Ich bin Ewigkeit!
Ewigkeit
Es ist schon einige Zeit her, da erschien der Sonderband Doktor Aphra IV: Crimson Reign – Ewigkeit bei Panini. Diese Rezension entsteht auf dem Weg zur Celebration nach London und so könnt ihr euch denken, wie weit ich mal wieder hinterherhinke. Die Geschichte stammt aus der Feder von Alyssa Wong, die Zeichnungen wurden von Minkyu Jung angefertigt und die Farben steuerte Rachelle Rosenberg bei, die zurzeit offenbar überall ihre Finger im Spiel hat.
Die gute Chelli Aphra und ihre Freundin Sana Starros befinden sich weiterhin im Dienste von Domina Tagge, der aktuellen Leiterin des Tagge-Konzerns, einem der mächtigsten Verbündeten des Imperiums, aus dessen Reihen schon Admiräle hervorgingen! Beim letzten Mal wurden die Elektro-Tattoos der Doktorin leider durch ein altes Ascendant-Artefakt zerstört, doch für eine so reiche Gesellschaft wie die Tagges, ist es natürlich nicht allzu verwunderlich, dass sie die Tattoos umgehend reparieren und sogar gegen Aphras Willen upgraden. Doch das hat natürlich seinen Preis. Während Domina und ihr „wiederauferstandener“ Neffe Ronen (das ist der, der vor einigen Bänden quasi explodiert ist) die Spitzel von Crimson Dawn in ihrer Organisation jagen, sollen Aphra und Sana weitere Artefakte der Ascendants finden. Dieses Mal erfahren wir auch mehr über diese Gruppe. Wie auch die Kanon-Version von General Grievous waren die Ascendants neidisch auf die Jedi und die Sith und wollten die Macht ebenfalls nutzen lernen. Anders als Grievous, entwickelten sie jedoch fortschrittlichste Technologie, die fast schon wie Magie wirkt und der Macht schon ziemlich nahe kommt. Diese Technologie wollen die Tagges natürlich für sich nutzen und gewinnbringende Produkte daraus entwickeln.
Bei ihrer Suche treffen Sana und Aphra unglaublich schnell auf eine weitere Person, die nach den Ascendants und deren Altären sucht: Kho Phon Farrus. Kho ist eine alte Bekanntschaft von der Uni und besessen von den Mythen der Ascendants und der Macht, die dahinter steht. Diese Besessenheit treibt Kho zu noch drastischeren Taten als Aphra, die auch Personenopfer fordern. Und das in hoher Anzahl. So entwickelt sich ein regelrechtes Wettrennen, welches an einer unerwarteten Stelle ein jähes Ende findet und von dessen Ende keiner der Beteiligten begeistert ist. Außer… die Ewigkeit.
Ewigkeit ist einer der eher wirren Aphra-Comics. Während Aphra und Sana mit ihrer gewohnt dreisten und flapsigen Art und dem trockenen Humor absolut für Unterhaltung sorgen, ist Kho mir wesentlich zu… extremistisch. Und das färbt leider ein wenig auf Aphra ab, die natürlich das unfreiwillige und gefährliche Wettrennen gewinnen will.
Auch die Wendung, dass eine ehemalige Professorin sich plötzlich an der Suche beteiligt bzw. diese schon fast abgeschlossen hat, finde ich nicht unbedingt glaubwürdig, es kam bei mir schon ein dezentes Ex-Machina-Gefühl auf, weil man die Story dann doch noch innerhalb der Zeit zu Ende führen wollte, ohne großartig neue Charaktere über längere Zeit vorzustellen.
Positiv fällt auf, dass mit Kho ein nicht-binärer Charakter in die ohnehin schon sehr diverse Aphra-Reihe eingeführt wurde. Über die Art und Weise der Übersetzung lässt sich hier aber mit Sicherheit streiten. Panini hat sich jedenfalls für die xier-Pronomen-Variante entschieden, die in meinen Augen schwierig zu lesen ist, wenn man sie mit der englischen Version der they-Pronomen vergleicht.
Die Geschichte endet mit einem Cliffhanger, bei dem ich mich frage, wie Aphra sich denn dieses Mal aus den Fängen des Bösen befreien möchte, und ich bin gespannt auf’s nächste Mal.
Die Zeichnungen sind wie gewohnt auf einem extrem hohen Niveau und man kann der Handlung von daher super folgen. Die Charaktere stehen größtenteils im Vordergrund und Jung hat es gut hinbekommen, die Emotionen an den Betrachter zu überbringen, ohne die Charaktere Manga-mäßig zu überzeichnen.
Farblich ist der Band in den weitesten Teilen eher in kalten Farben gehalten, Ausnahmen sind hier die Räumlichkeiten von Domina, in denen Aphra und Sana eher fehl am Platz wirken, und Kho. Hier wurden so strahlende Farben und schrille Frisuren genutzt, dass Kho in jedem einzelnen Panel, in denen Kho enthalten ist, auffällt wie ein Paradiesvogel.
Alles in allem kann ich drei Holocrons vergeben. Obwohl super gezeichnet, konnte die Story für mich ein gutes „solide“ nicht übertreffen und sie ist auch noch nicht abgeschlossen, sodass wir auf ein Ende noch einmal warten müssen. Das ist mir ehrlicherweise ein wenig zu dürftig, um mehr Holocrons vergeben zu können.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!