Nicht nur das Spiel Star Wars Jedi: Survivor wurde diese Woche mit Star Wars Jedi: Battle Scars um einen Tie-in-Roman zum Spiel erweitert, sondern auch das demnächst erscheinende Arcade-Spiel Star Wars Hunters. Star Wars Hunters: Battle for the Arena wurde von Mark Oshiro geschrieben, der bislang im Star Wars-Universum erst mit einer Kurzgeschichte in der Kurzgeschichten-Sammlung From a Certain Point of View: The Empire Strikes Back in Erscheinung getreten ist. Das Cover und die im Buch enthaltenen Illustrationen stammen von Andie Tong, dessen letztes Werk für Star Wars schon rund fünf Jahre zurückliegt. Damals illustrierte er The Mighty Chewbacca in the Forest of Fear!. Wobei er sich hier natürlich weitgehend an die Vorgaben der Spiel-Designer halten musste.
Im Zentrum der nach Episode VI spielenden Geschichte steht die 21-jährige Rieve, eine jener am Ende immer mehr oder minder auf sich allein gestellten Vollwaisen aus Coronet auf Corellia, die in ihrem bisherigen, noch jungen Leben auf ihrem Heimatplaneten, aber auch Orten wie Nar Shadaa schon einiges gesehen und mitgemacht hat. Aus einer Einzelgängerin wurde sie so fast zwangsläufig zu einer Einzelkämpferin. Was ein wenig mit dem kollidiert, was sie sich als ihr neuestes Lebensziel ausgesucht hat, einem Job als Mitglied der Hunters of the Outer Rim, einer wilden Mischung von Kämpfer-Persönlichkeiten, die in täglich variierenden Zusammensetzungen mit- und gegeneinander in den Arenen auf Vespaara antreten. Teamplay und das damit verbundene Vertrauen und Achten der anderen Teammitglieder muss Rieve erst noch lernen, teilweise in harten Lektionen.
I don’t even know what a Padawan is, but I’m definitely not that.
Rieve zu J-3DI
Die Figur, ihre Geschichte und die Umgebung entsprechen natürlich genau dem Archetyp eines abenteuerlustigen Helden, in den sich die Zielgruppe dieses Romans, nur allzu gerne hineinversetzt. Endlich seine eigene Rolle im Leben finden, den anderen zeigen, was in einem steckt, und sich von nichts und niemandem von der Verwirklichung der eigenen Träume abbringen lassen, um am Ende als großer Held dazustehen und viel Anerkennung zu ernten. Ein gesteigerter Bedarf an Kaffee und lauter Musik sowie eine Aversion gegen frühmorgendliche Termine steigern das Identifikationspotential noch zusätzlich.
Dass Rieve dabei eine weibliche Heldin ist, tut dem, entgegen dem vorauseilendem Geheule an einigen Stellen im Fandom, absolut keinen Abbruch. Im Gegenteil, es wird sehr klar, dass es bei gleichen Zielen, Wünschen und Problemen eben nicht auf das Geschlecht ankommt, sondern auf das, was in der Person steckt. Der Roman kann also völlig bedenkenlos auch von pubertierenden Jungs gelesen werden, ohne dass diese in eine Identitätskrise stürzen werden. Das Geschlecht dieser Figur spielt keine wirkliche Rolle, denn die Probleme, mit denen Rieve im Laufe der Geschichte ringen muss, sind universal für Jugendliche, die sich ihre Stellung im Leben zu erarbeiten bzw. erkämpfen beginnen und dabei – entgegen ihrer vorgeblich harten Schale – auch mit einigen inneren Zweifeln und Sorgen zu kämpfen haben und die Wut, die daraus entsteht, von destruktiv zu produktiv umwandeln müssen. Ein Umstand, mit dem die machtbegabte Rieve besonders zu kämpfen hat, da ihre „Kämpferfigur“ die eines Sith-Lords ist und ihr ärgster Widersacher in der Arena ein auf Jedi getrimmter Droide namens J-3DI ist. Aber auch sonst findet sie schnell einige Personen, an denen sie sich reiben kann und die ihre aus unverarbeiteten Traumata herrührenden Gefühle, ihre massiven Selbstzweifel und ihre Wut in Wallung bringen. So baut sie sich selbst einige hohe Hürden fürs weitere Leben auf. Und natürlich werden ihre bewegte Kindheit und einige der Dinge, die sie zuvor hat tun müssen, sie einholen und vor weitere Herausforderungen stellen.
Diese Coming-of-Age-Geschichte wird dabei recht geschickt mit einer äußeren Rahmenhandlung verwoben, die quasi eine Gebrauchsanweisung für das Spiel darstellt und dem spielenden Leser einiges an Hintergrundwissen über die Figuren, ihre Besonderheiten, die Entstehung der Arenen, die unterschiedlichen Missionstypen und so weiter mitliefert. Daraus entsteht eine recht dichte, natürlich actionreiche und schnell zu lesende Geschichte, der auch eine Portion Humor nicht fremd ist. Ich musste jedenfalls über all die „Verhunzungen“ von Jedi-Weisheiten durch die Akteure, die Jedi (und Sith) nur vom entfernten Hörensagen kennen und daher bei deren Sprüchen nicht so ganz sattelfest sind, immer breit grinsen.
Da das Spiel noch nicht erschienen ist, ist es etwas schwierig zu sagen, wie weit sich das Spiel mit dem Roman überschneidet. Vermutlich ist es einfach die Vorgeschichte. Der Roman kann zwar für sich alleine stehen, aber es hilft fürs Verstehen ungemein, wenn man sich zuvor die Trailer und weiteren Hintergrund-Materialien bzw. das Spiel anschaut, da im Roman gar nicht so viel Platz ist, all die Kulissen und Figuren so detailliert zu beschreiben. Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte.
Meine Meinung zu diesem Roman ist etwas gemischt. Einerseits finde ich den Ton und die anfängliche Ausgestaltung der Figur recht gelungen, auch im Hinblick auf die massiven Selbstzweifel und Orientierungslosigkeit, die sich aus Rieves Einzelgängertum und ihren Erlebnissen ergeben, aber dann münden diese plötzlich und ohne erkennbare Arbeit am ursächlichen Problem in einer viel zu einfachen und so nicht nachvollziehbaren Auflösung. Die völlig übertriebenen Superfähigkeiten, die Rieve im letzten Teil aus dem Nichts zufallen, und die Leichtigkeit, mit der dann all ihre Wünsche derart perfekt in Erfüllung gehen, haben mich massiv gestört. Ich habe nichts dagegen, dass es ein Happy End gibt und das solche Dinge in einem Jugendroman auch ohne den üblichen Tiefgang und die Komplexität des Lebens abgehen können, aber das war hier doch etwas zu viel. Die letzten zwanzig Prozent des Romans haben es mir echt verdorben. Insofern würde ich nur eine bedingte Leseempfehlung abgeben.
Mit dem Buch können am ehesten am Spiel interessierte Jugendliche etwas anfangen. Ob die Figuren oder Begebenheiten dieses Romans für das weitere Star Wars-Universum irgendwelche Bedeutung erlangen, kann man noch nicht sagen, aber ich halte es für möglich, denn auch aus dem Handy-Spiel Uprising sind mittlerweile einige Ereignisse und Figuren in andere Geschichten eingeflossen. Trotzdem würde ich es nicht als Pflichtlektüre ansehen, diese Informationen kann man sich ggf. an geeigneter Stelle anlesen.
Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt, dass der Roman auch als Hörbuch mit einer Laufzeit von 5 Stunden 44 Minuten erschienen ist. Gesprochen wird es von Arina Li. Die Umsetzung als reines Hörbuch sehe ich ein wenig als vergebene Chance an, denn ein Hörspiel mit den Stimmen der Figuren aus dem Spiel, den Geräuschen der verschiedenen Waffen und der jeweiligen Atmosphäre und Klangkulisse der verschiedenen Arenen hätte bestimmt einen starken Effekt gehabt. So bleibt es bei einer Lesung mit etwas Atmosphäre und Hintergrundgeräuschen.
Und für die deutschen Leser gibt es noch eine gute Nachricht zum Schluss: Die deutsche Übersetzung, Star Wars: Hunters: Kampf um die Arena, wird schon am 28. März erscheinen.
Ich bin erst zu knapp 60% durch aber so weit ist das Buch eine sehr zähe Angelegenheit.
Ich denke, dass man von einem Buch, das auf einem generischen (?) Mobile Game basiert, sowieso nicht viel erwarten sollte aber tendenziell bin ich trotzdem sogar eher noch unterwältigt…