Marvel-Mittwoch: Yoda #8, Star Wars #35 und Empire #1

An diesem Marvel-Mittwoch stehen wieder drei Hefte zur Veröffentlichung an, die eines gemeinsam haben, das Leben erteilt ihnen eine Lektion, die sie Lernen müssen. Bei Yoda #8: Size Matters Not, Part 2 müssen Anakin und Yoda einsehen, dass sich das Leben nicht an Annahmen hält; in Return of the Jedi: Empire #1 erfährt ein junger Techniker wie schwer es ist, sich in die Welt des Imperiums einzupassen und in Star Wars #35: In the Clutches of Dr. Cuata ist es Luke, der einiges über das Wesen der Kyber-Kristalle lernen muss.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Eine besondere Lesereihenfolge ist nicht zu beachten. Der neue Doctor Aphra-Handlungsbogen scheint aber vor dem aktuellen Heft Star Wars #35 zu spielen. Dass Luke dieses Abenteuer überlebt, dürfte aber niemanden ernstlich spoilern.

Yoda #8  – rezensiert von Ines

Yoda #8 (07.06.2023)
Yoda #8 (07.06.2023)

Heute erscheint der zweite und damit mittlere Teil des Handlungsbogens „Size Matters not“, welcher uns eine Klonkriegsgeschichte mit Yoda und Anakin Skywalker erzählt. Wie schon im Heft zuvor haben auch hier wieder Autor Marc Guggenheim, Zeichner Alessandro Miracolo und Koloristin Annalisa Leoni zusammengearbeitet.

Der Inhalt

Nach Rücksprache mit dem Jedi-Rat machen sich Anakin und Yoda auf nach Golatha, wo die Separatisten die Megadroiden bauen sollen. Zusammen mit Captain Cesar und einer Kompanie Klone wollen die Jedi die Fertigungsanlage zerstören. Vor Ort angekommen, stellen sie allerdings fest, dass die Anlage unter der Erde und kein Zugang sichtbar ist, und geraten in einem Tal in einen Hinterhalt, bei dem sämtliche Klone sterben. Yoda und Anakin finden schließlich den Eingang zur Megadroiden-Fabrik und bringen diese mit Thermaldetonatoren zum Einsturz. Allerdings hat mindestens ein Megadroide überlebt und marschiert bedrohlich auf die beiden Jedi zu…

Die Umsetzung

Im zweiten Heft dieses Handlungsbogen setzt sich eigentlich alles genau so fort, wie ich es schon im ersten Heft beschrieben hatte. Erneut betont Marc Guggenheim bei jeder Möglichkeit das Motto und den Titel der Geschichte „Size Matters not“: Anakin vertraut stark auf die zahlenmäßige Übermacht der Klontruppen, während Yoda dem entgegenhält, dass es nicht auf die Größe einer Armee ankomme, sondern auf deren Taktik. Ob diese Aussage sich als wahr herausstellt, wird sich noch zeigen, nun da Yoda und Anakin ihre Soldaten verloren haben und nur noch zu zweit sind.

Gut gefällt mir auch der Humor in diesem Heft, der hauptsächlich daraus besteht, dass Anakin und Yoda miteinander frotzeln. Anakin äfft immer wieder Yoda nach und dieser wirft ihm vor, ihn nicht sehr gut zu imitieren. Gegen Ende schlägt Yoda dann zurück und imitiert Anakin – und das augenscheinlich sehr gut, denn Anakin zeigt sich beeindruckt. Diese Art von Humor funktioniert erstaunlich gut, obwohl wir ja im Medium Comic nicht hören können, in welchem Tonfall und mit welchem Duktus die Figuren sprechen. Allerdings kenne ich die beiden ikonischen Figuren ja so gut und ihre Aussagen im Comic sind so passend zu ihnen, dass ich deren Stimmen direkt in meinem Kopf hören konnte, und vermute, dass das auch bei anderen Leser*innen so funktionieren wird.

Lediglich an einer Stelle fand ich den Humor unangebracht, nämlich direkt nach dem Tod der gesamten Klon-Kompanie. Anakin und Yoda stehen buchstäblich vor einem Berg Leichen und machen Witzchen über Yodas Weisheiten und Anakins Fähigkeiten, den Meister zu imitieren. Das wirkte auf mich zu zynisch und ist mir sauer aufgestoßen – vor allem, da keiner der beiden Jedi auch nur mit einer Silbe den Tod der vielen Klone betrauert oder hinterfragt, ob sie selbst als Generäle vielleicht eine Mitschuld daran tragen, dass so viele Soldaten im Hinterhalt gestorben sind. Yoda und Anakin scheinen lediglich zu bedauern, dass ihre militärische Stärke nun drastisch reduziert ist, nicht aber den Tod der Menschen. Wie gefühlskalt kann man sein?

Das Thema Megadroiden holt mich leider immer noch nicht ab. Ich sehe nach wie vor nicht, wo für zwei kampferfahrene Jedi das Problem dabei sein soll, gegen einen einzelnen Droiden zu kämpfen, der viermal so groß ist wie normale Droiden. Größe bedeutet in dem Fall doch wirklich nichts, wenn man der Kampfmaschine beispielsweise mit der Macht ein paar Kabel rausreißen und sie so lahmlegen kann. Insofern bereitet mir der Cliffhanger, ob Anakin und Yoda wohl gegen den Megadroiden bestehen können, keine schlaflosen Nächte. Ich würde mir lieber etwas weniger Action und mehr innere Handlung wünschen, zum Beispiel ein Nachdenken über die oben angesprochene Frage nach der Schuld am Tod der Soldaten.

Ebenso geht es mir weiterhin mit den Zeichnungen von Alessandro Miracolo. Wie schon letztes Mal erwähnt, sieht sich Anakin oft gar nicht ähnlich und es wird sich recht wenig Mühe mit den Gesichtern gemacht. Allerdings gefallen mir die Kolorationen von Annalisa Leoni, vor allem die goldene Lichtstimmung auf Golatha, ziemlich gut. Das Panel mit Anakin inmitten der vielen toten Klonsoldaten, über denen die Sonne durch die Wolken bricht, fängt sehr schön die gruselig-ruhige und trügerisch harmonische Stimmung nach so einem Massaker ein. Umso bedauerlicher, dass diese Stimmung durch den unangebrachten Humor zunichte gemacht wird.

Fazit

Wirkliche Spannung kommt beim Kampf gegen die Megadroiden weiterhin nicht auf, aber der Humor funktioniert meistens – außer an einer Stelle, an der er unsere Protagonisten leider komplett gefühlskalt wirken lässt. Die Zeichnungen sind, vor allem die Darstellung von Gesichtern, leider eher schwach, auch wenn die Koloration ein wenig wettmacht. Insgesamt sehe ich das Heft auf einem ähnlichen Niveau wie seinen Vorgänger und vergebe wieder zwei Holocrons.

Der Rezensent vergibt 2 von 5 Holocrons!
Bewertung: 2 von 5 Holocrons

Empire #1 – rezensiert von Matthias

Jody Houser erzählt in diesem Heft die Geschichte von Rilo Grenth, einem Techniker in einem nun vom Imperium stark kontrolliertem Familienunternehmen, welches sich darauf spezialisiert hat, Schnittstellen-Systeme zu entwickeln, über die diverse Komponenten miteinander kommunizieren können. Natürlich hat das imperiale Militär einen großen Bedarf an solchen Lösungen und so wird der jüngste Spross nach Endor versetzt, um die notwendigen Tests für die Systemintegration durchzuführen. Für den jungen Mann beginnt eine Reise in eine völlig fremde Welt, in der er sich zwar unbedingt einfügen und auszeichnen will, aber nicht weiß wie, da ihn nichts in seinem bisherigen Leben darauf vorbereitet hat. Und so verfolgen wir ihn über mehrere Situationen bei seinem Versuch sich ein- und anzupassen, was aber einfach nicht gelingen will. Gleich was er macht, ob nun in privater oder in dienstlicher Hinsicht, der gute Wille wird einfach nicht durch Erfolg gekrönt und führt ihn sogar immer wieder in brenzliche Situationen und so vereinsamt er, umgeben von zahllosen Menschen, mit denen er aber nicht so recht kommunizieren kann, immer mehr. Nur mit Droiden und seinen Systemen scheint er sich zu verstehen. Ein typisches Nerd-Schicksal also.   Die Szenen sind von Anfang an sauber herausgearbeitet und inszeniert, so dass man seine innere Entwicklung bei jedem gescheiterten Versuch sehr gut nachvollziehen kann, bis er resigniert und aufgibt und all seine persönliche Motivation aufgibt. Er kann in diesem Setting nur verlieren, denn selbst als es gerade meinte, es geschafft zu haben und diese fremdgebliebene Welt hinter sich lassen zu können, wird er vom imperialen Geheimdienst zur Befragung mitgenommen und nun legt man alles, was geschehen ist gegen ihn aus. Das Ende ist unvermeidbar. Erst zwischen all den anderen Gefangenen erfährt er Gemeinschaft, denn auch sie haben nicht in das imperiale System gepasst und sind mit ihrem Wissen, Können oder Überzeugungen zu oft angeeckt. Etwas, was das Imperium absolut nicht tolerieren kann, denn Zweifel an Sinn und Richtigkeit bestimmter Abläufe sind der erste Schritt das Imperium als Ganzes in Frage zu stellen und damit zur Revolution.

Die Zeichnungen von Jethro Morales sind überwiegend gut gelungen, detailliert und dank der Kolorierung durch Dee Cunniffe auch farblich realistisch getroffen. Die farbliche Hintergrundstimmung ist jeweils sehr gut der Situation angepasst. Woran die Zeichnungen etwas Kranken ist die mangelnde Plastizität, auch durch zumeist fehlende Schatten. Aber insgesamt sind die Panels schon in Ordnung.

Fazit

Auch wenn der Verlauf der Geschichte recht vorhersehbar war, war es doch mal eine interessante Einzelperspektive auf die imperiale Arbeitswelt. Eine nette Geschichte für Zwischendurch, mehr nicht, aber auch nicht weniger..

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Star Wars #35 – rezensiert von Maximilian

Star Wars #35 (07.06.2023)
Star Wars #35 (07.06.2023)

I am not sick, young Master. Your ministrations would, to me, be a form of violence.

Star Wars #35 ist das sechste Heft im Handlungsbogen Star Wars VI: Quests of the Force und trägt den verheißungsvollen Titel In the clutches of Dr. Cuata. Die Geschichte stammt weiterhin aus der Feder von Charles Soule, die Zeichnungen in diesem Heft wurden von Madibek Musabekov angefertigt und Rachelle Rosenberg steuerte die Farben bei.

Im letzten Heft ist Luke auf Christophsis angekommen und wurde prompt von der Fallanassi Gretta „entführt“, die ihn zu einem Experten in Sachen Kyber bringen will. Der Kollege nennt sich Dr. Cuata und scheint auf den ersten Blick ein wenig wirr im Kopf zu sein, doch auf den zweiten Blick stellt sich heraus, dass er bloß ein Wissenschaftler mit leicht bis mittelschwer verschobenem Moralkompass ist. Außerdem arbeitet er schon so lange mit den Kristallen, dass er gelernt hat mit ihnen zu sprechen wie die Jedi es getan haben, ohne dabei jedoch selbst Machtsensitiv zu sein. Außerdem ist er einer der Designer des Todessterns bzw. dessen Superlasers, den das Imperium Zwangsrekrutiert hatte, bevor er abgehauen ist, wie wir in Der Auslöser erfahren haben. Eine ziemlich geniale Idee von Soule, ausgerechnet diesen Faden wieder aufzunehmen.

Und wie es der Zufall so will, hat er eine Aufgabe für Luke, die dieser für die Dienste des Doktors erledigen soll. Es geht um einen roten Kyber Kristall. In den Legends wie im Kanon kommen rote Kyber in der Natur nicht vor. Während sie in den Legends synthetisch hergestellt werden und ihre rote Farbe durch den Hass des Sith bekommen, der sie herstellt, werden sie im aktuellen Kanon durch das sogenannte „bluten“ rot. Ein Vorgang, bei dem ein Sith den Kyber bricht und seinem Willen unterwirft, der aber durch eine Reinigung bzw. Heilung wieder rückgängig gemacht werden kann. In diesem Fall wird der Kristall weiß. Lukes Aufgabe ist es nun einen roten Kyber zu heilen. Dazu taucht er in die Welt des Kristalls ein, welcher sich als Person mit Gefolge vor ihm manifestiert. Dabei kommt es nicht nur zum Gespräch sondern auch zu einer Vision, die wir so ähnlich schon einmal gesehen haben, allerdings aus einer anderen Perspektive. In Vaders Festung, ebenfalls von Soule, erlebt Darth Vader eine Vision, deren Ende darin besteht, dass Luke in sein Reich eindringt und ihn letztlich bezwingen wird. Damals haben wir das ganze aus Vaders Sicht gesehen, dieses Mal sehen wir das ganze aus Lukes Sicht. Diese Parallele ist unfassbar genial gemacht, nicht nur aus erzählerischer Sicht, denn es ist schlichtweg genial, ausgerechnet Vaders schwächsten Moment in dieser Vision erneut zu präsentieren, muss Luke doch nun genau wissen, was zu tun ist, nein auch was das Wirken der Macht angeht! Denn es liegen in-Universe mehrere Jahre zwischen diesen beiden Visionen und trotzdem haben sie sich nicht verändert. Das bietet so unglaublich viel Interpretationsspielraum, insbesondere das letzte Panel in den beiden Versionen, in denen die Farben vertauscht wurden. Vader und Luke wissen nun beide Bescheid und das alles nur dank des Kybers!

Die Manifestation des Kybers als Person hat mich aber zugegebener Weise etwas irritiert.

Im weiteren Verlauf, Luke hat den Kristall vorläufig nicht reinigen können, erhält er noch einen jungen Kyber, durch dessen Verbindung er mit Yoda kommunizieren kann, der ihn ein wenig auf die richtige Bahn zu lenken versucht, dabei aber in meinen Augen ziemlich herablassend ist. Ich weiß nicht, ob das so in-Charakter ist, aber vielleicht ist das auch nur mein eigenes Empfinden. So jedenfalls bekommt der junge Kristall eine grüne Farbe und ich vermute, dass es letztlich der Kristall ist, welcher auch in Episode VI in Lukes Lichtschwert landen wird.

Amüsiert hat mich nebenbei bemerkt noch der Ausdruck Wibbly-Wobbly im Zusammenhang mit Lukes Verbindung zur Macht, Whovians wissen warum.

Zeichnerisch trifft #35 genau meinen Geschmack. Sowohl von den Grafiken als auch den Farben her. Neben der Vision, die Stilistisch exakt wie damals gehalten ist, leuchtet Christophsis richtig und die Charaktere fügen sich wunderbar ein. Einige Gesichter hätten allerdings besser aussehen können. Gretta hat die Eigenschaft bekommen, in jedem ihrer Panels hervorzustechen, aber ich kann nicht ganz erklären warum. Eventuell ist ihre Farbsättigung höher, oder es liegt an den grünen Haaren, jedenfalls ist sie stark präsent. Ich denke, das lässt sich gut mit ihrem Fallanassi Hintergrund in Verbindung bringen.

In the clutches of Dr. Cuata begeistert mich sehr und ich habe aus dem Team schon gehört, dass es auch anderen so geht. Ich bin gespannt, wie es weiter geht, schafft Luke es noch den roten Kristall zu heilen? Werden wir die Frau des Kybers wiedersehen? So sieht jedenfalls die weitere Planung aus:


Yoda ist wieder am 5. Juni in Yoda #9: Size Matters Not, Part 3 im Einsatz. Star Wars #36 allerdings erst am 5. Juli und das nächste Jubiläums-Sonderheft, Return of the Jedi: The Rebellion #1 am 19. Juli. Am nächsten Marvel-Mittwoch warten dann Darth Vader #35 und Sana Starros #5: Family Matters, Part 5 auf euch.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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