Mit Band zwei von Am Rande des Gleichgewichts kehren wir zurück nach Banchii und treffen erneut auf Jedi-Ritterin Lily Tora-Asi, ihren Padawan Keerin Fionn und die Jünglinge Nima und Viv’Nia. Während beim ersten Band noch Justina Ireland an der Seite von Shima Shinya die Feder gezückt hatte, darf nun Daniel José Older seine Erfahrungen in den Manga miteinfließen lassen – und das spürt man ein ums andere Mal.
Wie Justina Ireland haben sich auch die Drengir von Banchii verabschiedet und überlassen es den Jedi und den Siedlern, den Wiederaufbau des angerichteten Chaos zu stemmen. Da Meister Arkoff anderen Aufgaben nachgeht, obliegt es also Lily Tora-Asi, für Harmonie und Einklang unter den Bewohnern zu sorgen sowie Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten. Keine leichte Aufgabe angesichts des Umstands, dass die Nihil in der Galaxis Schrecken und Zerstörung verbreiten und man sich auf Banchii auf eine mögliche Konfrontation vorbereiten muss.
Die grobe Rahmenhandlung der zweiten Geschichte der Reihe ist ähnlich solide und vorhersehbar gestrickt, wie Band eins von Am Rande des Gleichgewichts. Im Einklang mit den Hauptgeschichten verlassen die Drengir die Bühne und machen Platz für die Nihil, die das Zepter der Zerstörung in die Hand nehmen. Man würde Band zwei allerdings Unrecht tun, wenn man behaupten würde, dass er keinerlei Überraschungen parat hätte. Wurde der Konflikt in Lily Tora-Asis Charakterentwicklung in Ausgabe eins erst noch angedeutet, tritt er nun deutlich zu Tage und hat auch Auswirkungen nicht unbedeutender Art, die die Jedi-Ritterin eindrücklich prägen dürften.
Auch in Sachen Tonalität hat der Manga mehr Varianz aufzuweisen. Neben düsteren Noten werden auch helle, heitere Töne angeschlagen. Letztere schiebe ich jetzt einfach mal ganz frech Daniel José Older in die Schuhe – er kann sich ja nicht wehren. Damit traf er bei mir zugegeben genau ins Schwarze und sorgte dafür, dass ich mich an andere Mangas japanischen Ursprungs erinnert fühlte. Aber vielleicht konnte sich ja auch Shima Shinya einfach etwas besser durchsetzen.
Großes Kino spielt sich auch wieder für die visuell geprägten Leser ab. Wie schon im Vorgänger schwingt Mizuki Sakakibara – jetzt allerdings in Alleinregie – den Zeichenstift und ließ meine Augen glänzen. Da steht der zweite dem ersten Teil in nichts nach und sorgte dafür, dass ich ein ums andere Mal die Zeichnungen nach kleinen Details absuchte. Viel besser geht es für mich da in Sachen Manga nicht.
Und wie verhält sich Part zwei im Zusammenspiel mit dem Rest der The High Republic? Zeitlich ordnet sich die Story zum Ende der ersten Phase ein. Die Perspektive des kleinen Außenpostens am Äußeren Rand, die bereits den ersten Band charmant gemacht hat, setzt sich hier fort. Wie wirkt sich die drohende Präsenz der Nihil auf die Galaxis aus? Die Bewohner auf Banchii geben uns die Antwort hierauf. Und auch auf andere, bereits bekannte Charaktere treffen wir im Verlauf der Story. Auch hier mache ich Daniel José Older verantwortlich, denn ein gewisses Muster in den Cameos und Interaktionen lässt sich einfach nicht von der Hand weisen.
Alles in allem verbessert sich der zweite Teil im Vergleich mit dem ersten in meinen Augen noch ein wenig. Für volle fünf von fünf Holocrons fehlt der Rahmenhandlung aber ein “Wow”-Effekt. Zum nächsten Band, welcher eine Vorgeschichte in Phase II der Hohen Republik erzählt, werde ich aber in jedem Fall freudig zurückkehren.
Mir haben die ersten beiden Bände unglaublich Spaß gemacht. Ich empfehle sie jedem High Republic-Fan auch wenn er vorher nie einen Manga gelesen hat. Einfach eine kleine Geschichte mit viel Charakter die auch spannende Momente erzählen kann. Danke für die Rezension. Freue mich bald endlich den dritten Band lesen zu können.