder mehr Fokus auf diverse Familienrivalitäten der Chiss statt auf Thrawn und seine Missionen interessieren, könnte es sogar sein, dass ihr mit dem Roman noch mehr Spaß haben werdet als mit Drohendes Unheil. Mir hingegen wollte er zu viel mit einer als Mittel dafür zu wenig hergebenden Handlung präsentieren.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Gewinnspiel [BEENDET]

Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet verlosen wir 5x Thrawn: Der Aufstieg – Verborgener Feind!

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Wie heißt das Schiff, welches Thrawn in den aktuellen Büchern befehligt?

Das Gewinnspiel ist beendet!

  • Die Preise werden unter allen Einsendungen verlost.
  • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
  • Einsendeschluss ist Sonntag, der 3. September 2023, um 23:59
  • Die Preise werden nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland versendet!
  • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand der Preise wieder gelöscht.
  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung der Gewinne ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 11.09.2023 14:51: Die Auslosung

Thrawn befehligt die Springhawk! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurden folgende:r Gewinner:in aus dem Lostopf gezogen:

  • Antje M. aus Verden
  • Sabrina S. aus Brüggen
  • Steven S. aus Halle (Saale)
  • Frederick H. aus Hürth
  • Hanni T. aus Aschaffenburg

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß beim Lesen!
Und vielen Dank an Blanvalet für die Bereitstellung der Preise!

2 Kommentare

  1. Das Buch ist gerade angekommen, danke, ich freue mich schon.
    Ich habe gestern abend erst den ersten Ascendancy-Band zuendegelesen und der hat mir schon super gefallen.
    Dann werde ich heute direkt mit dem Lesen anfangen.
    Kann es kaum erwarten zu erfahren wie es mit Thalias, Che’ri, Ar’alani und natürlich auch Thrawn weitergeht und wer die mysteriöse Person am Ende ist.

    1. Nun habe ich den Roman nach gerademal 2,5 Tagen durchgelesen und ich fand ihn wirklich gut.
      Anders als beim ersten Ascendancy-Band fühlt man sich deutlich schneller ins Buch ein und anders als in der Imperialen Trilogie fühlt dieser Roman sich wirklich wie der zweite Teil einer Trilogie an.
      Auch wenn ich das Gefühl hatte dass die „Erinnerungen“ diesmal besser funktioniert haben so haben sie sich etwas in die Länge gezogen. Ständig würde über nervige Vogelmigrationen geredet, gesehen hat man davon aber gar nichts, das fand ich schade, nach so viel Gerede darum hätte ich sie echt gerne gesehen.
      Haplif und die Agbui haben mir ganz gut gefallen, Jixtus hingegen war irgendwie seltsam, da hatte ich mir mehr erwartet.
      Leider haben in diesem Buch Thrawn, Ba’kif Ar’alani,Thalias und Che’ri deutlich weniger Zeit im Rampenlicht als zuvor, dabei hätte ich gerne mehr zu diesen erhofft.
      Lakinda war für mich leider kein wirklich interessanter Charakter, die meiste Zeit wirkte sie mehr wie ein anstrengendes Kind als eine Senior-Captain. Laknym hingegen hat nun wirklich eine Beförderung verdient und die Szenen mit ihm, Thalias und Che’ri gehören zu den schönsten im Buch.
      Zu der Farm muss ich sagen dass die Figuren nett waren aber man mehr hätte aus der Situation herausholen können.
      Leider hatte ich das Gefühl das einige Plotelemente gestellt wirkten, z.B. die Brosche.
      Trotz allem war der Plot spannend und fesselnd, auch wenn ich das Gefühl hatte dass die Magys, ihr Volk, Zistalmu und Thurfian teilweise vergessen wurden, ebenso bleiben viele Fragen offen, welche der nächste Roman hoffentlich beantwortet, nun bin ich gespannt auf die Fortsetzung.
      Alles in allem hat mir der Roman gut gefallen, das Chaos als Location finde ich weiterhin spannend und die meisten Figuren sind ebenfalls gut gelungen, so wurde zum Beispiel Samakro weiter ausgebaut und ich freue mich darauf ihn wiederzusehen.
      Auch wenn der Roman nicht so stark ist wie sein Vorgänger hat das Lesen wirklich Spaß gemacht und ich würde ihn auch definitiv weiterempfehlen.

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