Rezension: Star Wars Rebels, Band 3

Das ist… die schwarze Verzweiflung. Rebellen… für euch gibt es keine Zukunft.

Agent Kallus

Mit dem am 22. November 2022 erschienenen dritten Band findet die Manga-Reihe zu Star Wars Rebels bei Panini ihren Abschluss. Dienten im ersten Band noch der Pilotfilm und im zweiten Band drei Episoden der ersten Staffel als Vorlage, sind es nun sogar vier Folgen auf 180 Seiten. Den Anfang macht die nahtlos an Band 2 anschließende Folge „Der Weg des Jedi“, in der Ezra als nächsten Schritt seiner Ausbildung mit seinem Meister Kanan den verborgenen Jedi-Tempel auf Lothal besucht. Anschließend überspringt der Manga wieder zwei Episoden und kommt direkt zum dreiteiligen Staffelfinale um den Besuch von Großmoff Tarkin auf Lothal. Die Folgen „Aufruf zum Widerstand“, „Die Rettungsmission“ und „Galaxis in Flammen“ rahmen in ihrer Wahl die erste Staffel wieder ein und schließen so die Adaption ab.

In Hinblick auf die nun komplett vorliegende Adaption fällt auf, dass Mitsuru Aoki zumindest bei seinen Zeichnungen nicht mit für die Serie wichtigen Details gespart hat. Insbesondere Anspielungen auf die Zukunft und den größeren Kontext innerhalb der Star Wars-Galaxis wollte er sich in der Kürze der Kapitel scheinbar nicht entgehen lassen. Zum Beispiel deutet das Innere des Jedi-Tempels ganz wunderbar die Enthüllungen an, die erst in Staffel 4 der Animationsserie Thema werden. Im Gegensatz zu dieser wird in den drei Bänden für wenige Panels sogar immer wieder kurz zu den heranwachsenden Skywalker-Zwillingen oder Obi-Wan Kenobi gesprungen, um das Geschehen im Kontext der Saga zu verorten und ihm Bedeutung zu verleihen. Am Ende des Manga gibt es sogar einen Zeitsprung um mehrere Jahre, der neue Figuren und veränderte Looks aus Staffel 3 und 4 der Serie anteast.

Ebenso sticht die Detailverliebtheit gegenüber dem Kanon in Band 3 besonders positiv hervor. Wenn zum Beispiel Tarkin das erste Mal auftritt, sind in der Bildkomposition hinter ihm nicht nur imperiale Sternzerstörer zu sehen, sondern auch sein ganz persönliches Schiff, die Aasdorn. Diese kennen wir hauptsächlich aus dem frühen Kanon-Roman Tarkin und in den Poe Dameron-Comics flog sie prominent über die Seiten. Weitere tolle „Cameos“ in den üblichen Collagen findet man am Anfang des Bandes, wenn Kanan über Jedi-Ritter und Lichtschwerter nachdenkt und infolge dessen ein Sammelsurium bekannter Jedi der Prequel-Ära zu sehen ist. Besonders überrascht wurde ich dabei von Jaro Tapal aus Jedi: Fallen Order, das erst nach dem Ende der Serienvorlage erschien. Durch solche kleinen Gesten wird im Manga der aktuelle Stand des Kanons respektiert und so trotz des speziellen Mediums in die größere Galaxis eingebettet.

Aber zurück zur eigentlichen Handlung. Wie bereits zu Band 2 vermutet, steht der Großinquisitor als Antagonist im Zentrum, wogegen Agent Kallus als zweiter Gegenspieler der ersten Staffel vollkommen in den Hintergrund gedrängt wird. Man kommt nicht umhin, zu bemerken, dass Aokis Fokus insgesamt auf einigen wenigen Charakteren liegt. Selbst der Großteil der Ghost-Crew bleibt über weite Strecken Statisterie. Durch die storybedingte Abwesenheit Kanans von der Ghost bekommen im Finale allerdings Zeb, Chopper und Sabine endlich etwas mehr Profil als noch in den ersten beiden Bänden. Dass die Dialoge, die sie führen, weiterhin vom Autoren der Adaption stammen, statt direkt aus der Serie, fällt auch hier wieder auf, als sei es ein Running Gag. So wirken die Spectres mehr wie alternative Manga-Versionen ihrer selbst und weniger wie die bekannten Charaktere.

Generell schafft es der Band aber nicht, die in den Vorgängern etablierten Schwächen und Einbußen auszugleichen. Aufgrund des sehr straffen Fokus auf wesentliche Handlungselemente, kommt mir Band 3 trotz der größeren Anzahl der enthaltenen Folgen zwar weniger gekürzt und löchrig vor als noch Band 2, nichtsdestotrotz bleibt das Flickwerk an „Best ofs“ der Serie. Der Gipfel dieses Eindrucks wird erreicht, als die übersprungene Folge „Ein unfairer Deal“ referenziert wird – ironischerweise in einer der zusätzlichen Dialogzeile! Selbst die Panini-Redaktion schreitet ein und weist darauf hin.

Es bleibt also insgesamt die Frage, für wen dieser Manga in seiner Konzeption primär gedacht war. Um eine Alternative zum Schauen der Star Wars Rebels zu sein? Dafür ist er zu löchrig und vor allem nun zu schnell beendet. Um Fans der Serie in ein neues Medium zu entführen? Dafür bietet er zu wenig Mehrwert. Um Lust auf die Serie zu machen? Dafür erschien er etwas zu spät. Ich habe eher den Eindruck, er ist nichts weniger als eine Liebeserklärung an die Serie mit dem besonderen Hervorheben der fernöstlichen Elemente, die seit jeher Star Wars beeinflusst haben. Nicht mehr und auch nicht weniger. Der neue Blick auf das Finale von Staffel 1 überzeugte mich aber insbesondere auf den letzten Seiten noch. Insofern finde ich es nun doch ein wenig schade, dass die Manga-Reihe nicht langlebiger sein und auch Staffel 2-4 verkürzt abdecken durfte. Da dies aber auch nicht mehr der Fall ist, werde auch ich das ganze Projekt so oder so schnell wieder vergessen haben. Man kann man die Zeit und das Papier für geeignetere Geschichten aufwenden, ohne dass man etwas vermissen sollte.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

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