Rezension: Star Wars: Ahsoka Teil I und II

Am Mittwochmorgen um drei Uhr startet bei Disney+ die neue Streaming-Eventserie Star Wars: Ahsoka, die gleich mit zwei ihrer acht Folgen aufwartet. Bei einem Presse- und Fan-Event in Köln durften Patricia und Florian sich dank Disney bereits die Folgen „Master and Apprentice“ (Regie: Dave Filoni) und „Toil and Trouble“ (Regie: Steph Green) in ihrer deutschen Fassung anschauen und präsentieren euch heute weitgehend spoilerfrei ihre Eindrücke, d.h. es werden keine Wendungen der Handlung verraten.

Rezension von Patricia und Florian

Handlung

Die zentrale Frage von Star Wars: Ahsoka ist – wenig überraschend – die nach dem Verbleiben von Großadmiral Thrawn, was zugleich für unsere Protagonistinnen Ahsoka und Sabine auch die nach Ezra Bridgers Schicksal bedeutet. Mithilfe eines Artefakts der Nachtschwestern als MacGuffin, welches eine Karte zu einem bestimmten Ort enthält, an dem man die beiden vermutet, nimmt die Handlung in der ersten Folge schnell Fahrt auf. Konzentriert sich „Master and Apprentice“ noch stark auf die Jagd nach jenem MacGuffin und die Einführung der Helden und Schurken, widmet sich die zweite Folge dann dem Thema der Restimperialen in der Bürokratie der Neuen Republik und vertieft das Mysterium um Thrawns Aufenthaltsort.

Insgesamt handelt es sich bisher um eine leicht gestrickte MacGuffin-Suche, die trotz starker Verknüpfungen zu Star Wars Rebels – und auch Gastauftritten diverser Nebenfiguren aus jener Serie – auf eigenen Beinen zu stehen vermag und ohne eine Rekapitulierung der Animationsserien auskommt. Die wichtigsten Hintergrundinformationen zu Figuren wie Ahsoka oder Sabine werden kurz im Dialog angerissen, doch ansonsten lässt Serienautor Dave Filoni den Figuren und der Handlung Zeit, sich selbst zu entwickeln. Während Star Wars Rebels-Fans hier besonders bedient werden, haben wir uns von Nichtkennern der Animationsserien beim Screening sagen lassen, dass auch sie problemlos der Handlung folgen konnten und die Lücken nicht als störend empfanden.

Eine MacGuffin-Suche nimmt ihren Anfang

Der Plot an sich ist mit mehreren Handlungsorten in der Galaxis sehr episch aufgebaut, lebt aber vor allem von den Charakteren Ahsoka und Sabine sowie deren dunklen Gegenspielern Baylan und Shin. Gerade in den Figurenbeziehungen liegt ein Großteil des Charmes dieser Serie. Das MacGuffin und das Rätsel um Thrawns Aufenthaltsort konnten uns hingegen noch nicht vollstens überzeugen und wir hoffen auf eine möglichst logische Auflösung in kommenden Folgen.

Schauspiel und Charaktere

Trotz aller Epik ist das Kernstück von Star Wars: Ahsoka die gescheiterte Meister-Schülerin-Beziehung und die somit schwierige Freundschaft zwischen Ahsoka Tano und Sabine Wren. Diese Dynamik ist real und nachvollziehbar geschrieben wie geschauspielert, weswegen man als Zuschauer die komplizierte Beziehung zwischen den beiden Frauen schnell erfasst, obwohl nicht alle Hintergründe davon unmittelbar ersichtlich sind, denn Dave Filoni lässt hier auch die Rebels-Fans noch über manche Ereignisse der Zwischenzeit im Dunkeln. Egal ob man Rebels kennt oder nicht – an dieser Stelle sitzen alle Zuschauer im selben Boot.

Ahsoka Tano (Rosario Dawson) und Sabine Wren (Natasha Liu Bordizzo) müssen ihre Differenzen überwinden.

Filoni stellt Ahsoka (erneut verkörpert durch Rosario Dawson) erstmals auch als eine Figur mit Charakterfehlern und Schwächen dar, gerade in ihrem Umgang mit Sabine, was der Glaubwürdigkeit der Serie Vorschub leistet. Als Titelheldin tritt sie nach wie vor oft überlegen und mit Wissensvorschub gegenüber den anderen Figuren auf, fügt sich aber – wohl dem Fokus geschuldet – besser ins Gesamtbild ein als noch in The Mandalorian und Das Buch von Boba Fett. Will heißen, auch wenn irgendwie jede Figur in Ahsoka stark am sogenannten „Main Character Syndrome“ leidet (wir verweisen hier vor allem auf Baylans und Shins epische „Catwalks“ zu ihren Zielen), kann man es der eigentlichen Hauptfigur der Serie doch irgendwie verzeihen.

Hera Syndulla als „Mutter der Ghost-Crew“ dient anfangs noch als Questgeberin, darf aber auch emotionalere Gespräche mit einzelnen Figuren führen und sowohl gegenüber Ahsoka als auch Sabine als weise Freundin oder Mentorin auftreten. An die Neubesetzung von Hera durch Mary Elizabeth Winstead musste man sich eingangs noch gewöhnen, gerade was das Make-up angeht, doch dies fiel aufgrund der guten schauspielerischen Leistung von Winstead nicht schwer, da sie die Figur mit einer gewissen Selbstverständlichkeit verkörpert, was sie unmittelbar glaubwürdig macht – auch als Alien in einer Live-Action-Produktion.

Hera Syndulla (Mary Elizabeth Winstead) hat eine tragende Rolle als Mentorin und Freundin

Für uns beide war allerdings unbestritten Natasha Liu Bordizzo der wahre Star der Show. Die Rolle der Sabine Wren übernimmt sie wahrlich mühelos von Tiya Sircar und darf dank der soliden Drehbücher die volle emotionale Bandbreite der Figur zur Schau stellen: vom depressiven Punker-Girl in einer „Quarterlife Crisis“ über eine wehmütige Freundin bis hin zur schlagfertigen Kriegerin. Auch ihre Künstlerpersönlichkeit bleibt konsistent mit ihrer Darstellung in Star Wars Rebels und wird sogar in die Handlung eingearbeitet. Natasha Liu Bordizzo gelingt es, die Figur und ihre kriselnde Dynamik mit Ahsoka nachvollziehbar, sympathisch und authentisch darzustellen, und wir freuen uns auf weitere Folgen mit ihr.

Sabine Wren (Natasha Liu Bordizzo) ist für uns der wahre Star der Show.

Dem Gegenüber stehen die Figuren der dunklen Seite, verkörpert durch Baylan Skoll (eindrucksvoll gespielt vom kürzlich leider verstorbenen Ray Stevenson) und Shin Hati (Ivanna Sakhno), deren wahre Natur sich noch zeigen muss, die aber ebenfalls ein Meister-Schülerin-Duo bilden. Spannend ist vor allem, dass gerade Baylan nicht durchweg moralisch verwerflich handelt, sondern auch an unerwarteten Stellen ein Gewissen beweist. Sie beide dienen Morgan Elsbeth (Diana Lee Inosanto), die ihre Rolle als Magistratin und Thrawns Verbündete aus The Mandalorian vertieft und nun eine Vorgeschichte als Nachtschwester bekommt. Eher blass hingegen bleibt der Ex-Inquisitor Marrok, der allenfalls als visuelle Kreuzung aus Black Panther und einem Power Ranger in Erinnerung bleibt.

Shin Hati (Ivanna Sakhno), Morgan Elsbeth (Diana Lee Inosanto) und Baylan Skoll (Ray Stevenson) spielen drei interessante Figuren, die unseren Heldinnen das Leben schwer machen.

Ein „Honorable Mention“ ergeht auch an David Tennant für die Rolle des Droiden Huyang aus The Clone Wars, der Ahsokas vorlauten, aber durchaus nützlichen und weisen Sidekick spielt und uns damit häufiger auch zum Lachen bringen konnte. In der deutschen Synchro kam hier offenbar Gerrit Hamann zum Zug, der Tennant auch bereits in anderen Produktionen, wie unlängst Good Omens, synchronisierte.

Visuelles

Positiv überraschen konnte Ahsoka auch mit bildgewaltigen Szenerien und cinematographischen Kompositionen. Während bisherige Live-Action-Serien des „Mandoverse“ in dieser Hinsicht teilweise recht blass daherkamen, stecken in Ahsoka nicht nur epische Bilder, denen durch genügend Fokus – der stellenweise vielleicht sogar etwas zu sehr nach Epik schreit – auch Raum zum Bestaunen gegeben wird. Auch detailreiche Umgebungen und belebte Sets existieren zu Genüge, sodass man als Zuschauer leicht in die Handlung hineingezogen wird. Besonders auf der Kinoleinwand konnte die Serie hiermit punkten und das Gefühl erwecken, als säße man wieder für einen Star Wars-Film im Saal. Einen Film zur Kulmination des Mandoverse aus der Hand von Filoni können wir uns nun definitiv besser vorstellen als zuvor.

Ein Beispiel für eine dynamische Kampfszene in Folge 2 – Ahsoka (Rosario Dawson) in Action!

An Umgebungen sollte besonders Lothal hervorgehoben werden, denn dieser Planet sah wohl noch nie so gut aus. Lothal wirkt hier deutlich lebendiger als noch in Rebels, egal ob in der Stadt oder auf den Grasebenen, und erweckt den Eindruck eines vielschichtigen Ortes, an dem gelebt wird. Gleichzeitig hat die Live-Action-Version einen hohen Wiedererkennungswert für Fans der Animationsserie. Wichtige Handlungsorte der ersten Staffeln von Rebels wurden detailgetreu nachgebaut, darunter zum Beispiel „Ezras“ Funkturm. Und auch die Autobahn in Nichts bleibt gewohnt unbefahren – es sei denn, unsere Helden sind unterwegs und fahren Richtung leeres Feld.

Doch auch an Handlungsorten, die über Lothal hinausgehen, wurde auf Details geachtet. Während beispielsweise auf den Scheiben von Raumschiffen Wettereffekte zu sehen sind und der Flug in die Atmosphäre realer als je zuvor aussieht, sind auch in den Sets am Boden ungewohnt viele Statisten und Hintergrunddarsteller unterwegs, die nicht deplatziert wirken und die detailreichen Hintergründe zusätzlich aufwerten. Für diese wurde bisweilen augenscheinlich auch auf die revolutionäre StageCraft-Technik verzichtet (oder sie wurde sehr subtil eingesetzt), was der Glaubwürdigkeit der Umgebungen deutlich zuträglich war. Absolut umwerfend war auch das CGI in Schlacht- und Weltraumszenen – wie das ins Budget einer Serie passt ist uns schleierhaft, aber wir wollen uns nicht beklagen. Speziell ein bekannter Planet in Folge 2 und die dortigen Ereignisse profitieren von diesen hochwertigen Effekten.

Morgan Elsbeth (Diana Lee Inosanto), Shin Hati (Ivanna Sakhno) und Baylan Skoll (Ray Stevenson) an einem Ort, der visuell zwischen atemberaubendem Märchenland und seltsamer Videospieloptik mäandert.

Dennoch gibt es hier ein kleines Manko: Manche Umgebungen wirken leider sehr „videospielartig“ und das ist in diesem Falle leider nicht immer ein Kompliment. Gerade ein alter, dunkler Tempel in Folge 2 sei hier erwähnt – auch wenn er immer noch um Längen besser aussieht als der Tempel auf Tython in The Mandalorian. Dieser Ort wirkt zu konstruiert und dadurch nicht hundertprozentig authentisch. Fehlende Authentizität fiel uns auch an einigen Requisiten wie zum Beispiel den Steuerungskonsolen auf. Viele dieser Konstruktionen sowie auch die Kostüme sehen zu sauber und unbenutzt aus. Dies ist beim Militär der noch recht jungen Neuen Republik zu verzeihen, andernorts – gerade auf Lothal – erweckt dies aber eher den Eindruck von groben Spielzeugen und neuem Cosplay. Auch Heras Lekku wirken in ihrer Physik doch sehr schaumstoffartig und weniger wie organische Kopffortsätze. Hier wurde leider der schon bei Ahsokas Auftritten in anderen Serien häufig kritisierte Fehler fortgesetzt und nicht ausgebessert. Etwas schade ist auch, dass die Lichtschwerter in der Nachbearbeitung keine Lichtschweife mehr erhalten, wodurch sie ebenfalls wie Kostüm-Props aus der echten Welt aussehen und nicht wie die schwingenden Fantasy-Waffen, die sie eigentlich sind. Bei einer Serie mit einem sonst so hochwertigen Look ist es schade, dass gerade Lichtschwerter nur wie beleuchtete Stäbe aussehen und an Epik verlieren. Choreographiert sind die Duelle jedoch trotzdem glaubwürdig.

Soundtrack

Zuletzt sei noch der Soundtrack der ersten beiden Folgen hervorgehoben. Mit Kevin Kiner ist hier ein absoluter Star Wars-Kenner am Werk, und dies merkt man auch. Kiner deckt allein in den ersten zwei Folgen schon eine unglaubliche Bandbreite an Musik ab. Neben diegetischer Punk-Musik, die man so aus dem Franchise gar nicht gewohnt ist, die sich aber trotzdem passend anfühlt, ist auch die üblich epische musikalische Untermalung mit dabei. Diese unterstreicht die Handlung treffend und stellt bedeutende Momente auf ein passendes Podest, ohne aufdringlich zu sein oder dem Zuschauenden eine Epik verkaufen zu wollen, die die Geschichte nicht hergibt. Gleichzeitig ist der Soundtrack wahrnehmbar genug, dass er uns beiden während des Schauens direkt positiv aufgefallen ist. Auf Patricias Playlist wird er definitiv wandern, sobald er auf den gängigen Plattformen verfügbar ist.

Huyang (David Tennant) sorgt gleichermaßen für Lacher wie für Erleuchtung

Fazit

Im Allgemeinen haben die beiden Episoden einen sehr soliden Eindruck hinterlassen. Patricia wurde durch den Auftakt zwar nicht völlig vom Hocker gehauen, möchte jedoch gerne mehr sehen, während Florian vorsichtig begeistert ist und definitiv auch Lust auf mehr hat. Star Wars: Ahsoka hebt die Mandoverse-Serien wieder aus dem wirren Tief, das sie durch Das Buch von Boba Fett und die sehr durchwachsene dritte Staffel der Mutterserie The Mandalorian erlebt haben, und lädt die Zuschauer auf eine epische, stringente Reise mit sympathisch dargestellten Figuren ein. Mit der Suche nach Ezra und der Bedrohung durch Thrawn verwebt die Serie persönliche Motivationen mit galaktischen Ereignissen, was in der Summe nicht nur für Star Wars Rebels-Fans eine elektrisierende Star Wars-Erfahrung ergibt. Wir bleiben gespannt, ob die kommenden Folgen das Niveau halten und einzelne Vorbehalte noch ausräumen können.

Nur noch wenige Stunden und ihr könnt auch in den Genuss beider Folgen kommen. Insofern: Wie steht ihr zum Auftakt von Star Wars: Ahsoka? Schreibt es uns gerne in die Kommentare und wir freuen uns auf eure Eindrücke.

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4 Kommentare

  1. Ich bin einfach nur begeistert.
    Als größter Rebels-Fan bin ich komplett zufrieden. Alleine der Score, an jeder Ecke entdeckt man Anspielungen und Anklänge von Rebels Themes – und die Credits erst!!!

    Und da wir im Trailer Thrawn auf der Siren Eye sehen, kann er ja nicht mehr weit sein…

  2. Ein sehr guter Start für die Serie, für mich als großer SW Rebels Fan, war es vor allem sehr schön das diese Geschichte nun endlich mal fortgesetzt wird!

    Es ist echt schön wie die Geschichte forgesetzt wird und wenn die Qualität gehalten wird, ist diese Serie ein sehr guter Nachfolger!

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